Als Reaktion auf die am Donnerstag vorgelegten Neun-Monats-Zahlen sackte die Carl Zeiss Meditec-Aktie zeitweise über 14 Prozent durch, bevor sie mit immer noch drastischen -9,52 Prozent aus dem Handel ging. Was war an den Zahlen so fatal?
Sie waren zumindest nicht das, was sich diejenigen erhofft haben dürften, die im Zuge der jüngsten Abwärtsbewegung seit Juni ins fallende Kurs-Messer gegriffen hatten. Wenn man den Umsatz um Akquisitionen und Währungsschwankungen bereinigt, legte der in den ersten drei Quartalen des hier am 30.9. endenden Geschäftsjahres zum Vorjahreszeitraum nur um 0,9 Prozent zu. Das ist mager. Und der operative Gewinn legte, um Sonderfaktoren bereinigt, zwar gut 17 Prozent zu. Aber netto nicht, der Gewinn pro Aktie lag unbereinigt 22,8, bereinigt um 8,3 Prozent unter dem der ersten drei Quartale des Geschäftsjahres 2023/2024.
Zwar hielt Carl Zeiss Meditec an der bisherigen Gesamtjahresprognose fest, nach der man mit einem leicht steigenden Umsatz und einem zum Vorjahr in etwa unveränderten operativen Gewinn, gerechnet als EBITA, plant. Aber das mit dem Hinweis, dass negative Entwicklungen am Devisenmarkt, sprich zum Euro fallende Währungen, nicht in der Prognose berücksichtigt sind und man davon ausgeht, die Kostenbelastung durch die US-Zölle über die Preise an die Kunden weiterreichen zu können. Da muss man konstatieren:
Aufbruchsstimmung sieht anders aus. Aber musste die Aktie deswegen auf neue Jahrestiefs abrutschen und mit 41 Euro gestern im Tagestief einen Level erreichen, den die Aktie zuletzt 2017 gesehen hatte?
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Expertenmeinung: Es ist zumindest nicht komplett abwegig gewesen. Denn mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von um die 24 auf Basis der durchschnittlichen Gewinnerwartung für das am 30.9. endende Geschäftsjahr ist die Aktie eben nicht billig. Richtig ist zwar, dass diese Bewertung in den Geschäftsjahren 2018/19, 2019/20 und 2020/21 über 60 lag. Aber da hatte das Unternehmen auch noch beeindruckende Wachstumsraten vorzuweisen. Dann kann eine Aktie auch teuer sein. Aber in dem Moment, in dem in Sachen Gewinn pro Aktie nichts mehr vorangeht oder der sogar rückläufig ist, sind auch nur niedrige KGVs gerechtfertigt … falls man auch in den kommenden Jahren nicht mit kräftigem, neuem Schwung rechnen kann.

Hier sehen wir einen markanten Gegensatz zu der heute ebenfalls besprochenen Rheinmetall-Aktie. Die ist drastisch teurer bewertet, aber da wetten die Anleger eben darauf, dass der Gewinn über Jahre hinweg deutlich steigen wird. Hier, bei Carl Zeiss Meditec, hat man diese Vision nach drei mageren Jahren nicht mehr. Es bräuchte positive Indikationen, vor allem im Bereich der Zölle und der derzeit auch wegen dieses Themas schwachen Nachfrage in den USA. Dann könnte man diesen Optimismus, dass die Wende bei Umsatz und Gewinn nahe ist, zurückerlangen. Interessant dabei: Viele Analysten erwarten das nach wie vor.
Zwar verpasste JPMorgan der Aktie als Reaktion auf die Bilanz ein Kursziel von 41 Euro mit der Einstufung „Verkaufen“. Aber genau diese 41 Euro hatte der Kurs im Tagestief bereits erreicht. Und andere sehen die Sache deutlich positiver. Das höchste der gestern neu vergebenen oder bestätigten Kursziele kam von Bernstein Research mit 72 Euro, Einstufung „Kaufen“. Das durchschnittliche Kursziel liegt deutlich über dem derzeitigen Kursniveau, konkret bei gut 60 Euro. Und für das nächste Geschäftsjahr 2025/2026 sehen die Experten im Schnitt einen Gewinnanstieg auf Nettobasis von um die 30 Prozent.
Aber solange die Anleger diese Erwartungen nicht annehmen, bleibt der Weg der Aktie nach oben steinig. Ja, die Aktie wäre jetzt markttechnisch überverkauft, zudem ist die Supportzone 44,28/45,12 Euro nur knapp unterboten worden, so dass eine Gegenbewegung denkbar wäre. Aber erst, wenn zumindest die 20-Tage-Linie bei 49,70 Euro, die derzeit unübersehbar den Leitstrahl für die bärischen Trader darstellt, eindeutig überwunden würde, wäre die Aktie auf kurzfristiger Ebene bullisch. Für ein mittelfristig relevantes, charttechnisches Kaufsignal müsste sie sogar über 58 Euro hinaus. Wer hier also hier und jetzt über die Long-Seite nachdenkt, begibt sich auf höchst spekulatives, wackliges Terrain.
Quellenangaben: Ergebnis 3. Geschäftsjahresquartal 2024/2025, 07.08.2025:
https://www.zeiss.com/content/dam/med-ag/investor-relations/financial-publications/afx_quartalsmitteilung_9m202425.pdf
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