Kurzzeitig brach die Aixtron-Aktie am Freitag um 12,68 Prozent ein, doch dieser „Mini-Crash“ währte nur wenige Minuten, dann war der Großteil der Verluste aufgeholt. Auslöser waren am frühen Nachmittag vorgelegte Vorab-Ergebnisse zum 3. Quartal. Wirklich kein gutes Timing!
Vorläufige Ergebnisse sind keine zwingende Sache. Man kann bzw. sollte das tun, wenn die Zahlen deutlich von einem bisherigen Ausblick abweichen und dann idealerweise umgehend, sobald man davon Kenntnis erlangt. Allerdings ist es immer subjektiv, was „deutlich“ ist und wie man „umgehend“ auslegt. Aixtrons regulärer Termin für die Vorlage der Ergebnisse des 3. Quartals ist der 30. Oktober. Bis dahin ist noch so viel Zeit, dass es für vorläufige Zahlen auf drei Stunden nicht angekommen wäre. Und für diejenigen, die am Freitag am Tagestief ausgestiegen sind oder ausgestoppt wurden, wäre das äußerst hilfreich gewesen.
Dass man nicht vorher weiß, ob und wenn ja wann solche Vorab-Zahlen kommen, ist unerfreulich genug. Den regulären Termin kennt man, aber wenn vorher etwas kommt, ist man unvorbereitet. Aber man hat immerhin Zeit, sich die Sache genau anzusehen und dann in Ruhe zu entscheiden, was man tun will, wenn solche Meldungen außerhalb der regulären Handelszeit kommen. Mitten in den Handel hinein eine Ad-hoc-Meldung zu veröffentlichen, ist daher per se schon nicht ideal. Das aber auch noch an einem Tag zu tun, an dem gerade an der Terminbörse abgerechnet wird, ist wirklich schlechtes Timing.

Der Handelstag war ja ohnehin hoch volatil, die Marktteilnehmer entsprechend nervös. Und dann kommt weniger als drei Stunden vor Abrechnung der Optionen, auch auf die Aixtron-Aktie, eine Meldung und die Aktie kracht weg. Das dürfte vor allem durch nach ersten Verkäufen ausgelöste Stop-Loss-Verkaufsorders passiert sein. Und dann, als die ersten die Zeit gefunden hatten, zu lesen, was Aixtron da meldete, reduzierte sich das Minus im D-Zug-Tempo auf am Ende nur noch -2,77 Prozent. Was kam da an Zahlen?
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Expertenmeinung: Der für die Halbleiterindustrie fertigende Anlagenbauer meldete für das 3. Quartal einen Umsatz, der nach noch ungeprüften Berechnungen bei 120 Millionen Euro lag, weit weniger als die 156,3 Millionen im Vorjahresquartal, aber im Rahmen der eigenen Prognose von 110 bis 140 Millionen Euro. Auch der Auftragseingang lag mit 124 Millionen Euro unter dem des Vorjahreszeitraums (143,4 Mio.).
Durch die Verlagerung von Aktivitäten vom 3. in das 4. Quartal wurde der Gewinn ebenso gedrückt wie durch die für Exporte derzeit ungünstige Stärke des Euro zu den meisten anderen großen Währungen. Dies und der niedrigere Umsatz drückten den Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 37,5 Millionen im Vorjahresquartal auf 15 Millionen Euro, die EBIT-Gewinnmarge sank deutlich von 24 auf 13 Prozent.
Dass all das nicht gut ist, ist unstrittig. Aber es kommt nicht unerwartet. Dass die derzeitige Situation auf Auftragseingang, Umsatz und Margen drückt, weiß man. Dass der starke Euro den Gewinn bei Exporten schmälert, weiß man ebenso. Und die Verschiebung von Aktivitäten vom 3. ins 4. Quartal macht acht Millionen Euro aus. Das ist nicht entscheidend und ohnehin nur eine Verlagerung von einem Quartal ins nächste.
Zwar senkte Aixtron auf Basis dieser Ergebnisse seine Gesamtjahresprognose, aber auch da kam nichts, das nicht bis zum Handelsende hätte warten können: Der Umsatzausblick liegt jetzt bei 530–565 Millionen Euro nach 530–600 Millionen. Und für die EBIT-Marge liegt die Spanne jetzt bei 17–19 Prozent nach bislang 18–22 Prozent.
Dass die Käufe in den Mini-Crash hinein dazu führten, dass die Aktie die Unterstützungszone 11,68 zu 11,85 Euro verteidigte und auf Schlusskursbasis wieder über die April-Aufwärtstrendlinie lief, ist indes noch kein bullisches Signal. Es definiert nur den Punkt, unter dem die Aktie wieder aktiv bärisch würde, nämlich im Fall eines Schlusskurses unterhalb dieses Supportbereichs 11,68/11,85 Euro.
Aber die Lage ist eben derzeit eher trübe, die Abwärtsrisiken für Umsatz und Gewinn sind da – und sie werden kurzfristig auch nicht verschwinden. Daher ist diese eigentlich bullisch wirkende Kerze des Freitags keineswegs eine Aufforderung zum Tanz für die Bullen, sondern nur das Ergebnis von unglücklichem Timing.
Quellenangaben: Vorläufige Ergebnisse des 3. Quartals 2025, 17.10.2025:
https://www.aixtron.com/de/investoren/AIXTRON%20gibt%20vorl%C3%A4ufige%20Ergebnisse%20f%C3%BCr%20das%20dritte%20Quartal%202025%20bekannt%20und%20passt%20Prognose%20f%C3%BCr%20das%20Gesamtjahr%202025%20an_n13827