Nach dem Topp im Februar/März hatte der Euro Stoxx 50 eine V-Formation ausgebildet. So etwas sollte nicht zeitnah in einem erneuten Topp enden. Aber genau das ist jetzt passiert. Bevor die Deiche brechen, steht den Bären jedoch noch eine mächtige Supportzone im Weg.
Eine derart mächtige Rallye wie die von April bis Mitte Mai nährt sich schnell aus sich selbst heraus. Erst der große Schrecken in Form dieses immer schneller werdenden Abwärtsschubs, aus Gründen, die man hätte vorher erkennen können, sie aber ignorierte. Dann die große Erleichterung, dass es wieder aufwärts geht, die zum Wiedereinstieg und Zukäufen motiviert. Und dann die Phase, in der die Trader nicht mehr erkennen, dass die steigenden Kurse kein Beweis dafür sind, dass wieder alles in Butter ist, sondern nur das Abbild ihres eigenen Handelns. Bis das Momentum nachlässt.
Dann, wenn das Rallye-Fieber nachlässt, treten die Rahmenbedingungen wieder in den Vordergrund. Und was den europäischen Markt angeht, kann man feststellen: Es gibt zwar die Chance, dass sich die Zoll-Problematik so lösen lässt, dass die Nachteile für die Eurozone moderat bleiben. Aber Vorteile wird es nicht geben, sprich besser wird es danach für die Eurozone-Unternehmen im Handel mit den USA nicht. Und es ist still um die Verhandlungen mit den USA, weniger als drei Wochen vor dem Ende der von Trump gesetzten Frist. Die dieser zwar verlängern könnte, sogar tendenziell verlängern dürfte. Aber sicher ist das eben nicht. Derweil steigt der Ölpreis … und mit der Eskalation Iran/Israel hat die Welt einen aktiven Brandherd mehr.
Daraus dürften viele gefolgert haben, dass es, nachdem der Schwung der Käufe versickerte, vielleicht eine gute Idee wäre, lieber Kasse zu machen, bevor der nächste Abwärtsschub kommt. Und jetzt scheinen die Bären wieder das Ruder zu übernehmen. Die Frage ist, ob sie es auch behalten.
Expertenmeinung: Richtig ist: Mit dem Minus des Donnerstags wurde ein Topp vollendet, das deutlich unter dem vorherigen liegt, das ist schon mal nicht gut. Dass man damit nahe am uralten, früheren Rekordhoch aus dem Jahr 2000 abdrehte und der Index zumindest auf Monatsbasis immer noch ziemlich überkauft ist, auch nicht. Und es ist zumindest ein Warnsignal, dass dieser Abwärtsschwenk so unmittelbar vor der heute stattfindenden Abrechnung an der Terminbörse stattfand, denn es ist eher unüblich, dass sich das bullische Lager dort zu einem solchen Zeitpunkt in die Defensive fügt. Aber:

Wie weit der Euro Stoxx 50 jetzt nach unten laufen wird, ist völlig offen, weil das von der unsteten Nachrichtenlage abhängig ist. Wird man die Aussage von Donald Trump, nicht sofort, sondern binnen zwei Wochen über eine direkte Beteiligung der USA am Iran/Israel-Krieg zu entscheiden, positiv werten? Kommt es vielleicht doch noch rechtzeitig zu Verhandlungen, sinkt der Ölpreis wieder? Oder platzen diese Hoffnungen schon in wenigen Tagen, diejenigen, die ausgestiegen sind, sehen sich bestätigt, verkaufen weiter oder gehen sogar aktiv auf die Short-Seite?
Man weiß es nicht. Die Nachrichten kommen zwar fast im Minutentakt, ihr Inhalt ist aber jedes Mal eine Wundertüte. Da das aber nicht nur uns, sondern allen Marktteilnehmern so geht, wird man sich eng an wichtigen Chartmarken orientieren, die, anders als die Nachrichten, eine unverrückbare Größe darstellen. Im Fall des Euro Stoxx 50 erst recht, denn mit dem gestrigen Minus ist der Weg jetzt an eine mittelfristig entscheidende Schlüssel-Supportzone freigeworden.

Es geht um die Zone zwischen 5.052 und 5.122 Punkten, die die August 2024-Aufwärtstrendlinie ebenso einschließt wie die 200-Tage-Linie. Sollte diese Zone brechen, wäre nach unten wieder nichts mehr unmöglich. Aber nur, wenn die Nachrichtenlage weiter Ungutes liefert, würden die Versuche, diese Zone zu verteidigen, scheitern. Sie könnte also halten, nicht zuletzt, weil der Index markttechnisch auf kurzfristiger Ebene schon nahe der überverkauften Zone notiert.
Aber ein „Könnte“ ist keine gute Basis für einen Long- oder Short-Trade. Erst, wenn die März-Abwärtstrendlinie mit Schlusskursen über 5.420 Punkten überwunden wurde, wäre der Euro Stoxx 50 wieder bullisch. Und erst, wenn diese Supportzone mit Schlusskursen klar unter 5.050 Punkten wirklich gefallen ist, wäre er wieder bärisch. Innerhalb dieser Range ist er nur eines: Ein Index auf dem Sprung, den man besser engmaschig im Auge behält.
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