Wenn eine überbewertete Aktie mit wackliger Zukunftsperspektive nach einem abverkauften Ausbruch auf neue Rekorde nicht mehr in Fahrt kommt, muss man sich darüber nicht wundern. Nur … Amazon ist all das nicht. Warum also sind die Anleger hier derart zögerlich?
Die Aktie des Online-Handelsriesen weist derzeit ein Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 33 auf Basis der letzten vier berichteten Quartale aus. Für einen Marktführer mit Wachstumspotenzial ist das alles andere als teuer. Dementsprechend deutlich über dem derzeitigen Kurs sehen die Analysten die Aktie: Das durchschnittliche Kursziel liegt aktuell bei 295 US-Dollar. Und der Schlusskurs des 26. Dezember lag sogar leicht unter dem tiefsten aller aktuellen Analystenziele von 245 US-Dollar. Da muss man sich schon wundern, wieso die Anleger hier wegbleiben.
Zumal die Ergebnisse des dritten Quartals ja sehr stark ausgefallen waren: Amazon übertraf die Konsens-Prognose für den Gewinn pro Aktie (1,56 US-Dollar) mit 1,95 US-Dollar deutlich. Trotz der Probleme, die die hohen US-Einfuhrzölle für chinesische Waren dem Unternehmen bereiten. Es muss also irgendwo ein „Ja, aber“ geben, das die Trader davon abhält, hier zuzugreifen. Aber was kann das sein?
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Expertenmeinung: Die Ursache für dieses Misstrauen manifestiert sich im Chartbild, und zwar in der Reaktion der Trader auf die überraschend starken Quartalszahlen, die Ende Oktober auf den Tisch kamen. Die Aktie machte zwar einen Riesensatz nach oben, sah dann aber sofort Abgabedruck, sodass der Ausbruch über das vorherige Rekordhoch mit einer roten Kerze endete. Am Folgetag traten die Käufer zwar erneut an, danach tat sich dann aber nichts mehr. Abgaben wurden nicht mehr durch ausreichendes Kaufinteresse aufgefangen, das Ergebnis:

Die Aktie fiel in die seit Juli geltende Handelsspanne zurück und landete sogar auf der im Chart dick schwarz hervorgehobenen 200-Tage-Linie. Eine eingangs positive Reaktion auf bullische Bilanzzahlen scheiterte: So etwas bleibt im Hinterkopf.
Die Basis dieser schwachen Entwicklung dürfte ein „Ja, aber“ in Form von Zweifeln daran gewesen sein, dass sich diese starke Entwicklung beim Unternehmensgewinn halten kann. Ja, die Zahlen waren gut, aber diese hohen China-Zölle und die weltweit gedrückte Verbraucherstimmung werden sich schon noch negativ auswirken, so dürften diejenigen denken, die zuletzt bei steigenden Kursen ausgestiegen sind. Aber liegen die Skeptiker denn richtig?
Das werden wir erst erfahren, wenn Amazon die Ergebnisse des vierten, mit Abstand wichtigsten Geschäftsjahresquartals vorlegt. Geplant ist das für den 29. Januar. Die Analysten rechnen im Schnitt mit einem Gewinn von 1,95 US-Dollar pro Aktie nach 1,86 US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Aber wird der Bann gebrochen, wenn es mehr werden würde?
Das ist die Crux mit diesem „Ja, aber“: Wenn es erst einmal in den Köpfen ist, kann es dort hartnäckig bleiben. Denn was würde die Skeptiker davon abhalten, bei erneut übertroffenen Prognosen wieder daherzukommen und zu konstatieren: „Ja, auch das vierte Quartal war gut, aber …?“
Daher sollte man die durch die Zwischenhochs der vergangenen Monate inklusive Fehlausbruch auf neue Hochs entstandene Toppbildung nicht unterschätzen. Zuletzt hat sich der Kurs zwar wieder nach oben orientiert, aber erst, wenn die Widerstandszone 236,53/242,52 US-Dollar erneut überboten wurde und sich die Aktie dann wenigstens für einige Tage darüber festsetzt, ließe sie sich wieder als bullisch einstufen. Bis dahin bleibt die Linie bei 210 US-Dollar, unter der die Toppbildung vollendet wäre, im Spiel.
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