Wenn jahrzehntelang verlässliche Marktmechanismen plötzlich versagen, wächst die Gefahr eines schwarzen Schwans – und genau darauf deuten die aktuellen Entwicklungen hin.
Warum die Märkte gefährlich instabil sind
Im letzten Artikel (Nutanix: S&P am Allzeithoch, die Hälfte aller Aktien im Crash) bin ich bereits auf die etwas eigenwilligen Kursreaktionen in der laufenden Berichtssaison eingegangen.
Derzeit kommt es besonders häufig zu Kurseinbrüchen – selbst wenn die Quartalszahlen gut ausgefallen sind.
Bei Autodesk sah es gestern kurzzeitig danach aus, als könnte die Aktie positiv herausstechen.
Doch die Freude der Anleger hielt nur kurz. Nachdem die Aktie mit einem deutlichen Aufschlag in den Handel startete, wurde Autodesk im Tagesverlauf von 320 auf 301 USD abverkauft.
Unter dem Strich blieb den Anlegern ein mageres Plus von 2,36 %.
In einem anderen Marktumfeld hätten die Geschäftszahlen wohl problemlos einen Kurssprung von 10 – 15 % auslösen können – aber derzeit eben nicht.
Den Bullen fehlt der Mut. Alle Sentiment-Indikatoren sind dunkelrot, Fear & Greed steht auf extremer Furcht. Gleichzeitig sind Anleger jedoch massiv gehebelt long und die Cashquote von Fonds liegt nahe den historischen Tiefstwerten.
All das passt nicht wirklich zusammen – wir bewegen uns auf völligem Neuland.
Wenn alte Muster brechen
Das gilt aber nicht nur für die Aktienmärkte, sondern auch für den Anleihenmarkt und den Währungsbereich.
Die Fed hat den Leitzins zuletzt mehrfach gesenkt, doch die Anleihenrenditen haben sich kaum bewegt und der US-Dollar hat auch nicht abgewertet.
Ganz im Gegenteil – als im Frühjahr Panik an den Märkten aufgekommen ist, hat der Dollar abgewertet. Das mag trivial erscheinen, aber über Jahrzehnte hinweg ist in Krisenzeiten immer dasselbe geschehen: Der Dollar hat aufgewertet – unter anderem, da US-Anleger in Krisenzeiten zuerst ausländische Anlagen verkaufen und das Geld repatriieren. Doch dieses Mal nicht.
Wenn Systeme und Muster, die Jahrzehnte gegolten haben, plötzlich nicht mehr gelten, kann das enorme Gefahren mit sich bringen.
Verlassen sich zu viele Anleger darauf, dass in Zukunft dasselbe passieren wird wie in der Vergangenheit, kann das zu systemischen Krisen führen.
Warnschüsse noch und nöcher …
Was anderes als genau das ist beispielsweise 2008/2009 geschehen? Zu viele Anleger hatten sich darauf verlassen, dass die Immobilienpreise immer weiter steigen würden.
Am Ende wurden die Käufer und die Kreditgeber eines Besseren belehrt.
Es wäre gut möglich, dass sich gerade in irgendeiner Ecke der Finanzwelt ebenfalls eine Entwicklung anbahnt, die keiner kommen sieht.
Warnschüsse gab es mehr als genug. Der letzte schwarze Schwan in Form von Zolldrohungen haben wir erst im April erlebt.
Nur wenige Monate zuvor, im August 2024, kam es fast zu einer Implosion des Yen-Carry-Trades – ein Paradebeispiel für einen schwarzen Schwan.
Man sollte eigentlich meinen, dass Anleger aus den Warnschüssen lernen … aber Anleger sind massiv gehebelt Long und die Cashquote von Fonds liegt nahe den historischen Tiefstwerten.
Auf mehreren Ebenen überzeugend
Doch kommen wir zurück zu Autodesk. Der Gewinn lag in Q3 mit 2,67 USD je Aktie weit über den Erwartungen von 2,50 USD. Mit einem Umsatz von 1,85 Mrd. USD wurden die Analystenschätzungen von 1,80 Mrd. USD ebenfalls übertroffen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 18 % und einem Gewinnsprung um 23 %.
Der freie Cashflow hat sich auf 430 Mio. USD mehr als verdoppelt, was allerdings auch auf eine Umstellung der Vertragspraktiken zurückzuführen ist. Dadurch wurde der freie Cashflow im Vorjahr gemindert.
Es zeigt jedoch, wie profitabel Autodesk ist.
Das Wachstum hat sich über alle Geschäftsbereiche und alle Regionen erstreckt. Sowohl in Americas, EMEA als auch APAC wurden zweistellige Wachstumsraten erzielt.
Dasselbe gilt für die drei wichtigsten Produktkategorien AECO, Autocad und MFG, auf die mehr als 90 % des Konzerngeschäfts entfällt.
Ausblick und Bewertung
Daher zeigt sich der Vorstand weiter optimistisch. Die Umsatzprognose für das bis Ende Januar laufende Quartal wurde von 7,02 – 7,10 auf 7,15 – 7,20 Mrd. USD deutlich erhöht.
Die Gewinnerwartungen wurden von 9,80 – 9,98 auf 10,18 – 10,25 USD je Aktie erhöht, der freie Cashflow soll auf 2,26 – 2,29 statt 2,20 – 2,28 Mrd. USD steigen.
Selbst wenn man die Lage mit allen Mitteln schlechtreden wollen würde, es wäre kaum möglich.
Autodesk wird derzeit mit einer forward P/E von 29,5 bewertet. Das mag viel erscheinen, aber bei deutlich zweistelligen Wachstumsraten, der starken Marktstellung und der guten Skalierbarkeit des Geschäfts scheint das angebracht.
Im kommenden Geschäftsjahr soll das Ergebnis um 13 % auf 11,58 USD je Aktie steigen, was für Autodesk ein verhältnismäßig schlechtes Jahr wäre. Da die Dynamik zuletzt anhaltend hoch war, ist es möglich, dass die Erwartungen zu niedrig sind.
Sollten sie es nicht sein, sinkt die P/E dennoch auf 26. In den letzten fünf Jahren lag die P/E durchschnittlich bei 47 und am absoluten Tief bei 25,5.

Fällt die Aktie jetzt unter 285 USD, könnte das dennoch eine Korrektur in Richtung 267 USD einleiten. Darunter kommt es zu einem Verkaufssignal, dass theoretisch sogar Kursverluste bis in den Bereich 225 – 235 USD auslösen könnte.
Der Vollständigkeit halber sollte jedoch gesagt sein, das die Bewertung von Autodesk bei 225 USD sehr viel niedriger als jemals zuvor wäre. Theoretisch ist so etwas möglich, wahrscheinlich ist es jedoch nicht.
Gelingt ein Anstieg über 300 USD, haben die Bären ihre Chance vorerst vertan.
Mehr als 13.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.
Sind Sie mit Ihrem Broker wirklich zufrieden? Ich bin bei LYNX.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen



