Auslaufende Patente, geopolitische Risiken, Abschreibungen. Merck steht unter Druck, doch abseits der Schlagzeilen läuft das Geschäft erstaunlich gut.
Ein Gigant mit bewegter Geschichte
Merck & Co. gehört zu den namhaftesten Gesundheitsunternehmen der Welt und besitzt ein breites Portfolio von Medikamenten, Impfstoffen, Therapien und Tiergesundheitsprodukten.
Die Wurzeln des Unternehmens gehen bis in das Jahr 1668 zurück, als Friedrich Jacob Merck eine Apotheke in Darmstadt erwarb. Im Ersten Weltkrieg enteignete die US-Regierung Merck & Co. im Rahmen des „Trading with the Enemy Act“, und die Firma wurde zwangsversteigert.
Seitdem ist Merck & Co. ein eigenständiges Unternehmen und nicht mehr Teil der deutschen Merck.
Seit der Ausgliederung von Organon & Co. im Juni 2021 konzentriert sich Merck & Co. auf zwei Kernsegmente: Pharmazeutika und Tiergesundheit. Die Pharmasparte ist das Herzstück des Unternehmens und generiert den Großteil des Umsatzes. Sie umfasst innovative Produkte in den Bereichen Onkologie, Impfstoffe und Medikamente für die akute Krankenhausversorgung.
Keytruda: Rückgrat mit Ablaufdatum
Das Flaggschiffprodukt von Merck ist Keytruda, ein revolutionäres Krebsmedikament, das 2014 erstmals von der FDA als Zweitlinientherapie für Melanome zugelassen wurde. Inzwischen ist Keytruda für die Behandlung zahlreicher Krebsarten zugelassen.
Im letzten Geschäftsjahr hat Merck mit Keytruda einen Umsatz von 29,5 Mrd. USD erzielt, was etwa 46 % der Konzernumsätze entspricht.
Dass sehr viel von diesem Medikament abhängt, dürfte daher klar sein. Die wichtigsten Patente für Keytruda laufen 2028 aus, wodurch der Markt für Biosimilars geöffnet wird.
Merck unternimmt selbstverständlich alles, um den Patentschutz zu verlängern, und hat entsprechende Anträge gestellt, die eine Erweiterung bis 2035 ermöglichen könnten.
Darüber hinaus arbeitet man an einer neuen Formulierung und einer subkutanen Verabreichung, die das Potenzial für neue Patente mit einer Laufzeit bis mindestens 2040 hätte.
Mehr als nur ein Medikament
Eine erste subkutane Formulierung von Keytruda wurde bereits von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zugelassen.
Sollte es zu einer umfassenden Verlängerung der Patente kommen, ist ein massiver Kurssprung wahrscheinlich.
Das restliche Geschäft verteilt sich auf etwa zwei Dutzend andere Medikamente. Das Wichtigste ist – mit einem Jahresumsatz von 8,58 Mrd. USD – Gardasil, fünf weitere Wirkstoffe erzielen jeweils einen Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde Dollar.
Die Tiergesundheitssparte ergänzt das Portfolio und profitiert von Produkten wie Ivermectin, das weiterhin eine starke Marktposition hält.
Der Jahresumsatz der Sparte lag zuletzt bei 5,88 Mrd. USD, was in etwa 9 % der Konzernumsätze entspricht.
Die Belastungsfaktoren: China, Zölle, Medicare
Die jüngsten Kursverluste dürften bis zu einem gewissen Maß auf das mögliche Auslaufen der Keytruda-Patente zurückzuführen sein.
Es gibt jedoch auch noch andere Faktoren, die sicherlich dazu beigetragen haben.
Merck hat im Februar 2025 die Lieferungen des HPV-Impfstoffs Gardasil in China vorübergehend eingestellt, um Lagerüberhang beim lokalen Partner abzubauen. Das führte zu einem Umsatzrückgang im Impfstoffsegment und zwang Merck, die Jahresprognosen zu senken.
Hinzu kommen Zollrisiken durch den Handelsstreit zwischen den USA und China sowie eine gewisse Abhängigkeit vom US-Krankenversicherungsprogramm Medicare.
Die im Raum stehenden Ausgabekürzungen durch die US-Regierung könnten das Geschäft zusätzlich belasten.
Ausblick und Bewertung
Langsam muss man sich jedoch die Frage stellen, ob der Abverkauf trotz dieser Risikofaktoren zu weit geführt hat.
Merck hat die Gewinnerwartungen für das laufende Geschäftsjahr zwar von 8,88 – 9,03 auf 8,82 – 8,97 USD je Aktie gesenkt, dabei wird aber scheinbar übersehen, dass das einem Gewinnsprung um etwa 16 % entsprechen würde.
Das bedeutet, dass die forward P/E von Merck inzwischen bei 9 liegt. Da auch in den kommenden beiden Jahren Gewinnsteigerungen von 7 – 10 % p. a. erwartet werden, ergibt das relativ wenig Sinn.
Entweder liegen die Prognostiker daneben, oder der Kurssturz ist übertrieben.
Darüber hinaus bietet die Aktie eine gut finanzierte Dividendenrendite von etwas mehr als 4 %. Die Ausschüttungsquote liegt bei etwa 36 %.

Gelingt ein Ausbruch über 87,75 USD, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 95 und 101 – 105 USD.
Für antizyklische Investoren wäre hingegen der Bereich zwischen 73 und 76 USD interessant.
Fällt die Aktie jedoch unter 73 USD und den langfristigen Aufwärtstrend, muss mit weiteren Kursverlusten in Richtung 63,50 USD gerechnet werden.
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