S&P 500 Prognose S&P 500: Mit einem Bein über dem Abgrund

News: Aktuelle Analyse des S&P 500 Index

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen des S&P 500 Index

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Der Inhalt dieses Artikels wurde erstellt am 15.11.2025 um 12:40 Uhr. Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Der Donnerstag war schwach, der Freitag begann genauso. Zu Beginn des regulären Handels hatte der S&P 500 gut 1,3 Prozent im Minus gelegen. Doch kaum war der Handel gestartet, kamen Käufe auf, die die Verluste am Ende fast komplett tilgten. Was steckte dahinter?

Man wird nervös am US-Aktienmarkt. Einige wichtige Konjunkturdaten des Oktobers werden wohl, da die Datenbasis im Zuge des Shutdowns nicht erhoben wurde, ausbleiben. Auffallend viele Mitglieder des FOMC, des Entscheidungsgremiums der US-Notenbank, äußern sich in Bezug auf eine erneute Leitzinssenkung in der letzten Sitzung des Jahres (10. Dezember) skeptisch bis ablehnend. Und mit der offenen Entscheidung des Supreme Court in Bezug auf die Rechtmäßigkeit der Zölle hängt ein Damoklesschwert über dem, was in Washington über Monate hinweg einfach getan und nicht hinterfragt wurde.

Hinzu kommt, dass man langsam wahrnimmt, dass die Verschuldung der US-Bürger weiter steigt, immer mehr Menschen das Geld knapper wird und dies am Ende nicht nur dem Konsum, sondern auch dem Mittelzufluss in Richtung Aktienmarkt Probleme bereiten wird. Dass der S&P 500 seit einigen Wochen nicht mehr recht vorankommt und immer mal wieder Rücksetzer auftauchen, ist daher nicht überraschend. Wenn etwas überraschen könnte, dann eher die bislang höchst überschaubare Dimension der Abgaben.

Zum Wochenschluss dominierten sie allerdings, die Verkäufe. Am Donnerstag ließen sich die Käufer nicht blicken. Am Freitag starteten die Indizes durch im Vorfeld gedrückte Index-Futures im Minus. Aber dann, auf einmal, wurde kräftig zugelangt. Welche Nachricht hatte das ausgelöst, die offenbar pünktlich um 15:30 Uhr eintrudelte?

Expertenmeinung: Es war keine Nachricht, sondern ein charttechnischer Aspekt: Der S&P 500 drohte mit der Eröffnung im Minus unter die 50-Tage-Linie zu fallen. Und nicht nur er, beim Nasdaq 100 sah es präzise gleich aus. Dieser gleitende Durchschnitt der letzten 50 Börsentage ist ein in den USA vielbeachteter Leitstrahl eines Trends. Und wären die Verkäufe weitergegangen und hätten S&P 500 und Nasdaq 100 dadurch unter ihren 50-Tage-Linien geschlossen, wäre das ein bärisches Signal geworden, das Anschluss-Verkäufe hätte befürchten lassen.

S&P 500: Tages-Chart vom 14.11.2025, Kurs 6.734,11 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tages-Chart vom 14.11.2025, Kurs 6.734,11 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Also wurde sofort seitens derjenigen Akteure gekauft, die den Trend unbedingt halten wollten und über die nötigen Barreserven verfügten, um das auch aktiv anzugehen. Wobei sie sich der Schützenhilfe kurzfristiger Trader sicher sein konnten, denn wir sehen im Chart auf Tagesbasis, dass der S&P 500 diese 50-Tage-Linie bereits im Oktober erfolgreich verteidigt hatte und am Freitag zuvor genau dort ebenfalls eine Kaufwelle einsetzte. Nach dem Motto „was einmal klappte, wird wieder klappen“ dürften viele diese Käufe zum Handelsstart als Signal dafür gesehen haben, sofort mit auf den Zug zu springen.

S&P 500: Stunden-Chart vom 14.11.2025, Kurs 6.734,11 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Stunden-Chart vom 14.11.2025, Kurs 6.734,11 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Wir sehen aber auch – das wird besonders im Chart des S&P 500 auf Stundenbasis deutlich – dass es zum Handelsende hin wieder Verkäufe gab. Das eliminiert zwar den grundsätzlich positiven Aspekt der Verteidigung der Linie nicht, sollte aber als Warnung gesehen werden: Keineswegs alle glauben, dass das ausreicht, um den Index wieder nachhaltig auf Hausse-Kurs zu bringen. Und die Skepsis hat durchaus ihre Berechtigung, immerhin sind all die den Aufwärtstrend zuletzt bremsenden Faktoren weiterhin da.

Daher sollte man dieses grundsätzlich eindrucksvolle Aufkaufen der Verluste lieber als das sehen, was es ist: als Rettungskäufe. Die zwar das Zeug haben können, erneute Abgaben erst einmal vom Tisch zu bringen. Aber das muss nicht gelingen, immerhin war der S&P 500 nur eine Woche, nachdem man diese Linie verteidigt hatte, am Freitag erneut dort gelandet.

Zweimal die 50-Tage-Linie in kurzer Zeit zu verteidigen, das kann ein Sprungbrett für einen neuen Aufwärtsimpuls werden. Aber es ist eben auch eine dadurch deutlich zutage getretene Achillesferse. Sollte diese aktuell bei 6.704 Punkten verlaufende Linie (bei normaler Berechnung, als exponentieller GD läge die Linie bei 6.687 Punkten) in nächster Zeit doch noch auf Schlusskursbasis brechen, wäre das Signal, das davon ausgeht, gerade wegen der vorherigen Verteidigungsversuche ein besonders markantes.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Ausgerechnet am oberen Ende des 2020er-Aufwärtstrendkanals geht dem S&P 500 langsam die Luft aus. Das Erreichen dieser Widerstandslinie ist zwar nur ein Anlass, um auch mal nach unten zu schauen. Aber wer das tut, könnte den Bullen leicht von der Fahne gehen.

Sobald ein Aufwärtstrendkanal bestätigt wurde, was der Fall ist, wenn sich an der Unterseite mehr als zwei Punkte und oben mehr als ein Berührungspunkt für die beiden parallel laufenden Kanallinien finden lassen, kann man grundsätzlich vermuten, dass diese beiden Begrenzungen die „natürliche Schwankungsbreite“ des Kurses definieren. Kurz:

S&P 500: Monats-Chart vom 17.10.2025, Kurs 6.664,01 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monats-Chart vom 17.10.2025, Kurs 6.664,01 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Wenn man oben abdreht, ist es nicht ungewöhnlich, wenn daraufhin die untere Linie angesteuert wird. Die hatte der S&P 500 zuletzt im Zuge des Trump’schen Zoll-Crashs Anfang April fast touchiert. Da kam ihr der Index so nahe, dass man das als Test ansehen darf. Zudem wird diese Linie aktuell durch die im Chart auf Monatsbasis mit eingeblendete 1.000-Tage-Linie verstärkt – durch eine Linie also, die in den letzten Jahren öfter mal getestet wurde.

Dass die Notierungen da mal wieder hinlaufen, wäre also durchaus normal. Das Dumme ist nur: Dieser doppelte Support aus 2020er-Aufwärtstrend und 1.000-Tage-Linie verläuft derzeit nicht gerade in der Nähe … sondern bei etwa 4.950 Punkten! Und die Zeit hilft da nicht wirklich weiter. Bis diese Aufwärtstrendlinie den aktuellen Indexlevel erreicht, würden drei Jahre ins Land ziehen.

Also versucht das bullische Lager seit Längerem, gar nicht erst Zweifel an der ewigen Hausse aufkommen zu lassen. Was bei gar nicht oder wenig erfahrenen Anlegern leichtfällt, nicht aber bei den großen Adressen, die z. B. via Hedgefonds allemal auch Short-Phasen problemlos nutzen könnten. Aber grundsätzlich gilt auch da: Solange der Trend nach oben hält, bleiben wir in der Spur. Doch jetzt nähern wir uns kritischen Tagen.

Expertenmeinung: Denn es ist ja nicht nur der Umstand, dass der S&P 500 ausgerechnet am oberen Ende des Trendkanals an Fahrt verliert, sondern auch die Gründe dafür, die das bullische Lager nervös machen und so manchen zu den Bären überlaufen lassen würden, sollten kurzfristig entscheidende Supportlinien brechen. Immer vorausgesetzt, dass im Nachrichtenticker bärische Argumente hinzukommen, die andeuten, dass es lohnen könnte, auf diesem Level Kasse zu machen und ggf. auch auf der Short-Seite zu agieren. Da werden die kommenden Tage ebenso spannend wie entscheidend, denn:

In diesen kommenden zwei Wochen stapeln sich die Ereignisse hochkant. Kommt es zum Treffen Trump/Xi oder nicht? Wenn ja, wird das die Lage im Handelskonflikt entscheidend ändern? Werden Trumps 100-Prozent-Aufschläge aktiviert? Was ist mit dem Shutdown, der bis Freitagabend schon zweieinhalb Wochen andauert? Wann kommen die überfälligen Konjunkturdaten? Was kann und wird die US-Notenbank übermorgen in einer Woche tun? Und vor allem: Wie werden die Quartalsergebnisse der großen US-Unternehmen ausfallen?

Offene Fragen, deren Antworten das Zeug haben, Trends zu reaktivieren oder umzukehren. Dazu sehen die Marktteilnehmer, dass die Anleihen auffallend starke Nachfrage sehen und Gold und Silber durch die Decke gehen. Die Versierten unter ihnen werden realisieren: Das schmälert das Potenzial für frisches Geld am Aktienmarkt, kann sogar zu Abflüssen führen. In einem heiß gelaufenen, teuren Markt, der so lange allen negativen Faktoren getrotzt hat – das aber nur, weil so viele einfach immer nur nach oben und nie nach unten geschaut haben. Tun das jetzt zu viele, wäre die Hausse hochgradig gefährdet. Aber tun sie es denn auch?

S&P 500: Tages-Chart vom 17.10.2025, Kurs 6.664,01 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tages-Chart vom 17.10.2025, Kurs 6.664,01 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Zumindest einige dürften den Abgrund unter ihnen bereits realisiert haben. Der S&P 500 hat sich zwar nach dem Abwärtsruck vom vorvergangenen Freitag – als Reaktion auf Trumps 100-Prozent-Aufschlag-Drohung gegen China – stabilisiert. Aber das dürfte viel mit der jetzt absolvierten Abrechnung an der Terminbörse zu tun gehabt haben. Und nach oben lösen konnte er sich eben auch nicht. Noch ist für die Bullen immer noch Zeit, die Flucht nach vorne anzutreten. Aber das würden sie mit dem unschönen Gefühl tun müssen, dass ihnen die Nachrichtenlage jederzeit den Teppich unter den Füßen wegziehen könnte.

Ein markant gestiegenes Risiko für einen Schwenk nach unten ist indes noch keine Basis, um schon mal auf Verdacht massiv auf die Short-Seite zu gehen. Der Markt hat so vieles einfach durch Wegsehen abgeschüttelt – er könnte es ein weiteres Mal schaffen. Erst, wenn der S&P 500 die Unterstützungszone 6.427 bis 6.487 Punkte brechen sollte und damit Abwärtspotenzial in die Region 6.100/6.130 Punkte bekäme, würde es kritisch. Bis dahin haben die Bullen noch den Trend auf ihrer Seite. Wichtig ist nur, umgehend zu reagieren, sobald das nicht mehr so ist.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Die USA sind im Shutdown und die Reden von Trump und Hegseth vor der US-Generalität kündigen eine Verschärfung der innenpolitischen Spannungen an. Zugleich kommt von ADP ein fataler Arbeitsmarktbericht – und der S&P 500 saust auf neue Rekorde. Was passiert hier?

Nachdem der US-Aktienmarkt im dritten Quartal erneut Bestmarken erreichte, die Bewertung der großen Indizes untypisch teuer ist, die USA innenpolitisch immer mehr auf eine gefährliche Phase zusteuern und der Arbeitsmarkt wankt, sollte man eigentlich vermuten, dass ein Index wie der S&P 500 auch mal „ausatmet“, zumindest eine Korrektur zeigt. Und ja, das wäre nur normal. Aber es wäre auch ein großes Risiko. Denn er ist schon so heiß gelaufen in einem Umfeld, das keineswegs ideal für eine Hausse ist, dass große Adressen eines sehr genau wissen:

In einer Gemengelage wie dieser kann man nie sicher sein, ob nicht aus einer Korrektur unversehens mehr wird. Daher lautet das Motto: Wehret den Anfängen, gar nicht erst Zweifel aufkommen lassen. Und das bedeutet: Das Momentum der Hausse muss erhalten bleiben.

Und das vor allem an Tagen wie diesem Mittwoch, an dem die obengenannten Faktoren der Trump/Hegseth-Reden, des Shutdowns und zudem die fatalen, privat ermittelten Arbeitsmarktdaten von ADP (siehe dazu auch die heutige Analyse zu Euro/US-Dollar) für einen zumindest zeitweisen Ausstieg sprechen würden. Zumal diejenigen, die sich den Index aus der mittel- und langfristigen Warte heraus anschauen, sehen: Die obere Begrenzung des ebenso breiten wie steilen 2020er-Aufwärtstrendkanals wurde zum September-Ultimo erreicht. Wir wären also auch aus dieser Warte heraus „oben“.

S&P 500 Index: Tageschart vom 01.10.2025, Kurs 6.711,20 Punkte, Kürzel: SPX | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Tageschart vom 01.10.2025, Kurs 6.711,20 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Das macht die Sache brenzlig. Denn Zweifel sind der Sargnagel der Hausse. Es sei denn, man erreicht, dass die meisten Anleger gar nicht erst nach unten schauen. Stur weiter steigende Kurse beseitigen Zweifel meist schnell und effektiv, vor allem an Tagen, an denen viele erwartet hätten, dass es abwärts geht. Denn so wird der Eindruck erzeugt, dass absolut nichts diesen Aufwärtstrend beenden kann. Aber kann so etwas ernsthaft gutgehen?

Expertenmeinung: Auf Dauer nicht. Aber es kann lange funktionieren. Es ist indes fraglich, ob diejenigen, die gestern die „Abteilung Attacke“ stellten und aus anfangs deutlichen Verlusten im vorbörslichen Futures-Handel am Ende einen neuen Schlussrekord machten, wirklich darauf setzen, dass sie diesen so hochdrehenden Motor auf diese Weise längere Zeit vor dem Platzen bewahren können. Denn das Ziel kann auch ein sehr kurzfristiges sein.

Das Motiv ist klar: keine Korrektur zulassen, es könnte jederzeit etwas Größeres daraus werden. Große, institutionelle Adressen, die mit dem Geld der Anleger Geld verdienen, können daran nicht interessiert sein. Das Mittel ist ebenso zu identifizieren: das frisch zu Monatswenden zufließende Geld der Sparer, die regelmäßig bei ihren Fonds, Rentenfonds oder ETFs zukaufen. Damit ließ sich gestern einiges bewegen. Aber was ist das Ziel?

In einem Umfeld wie diesem kann es auch so laufen, dass man nur erreichen will, dass diese neuen Hochs Anschlusskäufe von Anlegern provozieren, in die hinein man dann die nötige Nachfrage hätte, um eigene Long-Positionen zu reduzieren und so zu Höchstkursen die Barreserve anzuheben.

Wer meint, dass so etwas ein wenig zu konstruiert klingt, sei auf den Start ins vierte Quartal 2018 verwiesen. Damals wurde das Rekordhoch zwar schon zehn Tage zuvor erreicht und zum Start in den Oktober „nur“ getestet. Aber es ging zum Start ins vierte quartal auch erst einmal aufwärts, obwohl einem dafür die Argumente fehlten. Wobei auch damals ein großes Geschrei um die US-Notenbank gemacht wurde, die die Leitzinsen senken sollte, es aber nicht tat (sondern erst noch einmal anhob). Und der Präsident war damals wie heute der gleiche, die Rahmenbedingungen ebenso problematisch, wenngleich nicht so kritisch wie heute.

Doch die Anschlusskäufe blieben damals aus. Schon am 3. Oktober wurde klar, dass da nach oben nichts mehr vorangeht. Damals fiel der S&P 500 bis Weihnachten um knapp 20 Prozent.

S&P 500 Index: Monatschart vom 01.10.2025, Kurs 6.711,20 Punkte, Kürzel: SPX | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Monatschart vom 01.10.2025, Kurs 6.711,20 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Das muss diesmal nicht so kommen, ganz klar. Aber dass diese Flucht der Bullen nach vorne schiefgeht, das wäre denkbar genug, um lieber auch mal nach unten als, wie derzeit die meisten, nur nach oben zu schauen. Achten Sie auf die Supportzone 6.480/6.510 Punkte. Die darf nicht fallen. Wenn doch, könnte es schnell ungemütlich werden.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Die meisten im Sommer vergebenen Kursziele der Analysten für den S&P 500-Index sind längst überboten. Einige haben die Ziele daraufhin einfach angehoben, andere nicht … aber die Käufer scheint das nicht zu stören. Aber könnte ein anderer Aspekt die Kaufwelle stoppen?

Der marktbreite US-Index S&P 500 hat alles weggesteckt. Die geopolitischen Spannungen. Die Zollproblematik mit all ihren Risiken. Die länger als erwartet hoch gebliebenen und womöglich auch noch recht lange eher hoch bleibenden Leitzinsen. Und die damit einhergehenden, teuren Kredite und Hypotheken. Nichts hat die Anleger abgehalten, immer weiter zu kaufen. Und wenn bislang nichts imstande war, den Schalter auf „Angst“ umzulegen und zu größeren Abgaben zu führen, die den Aufwärtstrend hätten brechen können … was, so fragen sich viele, könnte da schon noch kommen, was eine Abwärtswende oder auch nur eine Korrektur auslösen könnte?

Das ist insofern eine durchaus nachvollziehbare Denkweise, weil die Frage, in welche Richtung der Trend weist, nicht von den Fakten abhängt, sondern davon, wie die Marktteilnehmer mit ihnen umgehen. Gerade weil bislang nichts den Aufwärtsdrang hat stoppen können, fühlen sich viele ermutigt, negative Aspekte auch weiterhin zu ignorieren. Und wenn viele kaufen, aber kaum jemand glaubt, verkaufen zu müssen, steigen die Kurse eben einfach weiter. Was zumindest den Teil der Analysten, der das momentan tut, motiviert, die eigenen Kursziele einfach anzuheben, wenn sie überboten wurden. Warum Skepsis zeigen … das ist nicht gut fürs Geschäft und scheinbar ja auch unnötig. Doch einen Aspekt könnte man dabei übersehen:


Expertenmeinung: Beileibe nicht alle Marktteilnehmer haben ein eher zu geringes Fachwissen, wenig Erfahrung und wissen nichts von chart- oder markttechnischer Analyse. Die erfahrenen Trader sind vielleicht zahlenmäßig unterlegen, aber nicht in Bezug auf den Kapitaleinsatz und ihre Flexibilität. Und diese Klientel dürfte nicht übersehen, was der S&P 500 im langfristigen Chartbild soeben erreicht hat:

S&P 500: Monats-Chart vom 23.09.2025, Kurs 6.656,92 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monats-Chart vom 23.09.2025, Kurs 6.656,92 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Die obere Begrenzung des 2020er-Aufwärtstrendkanals. Dessen untere Begrenzung, die zusammen mit der 1.000-Tage-Linie und dem 2022er-Hoch einen Kreuzsupport bildet, hatte gerade erst im April gehalten. Die untere Linie „funktioniert“ als Unterstützung … warum sollte die obere dann nicht als Widerstand fungieren und Gewinnmitnahmen nahelegen? Zumal die Bewertung des Index sehr hoch, die Markttechnik überkauft und der Leichtsinn am Gesamtmarkt besorgniserregend ist. Könnte das Touchieren dieses Widerstands erreichen, was negative Nachrichten nicht vermochten?

Möglich ist es, aber das kann man nie sicher im Voraus wissen. Und darauf zu setzen wäre trotz dieses langsam explosiven Gesamtbildes hoch riskant. Denn wie gesagt: Risiken und Ausstiegsargumente müssen nicht nur da sein. Sie müssen auch wahrgenommen und in Verkäufe umgesetzt werden, sonst läuft der S&P 500 auch weiterhin einfach durch.

S&P 500: Tages-Chart vom 23.09.2025, Kurs 6.656,92 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tages-Chart vom 23.09.2025, Kurs 6.656,92 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Aber man sollte die Sache jetzt noch engmaschiger beobachten. Ein erstes, ernstzunehmendes Schwächesignal wäre, wenn der Index die im Tageschart gezeigten, kurzfristigen gleitenden Durchschnitte und mit ihnen die Hochs vom August unterbieten sollte. Das wäre bei Schlusskursen (intraday zählt nicht) unter 6.470 Punkten der Fall. Das wäre dann zwar immer noch keine Basis, um direkt ins Bärenlager überzulaufen. Aber doch zumindest eine, um sofort über den Ausstieg aus aggressiveren Long-Positionen nachzudenken.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Der S&P 500 bewegt sich derzeit noch etwa ein Prozent unter der oberen Begrenzung des markanten 2020er-Aufwärtstrendkanals und ist teuer bewertet. Die US-Notenbank zeigte gestern auf, dass man sich auf schwierigen Pfaden befinde. Aber der Index blieb stabil. Warum?

Wenn man es sich einfach machen und darauf verweisen würde, dass morgen die große Abrechnung der Futures und Optionen am Aktienmarkt ansteht, in der Regel in Aufwärtstrends versucht wird, die Abrechnung so hoch wie möglich zu erreichen und die US-Notenbankentscheidung dazu nur als „Vehikel“ diente … könnte man richtig liegen.

Denn das, was die US-Notenbank getan, geschrieben und in Gestalt ihres Vorsitzenden in der Pressekonferenz gesagt hatte, barg keine Argumente, um mit fliegenden Fahnen weiter zu kaufen. Im Gegenteil, das hätte Anleger eher zum Ausstieg treiben können bzw. müssen.

Die Maßnahme, den Leitzins, zuvor in der Spanne 4,25–4,50 Prozent, um ein Viertelprozent auf 4,00–4,25 Prozent zu senken, war weder Fisch noch Fleisch. Genug, um handlungsbereit zu wirken, zu wenig, um klare Kante zu zeigen. Der Grund liegt darin, dass man sich ungewöhnlich uneins in der Frage ist, wie man die momentane Entwicklung beurteilen muss und wie es weitergeht. Das an dieser Stelle schon einige Male dargelegte Problem wurde dabei von Jerome Powell klar auf den Punkt gebracht:

Auf der einen Seite hat man Abwärtsrisiken am Arbeitsmarkt, auf der anderen Seite aber Aufwärtsrisiken bei der Inflation. In einer solchen Situation gibt es, so Powell, keinen risikolosen Pfad, den man einschlagen könnte. Und dass man momentan nicht imstande sein kann, klar vorherzusagen, wie sich Wachstum, Inflation, Arbeitslosigkeit und letztlich auch die Leitzinsen in der Zukunft darstellen werden, manifestierte sich auch in eher kleinen, unbedeutenden Anpassungen der Wachstums- und Inflationsprognose. Die wirkten wie ein Versuch, irgendwo in der Mitte zu landen. Und es zeigte sich vor allem in untypisch stark auseinanderlaufenden Ansichten über die kommende Geldpolitik.

Von den 19 Mitgliedern im Federal Open Market Committee (FOMC), das über den Leitzins entscheidet, sehen neun Mitglieder zwei weitere Zinssenkungen noch in diesem Jahr, sechs aber keine mehr, zwei wären für noch einen Zinsschritt in 2025. Damit ist völlig offen, wie es da weitergeht. Und eine unentschlossene, sich in sich nicht wirklich einige Notenbank wäre normalerweise Gift für eine Aktienmarkt-Hausse. Aber gerade jetzt ist die Situation eben nicht normal, weil dieser Notenbank-Entscheidung ein „dreifacher Hexentanz“, sprich eine große, die Futures einschließende Abrechnung an der Terminbörse, auf dem Fuße folgt. Bei der es immer um viel, um sehr viel Geld geht.

Expertenmeinung: Genug Geld, um nötigenfalls mit hohem Kapitaleinsatz zu verhindern, dass ein Index wie der S&P 500, am US-Derivatemarkt von den Umsätzen her der Basiswert Nummer 1, so kurz vor der Abrechnung aus dem Ruder läuft und die großen Akteure am Terminmarkt dann weit mehr Gewinn kostet oder Verlust beschert, als man einsetzen müsste, um ihn in der Spur zu halten.

Daher überraschte es alte Hasen vermutlich wenig, dass der Index, der mit Beginn der Pressekonferenz von „Fed“-Chef Powell um 20:30 Uhr kräftig abrutschte, auf einmal kurz vor Beginn der letzten Handelsstunde wieder rasant aufholte (ohne, dass Powell etwas gesagt hätte, das dies hätte unterfüttern können) und dann wie festgenagelt in einer engen Spanne um die runde Marke von 6.600 Punkten ins Handelsende ging. Er wirkte nicht nur festgenagelt, er war es auch.

S&P 500 Index: Tageschart vom 17.09.2025, Kurs 6.600,35 Punkte, Kürzel: SPX | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Tageschart vom 17.09.2025, Kurs 6.600,35 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

So etwas lässt sich beispielsweise bewerkstelligen, indem man immens große Verkaufsorders knapp über diesen Level und genauso große Kauforders knapp darunter im Future platziert. Das sehen die Trader, wissen, was es geschlagen hat, und geben es auf, eine der Barrieren durchbrechen zu wollen. So kann man als (sehr) große Adresse einen Level in einem Index zumindest kurze Zeit über halten, ohne dabei immense Summen wirklich aktiv einsetzen zu müssen. Das ist nicht neu, so etwas hatte ich schon vor dem Platzen der Subprime-Blase 2007 beobachtet und nannte es damals wie heute „Futures-Riegel“. Warum die Erwähnung dieser geplatzten Blase?

Weil wir uns heute in einer Situation wiederfinden, die der damaligen nicht unähnlich ist. Damals wie heute war die Gesamtsituation längst problematisch geworden. Die großen Adressen am Aktienmarkt setzten aber weiter auf Hausse, nicht zuletzt, weil der Kapitalzufluss der meist unerfahrenen Sparer in den Aktienmarkt, die die Risiken nicht sehen konnten oder wollten, immer weiterging. Man versuchte, diesen Trend so lange wie irgend möglich aufrechtzuerhalten. Dazu gehörten auch mit der gestrigen vergleichbare Situationen, in denen eine eigentlich enttäuschende Nachricht mit der Brechstange ins Positive verkehrt wurde, um zu verhindern, dass sich bei den Anlegern Zweifel bilden.

Das ging damals verblüffend lange gut, heute nicht minder. Daher ist es zwar wichtig, um die daraus entstehenden Risiken auf der Unterseite zu wissen. Aber es wäre riskant, auf eine Abwärtswende zu setzen, bevor sich dafür klare Indizien zeigen. Und der Chart zeigt: Ja, der S&P 500 ist heiß gelaufen. Aber bislang halten die wichtigen, kurzfristigen gleitenden Durchschnitte, bislang werden kurze Abwärtsbewegungen erfolgreich aufgekauft. Erst, wenn sich das ändert, würde eine Situation entstehen, in der man mit Short-Trades wirklich gute Karten hätte.

S&P 500 Index: Monatschart vom 17.09.2025, Kurs 6.600,35 Punkte, Kürzel: SPX | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Monatschart vom 17.09.2025, Kurs 6.600,35 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS
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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.