Ausgerechnet am oberen Ende des 2020er-Aufwärtstrendkanals geht dem S&P 500 langsam die Luft aus. Das Erreichen dieser Widerstandslinie ist zwar nur ein Anlass, um auch mal nach unten zu schauen. Aber wer das tut, könnte den Bullen leicht von der Fahne gehen.
Sobald ein Aufwärtstrendkanal bestätigt wurde, was der Fall ist, wenn sich an der Unterseite mehr als zwei Punkte und oben mehr als ein Berührungspunkt für die beiden parallel laufenden Kanallinien finden lassen, kann man grundsätzlich vermuten, dass diese beiden Begrenzungen die „natürliche Schwankungsbreite“ des Kurses definieren. Kurz:

Wenn man oben abdreht, ist es nicht ungewöhnlich, wenn daraufhin die untere Linie angesteuert wird. Die hatte der S&P 500 zuletzt im Zuge des Trump’schen Zoll-Crashs Anfang April fast touchiert. Da kam ihr der Index so nahe, dass man das als Test ansehen darf. Zudem wird diese Linie aktuell durch die im Chart auf Monatsbasis mit eingeblendete 1.000-Tage-Linie verstärkt – durch eine Linie also, die in den letzten Jahren öfter mal getestet wurde.
Dass die Notierungen da mal wieder hinlaufen, wäre also durchaus normal. Das Dumme ist nur: Dieser doppelte Support aus 2020er-Aufwärtstrend und 1.000-Tage-Linie verläuft derzeit nicht gerade in der Nähe … sondern bei etwa 4.950 Punkten! Und die Zeit hilft da nicht wirklich weiter. Bis diese Aufwärtstrendlinie den aktuellen Indexlevel erreicht, würden drei Jahre ins Land ziehen.
Also versucht das bullische Lager seit Längerem, gar nicht erst Zweifel an der ewigen Hausse aufkommen zu lassen. Was bei gar nicht oder wenig erfahrenen Anlegern leichtfällt, nicht aber bei den großen Adressen, die z. B. via Hedgefonds allemal auch Short-Phasen problemlos nutzen könnten. Aber grundsätzlich gilt auch da: Solange der Trend nach oben hält, bleiben wir in der Spur. Doch jetzt nähern wir uns kritischen Tagen.
Expertenmeinung: Denn es ist ja nicht nur der Umstand, dass der S&P 500 ausgerechnet am oberen Ende des Trendkanals an Fahrt verliert, sondern auch die Gründe dafür, die das bullische Lager nervös machen und so manchen zu den Bären überlaufen lassen würden, sollten kurzfristig entscheidende Supportlinien brechen. Immer vorausgesetzt, dass im Nachrichtenticker bärische Argumente hinzukommen, die andeuten, dass es lohnen könnte, auf diesem Level Kasse zu machen und ggf. auch auf der Short-Seite zu agieren. Da werden die kommenden Tage ebenso spannend wie entscheidend, denn:
In diesen kommenden zwei Wochen stapeln sich die Ereignisse hochkant. Kommt es zum Treffen Trump/Xi oder nicht? Wenn ja, wird das die Lage im Handelskonflikt entscheidend ändern? Werden Trumps 100-Prozent-Aufschläge aktiviert? Was ist mit dem Shutdown, der bis Freitagabend schon zweieinhalb Wochen andauert? Wann kommen die überfälligen Konjunkturdaten? Was kann und wird die US-Notenbank übermorgen in einer Woche tun? Und vor allem: Wie werden die Quartalsergebnisse der großen US-Unternehmen ausfallen?
Offene Fragen, deren Antworten das Zeug haben, Trends zu reaktivieren oder umzukehren. Dazu sehen die Marktteilnehmer, dass die Anleihen auffallend starke Nachfrage sehen und Gold und Silber durch die Decke gehen. Die Versierten unter ihnen werden realisieren: Das schmälert das Potenzial für frisches Geld am Aktienmarkt, kann sogar zu Abflüssen führen. In einem heiß gelaufenen, teuren Markt, der so lange allen negativen Faktoren getrotzt hat – das aber nur, weil so viele einfach immer nur nach oben und nie nach unten geschaut haben. Tun das jetzt zu viele, wäre die Hausse hochgradig gefährdet. Aber tun sie es denn auch?

Zumindest einige dürften den Abgrund unter ihnen bereits realisiert haben. Der S&P 500 hat sich zwar nach dem Abwärtsruck vom vorvergangenen Freitag – als Reaktion auf Trumps 100-Prozent-Aufschlag-Drohung gegen China – stabilisiert. Aber das dürfte viel mit der jetzt absolvierten Abrechnung an der Terminbörse zu tun gehabt haben. Und nach oben lösen konnte er sich eben auch nicht. Noch ist für die Bullen immer noch Zeit, die Flucht nach vorne anzutreten. Aber das würden sie mit dem unschönen Gefühl tun müssen, dass ihnen die Nachrichtenlage jederzeit den Teppich unter den Füßen wegziehen könnte.
Ein markant gestiegenes Risiko für einen Schwenk nach unten ist indes noch keine Basis, um schon mal auf Verdacht massiv auf die Short-Seite zu gehen. Der Markt hat so vieles einfach durch Wegsehen abgeschüttelt – er könnte es ein weiteres Mal schaffen. Erst, wenn der S&P 500 die Unterstützungszone 6.427 bis 6.487 Punkte brechen sollte und damit Abwärtspotenzial in die Region 6.100/6.130 Punkte bekäme, würde es kritisch. Bis dahin haben die Bullen noch den Trend auf ihrer Seite. Wichtig ist nur, umgehend zu reagieren, sobald das nicht mehr so ist.
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