Hensoldt Aktie Prognose Hensoldt: Prognose angehoben … jetzt kommt’s drauf an!

News: Aktuelle Analyse der Hensoldt Aktie

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen der Hensoldt Aktie

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Die Hensoldt-Aktie ist mit dem Start ins Herbstquartal über das alte Rekordhoch vom 5. Juni hinausgelaufen. Rein charttechnisch ein klar bullisches Signal. Aber ohne „Begleitschutz“ der Fundamentaldaten wird es eng, wenn die Aktie markttechnisch heiß läuft. Und das ist sie.

Es ist der dritte größere Hausseimpuls, seit die Bundesregierung ankündigte, dreistellige Milliardenbeträge für eine Stärkung der Verteidigung aufzunehmen und mittlerweile ganz Europa der Ansicht ist, dass da zügig mehr getan werden muss. Dass Hensoldt als Radar- und Optoelektronik-Spezialist mit Ausrichtung auf den militärischen Bereich davon profitieren wird, ist unstrittig. Aber das heißt ja nicht, dass die Aktie einfach unbegrenzt steigen könnte. Irgendwann ist sie eben überbewertet. Und dann absturzgefährdet. Ist das jetzt der Fall?

Der Vorteil der Bullen ist: Da man in keiner Weise abschätzen kann, wie sich Umsatz, Marge und Gewinn bei Hensoldt in zwei, drei Jahren darstellen, könnte man sich hinstellen und, solange der Aufwärtstrend intakt ist, konstatieren: Bis zum Beweis des Gegenteils haben wir, die Bullen, recht, denn der Blick nach vorne verheißt nun einmal Wachstum.

Hensoldt Aktie: Chart vom 03.10.2025, Kurs 113,80 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 03.10.2025, Kurs 113,80 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS

Im Prinzip ist das nicht falsch. Aber irgendwann beginnen Anleger dennoch zu ahnen, dass man sich – um diese berühmte Formulierung des früheren US-Notenbankchefs Alan Greenspan aus dem Jahr 1996 zu benutzen, mit der er vor einer aus dem Ruder gelaufenen Aktienhausse warnte – in einer Phase irrationalen Leichtsinns/Überschwangs befindet: In einer „irrational exuberance“.

Expertenmeinung: Argumente, um diesen Kurslevel als überzogen einzuordnen, würden nicht nur die im überkauften Bereich angekommenen, markttechnischen Indikatoren liefern. Selbst auf Basis der durchschnittlichen Analystenschätzung des Gewinns in zwei Jahren (!) läge die Bewertung über das Kurs-/Gewinn-Verhältnis mit knapp 40 noch untypisch hoch. Für die 2025er-Schätzung kommen wir sogar auf 66! Nur fünf von 13 Analysten stufen Hensoldt aktuell als Kauf ein. Weshalb das durchschnittliche Kursziel auch längst überboten ist – das liegt bei knapp 97 Euro. Und dem höchsten Kursziel kam die Aktie im dünnen Feiertagshandel am Freitag mit dem Verlaufsrekord von 116,90 Euro schon nahe – das liegt bei 122 Euro.

Bullisch bis zum Beweis des Gegenteils … solange man da immer auf ein „bald, ganz bald geht’s los mit der Auftragsflut“ verweisen kann, ist dieser Gedanke zweifellos in vielen Köpfen. Bei „Hypes“ wie der „Dot.Com-Blase“, die 2000 platzte, oder aktuell bei KI ist das ja nicht anders. Aber je irrationaler eine Hausse wird, desto regelmäßiger sollte man nach einem festen Tritt bei diesem Gipfelsturm suchen, sprich: sich konsequent absichern. Denn dass der Glaube an eine ewige Hausse wirklich so fest sitzt, dass nicht doch irgendwann zu viele auf einmal Kasse machen und dann die Käufer fehlen, um den Kurs aufzufangen, kann man nie wissen.

Sollte die Hensoldt-Aktie die beiden jetzt überbotenen Zwischenhochs vom Juni und Juli bei 108,90 und 107,00 Euro durchbrechen, wäre das bullische Chartbild als derzeit einziges Argument des bullischen Lagers deutlich beschädigt. Dann wäre ein Rücksetzer in die mittelfristig relevante Auffangzone bei 74 bis 86 Euro jederzeit denkbar. Daher: Den Stoppkurs jetzt unter diese alten Hochs zu ziehen, wäre unbedingt zu überlegen!

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Der US-Präsident vollzieht eine zumindest verbale Kehrtwende und sieht den Ukraine-Konflikt für Kiew als gewinnbar an, wenn die EU mithilft. Dass das Rüstungsaktien befeuert, wundert nicht. Aber ist es auch klug, bei Aktien wie Hensoldt jetzt noch einzusteigen?

Die in den vergangenen Tagen gemeldeten Verletzungen des Luftraums von NATO-Ländern lenken die Aufmerksamkeit der Anleger wieder vermehrt auf den Rüstungssektor. Und dass Donald Trump jetzt offenbar nicht mehr davon ausgeht, dass der Krieg in der Ukraine auf diplomatischem Weg zu beenden ist, erst recht. Für die Aktie des vor allem für den Verteidigungssektor produzierenden Optoelektronik- und Radarspezialisten Hensoldt führte das am Mittwoch zu einem kräftigen Anstieg von gut acht Prozent.

Aber ist diese Entwicklung, die der US-Präsident nimmt, nicht trotzdem irgendwie neuer Wein in alten Schläuchen? Es hat doch vermutlich kaum jemand nach diesem Treffen in Alaska noch daran geglaubt, dass sich die Lage, die letzten Endes zu einer massiv gestiegenen Bereitschaft zur Stärkung der europäischen Verteidigung führte, doch noch irgendwie am grünen Tisch mit einem Händeschütteln befrieden ließe oder die Sorge, dass die USA als militärische Stütze bröckelt, überzogen sei.

Es war damit zu rechnen, dass dieser Konflikt weitergeht und Europa dabei immer enger angebunden bzw. hineingezogen wird. Und es ist ja längst beschlossen, viel mehr in Verteidigung zu investieren. Deswegen sind ja die Rüstungsaktien, deswegen ist ja Hensoldt, seit Februar dermaßen weit gestiegen. Läuft man da nicht Gefahr, zu spät zu kommen, wenn man auf diesen längst rasant fahrenden Zug noch aufspringt?

Expertenmeinung: Dieses Risiko ist in der Tat da. Aber „Risiko“ heißt nicht, dass, wer jetzt noch kauft, zwingend auf der Nase landet. Denn richtig ist zwar, dass man bei Hensoldt ebenso wie bei den anderen Rüstungstiteln bereits sehr viel an zukünftig steigenden Umsätzen und Gewinnen vorweggenommen hat. Aber ob das bereits zu viel war oder noch einiges an Luft wäre, sprich die Anleger bereit wären, noch deutlich weiter in die Zukunft zu sehen, ist von den einlaufenden Nachrichten der kommenden Monate ebenso abhängig wie vom Ausblick und dem Auftragseingang der betreffenden Unternehmen. Und das sind nun einmal „Black Boxes“, man kann sich nicht sicher sein, was da kommt. Also?

Hensoldt Aktie: Chart vom 24.09.2025, Kurs 104,80 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 24.09.2025, Kurs 104,80 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS

Also sollte man hier weiterhin folgerichtig agieren, aber weniger in Bezug auf die Nachrichtenlage und deren Auslegung, sondern in Bezug auf das Chartbild. Und da sehen wir im Fall der Hensoldt-Aktie, dass sich die Kursentwicklung der letzten Wochen als nachvollziehbare Basis steigender Kurse anbietet … durchaus mit der Chance, das bisherige Verlaufshoch bei 108,90 Euro zu überbieten.

Die im Juli/August gelaufene Korrektur hat zu einem Test der im Februar etablierten, mittelfristigen Aufwärtstrendlinie geführt. Von dort aus ging es zurück über die 20-Tage-Linie, einem Leitstrahl für kurzfristige Trader, seither führt dieser gleitende Durchschnitt die Aktie. Das ist eine günstige Ausgangsbasis für einen Versuch, den Widerstand aus den beiden Hochs vom Juni und Juli bei 107,00/108,90 zu überwinden. Das muss nicht zwingend klappen, schon gar nicht im ersten Anlauf. Aber bei diesem Chartbild wäre es immerhin eine „folgerichtige“ Möglichkeit.

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Die zwei Wochen, in denen laut Donald Trump ein Treffen zwischen Putin und Selenskyj zustande kommen sollte, sind um. Und die Chance, dass daraus in nächster Zeit etwas wird, schwindet. Zugleich zieht die Hensoldt-Aktie wieder an. Wohl kein Zufall. Aber ist das denn sinnvoll?

Die Aktie des Optoelektronik-Spezialisten mit hohem Anteil im Bereich Verteidigung ist teuer bewertet. Eigentlich sogar viel zu teuer. Aber man sieht dieses hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) als machbar an, weil man auf markant steigende Aufträge und Gewinnmargen setzt. Befeuert durch massiv höhere Investitionen nicht nur Deutschlands in Verteidigung, ausgehend von einer höheren Gefährdung der EU durch Russland.

Als „Barometer“ hierfür dient die Entwicklung im Ukraine-Konflikt. Sobald sich hier etwas in Richtung Waffenruhe oder sogar Friedensverhandlungen bewegt, sieht man dieses für Hensoldt bullische Szenario blasser werden. Scheitern Bemühungen, die Lage zu entschärfen, insbesondere, weil sich Russland querstellt, gewinnt dieses Bild in den nächsten Jahren drastisch steigender Gewinne bei Hensoldt, ebenso wie bei den anderen Unternehmen mit Schwerpunkt Rüstung, wieder an Kontur. So weit, so einigermaßen logisch. Der Haken dabei ist:

Expertenmeinung: Man weiß nicht sicher, was kommt. Man weiß es zwar sowieso und in keinem Bereich nicht. Aber hier rührt die Politik in den Töpfen, werden emotionale Entscheidungen getroffen und Strategien verfolgt, die nicht für jedermann erkennbar oder nachvollziehbar sind. Das gilt für das vorgenannte „Barometer“ Ukraine, das wird aber auch gelten, wenn es um die Auftragsvergabe geht. Und aktuell ist es eben nie absehbar, wann welche Nachricht ein Argument für steigende oder für fallende Notierungen wäre.

Würde man also einfach dem folgen, was der Nachrichtenticker in Bezug auf die Perspektive von rüstungsnahen Unternehmen auswirft, wäre man einem unberechenbaren Auf und Ab unterworfen und käme, je nachdem, wann eine solche Nachricht von welcher Agentur zuerst gemeldet wird, auch noch andauernd zu spät. So gesehen: Einfach dem „Ticker“ zu folgen würde vermutlich mehr Verdruss als Gewinn bringen.

Warum also nicht so agieren, wie man es bei anderen Aktien auch tun würde? Die „Story“ an sich mag den Trader begleiten; ohne sie würde man sich für die Aktie ja nicht interessieren. Aber die Entscheidungen, ob man hier am Ball bleibt, zukauft, neu einsteigt oder verkauft, wäre besser anhand der Fakten zu treffen, die die Kurse selbst liefern. Denn sie sind ja letztlich die Summe aus den Entscheidungen der anderen Marktteilnehmer und liefern dadurch Tendenzen, Einstiegs-, Ausstiegs- und Warnsignale. Und dieses Kursbild zeigt aktuell:

Hensoldt Aktie: Chart vom 29.08.2025, Kurs 88,65 Euro, Kürzel: HAG | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 29.08.2025, Kurs 88,65 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS

Ja, die enttäuschte Hoffnung auf ein Treffen Putin/Selenskyj mag die Aktie in den vergangenen Handelstagen unterstützt haben, aber ein bullisches Signal hat sich dadurch noch nicht ergeben. Die Hensoldt-Aktie müsste an der Widerstandslinie bei 89,64 Euro vorbei, was im August mehrfach nicht gelang. Die „Grundlage“ durch die Verteidigung mehrerer Supportlinien in den vergangenen Wochen hätte sie. Aber erst, wenn diese Hürde wirklich überboten wäre, würde das aus charttechnischer Sicht den Weg in Richtung der bisherigen Höchstkurse freimachen. Indes:

Die Nachrichtenlage bleibt hier ein unberechenbarer Faktor. Wer hier nicht schon lange dabei ist und daher auf nervenschonend hohen Gewinnen sitzt, sollte die damit einhergehende, besondere Volatilität, die jedes noch so klar wirkende Chartbild sprengen könnte, besser nicht unterschätzen.

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Aktien aus dem Rüstungssektor wie Hensoldt legten am Montag auffallend zu, nachdem am Wochenende in Alaska keine Ansätze für eine Waffenruhe in der Ukraine zu erkennen waren. Manche mag es da schaudern, aber in welcher Beziehung stehen Moral und Börse eigentlich?

Zunächst einmal muss diese Entwicklung in Bezug auf die Ukraine gar nicht zwingend zu den Kursgewinnen am ersten Handelstag nach dem Treffen Trump/Putin geführt haben. Denn dieses gestrige Plus von gut drei Prozent wäre eine logische Folge der verteidigten Supportlinie bei 81 Euro. Der Linie, die Anfang letzter Woche angesteuert wurde, weil die Quartalszahlen bei Hensoldt – ebenso wie bei den meisten anderen Unternehmen im Verteidigungssektor – noch nicht das widerspiegelten, was sich die bullischen Akteure von diesen Unternehmen erhoffen.

Hensoldt Aktie: Chart vom 18.08.2025, Kurs 88,03 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 18.08.2025, Kurs 88,03 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS

Für ein bullisches Signal reichte das aber noch nicht aus. Wir sehen im Chart, dass der Kurs zumindest noch über die Widerstandslinie bei 89,64 Euro und die aktuell bei 91,69 Euro verlaufende 20-Tage-Linie hinaus müsste, um dann aus rein charttechnischer Sicht Spielraum bis an und ggf. auch über das bisherige Rekordhoch bei 108,90 Euro zu erhalten. Aber abrückend von der rein charttechnischen Lage kann man sich natürlich die Frage stellen, ob man, würde man in Aktien aus dem Verteidigungssektor investieren, nicht automatisch so etwas wie ein „Kriegsgewinnler“ wäre. Ich denke:

Expertenmeinung: Wenn man Aktien, die in direkter oder, wie Hensoldt als Optoelektronik-Konzern, eher indirekter Weise mit Rüstung zu tun haben, meiden möchte, weil man damit nichts zu schaffen haben will, ist das jedes Anlegers gutes Recht. Ebenso, wie sich einige entscheiden, keine Aktien von Unternehmen zu kaufen, die man mit der Schädigung der Umwelt, Suchtproblemen oder Ausbeutung in Verbindung bringen könnte, und man das akzeptieren sollte.

Aber wer sich von diesen Bereichen nicht fernhält, agiert deswegen nicht automatisch unmoralisch. Da sollte man meiner Ansicht nach nicht nur schwarz oder weiß sehen, sondern auch die Graustufen wahrnehmen. So ließe sich durchaus argumentieren, dass Anleger, die in Rüstungswerte einsteigen, diese eher als Verteidigungsaktien ansehen. Und daher keineswegs erfreut waren, dass die Waffen in der Ukraine immer noch nicht ruhen, aber pragmatisch festhalten, dass diese Entwicklung die Notwendigkeit einer besseren Verteidigungsfähigkeit der EU unterstreicht und daher Aktien wie Rheinmetall, thyssenkrupp, RENK oder Hensoldt, aber auch BAE Systems oder Safran rein wirtschaftlich gesehen weiterhin Wachstumspotenzial haben.

Die Börse bietet für jeden Anlegertyp und jede Meinung und Sichtweise etwas. Ich für meinen Teil respektiere eine moralisch basierte Herangehensweise voll und ganz, eine pragmatische aber ebenso. Und gerade weil diese Thematik, ob und inwieweit Moral an der Börse erforderlich und sinnvoll ist, oft sehr emotional geführt wird, würde ich eine Lanze dafür brechen, gegensätzlichen Ansichten mit der Toleranz zu begegnen, deren Fehlen unter anderem dazu führt, dass wir in der Ukraine immer noch keinen Waffenstillstand haben.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Hensoldts am Donnerstag vorgelegte Halbjahresergebnisse quittierten die Marktteilnehmer mit einem Kursgewinn von 3,72 Prozent. Das war verdächtig wenig für eine Aktie in einem „Hype“, die am unteren Ende einer wochenlangen Seitwärtsrange notiert.

Man erwartet Großes vom vor allem für den Verteidigungssektor produzierenden Spezialisten für Optoelektronik, Radar und Avionik. Aber noch ist der große Boom nicht da. Zwar stieg der Umsatz in den ersten beiden Quartalen 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf 944 Millionen Euro. Aber auch, wenn der Auftragsbestand ein Rekordhoch von 7,07 Milliarden Euro erreicht hat, der Auftragseingang ging im ersten Halbjahr nicht durch die Decke: 3,4 Prozent mehr kamen da zusammen gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Und vor allem:

Noch bewegt sich Hensoldt unterm Strich nicht in den schwarzen Zahlen. Der operative Gewinn auf EBITDA-Basis stieg nur leicht von 103 auf 107 Millionen Euro, aber die EBITDA-Gewinnmarge fiel von 12,2 auf 11,3 Prozent zurück. Netto blieb es bei einem Verlust, der sich pro Aktie gerechnet auf 0,36 Euro belief. Das lag zwar an Kosten, die mit dem Ausbau der Produktionskapazität in Zusammenhang stehen. Aber solche Kosten muss man, wenn man hier eine bedeutsame Ausweitung der Aufträge als Reaktion auf die steigenden Verteidigungsausgaben in der EU erwartet, ja auch weiterhin einkalkulieren. Was die Käufer am Markt bei der Stange halten könnte, ist der Blick nach vorne, zumindest der grundsätzliche.

Expertenmeinung: Denn unmittelbar für 2025 gab es im Zuge dieser Halbjahreszahlen nichts Neues, Hensoldt hält an der vorbestehenden Prognose fest. Nach der kalkuliert man im Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 2,5 und 2,6 Milliarden Euro und einer EBITDA-Marge um 18 Prozent, zugleich soll ein 20 Prozent über dem Umsatz liegender Auftragseingang erzielt werden.

Zum Halbjahresende war bei keinem dieser Ziele die Hälfte geschafft, aber Hensoldt verweist drauf, dass Großaufträge absehbar seien, wenn erst einmal die deutlich steigenden Verteidigungsausgaben anlaufen. Das klingt angesichts der derzeitigen Ausgangslage im Verteidigungssektor nachvollziehbar, ein Problem gibt es indes in Bezug auf die Aktie.

Denn die Marktteilnehmer haben im Zuge der gewaltigen Kaufwelle, die den Kurs von 36 Euro Mitte Februar auf bis zu 108,90 Euro Anfang Juni katapultierte, nicht das moderate Wachstum des Hier und Jetzt, sondern das erhoffte Wachstum der kommenden Jahre eingepreist. Sogar für die aktuelle, durchschnittliche Gewinnschätzung der Analysten für das nächste Jahr liegt das Kurs-/Gewinn-Verhältnis hier bei 42. Und das Durchschnitts-Kursziel der Analysten von 90 Euro wäre aktuell überschritten.

Hensoldt Aktie: Chart vom 31.07.2025, Kurs 96,10 Euro, Kürzel: HAG | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 31.07.2025, Kurs 96,10 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS

Wenn eine Aktie alleine auf Basis großer Erwartungen gestiegen ist, müssten diese sukzessiv größer werden und zügig positive Fakten das nötige Fundament nachliefern. Mit der beibehaltenen 2025er-Prognose hat Hensoldt aber keine neuen Argumente beigebracht, daher könnten sich nicht wenige Marktteilnehmer die Frage stellen, warum man dann ausgerechnet jetzt weiter kaufen sollte. Die eher magere Reaktion der Aktie auf die Halbjahreszahlen war nur ein Indiz dafür, dass es so sein könnte. Aber erst, wenn es gelungen ist, die derzeitige Seitwärts-Range mit Schlusskursen über 108,90 Euro nach oben zu verlassen, hätte man den Beweis, dass der Glaube an die Zahlen von morgen hier weiterhin stärker ist als die Bilanzzahlen von heute. Vorsicht bleibt bei dieser hoch volatilen Aktie angebracht.

Quellen:
Ergebnis 1. Halbjahr 2025, 31.07.2025: https://investors.hensoldt.net/de/nachrichten/hensoldt-mit-wachsendem-umsatz-und-starkem-auftragseingang-im-ersten-halbjahr-2025/cda78167-c757-40a4-8571-76f2875d84a1

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