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Seit April hatte die zuvor zwei Jahre drastisch gefallene Aktie des französischen Luxusgüter-Konzerns Kering massiv aufgeholt. So sehr, dass man fürchten könnte, dass die Übertreibung nach unten in eine nach oben übergeht. Ob das gutgeht, könnte sich genau jetzt herausstellen.
Es war keine erfreuliche Nachricht, die gestern in den Nachrichtentickern auftauchte: Die EU-Kommission hat Kering zu einer Strafzahlung von knapp 120 Millionen Euro verurteilt, weil der Konzern Einzelhändler bei Produkten der Hauptmarke Gucci genötigt hatte, die von Kering im eigenen Direktvertrieb aufgerufenen Preise zu verlangen. Das sei eine unzulässige Einschränkung gewesen, so die EU, jetzt kommt dafür die Quittung. Das dürfte mit entscheidend für die Abgaben am gestrigen Dienstag gewesen sein. Aber es ist keineswegs etwas, das die Lage auf den Kopf stellen würde.
Denn knapp 120 Millionen Euro sind zwar kein Pappenstiel, wenn man sich ansieht, dass der operative Gewinn im ersten Halbjahr bei 969 Millionen Euro lag, 39 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums, und netto dann nur noch 523 Millionen übrig blieben. Aber hier geht es um einen Fall, der bekannt war, dieses Preisdiktat ging auf die Zeit von 2023 zurück und wurde seither geprüft; es wurde eben erst jetzt über die Höhe der Strafzahlung entschieden. Das ist also nichts Neues, daher waren Kering und wohl auch viele Investoren darauf vorbereitet.
Wenn die Super-Rallye, die den Kurs zwischen dem 7. April und dem 10. Oktober in der Spitze um 115 Prozent nach oben katapultiert hatte, kippen sollte, dann nicht deswegen. Sondern weil die Hoffnung, dass die Nachfrage nach Luxus jetzt wieder gestiegen ist und Kerings Achillesferse, die Hauptmarke Gucci, wieder Fahrt aufnimmt, nicht so erfüllt werden, wie das mit dieser Kaufwelle im Voraus eingepreist wurde.
Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Kering Aktie finden Sie hier.
Expertenmeinung: Denn für den jetzt erreichten Kurslevel müssten die anstehenden Zahlen schon absolut überzeugen. Richtig ist zwar, dass einige Analysten zuletzt die Rallye mit hochgesetzten Kurszielen befeuert haben, hier ebenso wie beim Branchenkollegen LVMH. Aber auch sie können nur annehmen, dass Umsatz und Gewinn wieder deutlich besser laufen, Zahlen dazu gibt es noch nicht. Da kommt erst Ende des Monats der Zwischenbericht zum dritten Quartal. Der deswegen nur ein Zwischenbericht ist, weil Kering dann, wie alle französischen Unternehmen, nur die Umsatzentwicklung meldet. Vollständige Ergebnisse kommen erst im Januar zum kompletten zweiten Halbjahr.
Man ist also auf diesem Kurslevel auf einer schmalen Hoffnungs-Schiene unterwegs. Auf Basis der derzeitigen, durchschnittlichen 2025er-Gewinnschätzung der Analysten liegt das Kurs-/Gewinn-Verhältnis der Aktie bei 50 – das ist deutlich zu hoch. Nur 6 von 22 Analysten stufen Kering momentan mit „Kaufen“ ein. Und das durchschnittliche Kursziel liegt bei 252 Euro, weit unter dem aktuellen Kurs, obwohl der schon ein wenig vom Rallye-Hoch zurückgesetzt hat.
Da darf also für die Bullen jetzt nichts schiefgehen. Wobei es zwar möglich ist, dass die Quartalsergebnisse, die in Kürze kommen dürften, auch aus charttechnischer Sicht dann den Weg vorgeben, aber ob die Trader so lange die Füße stillhalten, ist zumindest offen. Denn die charttechnische Nagelprobe läuft bereits.
Wir sehen im Chart, dass die Kering-Aktie in eine zwischen 283 und 299 Euro liegende Unterstützungszone zurückgesetzt hat, die sich aus mehreren Wendemarken vom Sommer 2024 und dem ersten Quartal 2025 zusammensetzt. Sollte der Kurs da durchgehen, wäre eine wirklich markante Auffanglinie erst einmal nicht greifbar. Ein Risiko, das das bullische Lager natürlich gar nicht erst entstehen lassen will.

Sollte Kering in dieser Zone wieder dynamisch nach oben drehen, hätte man die Chance, den Schwung, der sich aus dem Momentum der Aufwärtsbewegung zusammen mit den wachsenden Hoffnungen auf eine Belebung des Geschäfts zusammensetzt, zu konservieren und neue Jahreshochs anzulaufen. Aber eben nur, wenn es nicht entweder schon vorher durch diese Unterstützungszone nach unten geht oder die Quartalszahlen nicht gut genug ausfallen. Das sind zwei Damoklesschwerter, die man, sofern man hier aktiv ist, in jedem Fall im Hinterkopf haben sollte. Interessant dazu:
LVMH hat seine Quartalsumsätze am Dienstag nach Handelsende gemeldet. Das Ergebnis war besser als erwartet, aber keineswegs grandios, trotzdem zog die Aktie im abendlichen, außerbörslichen Handel an. Das kann Kering mitziehen … falls LVMH die abendlichen Kursgewinne heute halten kann, dazu mehr morgen in einer Analyse zu LVMH.
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