Die HelloFresh-Aktie hatte gerade eine wichtige Widerstandszone überwunden und kämpfte sich weiter voran, als der Kurs Ende Mai auf einmal abdrehte und zuletzt beschleunigt fiel. Basis scheint eine Personalie zu sein … aber auf den ersten Blick ist daran nichts dramatisch.
Der Finanzvorstand des Unternehmens (kurz CFO für „Chief Financial Officer“) will den Kochboxen- und Fertiggerichte-Hersteller bis spätestens Ende des Jahres verlassen. Die Suche nach einem Nachfolger sei bereits weit fortgeschritten, erklärte HelloFresh. Diese Meldung führte vor einer Woche zu einem kräftigen Kursrutsch, der an den Folgetagen weitere Abgaben nach sich zog.

Dadurch wurde aus einer moderaten Konsolidierung ein bärisches Signal, ausgelöst durch den Bruch der gerade erst zurückeroberten und jetzt doch wieder zum Widerstand gewordenen, die 200-Tage-Linie einschließenden Zone 9,88/10,12 Euro. Ein Abwärtssignal das, sollte jetzt noch die eher leichte Supportlinie bei 9,27 Euro fallen, den Bereich 7,40/7,80 Euro als nächstes Kursziel hätte. Aber was ist an dieser Personalie denn so dramatisch, dass die Aktie am Tag ihrer Bekanntgabe, dem 3. Juni, in der Spitze um 9,5 Prozent fiel und die Käufer seither nicht mehr auftauchen?
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Expertenmeinung: An klaren Fakten festmachen kann man das nicht, weil man die nicht hat. Der CFO Christian Gärtner ist seit zehn Jahren beim Unternehmen, also noch vor dem Börsendebüt 2017. Die offizielle Begründung des Ausscheidens ist, dass sich Gärtner neuen beruflichen Herausforderungen stellen wolle. Aber wenn der Finanzchef in einer Phase geht, in der man bei HelloFresh dabei ist, die Strategie umzugestalten, weil man mit den Kochboxen alleine nicht weiterkam, stellen sich Anleger Fragen.
Könnte es vielleicht sein, dass der CFO den neuen Kurs nicht mittragen will, weil er ihn für nicht zielführend hält? Ein Kurs, bei dem man sich nach dem Aufbau eines zweiten Standbeins mit Fertiggerichten jetzt einen Sparkurs verordnet hat, zugleich aber weiter eigene Aktien zurückkauft? Oder geht er, weil Druck auf ihn ausgeübt wurde, weil es bislang nicht gelang, den Umsatzrückgang zu stoppen? Man weiß es nicht.
Was indes gegen Vermutungen in Richtung „Drama“ spricht, ist, dass der CFO nicht Hals über Kopf den Schreibtisch räumt, sondern „spätestens im vierten Quartal“ gehen will, und HelloFresh damit auch Zeit hat, die Nachfolge einigermaßen in Ruhe zu regeln. Ist das also nur ein Sturm im Wasserglas? Wie gesagt: Man weiß es nicht, in dieser Hinsicht tappen die Trader derzeit im Dunkeln.
Was ohne diese Personalie bleibt, ist ein Unternehmen, das sich versucht, anders und besser aufzustellen, und bei dem man nicht weiß, ob diese Maßnahmen am Ende wirklich das bringen, was sich bullische Anleger erhoffen müssten: Solide Perspektiven für Umsatz und Gewinn. Solange das offen ist, wäre die Aktie am besten rein charttechnisch zu handeln. Was hieße:
Gelingt es, diese wichtige Zone 9,88/10,12 Euro erneut zu überbieten, hätten die Bullen zumindest wieder etwas Wasser unter dem Kiel. Aber wirklich raus aus dem Sumpf wäre man erst, wenn das jüngste Hoch bei 11,13 Euro bezwungen wäre und dadurch Spielraum an die vorherigen Hochs vom Dezember und Februar bei 13,49 und 13,92 Euro entstehen würde. Aktuell ist das aber noch Wunschdenken. Unterhalb 9,88/10,12 Euro bleiben die Chancen auf der Unterseite größer … und in einer solchen Gemengelage hilft emotionslos am Chartbild angelehntes Trading definitiv weiter als das Raten über die Hintergründe des CFO-Abgangs.
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