Hensoldt Aktie Prognose Hensoldt: „Verkaufen“-Einschätzung ignoriert – kann das gutgehen?

News: Aktuelle Analyse der Hensoldt Aktie

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen der Hensoldt Aktie

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Das Chartbild der Hensoldt-Aktie erinnert an die letzte, exzessive Phase am „Neuen Markt“ Anfang 2000. Und in der Tat geht es ja auch hier um einen „Hype“, bei dem niemand weiß, wie weit man sich hier als Trader aus dem Fenster lehnen könnte. Es wird langsam heiß hier.

Auslöser des immensen Kurssprungs, den die Aktie des vor allem für den Verteidigungssektor arbeitenden Elektronikspezialisten am Montag vollzog, was die Heraufstufung der Aktie durch die Analysten von JPMorgan. Die hatten die Aktie von „Neutral“ auf „Übergewichten“ aufgestuft und das Kursziel gleich mal von 50 auf 110 Euro nach oben genommen.

Das elektrisierte. Der Kurs sprang von Freitags-Schlusskurs bei 92,30 Euro, der selbst bereits ein Rekordhoch war, auf bis zu 105,20 Euro nach oben. Ein Kursanstieg von 14 Prozent, der zwar auf Gewinnmitnahmen traf, aber trotzdem standen am Ende mit 99,35 Euro noch acht Prozent Plus zu Buche. Nimmt man das Kursziel in Relation zum Tageshoch, ließe sich konstatieren: Die Sache ist wurde an einem Tag fast erledigt. Aber ob diejenigen, die derzeit wie wild in den Rüstungsaktien herum traden, sich damit zufriedengeben, ist zumindest fraglich. Und das tun sie auf ziemlich dünnem Eis, so dass diese Aktie für normale, vernunftorientierte Marktteilnehmer aktuell mehr Risiken als Chancen zu bieten hätte. Warum?

JPMorgan hatte Hensoldt zuletzt am 3. März neu bewertet. Da also, als die damals noch nicht im Amt befindliche, neue Bundesregierung verkündete, man werde die Verteidigungsausgaben erheblich steigern. Da setzte JPMorgan das Kursziel von 36 auf 50 Euro nach oben und wertete, da dieser Level bereits überboten war, mit „Neutral“. Jetzt, drei Monate später, hat sich in der Tat einiges getan:

Die Hoffnung, der US-Präsident würde wirklich schaffen, was er im Vorfeld verkündet hatte, ist dahin: In Bezug auf die Ukraine und die Vorgehensweise Russlands hat sich nichts zum Besseren verändert. Zugleich will man in den USA für die NATO-Staaten jetzt sogar schon fünf Prozent vom Bruttoinlandsprodukt für Verteidigungsausgaben sehen. Und Hensoldt agiert in diesem Bereich. Aber heißt das, dass ein solcher Profiteur dieser Entwicklung immer nur stiegen kann … und das endlos weit?

Expertenmeinung: Eben nicht. Und dieses neue Kursziel von JPMorgan wirkte ohnehin wie eine Art „Vorrats-Kursziel“, so weit nach oben gelegt, dass man es erst einmal nicht überarbeiten muss. Und es ist das höchste aller aktuellen Analysten-Kursziele … mit Abstand. Der Durchschnitt aller Kursziele liegt bei 70 Euro und ist damit jetzt meilenweit überboten. Und nicht nur das: Die Aktie ist zugleich auch immens teuer bewertet.

Momentan bewegen sich die Erwartungen für den 2025er-Gewinn pro Aktie zwischen 1,50 und 1,80 Euro. Damit käme man jetzt auf ein Kurs-/Gewinn-Verhältnis zwischen 55 und 65. Das wäre dann noch hinnehmbar, wenn Hensoldt in den kommenden zwei, drei Jahren jährlich um die 30 Prozent mehr Gewinn pro Aktie schafft. Aber kann ein Unternehmen, das hochspezialisierte Elektronik herstellt, einfach so seine Produktionskapazitäten verdoppeln, um den zumindest wahrscheinlichen Auftragsboom ruckzuck in bare Münze zu verwandeln? So einfach so wird man die nötigen Anlagen und Spezialisten nicht vom Baum schütteln können. Der Umsatz kann nicht ungehindert von Produktionskapazitäten steigen, der Gewinn daher auch nicht.

Aktuell wirkt es, als würden die Trader, angeheizt durch die hohe Dynamik der Rallye, einfach nicht darauf achten, ob die Aktie längst teurer ist, als sie sein dürfte. Und so mancher dürfte auch nicht bemerken, dass die natürlich markttechnisch längst glühend heiß gelaufene Aktie alle Anzeichen einer sogenannten „Fahnenstange“ zeigt, einer exzessiven Endphase einer Rallye. Man kann nie genau wissen, wo das Ende der Fahnenstange sein wird. Dass solche Stangen aber, je steiler es nach oben geht, irgendwann abrupt brechen und man schnell da landen kann, wo sie ihren Ursprung hatte, das weiß man (eigentlich) sehr wohl.

Die aktuell für den kurzfristigen Trend entscheidende Unterstützungszone liegt zwischen 75 und 81 Euro. Für diejenigen, die hier mit hohem Hebel kurzfristig agieren, wäre diese Zone indes schon empfindlich weit entfernt, daher: Zockerpositionen sollte man hier jetzt nicht halten oder, wenn man sie doch hat, langsam ans Kasse machen denken.

Hensoldt Aktie: Chart vom 02.06.2025, Kurs 99,35 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 02.06.2025, Kurs 99,35 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS
Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Autofahrer wissen: Man kann einen Motor nicht überdrehen, ohne dass das schiefgeht. Am Aktienmarkt hat sich diese Erkenntnis noch nicht überall durchgesetzt. Aber das ändert nichts daran, dass das auch da meist ungut ausgeht. Und die Hensoldt-Aktie dreht bereits sehr hoch.

Es bestehen wenig Zweifel daran, dass Hensoldt als Entwickler und Hersteller von vor allem für den Verteidigungssektor relevanten optoelektronischen Systemen, Avionik und anderen Hightech-Lösungen davon profitieren wird, dass die EU erkannt hat, dass man sich in Sachen Verteidigung auf eigenen Füßen stellen muss. Und das ebenso umfassend wie zügig. Aber …

… es ist ebenso wenig zu übersehen, dass sich der Kurs der Aktie seit Mitte Februar glattweg verdoppelt hat. Und damit ist er ziemlich deutlich über das derzeit im Schnitt bei 65 Euro liegende Kursziel der Analysten gelaufen. Und selbst das höchste aller aktuellen Kursziele, das bei 85 Euro liegt, ist so nahe, dass man wohl kaum auf die Idee käme, hier noch zur Gruppe der „First Mover“ zu gehören, wenn man jetzt, knapp unter dem letzten Mittwoch bei 82,30 Euro erzielten, bisherigen Verlaufsrekord, einsteigt. Und damit wird die Aktie jetzt eine von denen, die bereits so hoch „drehen“, dass sie den Bullen leicht um die Ohren fliegen könnte. Nicht zuletzt, weil die Logik langsam mahnend den Zeigefinger hebt.

Expertenmeinung: Nüchtern betrachtet ist es absurd, heute den Gewinn pro Aktie in drei, vier Jahren weissagen zu wollen, egal, bei welchem Unternehmen. Glaubt man aber eben diesen Prophezeiungen der Analysten, würde Hensoldt 2028 3,53 Euro pro Aktie verdienen und damit in etwa das Doppelte der für 2025 im Schnitt geschätzten 1,79 Euro. Für 2025 ergäbe sich daraus ein Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 44, für 2028 eines von 22. Aktuell sind die 44 viel zu teuer, 2028 wären die 22 angemessen. Aber diese Rechnung geht nur auf, wenn die Aktie von heute an bis 2028 keinen Cent weiter steigt, sonst steigt das Kurs-/Gewinn-Verhältnis ja mit!

Hinzu käme, dass offen ist, wie groß das Stück des Kuchens ist, das Hensoldt im Zuge der Aufrüstung der EU abbekommt, wie stark dabei die Margen steigen, was netto übrigbleibt.

Und was spricht dafür, dass der Kurs jetzt noch nennenswert und, vor allem, dauerhaft höher läuft? Man hat die Aktie im März im Zuge des „Verteidigungs-Hypes“ bis 81 Euro nach oben getrieben. Dann kam der Rücksetzer, weil viele dachten, in Sachen Ukraine ginge es doch mal ein gutes Stück voran – was sich als falsche Hoffnung erwies. Also ist es zwar folgerichtig, dass die Hensoldt-Aktie wieder zulegte. Aber da wir jetzt in Bezug auf Ukraine, USA und NATO-Thematik wieder genau da stehen, wo wir im März auch schon standen, steht die Frage im Raum, was einen Ausbruch über das März-Hoch unterfüttern würde … bei einer derart teuren Bewertung und so weit über dem durchschnittlichen Analysten-Ziel.

Hensoldt Aktie: Chart vom 23.05.2025, Kurs 79,30 Euro, Kürzel: HAG | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 23.05.2025, Kurs 79,30 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS

Mein Eindruck ist, dass wir es hier mit einer nahe am oder sogar im roten Bereich drehenden Aktie zu tun haben. Von Vorteil ist dabei, dass sich jetzt eine Supportzone ergeben hat, die den Trend führen kann:

Die doppelte Leitlinie aus dem kurzfristigen April-Aufwärtstrend und der 20-Tage-Linie bei derzeit 71,20 Euro. Diese Linie sollte halten, solange das bullische Lager am Ruder steht. Bricht sie, müsste man mit einer erneuten Korrektur rechnen, die angesichts des hohen „Zocker-Anteils“, der sich in dem Selloff des 7. April manifestierte, auch heftig ausfallen könnte. Wenn man bei Hensoldt mit an Bord ist, wäre es daher unbedingt ratsam, das nur angeschnallt zu tun, indem man sich konsequent mit einem Stop Loss absichert.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
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Als Reaktion auf die am Morgen vorgelegten Quartalsergebnisse lag die Hensoldt-Aktie zeitweise bis zu 8,1 Prozent im Plus, beendete den Handelstag dann aber mit einem Abschlag von 1,0 Prozent. Grundsätzlich ein schlechtes Zeichen … in diesem Fall auch?

Um meine Sicht der Dinge gleich vorauszuschicken: nicht unbedingt. Wir reden hier von einem Intraday-Turnaround nach unten, das ist immer eine Warnung, keine Frage. Aber ein Warnsignal ist eben nicht dasselbe wie ein Verkaufssignal. Vor allem, wenn man zu dem Schluss käme, dass es zwar kurzfristig keine Argumente gab, um neue Trader für den Einstieg zu begeistern, aber auch keine Gründe, um hier bereits das Handtuch zu werfen. Es dürften mehr Gewinnmitnahmen als gezielte Leerverkäufe gewesen sein, die zu dem Schwenk ins Minus geführt haben, zumindest ließe sich das vermuten. Warum?

Weil das Zahlenwerk an sich gut war. Im Rahmen der Erwartungen, ohne große Überraschungen. Und ein Umsatzplus von 20 Prozent, ein Anstieg des Auftragseingangs um 5 Prozent und ein Rekord-Auftragsbestand belegen, dass der Elektronik-Spezialist mit einem großen Anteil im Bereich Verteidigung bereits von der Tendenz zu deutlich steigenden Ausgaben im Defence-Sektor profitiert, noch bevor man hierzulande schon wirklich viel Geld in die Hand genommen hätte.

Zwar ist es ein Wermutstropfen, dass Hensoldt beim operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) mit 30 Millionen Euro weniger verdient hat als im Vorjahresquartal (33 Millionen) und unter dem Strich ein gegenüber dem Vorjahreszeitraum glatt verdoppelter Netto-Verlust von 31 Millionen Euro stand. Aber solange das nicht auf einer Flaute bei Aufträgen und Produktion basiert – was nicht der Fall ist – sind das Zahlen, die man eher schnell vergisst, denn der Blick geht, natürlich, nach vorne.

Und wenngleich Hensoldt seine bisherige Jahresprognose eines Umsatzes zwischen 2,5 und 2,6 Milliarden Euro nur bestätigte, ging man mit der mittelfristigen Prognose doch nach oben, hob das 2030er-Umsatzziel von 5 auf 6 Milliarden Euro an. Grundsätzlich ist das also eine Aktie, die auf der Oberseite durch Wachstum gestützt wird. Das Problem ist aber:

Expertenmeinung: Damit war ja zu rechnen. Und genau deshalb ist der Kurs seit Mitte Februar so deutlich gestiegen. Daher kam unter dem Strich als Reaktion heraus: Gut, aber nicht gut genug, um Gewinnmitnahmen zu verhindern, die einsetzten, als die Aktie am Tageshoch nur noch weniger als sechs Euro vom bisherigen, im März markierten Verlaufsrekord entfernt notierte. Aber wie geschrieben:

Hensoldt Aktie: Chart vom 07.05.2025, Kurs 69,10 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 07.05.2025, Kurs 69,10 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS

Hier findet sich nichts, das eine echte Trendumkehr begünstigen würde, daher sollte man zwar auf der Hut sein (was man eigentlich immer sein sollte), aber erst dann über den Ausstieg nachdenken, wenn die Unterstützungszone 55,30 zu 61,10 Euro bricht. Denn dann hätten wir hier ein charttechnisch bärisches Signal, das einen Test der mittelfristig sehr wichtigen Auffangzone 44,50/45,50 Euro wahrscheinlich machen würde. Aber auch dann wäre nur ein zeitweiliger Ausstieg mit dem sofortigen Wechsel der Aktie auf die Watchlist opportun, als Short-Trade eignet sich Hensoldt in diesem Umfeld derzeit nicht.

Quellenangaben:
Quartalsbericht 1. Quartal 2025, 07.05.2025; https://investors.hensoldt.net/de/nachrichten/hensoldt-verzeichnet-starkes-erstes-quartal-2025-mit-wachstum-bei-auftragseingang-und-umsatz/78876ec4-36ac-4829-8e4d-fdb8ebea839e

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Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Long / Buy
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Seit Tagen bejubeln die Trader Fortschritte in den Verhandlungen zum Ukraine-Konflikt, für die es bislang keine handfesten Belege gibt. Aber mal angenommen, es käme wirklich zum Ende der Kriegshandlungen … was würde dann aus Rüstungsaktien wie Hensoldt?

Die Käufe der vergangenen zwei Wochen am Gesamtmarkt werden begründet mit der Aussicht auf ein Ende des Zoll-Händels seitens der USA, mit Fortschritten bei den Waffenstillstandsverhandlungen um die Ukraine und zuletzt mit der Aussage des US-Präsidenten, US-Notenbankchef Powell doch nicht entlassen zu wollen, nachdem er am Karfreitag das Gegenteil kommuniziert hatte. Das alles ist, da es nur um vage Aussagen geht, die heute so und morgen anders lauten, eine ziemlich wacklige Angelegenheit.

Und derzeit wäre es zumindest eine große Überraschung, wenn sich in Sachen Ukraine etwas Größeres zum Positiven bewegen würde, denn Russland rückt bislang von seinen Forderungen nicht ab … und die USA können die Ukraine nicht dazu bewegen, diese zu akzeptieren. Aber angenommen, es gäbe in den kommenden Wochen doch Fortschritte, die nicht nur eine Waffenruhe, sondern eine Einigung auf ein stabiles Ende der Kampfhandlungen beinhalten: Was würde dann aus Aktien von Unternehmen, die, wie Hensoldt, einen maßgeblichen Anteil ihrer Entwicklung und Produktion im Verteidigungssektor haben?

Könnte es dann nicht dazu kommen, dass man in der EU den jetzt beschlossenen Prozess einer rasant und umfassend auszubauenden Verteidigungsfähigkeit zurückfährt oder sogar großenteils wieder streicht? Weil Schuldenmachen unpopulär ist und man es politisch ohne eine konkrete Bedrohung nicht durchsetzen kann oder will? Weil man dann konstatieren würde, dass ein schneller Ausbau der Verteidigung zu Lasten der Verschuldung und anderer Bereiche, in denen dafür massiv zusammengestrichen wird, nicht mehr zu vertreten wäre?

Expertenmeinung: Es könnte so kommen. Aber wie geschrieben: Bislang sind diese Meldungen über Annäherungen bei den Verhandlungen auffällig vage. Und das waren sie schon von Anfang an. Dass es „in Kürze“ gute Nachrichten geben werde, hört man aus Washington mittlerweile seit Monaten, ohne dass sie wirklich auftauchen würden. Ja, es ist möglich, dass ein Durchbruch gelingt und dieser die Pläne der EU, sich wieder zu rüsten, deutlich beeinträchtigt. Aber das ist es immer, jederzeit. Und es ist derzeit nicht wahrscheinlich genug, um Verteidigungstitel wie Hensoldt deswegen schon mal vorsorglich zu verkaufen.

Dass die Rahmenbedingungen wieder werden wie vor dem Amtsantritt von Donald Trump und vor dem Beginn des Ukraine-Krieges, ist nicht wirklich zu erwarten. Und bislang schätzen die Analysten in Bezug auf Hensoldt nur Gewinnsteigerungen von 20 bis 25 Prozent für dieses und die kommenden zwei Jahre. Wird der Plan, in der EU erheblich in die Verteidigungsfähigkeit zu investieren, so umgesetzt, wie man das derzeit auch will, ist die Chance, dass man diese Gewinnperspektive nach oben korrigieren wird, hinreichend hoch, um hier grundsätzlich nach Long-Chancen Ausschau zu halten. Nur sollte man dabei, gerade in einem so volatilen Markt wie derzeit, vorsichtig vorgehen.

Hensoldt Aktie: Chart vom 23.04.2025, Kurs 62,75 Euro, Kürzel: HAG | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 23.04.2025, Kurs 62,75 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS

Das Chartbild zeigt momentan eine Konsolidierung, die in den letzten Tagen deutlich unterhalb des im März erreichten Rekordhochs von 81 Euro eingesetzt hat. Das Problem der Bullen ist derzeit nicht nur, dass manche vermuten, dass der „Verteidigungs-Boom“ flacher ausfallen könnte als gedacht. Knifflig ist aktuell auch, dass die Aktie markttechnisch überkauft ist, weil sie nach dem erfolgreichen Test der als Support immens wichtigen Kreuzunterstützung aus dem 2024er-Hoch bei 44,58 Euro und der knapp darunter verlaufenden, oberen Begrenzung des mittelfristigen Aufwärtstrendkanals schnell wieder angezogen hatte. Gut möglich also, dass die Konsolidierung noch weitergeht, sofern die Nachrichtenlage keine neuen Impulse liefert, aber:

Das kann durchaus zu einer interessanten Einstiegschance führen. Noch ist diese Kreuzunterstützung und die darunter als bullisches „Sprungtuch“ fungierende 200-Tage-Linie bei aktuell 40,17 Euro zwar ein gutes Stück entfernt. Aber sollte Hensoldt wieder näher an diesen Bereich kommen, den man ideal als Basis für eine Stoppkurs-Absicherung nutzen könnte, wäre ein Einstieg durchaus einen Gedanken wert. Denn mit einem aktuellen Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 34 auf Basis eher konservativ wirkender Gewinnschätzungen muss das bisherige Hoch mittelfristig keinen Deckel für die Aktie darstellen.

Wichtig wäre dabei aber, dass Hensoldt selbst den für den Fortbestand eines mittelfristigen Aufwärtstrends nötigen Optimismus kommuniziert, da sollte man sich den 7. Mai im Kalender anstreichen: Das ist der reguläre Termin für die Bilanz des ersten Quartals.

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Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Chart-Betrachtungszeitraum: 6 Monate
Charttrend: Long / Buy
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Die aktuelle geopolitische Lage und das Vorhaben Europas, massiv in die eigene Aufrüstung zu investieren, haben in den letzten Wochen viele Aktien der Rüstungsbranche ansteigen lassen. Auch das auf Verteidigungs- und Sicherheitselektronik spezialisierte deutsche Unternehmen Hensoldt profitierte davon.

Die Aktie legte seit Mitte Februar kräftig zu, und der Trend befindet sich aktuell in einer bullischen Phase. Dennoch könnten hier größere Risiken bestehen. Die Kurse haben sich deutlich von der 50-Tage-Linie entfernt, und die technische Gesamtlage erscheint überhitzt.

Expertenmeinung: Im gestrigen Handel zeigte sich ein „Outside Reversal“. Dabei wurde das Hoch von Anfang März überschritten, anschließend jedoch wieder nach unten durchbrochen – ein Signal für einen möglichen Fehlausbruch. Aus technischer Sicht hätten die Bären nun eine gute Gelegenheit, die Aufwärtsbewegung zu bremsen.

Koomt dies so, könnte als erste Unterstützung die 20-Tage-Linie getestet werden. Danach wäre das letzte Zwischentief bei 61.10 EUR ein wichtiger Referenzpunkt. Sollte auch dieses unterschritten werden, wäre die Aufwärtsbewegung erstmals seit Wochen deutlich gefährdet.

Aussicht: NEUTRAL

Hensoldt Aktie: Chart vom 19.03.2025, Kurs: 71.15 EUR, Kürzel: HAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 19.03.2025, Kurs: 71.15 EUR, Kürzel: HAG | Quelle: TWS
Über den Autor

Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Außerdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.

Analysemethode

Die Analysen von Achim Mautz basieren überwiegend auf der Technischen Analyse. Dabei nutzt der Autor, gestützt auf seine langjährige Handelserfahrung, bewährte Methoden der Chartanalyse. Er untersucht Wertpapiere unter anderem anhand von Chartmustern, Trendsignalen Unterstützungen, Widerständen und gleitenden Durchschnitten.