Brent Crude Oil Prognose Brent Crude Oil: Da springt einem ja der Draht aus der Mütze!

News: Aktuelle Analyse des Brent Crude Oil Futures

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen des Brent Crude Oil Futures

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Brent Crude Oil hat am Mittwoch eine Phalanx an Widerständen nach oben durchbrochen und den Ausbruch am Donnerstag gegen Gewinnmitnahmen verteidigt. Ausgerechnet jetzt kann steigende Ölpreise kaum jemand gebrauchen … aber genau danach sieht es momentan aus.

Auslöser der Mittwochs-Rallye war die Meldung, dass die USA Botschaftspersonal aus dem Irak abziehen. Eine klare Begründung wurde nicht gegeben, aber Donald Trump erklärte auf Anfrage: „Weil es ein gefährlicher Ort sein könnte“. Man geht davon aus, dass die Maßnahme vorsorglich erfolgt, um im Fall eines – mittlerweile erfolgten – israelischen Angriffs auf den Iran als Druckmittel im Rahmen der wie immer schleppend verlaufenden Atomverhandlungen USA/Iran nicht im Fadenkreuz iranischer Vergeltungsschläge zu stehen. Kurz:

Der Ölpreis stieg, weil die Käufer auf eine erneute Zuspitzung der Lage im Nahen Osten und eine damit einhergehende Angebotsverknappung nebst Bedrohung der Schifffahrtswege spekulieren. Ob es so kommt, ist offen. Aber käme es so, hätte dann nicht längst gekauft, wer kaufen wollte, sodass aufgrund dieses Vorgriffs das Kursrisiko nach oben begrenzt ist?

Expertenmeinung: Das ist zumindest fraglich, darauf verlassen sollte man sich lieber nicht. Denn auch, wenn die Weltpolitik immer wieder Auslöser für starke Kursausschläge bei Rohöl liefert: Wenn dadurch erst einmal charttechnische Fakten geschaffen wurden, können die sich leicht verselbständigen, denn der Anteil an kurzfristiger, rein chart- und markttechnisch orientierter Spekulation ist beim Ölpreis hoch. Und jetzt wurden solche Fakten geschaffen:

Brent Crude hat durch den starken Anstieg des Mittwochs die bereits am Vorabend erreichte Widerstandszone zwischen 66,41 und 67,36 US-Dollar überboten und damit eine tadellose, untere Umkehrformation vollendet. Damit nicht genug: Zugleich überbot der Kurs auch noch die 100-Tage- sowie die 200-Tage-Linie und die mittelfristige, im Januar etablierte Abwärtstrendlinie. Viel markanter kann ein bullisches Signal kaum daherkommen.

Brent Crude Oil Future: Chart vom 12.06.2025, Kurs 69,70 USD, Kürzel: COIL | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil Future: Chart vom 12.06.2025, Kurs 69,70 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS

Damit wäre der Weg frei bis zunächst an das Anfang April ausgebildete Zwischenhoch bei 73,79 US-Dollar, danach wäre ein Widerstandsbereich bei knapp 75 US-Dollar dran, bevor es dann bereits um das Jahres-Verlaufshoch von 78,93 US-Dollar ginge. Das wäre ein Impuls, der für die Hoffnung, dass die inflationären Impulse der Zollpolitik durch niedrigere Energiepreise ausgeglichen werden, fatal wäre. Aber das würde die bullischen Trader wohl kaum davon abhalten, hier weiter auf der Long-Seite zu agieren.

Um dieses Aufwärtsrisiko beim Ölpreis vom Tisch zu bekommen, müsste dieses bullische Signal zur Bullenfalle werden. Das wäre dann zu unterstellen, wenn Brent Crude Oil den kompletten Aufwärtsimpuls zurücknimmt und mit Schlusskursen unter 64 US-Dollar durch die Kreuzunterstützung aus Mai-Aufwärtstrendlinie und 50-Tage-Linie fiele. Unmöglich wäre das nicht, aber darauf zu setzen, bevor das wirklich passiert ist, wäre hochriskant.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Brent Crude Oil: Trendwende in Arbeit … nach oben!

Noch ist keine Aufwärtswende vollzogen. Aber das Chartbild zeigt, dass sich die Bullen bereits aufgestellt haben: Brent Crude Oil ist an eine entscheidende Widerstandszone herangelaufen. Jetzt muss sich zeigen, ob die Nachrichtenlage dem Ausbruch Rückenwind verleiht.

Es ist schon auffällig, dass OPEC+ die Fördermenge erhöht, die Wachstumsaussichten weltweit nicht gerade für eine rasant anziehende Nachfrage sprechen und der Ölpreis trotzdem ein Chartbild abliefert, in dem er sich sprungbereit für die Vollendung einer tadellosen Aufwärtswende zeigt.

Wir sehen im Chart, dass Brent Crude Oil Mitte Mai die Chance hatte, ein perfektes Doppeltief zu vollenden, dann aber auf Höhe der 50-Tage-Linie gestoppt wurde. Dieser gleitende Durchschnitt wurde am Dienstag leicht überboten. Was zwar noch keine zwingende Basis für weiter anziehende Kurse ist, aber es ist ein erster Schritt.

Darüber wartet eine markante Widerstandszone zwischen 66,39 und 67,36 US-Dollar pro Barrel, drüber kommen dann die 100-Tage- und die 200-Tage-Linie. Und als Abschluss des Bereichs, durch den die Bullen hindurch müssten, um nach oben freie Bahn zu haben, die Januar-Abwärtstrendlinie bei momentan 69,50 US-Dollar.

Das wirkt wie eine massive Phalanx an Hürden, an der sich bullische Trader die Zähne ausbeißen könnten. Aber dass Brent Crude Oil nicht nennenswert nach unten drehte, obwohl der Kurs am unteren Ende dieser Zone zweimal an der 50-Tage-Linie scheiterte, sondern im Gegenteil ein drittes Mal anrannte und, zumindest bei diesem 50-Tage-Durchschnitt, Erfolg hatte, zeigt zweierlei:

Expertenmeinung: Zum einen, dass die Bären derzeit offenbar andere Betätigungsfelder haben. Und zum anderen, dass die Bullen nicht aufgeben. Und das steigert das Risiko einer über 69,50 US-Dollar tadellos vollendeten Aufwärtswende mit erstem Kursziel bei 73,79 US-Dollar (das Hoch von Anfang April) deutlich.

Was fehlt, wäre ein Anlass, um diese Widerstandszone anzugehen – einer, der stark genug ist, um weitere Käufer anzuziehen und die Bären fernzuhalten. Da setzen die Rohöl-Bullen auf weiterhin ergebnislose Verhandlungen in den Krisenregionen Ukraine-Krieg und Nahost-Konflikt ebenso wie auf die für das Rohöl-Angebot immer kritischen US-Verhandlungen mit dem Iran.

Die kommenden Tage und Wochen werden zeigen, ob sich hier wirklich für den Ölpreis bullische Nachrichten ergeben. Solange diese Januar-Abwärtstrendlinie nicht überboten ist, ist grundsätzlich alles offen. Aber der Weg bis an und über diese Linie ist kein langer … daher kann es hier, wenn die Bullen auf der Nachrichtenseite Bestätigung erhalten, leicht auch mal ganz schnell gehen.

Brent Crude Oil Future: Chart vom 03.06.2025, Kurs 65,58 Euro, Kürzel: COIL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil Future: Chart vom 03.06.2025, Kurs 65,58 Euro, Kürzel: COIL | Quelle: TWS
Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die USA und China machen Fortschritte in Sachen Handelsbeziehungen und der Ölpreis legt zu – eine logische Reaktion. Doch eigentlich hätte man mit einem deutlich größeren Anstieg rechnen können. Vor allem mit einem, der nicht Richtung Handelsende immer kleiner wurde.

Die drastische Reduzierung der zuvor wie ein gegenseitiges Handelsembargo wirkenden Einfuhrzölle zwischen China und den USA könnte für viele Unternehmen in letzter Minute gekommen sein, immerhin sind sechs Wochen vergangen, seitdem die Zölle auf für beide Seiten nicht mehr tragbare Höhe getrieben wurden. Eine relativ lange Zeit, in der viele Waren in beide Richtungen in den Lagern blieben, weil der Import ins Zielland Verluste eingebracht hätte. Jetzt könnte vieles, was auf Halde lag, sofort in Marsch gesetzt werden, um leere Lager und Regale aufzufüllen … und das heißt:

Ein kräftiger Anstieg im internationalen Frachtverkehr zwischen den beiden riesigen Industrienationen … und somit ein anspringender Bedarf nach Rohöl bzw. Benzin, Diesel, Kerosin. Dass der Ölpreis auf diese am Montagmorgen konkret offengelegte Einigung hin ansprang, ist also völlig nachvollziehbar. Zumal man angesichts dieser Fortschritte vermuten dürfte, dass auch andere wichtige Handelspartner und Produktionsländer in Asien und Europa eine Chance haben, bald wieder klare Verhältnisse in Bezug auf den US-Handel zu haben.

Daher ist es schon eine hochgezogene Augenbraue wert, dass der zeitweise 3,9 Prozent ausmachende Kursgewinn bei Brent Crude Oil zum Ende des offiziellen Handels an der Chicagoer Terminbörse so deutlich zusammenschmolz, am Schluss nur noch um die 1,5 Prozent ausmachte. Ein Warnsignal?

Expertenmeinung: Durchaus, denn wir sehen im Chart, welche große Chance das bullische Lager jetzt hätte. Würde der Brent-Crude-Oil-Future (hier gezeigt ist der nächste Liefertermin Juli, der sogenannte „Frontmonat“) die am Tageshoch bereits touchierte Widerstandszone 66,24 zu 67,92 US-Dollar pro Barrel überwinden, wäre ein großes Doppeltief vollendet, man hat eine mittelfristige Aufwärtswende sozusagen „auf dem Fuß“.

Brent Crude Oil Future: Chart vom 12.05.2025, Kurs 64,82 US-Dollar, Kürzel: COIL | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil Future: Chart vom 12.05.2025, Kurs 64,82 US-Dollar, Kürzel: COIL | Quelle: TWS

Gut, vergeben könnte man diese Chance auch dann noch, weil die wichtigen gleitenden Durchschnittslinien der letzten 100 und 200 Handelstage sowie die Januar-Abwärtstrendlinie (aktuell bei 71,75 US-Dollar über den vorgenannten Linien) auch noch überboten werden müssten, um den Weg nach oben wirklich frei zu bekommen. Aber es wäre ein wichtiger erster Schritt, der schon auffallend deutlich unter der Nackenlinie des potenziellen Doppeltiefs bei 67,64 US-Dollar auf Abgabedruck traf.

Denkbar wäre als Grund für die Verkäufe in steigende Kurse hinein, dass Donald Trump einige Bemerkungen machte, die ein wenig Wasser in den Wein gossen. So beklagte er sich über die Verhandlungsstrategie der EU und betonte, dass die Zölle gegen China wieder steigen würden, sollte es nach 90 Tagen keine Einigung geben. Was man glauben kann oder auch nicht. Aber ob diejenigen, die an einer deutlicher und stabil anziehenden Rohöl-Nachfrage und einem dadurch in eine Aufwärtswende laufenden Brent-Crude-Oil-Kurs zweifeln, damit richtig liegen oder nicht: Kurzfristig wird sich das nicht belegen lassen. Daher ist es das Chartbild, das über die Frage „Long oder Short“ entscheidet. Und das zeigt aktuell eben nur eine Chance für die Bullen. Bevor sie die nicht „eingetütet“ haben, bliebe die Long-Seite bei Brent Crude riskant.

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Die Mehrzahl der Investoren hatte sich unter „reziproken Zöllen“ das vorgestellt, was man auch hätte erwarten können: Gleiche Zollsätze für beide Seiten. Was Trump dann aber am 2. April verkündete, war etwas ganz anderes. Der Ölpreis brach ein – und hat sich seither kaum erholt.

Als die Investoren einige Zeit nach Trumps Rede zu seinem selbst gekürten „Tag der Befreiung“ herausbekamen, auf welch bizarre Art und Weise die großenteils absurd hohen Zölle errechnet bzw. kreiert wurden, war man schockiert. Hatte zugleich aber auf einmal ein ziemlich klares Bild vor Augen: Das einer wie ein Hefeteig in sich zusammenfallenden Weltwirtschaft. Was wiederum bedeuten würde: Viel weniger Frachtverkehr, weniger Produktion, weniger Reisen, weniger Berufsverkehr, sprich eine insgesamt deutlich sinkende Rohölnachfrage.

Dass Brent Crude Oil wie vom Beil gefällt durch eine ganze Reihe an Supportlinien rutschte und kurzzeitig im Future auf den tiefsten Stand seit Ende 2021 fiel, was also durchaus nachvollziehbar. Was indes manchen wundern dürfte ist, dass der Ölpreis seit Mittwoch nicht wieder rasant auf alte Höhen lief.

Denn immerhin hatte Donald Trump ja am Mittwochabend unverhofft die gerade erst implementierten Zölle für die meisten Länder für 90 Tage auf Eis gelegt. Der Aktienmarkt feierte das mit einer unglaublichen Hausse nach dem Motto „jetzt wird alles wieder gut“. Bei Brent Crude Oil war davon herzlich wenig zu sehen:

Brent Crude Oil: Tages-Chart vom 11.04.2025, Kurs 64,75 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil: Tageschart vom 11.04.2025, Kurs 64,75 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS

Expertenmeinung: Der Kurs zeigte an diesem Mittwoch zwar eine beeindruckende Rallye, die aber setzte auf einem mehrjährigen Tief ein. Und zum Wochenschluss blieb Brent Crude Oil unter den jetzt als Widerstand fungierenden „Ex-Unterstützungen“ bei 65,52, 67,20 und 67,92 US-Dollar pro Barrel. Warum?

Weil man am Rohstoffmarkt deutlich weniger emotional zu agieren pflegt als am Aktienmarkt. Weil man sah, wie Kapital auch bzw. gerade nach dieser Kehrtwende des Mittwochs aus US-Anleihen und dem US-Dollar floh. Viele interpretierten diesen 90-Tage-Aufschub offenkundig als einen Beleg dafür, dass die US-Regierung gefährlich planlos und unprofessionell agiert und das Risiko eines K.O. der Weltwirtschaft damit keineswegs vom Tisch ist, womöglich sogar noch gestiegen sein könnte.

Ob diese Befürchtungen von der Zukunft bestätigt werden, kann, so lapidar das klingt, erst die Zukunft zeigen. Aber dieses auffällige „Verweigern“ dieser von unten angelaufenen Charthürden ist markant genug um zwei Dinge daraus ableiten zu können. Zum einen, dass eine Chance besteht, dass diese Entwicklung wenigstens günstigere Energiepreise mit sich bringt. Und zum anderen, dass man sich hüten sollte, bei Brent Crude über Long-Trades auch nur nachzudenken, bevor diese charttechnisch und auch psychologisch wichtige Widerstandszone zwischen 65,52 und 67,92 US-Dollar eindeutig und auf Schlusskursbasis zurückerobert wurde.

Brent Crude Oil: Wochen-Chart vom 11.04.2025, Kurs 64,75 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil: Wochenchart vom 11.04.2025, Kurs 64,75 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Auch am Ölmarkt hatte man das, was Donald Trump da am Mittwochabend verkündete, offensichtlich unterschätzt, immerhin war der Kurs von Brent Crude Oil in den Tagen zuvor noch deutlich nach oben gelaufen. Jetzt wäre der Weg nach unten frei … oder?

Grundsätzlich haben sich die Argumente jedenfalls sehr deutlich zugunsten der Rohöl-Bären gewandelt. Dass die OPEC entschieden hat, ihre Fördermengenbegrenzung zurückzufahren, konnte keinen allzu großen Druck generieren, obwohl man durchaus schon da hätte argumentieren können, dass die US-Wirtschaftspolitik imstande ist, das Wachstum weltweit in die Bredouille zu bringen und damit die Ölnachfrage unter Druck zu setzen.

Aber wirklich reagiert hatten die Trader eben erst am Donnerstag als Reaktion auf die Welle neuer Zölle, die der US-Präsident am Mittwoch nach US-Handelsende verkündet hatte. Denn diese Zölle fielen weitreichender und höher aus als gedacht, sodass vielen da erst klar wurde, was man eigentlich aufgrund der vielen Drohgebärden im Vorfeld hätte erahnen können: So, wie es jetzt läuft, kann die Relation Angebot/Nachfrage bei Öl sehr deutlich in Richtung Angebotsüberhang umschlagen.

Denn diese immens hohen Zölle wird man im energieintensiven Frachtverkehr deutlich zu spüren bekommen. Es wird nicht nur in die USA weniger importiert, man wird auch weniger Rohstoffe in Fertigungsländer zu transportieren haben. Hinzu kommen teurere Waren und Menschen, die rund um den Globus ihre Arbeit verlieren, was die Nachfrage nach Konsumgütern drückt. Und dass man das, was nicht in die USA gelangt, einfach nach Europa umleitet, ist kein Argument für eine stabile Ölnachfrage, denn da käme dann die Frage auf: Wer sollte dieses „Mehr“ an Angebot denn kaufen?

Expertenmeinung: Dass Brent Crude Oil am Donnerstag wie vom Beil gefällt wegsackte, ist also folgerichtig, wenngleich man schon überrascht sein darf, wie viele diese Entwicklung offenbar unerwartet traf. Aber die Chance, dass der Kurs weiter fällt, wäre jetzt da, denn dieser Abverkauf spielte sich in einer charttechnisch wichtigen Region ab:

Brent Crude Oil: Chart vom 03.04.2025, Kurs 69,95 US-Dollar, Kürzel: COIL | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil: Chart vom 03.04.2025, Kurs 69,95 US-Dollar, Kürzel: COIL | Quelle: TWS

Brent Crude durchbrach dadurch die aktuell nahe beieinander liegenden und dadurch eine Schlüsselzone bildenden gleitenden Durchschnitte der letzten 50, 100 und 200 Handelstage im Bereich 72,87 zu 73,31 US-Dollar. Ein markant bärisches Signal, nachdem diese Zone erst drei Tage zuvor nach oben durchbrochen wurde – was jetzt als Bullenfalle endete.

Aber der Weg nach unten ist nicht so frei, wie es sich die Bären wünschen dürften. Unterhalb des Donnerstags-Closings finden sich eine Reihe von markanteren Zwischentiefs, die bei 67,90, 67,20 und 65,52 US-Dollar potenzielle Wendepunkte nach oben darstellen könnten. Auch das auffällige Tief vom Dezember 2023 bei 64,66 US-Dollar (immer bezogen auf den hier gezeigten Future mit Liefertermin Juni, dem aktuellen „Frontmonat“) könnte kurzfristige Trader zum Eindecken auf der Short-Seite und einem Switch auf Long verleiten. Andererseits:

Gerade im von kurzfristigem Trading dominierten Rohölmarkt, der auf einlaufende Nachrichten oft sehr stark reagiert, ist nichts in Stein gemeißelt. Diese vorgenannten, potenziellen Auffanglinien können Unterstützung bieten, bei entsprechender Nachrichtenlage aber wie nichts durchschlagen werden. Daher sollte man sich hier besser nicht zu sehr mit einem „Was wäre, wenn“ aufhalten und einfach das traden, was man vor sich hat:

Brent Crude Oil ist, solange der Bereich der wichtigen gleitenden Durchschnitte bei 72,87 zu 73,31 US-Dollar nicht zurückerobert wurde, kurzfristig bärisch. Wie weit die Bären da jetzt nach unten vordringen, ist offen. Klar ist aber: Die Chance, in ihrem Sinne zu punkten, ist höher als in den letzten Wochen und Monaten!

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