EURO STOXX 50 Prognose Euro Stoxx 50: Die mittelfristige Schlüsselzone kommt in Reichweite

News: Aktuelle Analyse des EURO STOXX 50 Index

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen des EURO STOXX 50 Index

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Obwohl man wusste, dass Trumps Zoll-Politik ein immenses Problem werden würde, stieg der Euro Stoxx 50 auf neue Rekorde. Erst im März begann man vorsichtig zu werden – und Anfang April wurde klar: Man war viel zu optimistisch gewesen. Kann sich dieser Ablauf wiederholen?

Möglich ist es. Das, was der europäische Leitindex aktuell zeigt, hat erneut Züge einer Toppbildung. Und das, was ihn seit Anfang April nahe an das am 3. März bei 5.568,19 Punkten erzielte Rekord-Verlaufshoch gezogen hat, hat erneut Züge des Verhaltens, das ihn zu Jahresbeginn massiv gezogen hat: Das Ausblenden von Risiken.

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 02.06.2025, Kurs 5.355,56 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 02.06.2025, Kurs 5.355,56 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Im Januar und Februar wollte man daran glauben, dass Donald Trumps Wirtschaftspolitik wenigstens kurzfristig einen Wachstumsschub auslösen würde, der weltweit wirkt. Man dachte, dass er die so offensichtlich problematischen Wahlkampfaussagen wie massive Zölle nicht oder nur in Maßen wirklich umsetzen würde. Dann, als absehbar wurde, dass man damit daneben lag, begann der Euro Stoxx 50 massiv zu schwanken, ohne aber nennenswert wegzurutschen … das war die Toppbildung zwischen Mitte Februar und Ende März. Erst, als man sah, dass die Zölle eskalierten und die anderen Regierungen, die großen Unternehmen und die Fachleute Zeter und Mordio schrien, brach der Index ein. Und das, gerade weil so viele zuvor blauäugig und leichtsinnig agierten, dramatisch.

Expertenmeinung: Nun ließe sich behaupten: Gebranntes Kind scheut das Feuer.“ Aber der Chart spricht ja eine klar andere Sprache: Im Gegenteil haben sich viele wegen der schnellen und weitreichenden Kaufwelle nach dem Mini-Crash nicht oder so wenig die Finger verbrannt, dass sie vermutlich gar nicht merken, dass sie mit dem Feuer spielen.

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 02.06.2025, Kurs 5.355,56 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monatschart vom 02.06.2025, Kurs 5.355,56 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Die Masse des an den Aktienmarkt strömenden und bisweilen eben auch abziehenden Kapitals stammt von Anlegern, die entweder passiv über Fonds oder ETFs sparen und daher selten direkt eingreifen oder von Anlegern, die zwar direkt agieren, denen aber oft das nötige Fachwissen fehlt. Der Effekt dessen ist, dass steigende Kurse nicht als Effekt des Handelns einer wenig erfahrenen Masse, sondern als Beweis dafür angesehen werden, dass alles in Ordnung ist und die Perspektiven bullisch sind. Das führt dazu, dass solche Kaufwellen weit reichen, lange anhalten und bisweilen auf kaum mehr als heißer Luft und Hoffnung basieren.

Im Fall des Euro Stoxx 50 ist die Liste der ausgeblendeten oder nicht erkannten Risiken lang: Der bereits durch diese Kaufwelle eingepreisten Lösung im Zoll-Streit ist man offenbar kaum bis gar nicht nähergekommen. Der zeitweise offenbar aus einer Laune heraus verkürzte und jetzt doch wieder Anfang Juli liegende Stichtag bis zum Ende der „Galgenfrist“ ist nur noch fünf Wochen entfernt. Das Wachstum in der Eurozone ist weiterhin eher mager, Fortschritte im Ukraine-Konflikt nicht in Sicht. Nichts, was gelöst werden müsste, um den jetzt wieder nahe am Rekordhoch notierenden Euro Stoxx 50 faktisch zu unterfüttern, ist gelöst. Und es sieht nicht danach aus, als würde sich daran kurzfristig etwas ändern.

Damit haben wir jetzt in der Tat eine ähnliche Situation wie Ende März. Damals nahm man die Risiken nicht ernst, heute tut man das mit ein und denselben Risiken erneut. Aber braucht es nicht zwingend einen Auslöser, um die Kurse nennenswert nach unten in Marsch zu setzen, so, wie der am 2. April erfolgte Zoll-Rundumschlag einer war?

Ein Ereignis oder eine Meldung, die noch deutlicher macht, dass die Bullen hier derzeit versuchen, auf dem Wasser zu gehen, könnte das natürlich auslösen, ggf. sogar ein ähnlich drastisches Bild generieren wie Ende März bis zum 7. April. Aber auch, wenn die Hoffnung nur langsam dadurch verhungert, dass sie nicht durch langsam eintrudelnde positive Nachrichten genährt wird, kann das Topp vollendet werden.

Das Risiko ist real, daher sollte man die potenzielle Nackenlinie eines Topps bei 5.253 Punkten (das ist das Tages-Verlaufstief vom 23. Mai, als Trump verkündete, über eine zeitnahe Anhebung der EU-Zölle auf 50 Prozent nachzudenken) im Auge behalten. Wird diese Linie auf Schlusskursbasis deutlicher unterboten, brennt hier etwas an.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Der DAX startete mit einem neuen Allzeithoch in die Woche, der Euro Stoxx 50 hingegen hat sein Anfang März markiertes Rekordhoch noch nicht erreicht. Allerdings ist er nahe dran, das könnte also durchaus klappen mit neuen Hochs. Aber kann das in diesem Umfeld gutgehen?

Der Leichtsinn ist wieder in voller Stärke an den Aktienmärkten präsent. Und das eher nicht trotz, sondern wegen des drastischen Selloffs im April. Denn wieder einmal wurde in den Kurseinbruch hinein gekauft, wieder einmal ging das gut. So wie im März 2020, aber auch im Herbst 2022 oder im Herbst 2023. Das Motto:

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 19.05.2025, Kurs 5.427,23 Punkte, Kürzel: ESTX50 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 19.05.2025, Kurs 5.427,23 Punkte, Kürzel: ESTX50 | Quelle: TWS

Die positiven Nachrichten werden schon kommen … und wer die abwartet, kommt zu spät, also muss man umgehend „all in“ gehen. Wer bremst, verliert. Anders ausgedrückt wirkte der Mini-Crash des Aprils wie ein Kaufsignal, einfach, weil das zuvor auch mehrfach so gelaufen war. Und viele, die im März 2020 noch gezögert hatten, sahen jetzt ein ähnliches Kursverhalten und zogen diesmal mit.

Das Ergebnis ist ein europäischer Leitindex, der schon nahe am Verlaufshoch von 5.568,19 Punkten notiert. Dass dieses Hoch vom 3. März als Bullenfalle endete, weil man nur kurz und letztlich erfolglos versucht hatte, das vormalige, noch aus dem Jahr 2000 stammende Rekordhoch zu überwinden, dürfte aktuell die wenigsten Bullen interessieren. Denn wenn man schon die Rahmenbedingungen ignoriert, warum sollte man dann in Bezug auf einen überkauften Index kurz vor einer Hürde, die zuletzt zu hoch war, vorsichtig werden?

Expertenmeinung: Grundsätzlich sind die problematischen Rahmenbedingungen auch kein zwingender Grund, um die Rallye zu stoppen, so absurd das klingen mag. Wenn man am Montag in dem Moment kaufte – in den USA wie in Europa gleichermaßen – in dem Trump und Putin ihr Telefonat zum Thema Ukraine begannen, obwohl man hätte ahnen können, dass dabei nichts herauskommt (das schriftliche Festhalten der Bedingungen für Waffenruhe oder gar Friede seitens Russlands ändert ja nichts), zeigt: Die Trader glauben, dass ihnen nichts passieren kann.

Bedenken wir zudem, dass man scheinbar seit Wochen so tut, als sei die Zoll-Thematik vom Tisch … obwohl fast die halbe Frist für die Aussetzung der Würge-Zölle um ist, ohne dass die Verhandlungen auch nur begonnen hätten. Was übrigens für China genauso gilt, es sei denn, diesmal verhandelt man wirklich im Geheimen, so, dass absolut niemand das mitbekommt. Was aber ebenso illusorisch wie unsinnig wäre.

Alles Positive, was es bräuchte, um neue Hochs zu unterfüttern, d.h. solides Wachstum, geopolitisch ruhige Verhältnisse, vernünftige und stabile Handelsbedingungen, all das existiert nicht, wird aber als in Kürze eintreffend eingepreist. Das muss doch schiefgehen? Realistisch betrachtet wird es das auch, es sei denn, das aktuell nur eingebildet positive Umfeld stellt sich wirklich ein … und das hurtig. Aber:

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 19.05.2025, Kurs 5.427,23 Punkte, Kürzel: ESTX50 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monatschart vom 19.05.2025, Kurs 5.427,23 Punkte, Kürzel: ESTX50 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

An irgendeinem Tag wird diese Rallye enden. Ob die Realität zu erdrückend wird, den Bullen das Geld ausgeht oder etwas anderes das auslöst, ist ebenso offen wie eigentlich egal. Aber an allen Tagen zuvor geht sie eben weiter. Und gerade in einem Umfeld, in dem Leichtsinn dominiert, ist es vollkommen unmöglich abzuschätzen, wann dieser Tag sein wird und wie weit eine Aktie oder ein Index wie der Euro Stoxx 50 bis dahin gelaufen sind.

Dass man gerade versucht, in der Luft hängend einen Berg zu erklimmen, ist natürlich ein haushohes Warnsignal. Aber wenn man sich ansieht, dass der Gipfel, von dem der Euro Stoxx 50 im April abstürzte, auf die gleiche Art erklommen wurde, wird klar, dass man Warnsignal und Verkaufssignal besser nicht gleichsetzt. Dem Trend zu folgen, dabei aber immer mit Sicherungen in Form von Stop Loss zu agieren und in kurzfristig markttechnisch heiß gelaufene Kurse auch immer wieder Gewinne mitzunehmen, wirkt derzeit alternativlos. Die Nackenlinie der vorherigen Toppbildung bei 5.294 Punkten oder die aktuell rasant steigende 20-Tage-Linie bei 5.245 Punkten wären dabei momentan für Absicherungen taugliche Orientierungsmarken.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Bei der letzten Analyse des europäischen Leitindex am 22.4. lief er gerade von unten an eine mittelfristig immens wichtige Widerstandszone. Die ist mit Schwung überboten, aktuell geht es bereits um die Rückkehr in die „bel étage“ der 2025er-Handelsspanne. Kann das klappen?

Der Glaube kann nicht nur Berge versetzen, sondern auch Käufe provozieren. Und derzeit scheinen zumindest diejenigen, die in den letzten Wochen im Euro Stoxx 50 Long-Positionen etabliert haben, zu glauben, dass die „Zoll-Strategie“ der US-Regierung eher über kurz als über lang einen Zustand gebären wird, in dem sich nicht alleine die USA mehr Vorteile sichern, sondern alle besser dastehen als zuvor, auch die Eurozone.

Denkt man die Sache bis zum Ende durch, fällt es schwer, sich ein solches Szenario vorzustellen, eher würde ein Perpetuum Mobile funktionieren, als dass auf einmal alle mehr Geld haben, mehr konsumieren und damit den Unternehmen noch mehr Gewinn bescheren. Aber da kommt eben der Glaube ins Spiel. Wenn man fest daran glauben will, dass am Ende alles gut läuft, verzichtet man gerne auf kritisches Nachhaken. Vor allem, wenn einem die Kurse offensichtlich Recht geben, indem sie immer weiter steigen.

Nun sind steigende Kurse kein Beweis dafür, dass die Motivation, aus der heraus die Käufer agieren, vernunftbasiert und richtig ist, denn sie sind ja nur das Resultat der Aktionen derer, die glauben wollen, der Himmel stehe dem Aktienmarkt offen. Aber da das eine zum anderen führt, hat man hier dann eben doch, zumindest solange der Schwung der Rallye erhalten bleibt, eine Art Perpetuum Mobile. Und zuletzt hatte man dafür die nötigen Argumente. Auch wenn die auf fundamentaler Ebene eher dünn ausfielen und dieser gestern verkündete „Deal“ mit Großbritannien deutlich machen müsste, dass man mit einem solchen Deal eher nicht besser dasteht als zuvor, denn die Charttechnik lieferte den ansonsten fehlenden Rückenwind.

Expertenmeinung: Wir sehen im Tageschart des Euro Stoxx 50, dass er am 23. April mit großer Dynamik zurück in den August-Aufwärtstrendkanal lief, die 20-Tage- und die 200-Tage-Linie zurückeroberte und danach auch noch über die wichtige Widerstandszone 5.052/5.122 Punkte stieg. Danach ging die Rallye erst einmal „von alleine“ weiter, getrieben durch das hohe Momentum des Anstiegs. Und auch jetzt wäre der Index noch nicht zwingend überkauft.

Euro Stoxx 50 Index: Chart vom 08.05.2025, Kurs 5.288,94 Punkte, Kürzel: ESTX50 | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50 Index: Chart vom 08.05.2025, Kurs 5.288,94 Punkte, Kürzel: ESTX50 | Quelle:

Mit dieser Ausgangslage geht es jetzt darum, sogar wieder an das Rekordhoch von 5.568,19 Punkten vorzudringen, das der Euro Stoxx 50 Anfang März erreicht hatte. Zwei Linien trennen ihn davon, die zusammen gesehen den Status einer „Schlüsselzone“ verdient hätten: die Nackenlinie des im März ausgebildeten und Anfang April vollendeten Topps bei 5.294 Punkten und die März-Abwärtstrendlinie bei aktuell 5.390 Punkten. Rein charttechnisch betrachtet wäre ein Anlauf an das Rekordhoch, idealerweise auch darüber hinaus, im Fall eines Anstiegs über diese Linien sehr gut möglich. Aber:

Wer davon überzeugt ist, dass der Druck, der auf der Weltwirtschaft aufgrund der Zoll- und Geopolitik lastet, schnell und rückstandslos verschwinden wird, dürfte mittlerweile gekauft haben. Jetzt müssten solche Trader also zukaufen, statt die ordentlichen, in sehr kurzer Zeit aufgelaufenen Gewinne mitzunehmen. Und mehr noch: Die „anderen“ müssten entweder auch kaufen oder doch wenigstens nicht bestehende Positionen abbauen oder sogar Short gehen. Welche anderen?

Die anderen, die die Lage und die Perspektive deutlich weniger bullisch sehen. Denn solange eine Rallye so dynamisch daherkommt, gibt es keinen Grund für die Skeptiker und/oder Bären, auszusteigen oder mit Leerverkäufen dagegenzuhalten. Das wird erst lukrativ, wenn die Dynamik nachlässt oder die Käufe sogar völlig versiegen. Und wie groß das Lager derer ist, die sich diese „Zauber-Hausse“ von der Seitenlinie aus ansehen, ohne daran zu denken, ebenfalls mit Schwung in dieses Minenfeld der Unwägbarkeiten zu springen, weiß man eben nie. Also?

Also ist Long auf kurzfristiger Ebene beim Euro Stoxx 50 zwar immer noch die richtige Seite. Aber es würde sich gerade jetzt, da der Index an die nächste, wichtige Widerstandszone herangelaufen ist, dringend anbieten, bei den Stop Loss Long zu überprüfen, ob da noch alles sitzt und passt!

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Der Euro Stoxx 50 zeigte nach dem kapitalen Kurseinbruch vor gut zwei Wochen eine rasante Gegenbewegung. Es ist indes fraglich, ob sich die Bären beeindruckt zeigen. Denn die Zone, die es für ein bullisches Signal zu überwinden gilt, liegt über dem letzten Kurs … und ist massiv.

Die EZB senkte am Donnerstag den Leitzins … aber der Markt reagierte nicht. Donald Trump verkündete später am Abend, er sei zuversichtlich, dass es eine hundertprozentige Einigung mit der EU in Sachen Zölle geben werde. Aber der Markt reagierte nicht. Das ist nicht gerade ein Hinweis darauf, dass allzu viele Trader sicher sind, alles werde schon von alleine wieder ins Lot kommen, so dass man getrost in die laufende Aufwärtsbewegung hinein kaufen könnte.

Eine Aufwärtsbewegung, die zudem über den Level einer Gegenreaktion noch nicht hinaus ist und bei der sich die Frage stellt, in wie weit der am Donnerstag gelaufene feiertagsbedingt vorgezogene Abrechnungstermin an der Terminbörse die Kurse gezogen haben könnte. Wäre das der Fall, wären die Beine, auf denen die Bullen zu stehen versuchen, noch wackliger.

Denn es klemmt am üblichen Treibstoff für eine tragfähige Aufwärtsbewegung am Aktienmarkt: Wachstum. Zwar wirken die steigenden Ausgaben für Verteidigung, mit denen man in den kommenden Jahren rechnen darf, auf einige Bereiche positiv. Aber andere, wichtige Branchen wie Chemie und Pharma, Automobilindustrie, Maschinenbau oder Halbleiter, bewegen sich unter den Damoklesschwertern einer noch nicht wiederbelebten Nachfrage in China und den Zöllen aus Washington. Da fällt Optimismus schwer. Zumindest, wenn nach einem Kurseinbruch wieder ein Punkt erreicht wurde, an dem eine Gegenreaktion nach oben enden könnte. Ist das bei Euro Stoxx 50 bereits der Fall?

Expertenmeinung: Das könnte in der Tat so sein. Ein Blick auf das langfristige Chartbild auf Monatsbasis würden den Bullen zwar Mut machen, immerhin gelang es, den Selloff genau da zu stoppen, wo es richtig übel hätte werden können, nämlich in der Kreuzunterstützung aus den Hochs 2007 und der oberen Begrenzung des langfristigen Aufwärtstrendkanals. Aber den zuvor überkauften Status hat der Index auf Monatsebene noch lange nicht abgebaut. Und dass ein derart wichtiger Support einem ersten Anlauf standhält, ist nicht unüblich. Es ist vor allem keine Garantie dafür, dass nicht noch ein zweiter folgt und der dann durchgeht.

Euro Stoxx 50 Index: Monatschart vom 17.04.2025, Kurs 4.935,34 Punkte, Kürzel: ESTX50 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50 Index: Monatschart vom 17.04.2025, Kurs 4.935,34 Punkte, Kürzel: ESTX50 | Quelle: TWS

Und wechselt man das Zeitraster und schaut sich den europäischen Leitindex auf Tagesbasis an, so sieht man, dass dem bullischen Lager bisher auch noch nicht viel gelungen ist. Die drei rückeroberten Supportlinien, die wir da im Tageschart sehen, waren eher leichter Natur und als Zone gesehen ohnehin nie wirklich signifikant gebrochen worden. Erst die Hürden, die jetzt kommen, sind wirklich bedeutsam. Und normalerweise lassen die großen, erfahrenen Akteure im bärischen Lager die Bullen einfach machen, lassen sie sich verausgaben, um erst an markanteren Widerständen wieder auf der Short-Seite aktiv zu werden. Und die kommen eben jetzt.

Es geht um den Widerstandsbereich 4.965 bis 5.122 Punkte. Wird der klar überwunden, wäre ein wichtiges, bullisches Signal gelungen, Aber noch ist diese Zone gerade einmal angekratzt worden. In diesem Bereich warten die untere Begrenzung des August-Aufwärtstrendkanals, die 20-Tage- sowie die 200-Tage-Linie und die das Jahr 2024 ab dem Frühjahr dominierende Widerstandszone 5.052/5.122 Punkte auf die Käufer. Hinzu kommt, dass eine 50-Prozent-Korrektur des vorherigen Abwärtsimpulses, gerechnet ab dem Jahres-Verlaufshoch vom 3. März, bei 5.054 Punkten und damit ebenfalls in dieser Zone läge.

Euro Stoxx 50 Index: Monatschart vom 17.04.2025, Kurs 4.935,34 Punkte, Kürzel: ESTX50 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50 Index: Monatschart vom 17.04.2025, Kurs 4.935,34 Punkte, Kürzel: ESTX50 | Quelle: TWS

Bevor dieser Bereich nicht bezwungen wurde, könnten die Short-Seller, sprich die Bären, jederzeit zurückschlagen. Und da die Rahmenbedingungen momentan ihnen und nicht den Bullen in die Karten spielen, ist das wahrscheinlich genug, um mit nennenswerten Long-Trades besser zu warten, ob dafür auch die nötigen, bullischen Fakten im Chartbild geschaffen werden.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Der massive Abverkauf der Aktienmärkte drückte den Euro Stoxx 50 durch die 200-Tage-Linie und den wichtigen, im August 2024 etablierten Aufwärtstrendkanal nach unten hinaus. Ist jetzt für die Bullen alles verloren? Nein, eine weitere, noch wichtigere Auffangzone wäre noch da.

Eigentlich sollte diese nächste Zone, die weit langfristigerer Natur ist als die Linien, die bislang gefallen sind, halten. Dieser Bereich, den der europäische Leitindex am Montag bereits erreicht hat, setzt sich aus den beiden markanten Hochs des Jahres 2007 bei 4.501 und 4.564 Punkten sowie aus der oberen Begrenzungszone des vor 16 (!) Jahren etablierten Aufwärtstrendkanals im Bereich 4.495/4.540 Punkte zusammen. Eine Supportzone, die normalerweise halten müsste, nicht zuletzt, weil der Index in den vergangenen drei Handelstagen so schnell und weit gefallen ist wie seit vielen Jahren nicht mehr und markttechnisch dadurch – zumindest auf Tagesbasis – bereits massiv überverkauft ist.

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 07.04.2025, Kurs 4.656,41 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tageschart vom 07.04.2025, Kurs 4.656,41 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Trotzdem sollte man diese Zone zwischen 4.495 und 4.564 Punkten nicht als sicheres Sprungbrett, sondern als Klippe sehen, über welcher der Index jetzt mit anderthalb Beinen hängt. Denn das problematische Wort in Bezug auf die Hoffnung der Käuferseite lautet „normalerweise“, weil wir uns in einer Situation befinden, die eben nicht normal ist.

Expertenmeinung: Die Anleger sehen sich derzeit mit mehreren Problemen zugleich konfrontiert. Zum einen haben wir die schwache Wirtschaft und die um eine Antwort verlegene Frage, was die Verbraucher in absehbarer dazu bewegen sollte, diese durch mehr Konsum anzukurbeln. Dass Europa jetzt schnell mehr für Verteidigung ausgeben will bzw. muss, wird nicht ausreichen, um das Ruder herumzureißen. Zumal die Sorge darüber, dass diese Ausgaben jetzt dringlich sind, auch nicht gerade ein Argument ist, jetzt ggf. vorhandenes Geld mit vollen Händen auszugeben.

Zugleich schwebt der „Zollhammer“ über der gesamten Eurozone. Die in dieser Woche in Kraft tretenden Zölle drücken nicht nur auf den US-Absatz, sondern verringern die Planungssicherheit für die Unternehmen drastisch. Wie lange werden diese Zölle gelten, was kommt aus Washington als Nächstes, wie kann man das auf die Schnelle durch eventuelle Freihandelsabkommen mit anderen Ländern reparieren? Und werden nicht alle mit noch höheren Zöllen unter Druck gesetzte Billiglohnländer versuchen, ihre Waren statt in den USA in Europa abzusetzen, so dass sich dieser Zollkrieg am Ende zu einem „jeder gegen jeden“ auswächst?

Diese Kombination aus Unsicherheitsfaktoren wiegt schwer und macht dadurch das Szenario einer V-Formation – d.h. schnell runter und genauso schnell wieder auf alte Höhen rauf – unwahrscheinlich. Zu sicher sind sich die Investoren, dass die USA ein Problem für die Konjunktur bleiben werden. Und zu groß dürften zudem die Zweifel sein, dass man in Brüssel imstande sein wird, das adäquat zu lösen. Daher:

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 07.04.2025, Kurs 4.656,41 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monatschart vom 07.04.2025, Kurs 4.656,41 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Eine Gegenbewegung nach oben wäre, ausgehend von dieser jetzt erreichen, grundsätzlich immens massiven Unterstützungszone zwischen 4.495 und 4.564 Punkten, jederzeit möglich. Und sie könnte auch ziemlich umfassend ausfallen, ein Anlauf an die aktuell bei 5.016 Punkten verlaufende 200-Tage-Line wäre da ein denkbares Ziel. Aber man täte gut daran, nicht auszuschließen, dass der Euro Stoxx 50 in diesem so ungewöhnlich ernsten Umfeld am Ende eben doch noch über diese Klippe fällt und dann Richtung der nächsten, längerfristig relevanten Auffangzone 3.836/3.901 Punkte läuft.

Die Gemengelage ist unberechenbar … und die nahezu unglaublichen Bocksprünge, das Tempo der kurzfristigen Impulse innerhalb des Tages und deren Reichweite, machen deutlich, dass man hier nicht einfach entspannt die Hand aufhalten sollte. Ja, es könnte sein, dass man damit ein Schnäppchen macht. Aber es ist wahrscheinlich genug, dass man sich damit irrt, um sehr auf der Hut zu bleiben.

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