Ihr Kürzel lautet „HOT“ und ein Teil des Konzernnamens ist für die Bullen gerade Programm: Die HOCHTIEF-Aktie kennt derzeit kein Halten. Doch wer glaubt, dass ein wie auf Schienen steigender Kurs nicht entgleisen kann, dürfte schiefgewickelt sein. Hier läuft es langsam heiß.
Die bisherige Performance in diesem Jahr liegt bei knapp 84 Prozent. Nicht übel für eine Hightech-Aktie in einem Wachstumsmarkt. Nur ist das hier keine. HOCHTIEF ist ein Bauunternehmen. Und auch, wenn das große Paket an Schulden, über mehrere Jahre hinweg über 100 Milliarden per annum, das die deutsche Infrastruktur aufmöbeln soll, steigende Umsätze verheißt … zumal man dann auch noch auf Wiederaufbau-Aufträge in der Ukraine und viele Aufträge für Rechenzentren und den Ausbau der Energieversorgung setzt: Es ist ein Baukonzern.
Richtig ist, dass das Halbjahresergebnis überzeugend ausfiel. Umsatzanstieg 25 Prozent, operativer Gewinn +18 Prozent, Auftragseingang 26 Prozent höher, das sieht gut aus. Aber vergleichen wir das mit dem Kursanstieg der Aktie, ist letztere eben weit schneller gestiegen als der Gewinn. Zumal diese Halbjahreszahlen nebst angehobener Jahresprognose vom 23. Juli stammen, die sind also fast acht Wochen alt. Seither stieg die Aktie um weitere 28 Prozent.
Und HOCHTIEF ist kein Chiphersteller, der mit einer Top-Innovation mal eben den Umsatz verdoppeln und den Gewinn vervierfachen könnte. Was bedeutet: Man nimmt schon so viel an bullischer Zukunft vorweg, dass man bereits ohne Weiteres im luftleeren Raum unterwegs sein könnte. Was auch die Analysten so sehen, denn:
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Expertenmeinung: Im September gab es acht neue oder bestätigte Kursziele seitens der Analysten. Einer wertet mit „Kaufen“, sechs mit „Halten“, einer mit Verkaufen“. Das durchschnittliche Kursziel liegt derzeit bei 174,65 Euro, die Aktie bei 238,40 Euro. Und damit notiert sie sogar über dem höchsten aller Kursziele, das bei 224 Euro zu finden ist. Und die Bewertung?

Vorsichtig formuliert: sportlich. Das Kurs-/Gewinn-Verhältnis liegt für die 2025er-Gewinnschätzung auch nach Einberechnung der im Juli angehobenen Prognose im Bereich 23 bis 24. Für ein Softwareunternehmen wäre das eher günstig. Für HOCHTIEF als Baukonzern ist es am oberen Ende der Bandbreite der vergangenen zehn Jahre. Noch sehen die Analysten den Gewinn pro Aktie im Schnitt Ende 2027, also in gut zwei Jahren, 30 Prozent höher liegen: Kommt es so, wäre das Kurs-/Gewinn-Verhältnis bei etwa 18 bis 19 und damit akzeptabel, wenngleich immer noch nicht billig. Aber kommt es denn sicher so?
Baukonzerne können ihre Kapazität nicht von eben auf gleich verdoppeln. Und HOCHTIEF ist ja nicht das einzige Unternehmen, das von dem bislang vor allem verbal verkündeten, aber weniger faktisch gestarteten Bauboom profitieren könnte. Wer hier jetzt noch einsteigt, müsste darauf wetten, dass die Aktie zeitnah noch teurer würde, die Bewertung noch höher. Darauf, dass die Anleger bereit wären, noch weiter mit einer rosa Brille voraus zu schauen und die Zahl derer, die bei dieser auch markttechnisch heiß gelaufenen Aktie Kasse machen, klein genug bleibt, um die Kreise der Bullen nicht zu stören.
Keine Aktie ist eine Einbahnstraße, irgendwann ist immer auf einmal Schluss mit der Hausse. Daher sollte man, wenn man hier dabei ist oder gar auf Rekordlevels mit dem Kauf liebäugelt, daran denken, dass hier nicht nur „Hoch“, sondern auch das Wort „Tief“ mit im Namen steckt.
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