Mit 11,55 Prozent (vom Hoch gerechnet) war die Handelsspanne bei Brent Crude Oil am Montag die größte seit vielen Jahren. Wäre das Teil eines gewaltigen, erneuten Kursanstiegs gewesen, hätte das wohl nur wenige gewundert. Aber das Gegenteil war der Fall.
Ein gewaltiger Intraday-Turnaround nach unten, ausgerechnet am ersten Handelstag, an dem die Märkte auf die zuvor nicht angekündigte Einmischung der USA in den Israel/Iran-Konflikt reagieren konnten … da kann man sich ein wenig wundern. Bis man sich die Argumentation des Selloffs ansieht. Danach kann man sich nämlich noch mehr wundern.
Dass Brent Crude Oil am frühen Montagmorgen mit einem Plus von über fünf Prozent in den Handel startete, basierte auf der Sorge, dass der US-Beschuss der iranischen Atomanlagen zu einer umgehenden, massiven Eskalation der Lage führen würde.
Doch bereits unmittelbar nach der Eröffnung wurde in den Kurssprung hinein verkauft. Das Plus war zur Mittagszeit dahin, zugleich zogen die Aktienmärkte wieder an. Das Argument: Die USA könnten mit dieser Aktion bereits mit ihrem Iran-Engagement „durch“ sein. Und der Iran könnte auf eine Reaktion verzichten, weil eine Eskalation das Regime gefährden könnte, nachdem Donald Trump am Sonntag auf seiner Plattform offen darüber nachdachte, dass ein solcher Regimewechsel womöglich eine gute Sache sein könnte.
Als der Iran dann am Abend einige Raketen auf US-Stützpunkte abfeuerte, wurde das nicht als Eskalation, sondern als Schlusspunkt der Auseinandersetzung ausgelegt. Der Iran hat offiziell dagegengehalten, dabei aber keinen Schaden angerichtet oder US-Bürger getötet, sondern nur sein Gesicht gewahrt. Sprich:
Man unterstellt, dass die größte Gefahr jetzt vorbei ist und auch eine Sperrung der Straße von Hormus als extrem wichtigem Transportweg für Rohöl vom Tisch ist. Also wurde bei Brent Crude Oil und den anderen wichtigen Ölsorten nach den iranischen Raketenangriffen nur umso heftiger verkauft. Aber diese Argumentation hat einen Haken: Sie muss nicht zutreffen.
Expertenmeinung: Ob es der Iran damit bewenden lässt oder diese Raketen auf US-Stützpunkte nur eine Finte waren, während andere Reaktionen noch anstehen, kann man definitiv nicht sicher vorhersagen. Immerhin hatte auch Trump eine Finte angewandt, als er behauptete, Bedenkzeit zu brauchen. Und dann doch am Sonntag zuschlug. Es kommt auch darauf an, was Israel weiter tut. Von „sicher“ kann man hier in keiner Weise sprechen. Aber am Ölmarkt agierte man, als wäre es so. Und das ist riskant.

Rein aus chart- und markttechnischer Sicht haben wir hier natürlich ein mächtiges Signal. Ein „bearish engulfing pattern“ aus einer massiven Widerstandszone heraus bei zugleich überkauften markttechnischen Indikatoren, das ist schon was. Aber die Dimension dieses Selloffs ist nicht zwingend vergleichbar mit dem Maß, mit dem die Trader wirklich von einer endgültigen Entwarnung überzeugt sind, denn hier dürfte der Lawinen-Effekt gegriffen haben.
Man darf unterstellen, dass die immense Dynamik des vorherigen Kursanstiegs dazu führte, dass ungewöhnlich viele hoch gehebelte Long-Trades im Markt waren. Und je höher der Hebel oder je größer die Zahl der Long-Positionen im Future, desto geringer ist die Risikotoleranz. Solche Positionen muss man mit eher engen Stop Loss-Verkaufsorders absichern. Und mit jeder Supportlinie, die brach, wurden solche Stop Loss-Verkäufe ausgelöst, die den Druck aufrechterhielten, den Kurs tiefer schickten, bis die nächste Linie brach und erneut Stop Loss-Verkäufe einsetzten. Eine klassische Verkaufslawine, die irgendwann aus sich selbst heraus läuft und nicht zu stoppen ist. Zumindest nicht, bis ein Kurslevel erreicht wurde, auf dem die zu spekulativen Bullen aus dem Markt geflogen sind. Ein Level wie der, den diese Lawine gestern erreichte?
Das kommt auf die Nachrichtenlage der kommenden ein, zwei Tage an. Wirklich massiv würde der Support aus charttechnischer Sicht erst im Bereich der Kreuzunterstützungszone 63,80 zu 67,95 US-Dollar. Bis dahin könnte Brent Crude, wenn es in Bezug auf den Iran keine Überraschungen gibt, durchrutschen. Aber um diese Zone nach unten zu durchbrechen, müsste schon weitaus mehr passieren, daher: Hierin den Beginn der Super-Baisse beim Ölpreis zu sehen, könnte sich als falsch erweisen … es ist gut denkbar, dass der größere Teil des Abverkaufs bereits hinter uns liegt.
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