Heute endet das Börsenjahr 2025. Für den DAX steht zum Start des letzten Handelstages ein Jahresplus von 22,3 Prozent zu Buche. Weit mehr als der langjährige Durchschnitt. Aber dennoch weniger, als manche erhofft hatten. Die kurze Bilanz eines bemerkenswerten Jahres.

Läuft etwas wie am Schnürchen, reagieren Menschen auf zwei Arten: Die einen trauen der Sache nicht über den Weg und werden vorsichtig, weil es ihnen „zu“ gut läuft. Die anderen verlängern die gute Phase mit dem Lineal in die Zukunft und legen die Füße hoch, weil: Was läuft, läuft weiter. Die Erfahrung lehrt, dass Personen, die am Aktienmarkt aktiv sind und zugleich nur wenig Erfahrung mitbringen, mehrheitlich in der zweiten Gruppe anzusiedeln sind. Das mag erklären, wie es sein kann, dass ein Börsenjahr, das der DAX mit über 20 Prozent Gewinn abschließt, für manche tatsächlich wie eine Enttäuschung wirkt.

So wirklich überraschend ist das mit Blick auf die Charts allerdings nicht. Denn dort, wo der DAX das Jahr vermutlich beenden wird, notierte er bereits Anfang Juni. Das komplette zweite Halbjahr war eine Nullnummer, eine Seitwärtsbewegung, die schon im Mai begann und zwar volatil daherkam und so manchem kurzfristigen Trader lukrative Gelegenheiten lieferte. Aber für erfolgsverwöhnte Anleger, die angesichts der rasanten Erholungen nebst neuer Hochs nach Corona-Crash, Ukraine-Kursrutsch und Zoll-Panik in den letzten Jahren dachten, der DAX „muss“ stetig steigen, war das unerfreulich. Jetzt, zum Start in das Börsenjahr 2026, lautet daher die Gretchenfrage: Was entsteht aus diesem relativen Unmut über fehlende Rekorde?
Expertenmeinung: Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Im ersten Moment könnte man denken, es gäbe eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder legen die Bullen noch eine Schippe drauf und sehen so zu, dass sie den Index aus diesem „Käfig“ nach oben hinausbekommen. Oder zu viele werden nervös, nehmen den Gewinn mit, solange er noch da ist und der Index rutscht nach unten heraus. Dass grundsätzlich nur diese beiden Auswege existieren, ist klar. Aber es kann viele Wege geben, wie eines der beiden Szenarien zustande kommt.
Denn der DAX war 2025 ungewöhnlich „zerrissen“, was seine Einzelwerte angeht. Zwar beenden 27 der 40 DAX-Aktien das Jahr mit einem Kursgewinn. Aber nur 14 von ihnen liefen besser als der DAX. Und da finden sich fast durchweg Aktien, die durch die großen Themen des Jahres gezogen wurden: Höhere Ausgaben für Verteidigung, Infrastruktur-Investitionen und steigender Energiebedarf vor allem durch KI. Das Problem dabei ist: All das ist zwar wohl großenteils bereits eingepreist. Aber es ist noch nicht wirklich in den Bilanzen angekommen.
Auf der Gegenseite finden sich die ungewöhnlich vielen Underperformer aus Branchen, die unter der schwachen Konsumneigung und dem wackligen Wachstum in China und/oder den höheren US-Zöllen leiden. Autobauer, Chemie und Pharma, Konsumgüterhersteller. Sie repräsentieren das grau in grau daherkommende „Ist“. Die Outperformer hingegen haben eingepreist, was sich die Käufer von diesen Unternehmen in der Zukunft erwarten. Problematisch, wenn es anders kommt.
2025 war ein Börsenjahr der Hoffnungen (in Bezug auf glimpfliche Folgen der Zölle) und der Fantasien bzw. Visionen (bzgl. Rüstung und Infrastruktur). In diesen Bereichen müssen 2026 Fakten kommen, die beides bestätigen. Käme es so und würden sich Hoffnungen und Visionen der Anleger zu den immerhin 13 DAX-Aktien verlagern, die das Jahr mit einem Minus beenden werden, könnte 2026 das vierte bullische Jahr in Folge werden. Aber vermutlich nur dann.
Denn auch, wenn große Erwartungen kein zwingendes Verfallsdatum haben, auf Dauer wird es ohne echte „good news“ in Sachen Konjunktur nicht gehen; dass der DAX seit Mai nur noch seitwärts pendelt, macht das sehr deutlich. Wir dürfen gespannt sein, ob und wann diese bullischen Fakten kommen.
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