First Solar hat die Erwartungen wieder verfehlt und die Prognose gesenkt. Jetzt die Reißleine ziehen? Oder sogar kaufen?
Auf diesem Fundament ruht die Rallye
First Solar hat in den vergangenen Jahren von der zunehmenden protektionistischen Politik in den USA profitiert. Insbesondere die Erhöhung von Importzöllen auf chinesische Solarzellen hat die Position des Unternehmens gestärkt.
Hinzu kamen massive Steuerentlastungen für Unternehmen, die Produktionskapazitäten und Jobs in den USA schaffen.
Diese beiden Faktoren haben maßgeblich dazu beigetragen, dass der Gewinn von First Solar regelrecht durch die Decke gegangen ist.
Die Importzölle haben zu einer Verteuerung von Solarmodulen geführt. Für den Verbraucher ist das eine schlechte Nachricht, für First Solar jedoch eine gute, denn dadurch ist das Unternehmen wettbewerbsfähiger und profitabler geworden.
Darüber hinaus hat das die Auftragsbücher des Unternehmens prall gefüllt. Da gleichzeitig Steuererleichterungen für den Aufbau neuer Produktionsstätten gewährt wurden, hatte First Solar plötzlich auch das Kapital zur Expansion.
Das hat dazu geführt, dass der Gewinn des Unternehmens 2023 auf einen Rekordwert von 7,74 USD je Aktie gestiegen ist. Im Folgejahr kam es zu einem erneuten Gewinnsprung um 55 % auf 12,02 USD je Aktie.
Daher hatte ich in dieser Zeit zigfach auf die Aktie hingewiesen, zuletzt im August bei einem Kurs von 185,60 USD.
Worauf Sie sich wirklich konzentrieren sollten
Seitdem ist der Kurs erheblich gestiegen. Daher stellt sich die Frage, ob langsam das Ende der Fahnenstange erreicht sein könnte. Oder geht die Rallye unvermindert weiter?
Denn trotz der gewaltigen Fortschritte in den letzten Jahren läuft es bei First Solar alles andere als optimal. Die Erweiterung der Produktionskapazitäten läuft langsamer als anfänglich geplant.
Daher musste das Unternehmen zwischenzeitlich die Prognose kappen. Das führte im März dieses Jahres zu einer regelrechten Panik, zeitweise lag der Kurs bei 120 USD.
Der eine oder andere wird sich vielleicht noch daran erinnern, dass ich damals von einem Verkauf abgeraten hatte, da die forward P/E zu diesem Zeitpunkt nur noch bei etwa 10 lag – trotz der gekappten Prognose.
Seitdem hat sich der Kurs fast verdoppelt. Wie so oft hat sich herausgestellt, dass die Panik überzogen war.
Geht es mit den Kursen abwärts, konzentriert sich die Börse nur noch auf die negativen Aspekte einer Geschichte. Ist die Rallye in vollem Gange, liegt der Fokus nur noch auf den bullischen Argumenten.
Ende der Fahnenstange?
Wer an der Börse erfolgreich sein will, muss natürlich genau das Gegenteil tun.
Die Aufgabe, vor der wir aktuell stehen, ist also klar. Was spricht aktuell gegen die Aktie? Wie wahrscheinlich ist eine Fortsetzung der Rallye?
Eine Sache ist jedenfalls sicher: Das Chance-Risiko-Verhältnis ist heute wesentlich schlechter als vor wenigen Monaten bei 120 USD.
Selbst wenn man sich im Bullenlager befindet und investiert ist, muss man zugeben, dass es besser laufen könnte.
First Solar hat nach wie vor Probleme, die Kapazitäten hochzufahren. Das ist aus Anlegersicht besonders frustrierend, denn die Nachfrage ist eindeutig vorhanden.
Am 30. Oktober hat First Solar Quartalszahlen und einen neuen Ausblick vorgelegt – beides spricht eine klare Sprache.
Prognose gekappt – halb so wild?
Der Gewinn lag mit 4,24 USD je Aktie unter den Erwartungen von 4,32 USD. Mit einem Umsatz von 1,59 Mrd. USD wurden die Analystenschätzungen von 1,60 Mrd. USD knapp verfehlt.
Auf Jahressicht entspricht das allerdings einem Umsatzsprung von 80 % und einem Gewinnsprung um 46 %.
Darüber hinaus hat First Solar Rekordaufträge mit einem Gesamtvolumen von 5,3 Gigawatt erhalten. Der Auftragsbestand ist dadurch auf 53,7 Gigawatt gestiegen, was einem Gesamtwert von 16,4 Mrd. USD und etwa dem Dreifachen der diesjährigen Produktion entspricht.
An der Auftragslage scheitert die Geschichte also definitiv nicht. Trotzdem musste das Unternehmen die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr von 4,90 – 5,70 auf 4,95 – 5,20 Mrd. USD senken.
Beim Ergebnis hat man von 13,50 – 16,50 auf 14,00 – 15,00 USD zurückgerudert.
Das Kernproblem sind nach wie vor die Produktionszahlen. Die Prognose für den Absatz wurde von 16,7 – 19,3 auf 16,7 – 17,4 Gigawatt gesenkt.
Ausblick und Bewertung
Je nach Sichtweise ist das Glas halb voll oder halb leer, aber eins sollten die Bären nicht vergessen: Die bisherigen Ziele werden zwar nicht erreicht, das ändert aber nichts daran, dass Umsatz und Gewinn mit erheblichem Tempo steigen.
Im Mittel entspricht der neue Ausblick einem Gewinnsprung von 21 % auf 14,50 USD je Aktie.
First Solar kommt demnach auf eine forward P/E von 16,1. In Anbetracht der vollen Auftragsbücher, der Wachstumsraten und aller anderer Informationen ist das vertretbar. Langjährig pendelt die P/E um einen Wert von 20,5.
Hinzu kommt der Umstand, dass im kommenden Jahr eine zunehmende Dynamik zu erwarten ist. Die neuen Produktionslinien gehen zwar später in Betrieb, aber sie gehen in Betrieb.
Persönlich bin ich nicht ganz so optimistisch wie die Prognostiker, denn die sehen für 2026 einen Gewinnsprung um 55 % auf 23 USD je Aktie vor – doch das ist auch nicht notwendig.
Wenn wir davon ausgehen, dass das Ergebnis 2026 „nur“ auf 20 USD steigt, dann liegt die forward P/E (2026) knapp unter 12. Größere Rücksetzer könnten sich daher als Gelegenheit herausstellen.

Fällt die Aktie jetzt unter 225 USD, muss mit weiteren Kursverlusten in Richtung 210 oder 190 USD gerechnet werden.
Gelingt hingegen ein Anstieg über 245 USD, ist eine Fortsetzung der Rallye bis 259 USD wahrscheinlich. Darüber rücken Kursziele bei 278 – 300 USD in den Fokus.
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