Wer hätte im Frühjahr 2025 gedacht, dass der europäische Leitindex Euro Stoxx 50 im Verlauf des Jahres das alte Rekordhoch aus dem Jahr 2000 überbieten würde? Das Börsenjahr lief besser als befürchtet und lässt viele hoffen, dass 2026 genauso wird. Sollte man so denken?

Kurz vor dem Ende des Börsenjahres hat der Euro Stoxx 50 eine äußerst ansehnliche 2025er-Performance von gut 17 Prozent vorzuweisen. Das ist im langjährigen Vergleich überdurchschnittlich und war angesichts der Entwicklung der Rahmenbedingungen im Jahresverlauf nicht gerade zu erwarten gewesen. Denn der Ärger mit den USA ist nun einmal ein fortbestehendes Problem, die Unberechenbarkeit dieses wichtigen Handelspartners schafft Unsicherheit.
Hinzu kommt, dass die Eurozone zwar insgesamt in diesem Jahr Wachstum erreichte, aber wirklich stark fiel es nicht aus: Mit einer Veränderung zum Vorjahresquartal von +1,4 Prozent per Ende des dritten Quartals lag die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts klar unter dem Schnitt der Prä-Corona-Jahre, aber:
Heißt das automatisch, dass der Euro Stoxx 50 einer erhofften Steigerung des Wachstums vorgegriffen hat und damit das Risiko besteht, dass 2026 ein deutlich weniger starkes, ggf. sogar bärisches Jahr wird, falls das Wachstum nicht liefert, was die Anleger schon mal vorweg eingepreist haben?
Expertenmeinung: Nicht automatisch, denn die 50 Unternehmen der Eurozone, aus denen dieser Index zusammengesetzt ist, sind große Unternehmen mit einer entsprechenden Marktmacht. Dass der gesamte Euroraum eher schwach zulegt, deckt ja alles ab, auch die Selbständigen, die Kleinunternehmen, den Mittelstand. Die Großunternehmen hingegen stehen normalerweise in solchen Situationen besser da, was Umsatz- und Gewinnwachstum angeht, ebenso wie in Bezug auf die Widerstandsfähigkeit gegenüber unklaren Perspektiven, wie man sie momentan in Bezug auf die USA beklagt. Aber daraus abzuleiten, dass der Weg für die Gewinne dieser Unternehmen ebenso wie für die Kurse ihrer Aktien deswegen vorgezeichnet nach oben weist, das wäre dann eben auch wieder zu einfach.
Dass der Euro Stoxx 50 mit einem – als Schnitt aus den Bewertungen der 50 Einzelwerte errechneten – Kurs-/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 19 derzeit überdurchschnittlich teuer ist, zeigt, dass man da sehr wohl ein wenig „Luft“ drin hat. Rechnet man durch Sonderfaktoren bedingte Verzerrungen, in diesem Fall den KGV-Peak der Corona-Hochphase, heraus, läge das durchschnittliche KGV des Index über die vergangenen 15 Jahre bei etwa 15. Wenn die Unternehmensgewinne nicht zulegen, hieße das:
Um wieder auf ein KGV von 15 zu kommen, müsste der Index in die Region um 4.500 bis 4.600 Punkte zurücksetzen. Was keineswegs passieren muss … denn wäre eine „normale“ Bewertung zwingend, wäre der Euro Stoxx 50 ja gar nicht erst so weit gestiegen. Aber es unterstreicht:
Dass 2025 besser lief als von den meisten vermutlich erwartet, ist kein gutes Omen für das kommende Jahr. Hier hat man eine Art „Kredit auf die Zukunft“ aufgenommen. Der kann zwar 2026 weiterlaufen, statt zu platzen, muss es aber nicht. Und gerade 2025 hat ja, wirklich nicht zum ersten Mal in den vergangenen Jahren, bewiesen, dass immer wieder das Unerwartete ins Rampenlicht tritt (2025 in Form der Trumpschen Zölle) und dass Prognosen darüber, ob das kommende Jahr genug Argumente für eine Fortsetzung der Hausse liefern wird, nicht mehr sind als Kaffeesatzleserei. Was zu der (eigentlich allgemein bekannten) Schlussfolgerung führt:
Was war, ist keine Blaupause für das, was kommt. Man sollte und muss einfach abwarten, was auf die Kurse einwirken wird. Festzuhalten wäre nur, dass man beim Euro Stoxx 50 im Jahr 2025 mehr Kursplus erreicht hat, als dies seitens der Unternehmensgewinne unterfüttert wäre und dies das Abwärtsrisiko grundsätzlich erhöht. Aber entscheidend für unmittelbare Dispositionen bleibt natürlich das Chartbild:

Solange der Euro Stoxx 50 die im Oktober und November perfekt verteidigte Supportzone 5.467/5.568 Punkte und die an diese Zone heranlaufende 200-Tage-Linie bei derzeit 5.418 Punkten nicht klar unterschreitet, ist das Abwärtsrisiko zwar vorhanden, aber nicht „aktiviert“, sprich: Oberhalb dieses Bereichs ist die Oberseite die trendfolgend „richtige“.
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