Die Aktienanalysen von TobiasKrieg basieren auf einer Kombination aus Charttechnik und Fundamentalanalyse. Dabei liegt der Fokus auf der Bewertung von Unternehmen anhand ihrer finanziellen Kennzahlen, wie z. B. KGV, Cashflow oder Eigenkapitalrendite, sowie auf der Identifikation von überdurchschnittlichen Wachstumspotenzialen zu einem attraktiven Einstiegskurs.
Die Diskrepanz zwischen Fakten und dem Kursgeschehen ist faszinierend. Erfolgreiche Investoren müssen das durchschauen.
Mit einem Kauf direkt vor den Quartalszahlen geht man immer ein gewisses Risiko ein, da es zu Kurskapriolen kommen kann. Tatsächlich halte ich die Furcht vor einem Investment einige Tage vor einem wichtigen Event für übertrieben – zumindest aus Investorensicht.
Wer über Jahre hinweg investiert ist, muss die mögliche Volatilität von Quartalszahlen und anderen Ereignissen ohnehin tragen. Ob die Quartalszahlen also in 3 Tagen oder in 3 Monaten veröffentlicht werden, macht für mich persönlich keinen Unterschied.
Ebenso wenig sollte man sich von den ersten Kursreaktionen verunsichern lassen. Es kommt immer wieder vor, dass grundsolide oder sehr gute Zahlen vorgelegt werden und der Kurs einbricht. Wie die Kursreaktion ausfällt, hängt ebenso stark vom aktuellen Marktumfeld ab wie von den nüchternen Fakten.
Teilweise werden Aktien auch nur abverkauft, weil die Erwartungen leicht verfehlt wurden, obwohl das Unternehmen große Fortschritte macht. Als Beispiel: Der Gewinn lag bei 0,61 USD je Aktie, statt den erwarteten 0,62 USD je Aktie. Der Kurs schmiert ab, obwohl sich der Gewinn auf Jahressicht verdoppelt hat.
Die Börse ist rational und effizient (oder auch nicht)
Etwas ähnliches hat sich auch am vergangenen Freitag ereignet. Der Gewinn von Marvell lag mit 0,62 USD je Aktie über den Erwartungen von 0,60 USD. Mit einem Umsatz von 1,90 Mrd. USD hat man die Analystenschätzungen von 1,88 Mrd. USD ebenfalls übertroffen. Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 63 % und einem Gewinnsprung um 150 %.
Für das zweite Quartal stellt man einen Umsatz von 2,0 Mrd. USD und ein Ergebnis von 0,62 – 0,67 USD je Aktie in Aussicht. Damit hat man die bisherigen Erwartungen ebenfalls übertroffen, die Konsensschätzungen für das zweite Quartal lagen bei einem Umsatz von 1,98 Mrd. USD und einem Gewinn von 0,65 USD je Aktie.
Der Kurs ist dennoch um 5,55 % auf 60,19 USD eingebrochen. Damit notiert die Aktie wieder nahezu auf demselben Niveau wie zum Zeitpunkt der letzten Analyse.
Der einzige Unterschied ist, dass man sehr viel sicherer davon ausgehen kann, dass Marvell die extrem hohen Erwartungen an das Geschäftsjahr 2025 erfüllen wird.
Marvell kommt demnach auf eine forward P/E von 21,8. In den letzten fünf Jahren lag die P/E am absoluten Tiefpunkt bei 17,3. Langjährig pendelt die P/E um einen Wert von 32.
Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.
Vorherige Analysen der Marvell Technology Aktie
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
Ein nahezu unsichtbarer Akteur rückt plötzlich ins Rampenlicht der Tech-Giganten. Amazon, Google und Microsoft setzen auf Marvell.
ASICs: Die neue Geheimwaffe
Marvell Technology ist ein Unternehmen, das vielen Anlegern bislang eher als mittelgroßer Halbleiterhersteller bekannt war, doch diese Wahrnehmung wird dem tatsächlichen Potenzial des Unternehmens nicht länger gerecht.
Marvell ist einer der weltweit führenden Hersteller von Halbleiterchips, vor allem ASICs.
Application-Specific Integrated Circuits (ASICs) sind speziell entwickelte Halbleiterchips, die für eine bestimmte Funktion oder Anwendung optimiert sind. Im Gegensatz zu universellen Prozessoren wie CPUs oder GPUs, die für eine Vielzahl von Aufgaben ausgelegt sind, werden ASICs maßgeschneidert, um eine spezifische Aufgabe mit maximaler Effizienz auszuführen.
Bisher haben ASICs eine untergeordnete Rolle gespielt, doch das hat sich spätestens durch KI geändert.
Diese Spezialisierung führt dazu, dass ASICs weniger Strom verbrauchen, schneller arbeiten und kompakter sind als universelle Chips, die für eine breite Palette von Aufgaben ausgelegt sind.
Die Entwicklung eines ASIC ist ein komplexer und ressourcenintensiver Prozess. Er umfasst die Definition der spezifischen Anforderungen, die Entwicklung des Designs, die Simulation und Validierung sowie die Produktion in einer Halbleiterfabrik (Foundry).
Vom Spezialauftrag zum Milliardenmarkt
Hyperscaler, also die großen Technologieunternehmen wie Amazon, Google, Microsoft und Meta, betreiben riesige Rechenzentren, die enorme Mengen an Daten verarbeiten, insbesondere für KI-Anwendungen wie maschinelles Lernen, Sprachmodelle oder Bilderkennung.
Diese Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Rechenleistung zu maximieren, während sie gleichzeitig die Kosten und den Energieverbrauch minimieren. ASICs bieten hier eine ideale Lösung, da sie speziell auf die Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens zugeschnitten werden können.
Die Entwicklung eines ASIC ist technisch anspruchsvoll und erfordert spezialisierte Expertise, die nur wenige Unternehmen weltweit bieten können. Hyperscaler wie Amazon oder Microsoft verfügen zwar über beträchtliche Ressourcen, aber oft fehlt ihnen das Know-how oder die Infrastruktur, um hochmoderne Chips komplett eigenständig zu entwickeln. An dieser Stelle kommt Marvell ins Spiel.
Kooperation mit Amazon, Google und Microsoft
Marvell entwickelt ASICs für Amazons KI-Beschleuniger, darunter den Trainium2-Chip für das Training von KI-Modellen und den AWS-Inferentia3-Chip für KI-Inferenz, die 2025 an Fahrt gewinnen werden.
Marvell unterstützt Google bei der Entwicklung von maßgeschneiderten CPUs, die bereits in Produktion gehen und in den kommenden Jahren weiter skalieren werden.
Marvell hat kürzlich einen bedeutenden Auftrag von Microsoft gewonnen, der voraussichtlich größer ist als die Projekte mit Amazon und Google zusammen. Dieser Chip, basierend auf 3-Nanometer-Technologie und HBM4-Speicher, wird 2025 und 2026 stark ausgebaut, um Microsofts Rückstand im Bereich maßgeschneiderter KI-Chips aufzuholen.
Darüber hinaus arbeitet Marvell mit zwei bis vier weiteren großen, nicht offengelegten Hyperscalern zusammen, deren Projekte in den Jahren 2025 bis 2026 starten und erhebliches Wachstumspotenzial bieten.
Im Klartext bedeutet das, dass alle oder nahezu alle Hyperscaler eine Kooperation mit Marvell eingegangen sind, um Chips zu entwickeln. Die ersten Resultate dieser Zusammenarbeit sind in der zweiten Jahreshälfte 2024 auf den Markt gekommen, doch das ist erst der Anfang.
Die Entwicklung von Chips kann Jahre in Anspruch nehmen. Die Chips (Maia), die man für Microsoft entwickelt, dürften beispielsweise erst 2026 auf den Markt kommen und das Wachstum befeuern.
Vom Höhenflug zum Absturz
Daher ist die Aktie zeitweise zu einem Höhenflug übergegangen, in den letzten Wochen wurde Marvell wieder massiv abverkauft. Es wäre gut möglich, dass der Markt dabei etwas übersieht.
Branchentrends deuten darauf hin, dass der Markt für maßgeschneiderte ASICs in den nächsten drei bis fünf Jahren auf 60 bis 80 Milliarden US-Dollar wachsen wird.
Marvell und Broadcom bilden in diesem Markt ein Duopol, da sie die einzigen Unternehmen sind, die die notwendige Expertise und das geistige Eigentum besitzen, um Chips auf dem neuesten Stand der Technik zu entwickeln.
Marvells ASIC-Geschäft, das derzeit weniger als 1 Mrd. USD Umsatz generiert, könnte in den nächsten Jahren mehr als verzehnfachen, angetrieben durch die bereits bekannten Projekte und neue Aufträge. Sollte das geschehen, würde sich der Konzernumsatz dadurch verdreifachen.
Ausblick und Bewertung
Die Konsensschätzungen schlagen in eine ähnliche Kerbe. Für das laufende Geschäftsjahr wird ein Umsatzsprung von 39 % und ein Gewinnsprung um 78 % erwartet. Im kommenden Jahr sollen Umsatz und Gewinn ebenfalls um mehr als 20 % zulegen.
Am 29. Mai legt das Unternehmen Quartalszahlen vor (das erste Quartal läuft bei Marvell bis Ende April), dann werden wir sehen, ob die hochgesteckten Ziele realistisch sind.
Sollten die Konsensschätzungen richtig sein, kommt Marvell auf eine forward P/E von 21,8.
Marvell Technology ist, wie in der Branche üblich, fabless. Das Unternehmen übernimmt vor allem das Design und die Entwicklung von Halbleiterchips, die eigentliche Fertigung ist an spezialisierte Halbleiterfabriken (Foundries) ausgelagert. Daher ist man anfällig für mögliche Zölle, was auch der Hauptgrund für den Abverkauf darstellen dürfte.
Marvell ist übergeordnet klar bullisch, in Anbetracht der hohen Volatilität aber nichts für schwache Nerven. Gelingt ein Ausbruch über 66 USD, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 76-78 und 90 USD.
Fällt die Aktie jedoch unter 60 USD, muss mit einem erneuten Rücksetzer in Richtung 50 USD gerechnet werden.
Über den Autor
Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.
Analysemethode
Die Aktienanalysen von TobiasKrieg basieren auf einer Kombination aus Charttechnik und Fundamentalanalyse. Dabei liegt der Fokus auf der Bewertung von Unternehmen anhand ihrer finanziellen Kennzahlen, wie z. B. KGV, Cashflow oder Eigenkapitalrendite, sowie auf der Identifikation von überdurchschnittlichen Wachstumspotenzialen zu einem attraktiven Einstiegskurs.
Chart-Betrachtungszeitraum: 6 Monate
Charttrend: Long / Buy
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Zu Beginn der Woche hatte ich die Aktie des US-amerikanischen Halbleiterkonzern mit bullischen Aussichten versehen. Die Marvell-Aktie befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits in einem klaren Aufwärtstrend und brach gerade über den Widerstand bei 95 USD aus, was einem technischen Kaufsignal entsprach.
Die Ergebnisse zum abgelaufenen Quartal setzten dann noch einen drauf und führten diese Woche zu einer wahren Kursexplosion. Am Mittwoch konnte das Papier 23% an Wert zulegen und markierte damit ein neues Allzeithoch. Hier haben die Bullen das Zepter fest in der Hand.
Expertenmeinung: Schauen wir uns die Zahlen im Detail an. Der Gewinn je Aktie lag mit 0.44 USD über den Schätzungen der Analysten, welche von 0.41 USD ausgegangen waren. Auch der Umsatz lag über dem Konsens und stieg mit 1.52 Mrd. USD um +6.9 % gegenüber dem Vorjahr.
Wesentlich interessanter waren jedoch die Aussichten für das laufende vierte Quartal 2024. Hier hat der Konzern die Erwartungen doch deutlich nach oben angehoben. Das gefiel Anlegern und der bullische Tenor setzt sich vorerst weiter fort. Ich bleibe daher bullisch auf die Aktie.
Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Außerdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.
Analysemethode
Die Analysen von Achim Mautz basieren überwiegend auf der Technischen Analyse. Dabei nutzt der Autor, gestützt auf seine langjährige Handelserfahrung, bewährte Methoden der Chartanalyse. Er untersucht Wertpapiere unter anderem anhand von Chartmustern, Trendsignalen Unterstützungen, Widerständen und gleitenden Durchschnitten.
Chart-Betrachtungszeitraum: 6 Monate
Charttrend: Long / Buy
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Das US-amerikanische Unternehmen ist mittlerweile eine feste Größe in der Halbleiterwelt. Der Konzern hat sich auf Dateninfrastrukturtechnologie spezialisiert, welche vor allem in der Automobilindustrie, Rechenzentren und bei Netzbetreibern Anwendung findet.
Zuletzt konnte die Marvell Technology-Aktie Mitte Oktober eine beeindruckende Rallye starten. Die Kurse konsolidierten in einer engen Preisspanne, um schlussendlich nach oben auszubrechen. Seither sind die Kurse kaum noch zu halten. Im gestrigen Handel konnte zudem der Widerstand bei 95 USD gebrochen werden. Somit katapultierten die Bullen die Aktie auf ein neues Allzeithoch.
Expertenmeinung: Ob die Rallye weitergehen wird, könnte vor allem vom Unternehmen selbst abhängen, denn heute nach Börsenschluss wird der Konzern seine Ergebnisse zum abgelaufenen Quartal präsentieren. Analysten gehen derzeit von einem Gewinn je Aktie in Höhe von 0.41 USD aus. Die Flüsterschätzungen befinden sich bei 0.45 USD je Aktie. Der Umsatz soll sich im dritten Quartal 2024 auf 1.45 Milliarden USD belaufen.
Ob der Konzern diese Vorgaben erfüllen kann oder nicht, wird wohl den weiteren Verlauf der Aktie beeinflussen. Wichtig wäre es, die Kurse möglichst über dem Support bei 95 USD zu halten.
Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Außerdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.
Analysemethode
Die Analysen von Achim Mautz basieren überwiegend auf der Technischen Analyse. Dabei nutzt der Autor, gestützt auf seine langjährige Handelserfahrung, bewährte Methoden der Chartanalyse. Er untersucht Wertpapiere unter anderem anhand von Chartmustern, Trendsignalen Unterstützungen, Widerständen und gleitenden Durchschnitten.