AMD Aktie Prognose AMD: Reißleine ziehen, abwarten oder zuschlagen?

News: Aktuelle Analyse der AMD Aktie

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Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.

Vorherige Analysen der AMD Aktie

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

AMD ist vom Überflieger zum Problemfall geworden. Die Aktie hat mehr als die Hälfte an Wert verloren. Ist der Boden nah, oder geht es noch tiefer?

Wachstumsstory zu Ende?

In der letzten Analyse sind wir ausführlich darauf eingegangen, wie sehr die Börse einem Fähnchen im Wind gleicht. Es gibt Phasen, in denen alles Blind gekauft wird und dann gibt es wieder Phasen, in denen man es den Anlegern nicht recht machen kann. Manchmal betrifft das nur einzelne Sektoren, manchmal aber auch den gesamten Markt:
AMD: Katastrophaler Ausblick

Lassen Sie sich nicht vom Titel täuschen, der Tenor des Artikels war positiv.

AMD hatte vor drei Monaten starke Zahlen abgeliefert und die Erwartungen deutlich übertroffen. Der Umsatz kletterte um 12%, der Gewinn um 18% und der freie Cashflow hatte sich sogar verdoppelt.

Die Aktie stürzte dennoch ab, denn für das darauffolgende Quartal, welches wir uns gleich anschauen werden, stellte AMD „nur“ einen Umsatz von 6,8 – 7,4 Mrd. USD in Aussicht.
Im Vergleich zum vorherigen Quartal wäre das ein Rückgang gewesen. Die Börse reagierte darauf, als wäre die Wachstumsstory von AMD damit beendet.

Doch das war Unfug, denn auf Jahressicht entsprach das einem Umsatzplus zwischen 24 und 35 %.

Zahlen top, Kurs flop

Am 5. Mai hat AMD nachbörslich die jüngsten Quartalsergebnisse präsentiert.

Der Gewinn lag mit 0,96 USD je Aktie über den Erwartungen von 0,92 USD. Mit einem Umsatz von 7,44 Mrd. USD hat man die Analystenschätzungen von 7,12 Mrd. USD deutlich übertroffen.

Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 36% und einem Gewinnsprung um 55%. Der freie Cashflow kletterte um 92% auf 727 Mio. USD.

Sieht nicht danach aus, dass die Wachstumsstory vorbei wäre. Darüber hinaus hat AMD die eigene Prognose, die vor drei Monaten zu einem Kurssturz geführt hat, übertroffen.

Die Bruttomarge verbesserte sich das fünfte Quartal in Folge und kletterte auf 52%.

Das Segment Data Center verzeichnete ein Umsatzplus von 57% auf 3,7 Mrd. USD. Client and Gaming legte um 28% auf 2,9 Mrd. USD zu.
Embedded verzeichnete einen leichten Rückgang um 3% auf 0,82 Mrd. USD.

Ausblick und Bewertung

Für das nächste Quartal stellt AMD einen Umsatz von 7,1 – 7,7 Mrd. USD in Aussicht, was im Mittel einem Anstieg um 27% entspricht.
Und das alles, obwohl die jüngsten Exportkontrollen gegen China das Unternehmen voraussichtlich 800 Mio. USD kosten werden.

Im gesamten Jahr wird der Umsatz dadurch voraussichtlich um 1,5 Mrd. USD gemindert, dennoch erwartet man zweistellige Wachstumsraten.

Sieht noch immer nicht danach aus, dass die Wachstumsstory vorbei wäre.

Die Bewertung ist dennoch auf ein Niveau gesunken, dass für AMD ungewöhnlich ist. Derzeit geht man davon aus, dass das Ergebnis in diesem Jahr um 37% auf 4,55 USD je Aktie steigen wird.
AMD kommt demnach auf eine forward P/E von 22,1. In den letzten fünf Jahren lag die P/E durchschnittlich bei 53.

AMD Aktie: Chart vom 07.05.2025, Kurs: 98,62 USD - Kürzel: AMD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
AMD Aktie: Chart vom 07.05.2025, Kurs: 98,62 USD – Kürzel: AMD | Quelle: TWS

Gelingt jetzt ein Ausbruch über 100 USD, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 110, 118 und 130 USD.

Über den Autor

Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.

Analysemethode

Die Aktienanalysen von Tobias Krieg basieren auf einer Kombination aus Charttechnik und Fundamentalanalyse. Dabei liegt der Fokus auf der Bewertung von Unternehmen anhand ihrer finanziellen Kennzahlen, wie z. B. KGV, Cashflow oder Eigenkapitalrendite, sowie auf der Identifikation von überdurchschnittlichen Wachstumspotenzialen zu einem attraktiven Einstiegskurs.

Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Quartalszahlen sehr gut, Ausblick Katastrophe. Oder? AMD stürzt um 9 % ab. Jetzt ist guter Rat teuer, aber hier gibt es ihn umsonst.

Das Fähnchen im Wind

An der Börse geschieht immer wieder dasselbe. Es gibt Phasen, in denen wird einfach alles blind gekauft, selbst nach mittelprächtigen Quartalszahlen geht es massiv aufwärts.
Und dann gibt es wieder Phasen, in denen man es den Anlegern nicht recht machen kann. Manchmal betrifft das nur einzelne Sektoren, manchmal aber auch den gesamten Markt.

Man muss nicht lange suchen, um Beispiele dafür zu finden. Denken Sie nur an 2021, als die Kurse von nahezu allen Aktien in den Himmel schossen.
Im Jahr 2022 ging es ebenso rapide abwärts, vor allem Technologieaktien wurden abgestraft.
Und welcher Sektor war 2023 dann der große Gewinner? Richtig, Technologieaktien.

„Remember that the stock market is a manic-depressive“ – Warren Buffett

Nachdem viele Halbleiteraktien einen kometenhaften Aufstieg erlebt haben und blind gekauft wurden, scheinen wir in eine Phase eingetreten zu sein, in der das Gegenteil geschieht.
Die Zahlen können noch so gut sein, man konzentriert sich auf das Haar in der Suppe und es geht mit den Kursen abwärts.

Wie ist es anders zu erklären, dass AMD nachbörslich um 9 % auf 108,75 USD abstürzt, obwohl die Erwartungen übertroffen und ein Gewinnsprung verzeichnet wurde?
Die Bären werden auf den „schwachen“ Ausblick verweisen. Bitte schön. Wenn man will, findet man immer was.

Gewinnsprung, FCF verdoppelt, Aktie stürzt ab

Der Gewinn von AMD lag im vierten Quartal mit 1,09 USD je Aktie über den Erwartungen von 1,06 USD. Mit einem Umsatz von 7,66 Mrd. USD hat man die Analystenschätzungen von 7,55 Mrd. USD ebenfalls übertroffen.

Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 12 % und einem Gewinnsprung um 18 %. Der freie Cashflow hat sich von 496 Mio. USD auf 1,09 Mrd. USD mehr als verdoppelt.

Der Umsatz im Bereich Data Center konnte um 69 % auf 3,9 Mrd. USD gesteigert werden. Inzwischen entfällt also mehr als die Hälfte des Geschäfts auf diesen Bereich.
Das Client-Segment verzeichnete ein Wachstum um 58 % auf 2,3 Mrd. USD.

Im Gaming-Bereich war der Umsatz jedoch um 58 % auf 2,6 Mrd. USD und im Segment Embedded um 13 % auf 923 Mio. USD rückläufig.

Die vier Geschäftsbereiche von AMD entwickeln sich demnach grob unterschiedlich, sind aber alle profitabel. Das ist erstaunlich, vor allem mit Blick auf die miserablen Geschäftszahlen im Gaming-Segment.

Was für ein lausiger Ausblick

Das scheint die Anleger jedoch nicht zu überzeugen, denn im ersten Quartal des nun laufenden Geschäftsjahres soll der Umsatz auf 6,8 – 7,4 Mrd. USD sinken.

Die Börse reagiert darauf, als wäre die Wachstumsstory von AMD damit beendet. Doch das ist Unfug.
AMD hat im gleichen Atemzug darauf hingewiesen, dass es für 2025 einen klar positiven Ausblick gibt. Obendrein entspricht die Prognose für Q1 auf Jahressicht einem Umsatzsprung zwischen 24 % und 35 %.

Viel wichtiger ist aber die Frage, warum das erste Quartal eher „schwach“ ausfallen wird. AMD ist gerade dabei, die ersten Samples des neuen KI-Beschleunigers MI350 auszuliefern.

Laut AMD hat der MI350 eine bis zu 35-fache Leistungssteigerung bei Inferenzaufgaben im Vergleich zur MI300-Serie. Dadurch lässt sich ein höherer Preis rechtfertigen, der Preis wird aber definitiv nicht beim 35-fachen liegen.

Würden Sie persönlich oder in unternehmerischer Verantwortung jetzt noch den Vorgänger des MI350 kaufen, wenn Sie in wenigen Wochen den MI350 bestellen können, der ein weitaus besseres Verhältnis von Preis zu Performance hat? Nein? Herzlichen Glückwunsch, ihre Schaltzentrale funktioniert noch.

Die Kunden von AMD handeln ebenso und bestellen den MI350, der im ersten Quartal aber noch nicht ausgeliefert wird. Und dementsprechend fallen die Umsätze auch nicht in Q1 an. Für das Geschäftsjahr 2025 stellt AMD jedoch ein starkes Momentum und zweistellige Wachstumsraten in Aussicht.
Die Sache ist so simpel, dass es jedes Kind verstehen würde. Die Börse ist jedoch kurzsichtiger und irrationaler als jedes Vorschulkind. Und das sage ich als Vater einer Sechsjährigen und eines Vierjährigen.

AMD Aktie: Chart vom 05.02.2025, Kurs: 108,75 USD - Kürzel: AMD | Online Broker LYNX
AMD Aktie: Chart vom 05.02.2025, Kurs: 108,75 USD – Kürzel: AMD | Quelle: TWS

AMD notiert vorbörslich 9 % im Minus bei 108,75 USD.

Über den Autor

Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.

Analysemethode

Die Aktienanalysen von Tobias Krieg basieren auf einer Kombination aus Charttechnik und Fundamentalanalyse. Dabei liegt der Fokus auf der Bewertung von Unternehmen anhand ihrer finanziellen Kennzahlen, wie z. B. KGV, Cashflow oder Eigenkapitalrendite, sowie auf der Identifikation von überdurchschnittlichen Wachstumspotenzialen zu einem attraktiven Einstiegskurs.

Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Die Kurse von AMD purzeln, obwohl 2024 und 2025 erhebliche Gewinnsprünge erwartet werden. Weiß der Markt etwas, was wir nicht wissen?

The Trend is your Friend

„The Trend is your Friend“. So lautet eine der bekanntesten Börsenweisheiten und sie bewahrheitet sich immer wieder.
Und je mehr Anleger an diesen Spruch glauben, desto wahrscheinlicher wird es, dass sie damit richtig liegen. Es handelt sich um eine selbsterfüllende Prophezeiung (self-fulfilling prophecy).

Der Trend wird geritten, auch wenn es längst keinen Sinn mehr ergibt. Daher kommt es auch ständig zu Übertreibungen.
Wie sollte man sonst erklären, dass AMD in wenigen Monaten von 60 auf 227 USD gestiegen und dann wieder auf 121 USD gefallen ist?

Rückblickend dürfte klar sein, dass es sich um eine Übertreibung zur Unterseite gehandelt hat und vielleicht auch eine zur Oberseite.
Eine Sache ist jedenfalls sicher: Die Mär vom effizienten Markt wird jeden Tag erneut widerlegt.

Der wahre Wert eines Unternehmens steigt und fällt nicht innerhalb einiger Monate in diesem Umfang. Das wäre in etwa so, als würde der Preis eines oder Ihres Hauses in einer Spanne von nur drei Jahren erst bei 600.000 Euro liegen, auf 240.000 Euro fallen, dann auf 880.000 Euro steigen und wieder auf 480.000 Euro einbrechen.

Das ist exakt der Umfang der Kurskapriolen von AMD. Ich habe schlichtweg den Aktienkurs mit 4.000 multipliziert, damit der Vergleich zu einem Immobilienpreis nachvollziehbarer ist.

The Trend is your Friend gilt demnach auch für Investoren, nur umgekehrt.

Eine gewisse Diskrepanz

Die Entwicklungen im letzten Jahr lassen sich einfach zusammenfassen. Der Gewinn dürfte den Schätzungen zufolge um 25 % gestiegen sein, gleichzeitig ist der Kurs vom Hoch um etwa 47 % eingebrochen.
Man kommt nicht umhin, eine gewisse Diskrepanz zu erkennen.

Die blended P/E ist dadurch von 75 auf 36 gesunken. Man kann gerne darüber streiten, ob eine P/E von 36 nicht auch noch zu viel ist. Aber das Chance-Risiko-Verhältnis hat sich also ohne jeden Zweifel dramatisch verbessert.

Am 4. Februar wird AMD die Resultate für das Schlussquartal sowie einen Ausblick für 2025 vorlegen. Vielleicht platzt dann der Knoten.

Die Vorzeichen sind jedenfalls gut. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2024 konnte der Umsatz um 10 % auf 18,13 Mrd. USD gesteigert werden.
Der Gewinn kletterte um 19 % auf 2,23 USD je Aktie.

Die Dynamik hat sich im Jahresverlauf sukzessive verbessert. Im ersten Quartal kletterte der Gewinn nur um 3 %, im zweiten Quartal um 19 % und im dritten Quartal um 31 % auf 0,92 USD je Aktie.

Daher sind die derzeitigen Konsensschätzungen für 2024, die einen Gewinnsprung um 25 % auf 3,30 USD je Aktie vorhersehen, realistisch.

Im Geschäftsjahr 2025 wird ein Gewinnsprung um 50 % auf 4,96 USD je Aktie erwartet. Die P/E von AMD würde dadurch auf 24,5 sinken.
Falls Sie noch einen Beweis für die Irrationalität des Marktes gesucht haben: In den letzten fünf Jahren lag die P/E am absoluten Tiefpunkt bei 17, am Hoch bei 75 und durchschnittlich bei 54.

AMD-Aktie: Chart vom 21.01.2025, Kurs: 121,79 USD - Kürzel: AMD | Online Broker LYNX
AMD-Aktie: Chart vom 21.01.2025, Kurs: 121,79 USD – Kürzel: AMD | Quelle: TWS

Für antizyklische Investoren könnte der Bereich zwischen 110 und 120 USD interessant sein. Über 120 USD wäre der Weg in Richtung 130 USD frei.

Gelingt ein Ausbruch über 130 USD, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit einem möglichen Kursziel bei 148 – 150 USD.

Über den Autor

Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.

Analysemethode

Die Aktienanalysen von Tobias Krieg basieren auf einer Kombination aus Charttechnik und Fundamentalanalyse. Dabei liegt der Fokus auf der Bewertung von Unternehmen anhand ihrer finanziellen Kennzahlen, wie z. B. KGV, Cashflow oder Eigenkapitalrendite, sowie auf der Identifikation von überdurchschnittlichen Wachstumspotenzialen zu einem attraktiven Einstiegskurs.

Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Direkt zu Jahresbeginn wirkte es, als könnte AMD die Kurve kriegen, aber die Käufe trafen zuletzt erneut auf Abgabedruck. Charttechnisch gesehen könnte die Aktie jetzt an oder sogar unter 100 US-Dollar rutschen. Aber für wen ist das Eis hier dünn, für die Bullen oder die Bären?

AMD Aktie: Chart vom 08.01.2025, Kurs 121,84 US-Dollar, Kürzel: AMD | Online Broker LYNX
AMD Aktie: Chart vom 08.01.2025, Kurs 121,84 US-Dollar, Kürzel: AMD | Quelle: TWS

Unser längerfristiger Chart auf Wochenbasis zeigt die „Karriere“ der AMD-Aktie. Lange Jahre stand Advanced Micro Devices im Schatten von Intel. Dann kam nach der Corona-Phase die Zeit der Lieferengpässe. Die Abnehmer von Chips kauften, was sie irgendwie zusammenraffen konnten, aus Angst, dass fehlende Bauteile die Produktion lahmlegen könnten. Die Maschinen liefen heiß, das Auftragsbuch war übervoll und AMDs Gewinnmargen stiegen beeindruckend. Und mit ihnen, natürlich, die Aktie. Dann ging es in die nächste Runde:

Wie zu erwarten war, aber von den Tradern mehrheitlich nicht erwartet wurde, führten die vorherigen Hamsterkäufe der Kunden zu rückläufigen Bestellungen, zugleich bremste die Inflation Umsatz und Gewinn 2022 aus. Die Aktie verlor den Großteil der in den beiden Vorjahren erzielten Gewinne und kam auch 2023 nicht recht in Schwung, bis im Mai 2023 durch Aussagen von Nvidia der „KI-Hype“ geboren wurde. Die Trader unterstellten, dass AMD da kräftig in der Suppe mitrühren würde, zumal man auch entsprechend „KI-fähige“ Chips entwickelte. Doch andere behielten die Nase vorn. Und man musste feststellen, dass die übervollen Kundenlager länger übervoll blieben als gedacht und dann zu allem Übel auch noch die Konjunktur in China nicht wieder ansprang und die US-Regierung schärfere Ausfuhrregeln einführte.

Dass die Bären die AMD-Aktie bislang fest im Griff haben, ist daher kein Wunder. Aber irgendwann ist es auch mal gut und eine gedrückte Aktie billig genug, um wieder Käufer zu finden. Und diese Frage könnte bzw. sollte man sich jetzt langsam stellen.

Expertenmeinung: Wenn die Analysten mit ihrer Schätzung, dass AMD im vierten Quartal einen Gewinn pro Aktie von 0,91 US-Dollar schaffen wird, richtig liegen, käme der 2024er-Gewinn pro Aktie auf 3,22 US-Dollar. Damit läge das Kurs-/Gewinn-Verhältnis aktuell bei 37,8. Für einen Chiphersteller ist das zwar eher hoch. Aber es wäre auch nur dann „zu“ hoch, wenn sich 2025 keine Erholung beim Unternehmensgewinn ergeben würde. Dass die ausbleibt, ist offenbar die Erwartung im bärischen Lager.

Aber die Analysten sehen im Schnitt einen Anstieg des Gewinns auf um die fünf US-Dollar pro Aktie im laufenden Jahr. Was auf dem derzeitigen Kursniveau einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 24 entsprechen würde … und das wiederum wäre ziemlich günstig. Dass ein deutlicher Gewinnzuwachs erreichbar wäre, ist unter den Experten Konsens (alleine durch den Abbau der Lagerbestände bei den Kunden), so dass die erdrückende Mehrheit der die Aktie beobachtenden Analysten hier zum Kauf rät, aber niemand zum Ausstieg. Zugleich liegt das durchschnittliche Kursziel der Analysten mit 180 US-Dollar fast 50 Prozent über dem momentanen Kurs.

Dass die Bäume hier 2025 in den Himmel wachsen, ist zwar nicht zu erhoffen, immerhin liegt dieses Konsens-Kursziel weit unter dem Rekordhoch, das AMD im vergangenen März bei 227,30 US-Dollar erreicht hatte. Außerdem haben die Bären hier erst einmal einen „Matchball“, indem sie gerade erst den Versuch, sich zumindest wieder über die Widerstandszone 131/133 US-Dollar zu retten, vereitelt haben und damit eine Attacke an die 1.000-Tage-Linie bei knapp 115 und die im Herbst 2022 entstandene Aufwärtstrendlinie bei aktuell 109 US-Dollar starten können. Und fallen diese Linien, kann es tatsächlich an und sogar unter die 100 US-Dollar-Marke gehen, aber:

Rational gesehen und mit Querblick auf die Analystenmeinungen hat man den Bogen seitens der Bären schon so weit gespannt, dass er jederzeit reißen könnte. Das Eis ist hier, trotz der klaren charttechnischen Lage, eher für die Bären dünn. Hier direkt auf Long zu setzen, wäre zwar höchst riskant; Jetzt erst auf Short zu setzen ist aber geradewegs leichtsinnig. Wer hier trendkonform auf der Short-Seite agiert, könnte sicher die Position halten … aber da sollte man dann nicht auf konsequente Stop-Loss verzichten, denn in einer solchen Gemengelage kann ein Short Squeeze hinter jeder Ecke lauern.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Advanced Micro Devices ist einer der großen US-Chiphersteller, die mit ihren neuen Produkten im Bereich der künstlichen Intelligenz mitmischen wollen. Doch das Chartbild zeigt, dass die Trader den Glauben daran verlieren, dass AMD gegen Nvidia bestehen wird. Es wird eng.

Zwischen Oktober 2023 und März 2024 sah die AMD-Aktie eine Super-Rallye, die den Kurs um in der Spitze 140 Prozent nach oben katapultiert hatte. Heute ist der Großteil dieser Kaufwelle Geschichte. Und wenn die Zone brechen sollte, in die AMD jetzt zurückgefallen ist, könnte es schnell auch der gesamte damals erzielte Kursanstieg sein, der sich verabschiedet.

AMD Aktie: Chart vom 13.12.2024, Kurs 126,85 US-Dollar, Kürzel: AMD | Online Broker LYNX
AMD Aktie: Chart vom 13.12.2024, Kurs 126,85 US-Dollar, Kürzel: AMD | Quelle: TWS

Sie sehen im Chart, dass der Kurs jetzt leicht aus einer großen Dreiecksformation gerutscht ist, deren untere Begrenzung ihren Ursprung Anfang 2023 hatte. Das allein wäre schon kritisch … aber dass AMD damit die markante Supportzone der Hochs vom Mai 2023 unterboten hat, verleiht der Sache zusätzlich „Pfeffer“. Denn das war das Hoch der ersten „KI-Welle“, als AMD als potenzieller Profiteur des von Nvidia ausgerufenen Booms galt. Jetzt nicht mehr?

Expertenmeinung: Die Zweifel nehmen zumindest zu. Erste Analysten nehmen ihre Kursziele mit genau dem Argument herunter: dass AMD gegen die Konkurrenz im KI-Bereich nicht bestehen könnte. Zugleich konzentriert sich AMD mehr auf genau diesen Sektor, wie das Unternehmen im November meldete. Aber man scheint in der Tat derzeit nicht genug „Grip“ zu haben, um Nvidia zu folgen. Die Ergebnisse des 3. Quartals, die AMD Ende Oktober gemeldet hatte, trafen zwar die Prognosen, nicht aber der Umsatzausblick auf das laufende Quartal. Das führte zu einer negativen Woche … und seither lassen sich die Bullen hier nicht mehr blicken. Das Problem ist:

Würde man AMD am Markt wieder wie einen „normalen“ Chiphersteller sehen, wäre noch allerhand Luft nach unten, denn außerhalb des Bereichs KI bleibt die Nachfrage weiter mager. Und da AMD eine ganze Menge in den KI-Bereich investiert, wären die Folgen im Fall, dass es nicht gelingt, sich in diesem Sektor ein ausreichend großes Stück vom Kuchen zu sichern, fatal.

So gesehen wäre es durchaus möglich, dass die Aktie auch das Sprungtuch in Form des August-Tiefs bei 121,82 US-Dollar reißt und damit charttechnisch gesehen freie Bahn nach unten hätte. Hier im Vertrauen darauf zuzugreifen, dass dieser letzte Support vor einem größeren, mittelfristig relevanten Verkaufssignal schon halten wird, wäre äußerst gewagt.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.