Hensoldt Aktie Prognose Hensoldt: Von der Realität eingeholt – jetzt müssten die Bullen ran

News: Aktuelle Analyse der Hensoldt Aktie

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen der Hensoldt Aktie

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Der Inhalt dieses Artikels wurde erstellt am 07.11.2025 um 23:51 Uhr. Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Hensoldt legt sein Quartalsergebnis vor und die Aktie steigt um 4,5 Prozent. Bei „normalen“ Aktien wäre das ein Signal dafür, dass die Anleger den Daumen heben. Bei dieser hoch volatilen Aktie hingegen sind 4,5 Prozent nicht viel. Und aus charttechnischer Sicht zu wenig.

Bereits am 23. Oktober hatte das Rüstungsunternehmen seine 2025er-Prognose angepasst. Allerdings fielen die Anpassungen bei der Umsatzerwartung unerfreulich aus, denn statt bis dahin 2,5 bis 2,6 Milliarden konkretisierte man auf 2,5 Milliarden. Die EBITDA-Gewinnmarge sieht man bei 18 Prozent oder höher, zuvor hatte man „rund 18 Prozent“ avisiert. Kurz: Für das laufende Jahr war diese Anpassung quasi irrelevant. Das einzige, was wirklich bedeutsam war, war das Verhältnis von Neuaufträgen zu Umsatz. Da hatte man bis dahin ein Verhältnis von 1,2 angegeben, jetzt wurde es drastisch auf 1,6 bis 1,9 nach oben genommen, d.  h., man erwartet, dass für jeden Euro Umsatz zwischen 1,60 und 1,90 Euro neue Aufträge hereinkommen. Das deutet auf einen starken Wachstumsschub beim Umsatz und idealerweise auch bei Marge und Gewinn hin … in der Zukunft.

Hensoldt Aktie: Chart vom 07.11.2025, Kurs 91,65 Euro, Kürzel: HAG | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 07.11.2025, Kurs 91,65 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS

Am Freitag kamen dann die Ergebnisse des Sommerquartals bzw. der ersten drei Quartale insgesamt hinzu. Und eine Offenbarung waren diese Zahlen nicht.

Expertenmeinung: Der Umsatz stieg um 11,55 Prozent im Vergleich zu den ersten drei Quartalen 2024. Die EBITDA-Marge legte minimal von 13,6 auf 13,7 Prozent zu, die Analysten hatten mit 14,2 Prozent aber mehr Zug in der Marge erwartet. Und das EBITDA selbst konnte um 12,8 Prozent zulegen.

Das war gut. Aber angesichts der gewaltigen Hausse der Aktie muss man sich als bullischer Trader darauf verlegen, auf zukünftig sehr deutlich stärkeres Wachstum zu hoffen. Denn mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von aktuell 53 für die durchschnittliche 2025er-Gewinnschätzung ist die Aktie mit dem aktuellen Stand der Dinge eben überbewertet.

Dass diese Neun-Monats-Zahlen nicht wirklich überzeugen konnten, sah man auch daran, dass einige Analysten ihre Kursziele daraufhin sogar senkten. Die LBBW ging von 105 auf 100 Euro herunter, MWB Research senkte das Ziel sogar von 74 auf 72 und bewertete mit „Verkaufen“. Andere neue oder angepasste Kursziele des Freitags lagen bei 88, 92 und 110 Euro. Aber ein Kursziel, das über dem Anfang Oktober bei 117,70 Euro erreichten Verlaufsrekord liegen würde, fand sich nicht.

Dass die Aktie trotzdem um immerhin 4,5 Prozent zulegte, mag dem Umstand geschuldet sein, dass es im Vorfeld bereits eine recht umfassende Korrektur gab und der Kurs am Vortag bis auf 85 Euro zurückgekommen war. Aber auch, wenn der Hensoldt-Kurs mit dem Freitags-Plus den wichtigen Support in Form der 200-Tage-Linie, derzeit bei 81,50 Euro, auf Distanz halten konnte: Für ein bullisches Signal reichte es andererseits nicht.

Dazu müsste die Aktie zurück über die zu Anfang vergangener Woche gebrochene Februar-Aufwärtstrendlinie und die darüber wartende 20-Tage-Linie im Bereich 94,00/95,50 Euro und idealerweise zügig weiter zulegen. Da aber die Chance für einen neuen Aufwärtsschub als Reaktion auf die Bilanzzahlen im ersten Anlauf eher vertan wurde, sollte man, solange Hensoldt nicht zügig und deutlich an Fahrt aufnimmt, das Risiko auf der Unterseite besser nicht unterschätzen. Fiele die 200-Tage-Linie, würde es eng. Und im Fall eines Bruchs des August-Tiefs bei 75,94 Euro hätten wir hier sogar ein bärisches Signal von mittelfristiger Bedeutung. Das muss nicht so kommen. Aber das eher überschaubare Plus des Freitags hat das Risiko hierfür nicht entscheidend verringert.

Quellen:
Neun-Monats-Ergebnis, 07.11.2025:
https://investors.hensoldt.net/de/nachrichten/hensoldt-mit-weiterem-wachstum-in-den-ersten-neun-monaten-2025/d619c044-36ea-4752-8a6d-d09c2f50c7c2

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Der Inhalt dieses Artikels wurde erstellt am 23.10.2025 um 21:36 Uhr. Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Der Versuch, die Vortagesverluste wettzumachen, ging schief, Hensoldt beendete auch den Donnerstag im Minus. Doch dann kam am Abend die Anhebung des 2025er-Ausblicks, die Aktie legte im außerbörslichen Handel zu. Aber noch ist die Sache nicht in trockenen Tüchern.

Der Blick auf das operative Geschäft des laufenden Jahres war schon vorher kein Grund für eine wilde Hausse, das änderte sich mit den kurz vor 20 Uhr am Donnerstag gemeldeten, neuen Kennzahlen nicht. Der 2025er-Umsatzausblick wurde von 2,5–2,6 auf 2,5 Milliarden auf der Oberseite gekappt. Und für die um Sondereffekte bereinigte Gewinnmarge auf EBITDA-Basis sieht Hensoldt statt bislang „ca. 18 Prozent“ jetzt „18 Prozent oder höher“.

Aber darauf kommt es hier auch nicht an. Die im Februar losgetretene Hausse basiert auf dem Blick weit nach vorne. Darauf, dass der Bund und andere europäische Länder deutlich mehr für Verteidigung ausgeben wollen … und dass Hensoldt als vor allem für den Rüstungsbereich agierendes Unternehmen davon reichlich profitiert. Und genau da war die Korrektur der Prognose ein Lichtblick. Denn man konnte bislang nicht absehen, wann sich das Wachstum einstellt, wie stark es sein würde. Jetzt weiß man da etwas mehr:

Expertenmeinung: Hensoldt korrigierte die sogenannte „Book-to-Bill“-Ratio erheblich nach oben. Das ist das Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz in Euro … und da lag man bislang bei bescheidenen 1,2. Was hieße: Für jeden umgesetzten Euro kommen 1,20 Euro an Neuaufträgen herein. Gut, aber bei Weitem zu wenig für das, was die Trader mit einem zeitweise gegenüber Februar mehr als verdreifachten Kurs vorweggenommen hatten, aber:

Jetzt sieht Hensoldt diese Book-to-Bill-Relation im Bereich von 1,6 bis 1,9, sprich: Für jeden Euro Umsatz erwartet man für 2025 insgesamt 1,60 bis 1,90 Euro an Wert bei Neuaufträgen. Und das im „Jahr Eins“ der neuen Rüstungsoffensive des Bundes. Diese Relation könnte sich also in den kommenden Jahren noch steigern. Und dann hätten die Bullen, was sie vorweggenommen haben: Deutlich steigende Umsätze und mit ihnen vermutlich deutlich steigende Gewinne pro Aktie. Indes …

… das Schlüsselwort im vorherigen Satz könnte „vorweggenommen“ sein. Wie viel Steigerung beim Auftragseingang hatten die Akteure im Sinn, als sie hier derart massiv auf Hausse setzten? Bei einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von derzeit 60 für die geschätzten 2025er-Gewinne muss das Unternehmen deutlich mehr verdienen, bevor die Aktie günstig ist. Das Dreifache wäre da in zwei, drei Jahren schon nötig.

Man scheint zwar auf dem Weg zu sein. Aber das hatten die Akteure eben auch erhofft, sodass es keineswegs sicher ist, dass diese positive Nachricht genug neue Käufer beibringt, um sich von der belagerten Aufwärtstrendlinie zu lösen und mit einem Anstieg über die Widerstandszone 107,00/108,90 Euro den Weg an und idealerweise auch über das bisherige Rekordhoch (117,70 Euro) freizumachen.

Kurz vor US-Handelsende legte die Aktie im außerbörslichen Handel zwar zu, pendelte dabei aber im Bereich zwischen 100 und 101 Euro. Das wäre zu wenig für einen Befreiungsschlag. Damit kommt es auf heute an:

Hensoldt Aktie: Chart vom 23.10.2025, Kurs 96,65 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 23.10.2025, Kurs 96,65 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS

Zieht Hensoldt im regulären Handel stärker an, könnten die Akteure das als Aufforderung zum Tanz einordnen und den Ausbruch nach oben schaffen. Würde da aber zu wenig kommen, wäre es nicht einmal auszuschließen, dass man die Prognose-Anpassung daraufhin als „gut, aber nicht gut genug“ einordnet und der Kurs dann sogar die aktuell bei 91 Euro verlaufende Aufwärtstrendlinie bricht. Sekt oder Selters … beides wäre denkbar. Das dürfte heute spannend werden!

Quellenangaben: adhoc-Mitteilung zur Prognose-Anpassung, 23.10.2025, 19:48 Uhr:
https://investors.hensoldt.net/de/nachrichten/hensoldt-ag-hensoldt-hebt-erwartung-fuer-book-to-bill-verhaeltnis-an-und-konkretisiert-den-ausblick-fuer-umsatz-und/d1beed90-0705-4ba9-b3d4-24c16881057a

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Die Hensoldt-Aktie ist mit dem Start ins Herbstquartal über das alte Rekordhoch vom 5. Juni hinausgelaufen. Rein charttechnisch ein klar bullisches Signal. Aber ohne „Begleitschutz“ der Fundamentaldaten wird es eng, wenn die Aktie markttechnisch heiß läuft. Und das ist sie.

Es ist der dritte größere Hausseimpuls, seit die Bundesregierung ankündigte, dreistellige Milliardenbeträge für eine Stärkung der Verteidigung aufzunehmen und mittlerweile ganz Europa der Ansicht ist, dass da zügig mehr getan werden muss. Dass Hensoldt als Radar- und Optoelektronik-Spezialist mit Ausrichtung auf den militärischen Bereich davon profitieren wird, ist unstrittig. Aber das heißt ja nicht, dass die Aktie einfach unbegrenzt steigen könnte. Irgendwann ist sie eben überbewertet. Und dann absturzgefährdet. Ist das jetzt der Fall?

Der Vorteil der Bullen ist: Da man in keiner Weise abschätzen kann, wie sich Umsatz, Marge und Gewinn bei Hensoldt in zwei, drei Jahren darstellen, könnte man sich hinstellen und, solange der Aufwärtstrend intakt ist, konstatieren: Bis zum Beweis des Gegenteils haben wir, die Bullen, recht, denn der Blick nach vorne verheißt nun einmal Wachstum.

Hensoldt Aktie: Chart vom 03.10.2025, Kurs 113,80 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 03.10.2025, Kurs 113,80 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS

Im Prinzip ist das nicht falsch. Aber irgendwann beginnen Anleger dennoch zu ahnen, dass man sich – um diese berühmte Formulierung des früheren US-Notenbankchefs Alan Greenspan aus dem Jahr 1996 zu benutzen, mit der er vor einer aus dem Ruder gelaufenen Aktienhausse warnte – in einer Phase irrationalen Leichtsinns/Überschwangs befindet: In einer „irrational exuberance“.

Expertenmeinung: Argumente, um diesen Kurslevel als überzogen einzuordnen, würden nicht nur die im überkauften Bereich angekommenen, markttechnischen Indikatoren liefern. Selbst auf Basis der durchschnittlichen Analystenschätzung des Gewinns in zwei Jahren (!) läge die Bewertung über das Kurs-/Gewinn-Verhältnis mit knapp 40 noch untypisch hoch. Für die 2025er-Schätzung kommen wir sogar auf 66! Nur fünf von 13 Analysten stufen Hensoldt aktuell als Kauf ein. Weshalb das durchschnittliche Kursziel auch längst überboten ist – das liegt bei knapp 97 Euro. Und dem höchsten Kursziel kam die Aktie im dünnen Feiertagshandel am Freitag mit dem Verlaufsrekord von 116,90 Euro schon nahe – das liegt bei 122 Euro.

Bullisch bis zum Beweis des Gegenteils … solange man da immer auf ein „bald, ganz bald geht’s los mit der Auftragsflut“ verweisen kann, ist dieser Gedanke zweifellos in vielen Köpfen. Bei „Hypes“ wie der „Dot.Com-Blase“, die 2000 platzte, oder aktuell bei KI ist das ja nicht anders. Aber je irrationaler eine Hausse wird, desto regelmäßiger sollte man nach einem festen Tritt bei diesem Gipfelsturm suchen, sprich: sich konsequent absichern. Denn dass der Glaube an eine ewige Hausse wirklich so fest sitzt, dass nicht doch irgendwann zu viele auf einmal Kasse machen und dann die Käufer fehlen, um den Kurs aufzufangen, kann man nie wissen.

Sollte die Hensoldt-Aktie die beiden jetzt überbotenen Zwischenhochs vom Juni und Juli bei 108,90 und 107,00 Euro durchbrechen, wäre das bullische Chartbild als derzeit einziges Argument des bullischen Lagers deutlich beschädigt. Dann wäre ein Rücksetzer in die mittelfristig relevante Auffangzone bei 74 bis 86 Euro jederzeit denkbar. Daher: Den Stoppkurs jetzt unter diese alten Hochs zu ziehen, wäre unbedingt zu überlegen!

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Der US-Präsident vollzieht eine zumindest verbale Kehrtwende und sieht den Ukraine-Konflikt für Kiew als gewinnbar an, wenn die EU mithilft. Dass das Rüstungsaktien befeuert, wundert nicht. Aber ist es auch klug, bei Aktien wie Hensoldt jetzt noch einzusteigen?

Die in den vergangenen Tagen gemeldeten Verletzungen des Luftraums von NATO-Ländern lenken die Aufmerksamkeit der Anleger wieder vermehrt auf den Rüstungssektor. Und dass Donald Trump jetzt offenbar nicht mehr davon ausgeht, dass der Krieg in der Ukraine auf diplomatischem Weg zu beenden ist, erst recht. Für die Aktie des vor allem für den Verteidigungssektor produzierenden Optoelektronik- und Radarspezialisten Hensoldt führte das am Mittwoch zu einem kräftigen Anstieg von gut acht Prozent.

Aber ist diese Entwicklung, die der US-Präsident nimmt, nicht trotzdem irgendwie neuer Wein in alten Schläuchen? Es hat doch vermutlich kaum jemand nach diesem Treffen in Alaska noch daran geglaubt, dass sich die Lage, die letzten Endes zu einer massiv gestiegenen Bereitschaft zur Stärkung der europäischen Verteidigung führte, doch noch irgendwie am grünen Tisch mit einem Händeschütteln befrieden ließe oder die Sorge, dass die USA als militärische Stütze bröckelt, überzogen sei.

Es war damit zu rechnen, dass dieser Konflikt weitergeht und Europa dabei immer enger angebunden bzw. hineingezogen wird. Und es ist ja längst beschlossen, viel mehr in Verteidigung zu investieren. Deswegen sind ja die Rüstungsaktien, deswegen ist ja Hensoldt, seit Februar dermaßen weit gestiegen. Läuft man da nicht Gefahr, zu spät zu kommen, wenn man auf diesen längst rasant fahrenden Zug noch aufspringt?

Expertenmeinung: Dieses Risiko ist in der Tat da. Aber „Risiko“ heißt nicht, dass, wer jetzt noch kauft, zwingend auf der Nase landet. Denn richtig ist zwar, dass man bei Hensoldt ebenso wie bei den anderen Rüstungstiteln bereits sehr viel an zukünftig steigenden Umsätzen und Gewinnen vorweggenommen hat. Aber ob das bereits zu viel war oder noch einiges an Luft wäre, sprich die Anleger bereit wären, noch deutlich weiter in die Zukunft zu sehen, ist von den einlaufenden Nachrichten der kommenden Monate ebenso abhängig wie vom Ausblick und dem Auftragseingang der betreffenden Unternehmen. Und das sind nun einmal „Black Boxes“, man kann sich nicht sicher sein, was da kommt. Also?

Hensoldt Aktie: Chart vom 24.09.2025, Kurs 104,80 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 24.09.2025, Kurs 104,80 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS

Also sollte man hier weiterhin folgerichtig agieren, aber weniger in Bezug auf die Nachrichtenlage und deren Auslegung, sondern in Bezug auf das Chartbild. Und da sehen wir im Fall der Hensoldt-Aktie, dass sich die Kursentwicklung der letzten Wochen als nachvollziehbare Basis steigender Kurse anbietet … durchaus mit der Chance, das bisherige Verlaufshoch bei 108,90 Euro zu überbieten.

Die im Juli/August gelaufene Korrektur hat zu einem Test der im Februar etablierten, mittelfristigen Aufwärtstrendlinie geführt. Von dort aus ging es zurück über die 20-Tage-Linie, einem Leitstrahl für kurzfristige Trader, seither führt dieser gleitende Durchschnitt die Aktie. Das ist eine günstige Ausgangsbasis für einen Versuch, den Widerstand aus den beiden Hochs vom Juni und Juli bei 107,00/108,90 zu überwinden. Das muss nicht zwingend klappen, schon gar nicht im ersten Anlauf. Aber bei diesem Chartbild wäre es immerhin eine „folgerichtige“ Möglichkeit.

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Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Die zwei Wochen, in denen laut Donald Trump ein Treffen zwischen Putin und Selenskyj zustande kommen sollte, sind um. Und die Chance, dass daraus in nächster Zeit etwas wird, schwindet. Zugleich zieht die Hensoldt-Aktie wieder an. Wohl kein Zufall. Aber ist das denn sinnvoll?

Die Aktie des Optoelektronik-Spezialisten mit hohem Anteil im Bereich Verteidigung ist teuer bewertet. Eigentlich sogar viel zu teuer. Aber man sieht dieses hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) als machbar an, weil man auf markant steigende Aufträge und Gewinnmargen setzt. Befeuert durch massiv höhere Investitionen nicht nur Deutschlands in Verteidigung, ausgehend von einer höheren Gefährdung der EU durch Russland.

Als „Barometer“ hierfür dient die Entwicklung im Ukraine-Konflikt. Sobald sich hier etwas in Richtung Waffenruhe oder sogar Friedensverhandlungen bewegt, sieht man dieses für Hensoldt bullische Szenario blasser werden. Scheitern Bemühungen, die Lage zu entschärfen, insbesondere, weil sich Russland querstellt, gewinnt dieses Bild in den nächsten Jahren drastisch steigender Gewinne bei Hensoldt, ebenso wie bei den anderen Unternehmen mit Schwerpunkt Rüstung, wieder an Kontur. So weit, so einigermaßen logisch. Der Haken dabei ist:

Expertenmeinung: Man weiß nicht sicher, was kommt. Man weiß es zwar sowieso und in keinem Bereich nicht. Aber hier rührt die Politik in den Töpfen, werden emotionale Entscheidungen getroffen und Strategien verfolgt, die nicht für jedermann erkennbar oder nachvollziehbar sind. Das gilt für das vorgenannte „Barometer“ Ukraine, das wird aber auch gelten, wenn es um die Auftragsvergabe geht. Und aktuell ist es eben nie absehbar, wann welche Nachricht ein Argument für steigende oder für fallende Notierungen wäre.

Würde man also einfach dem folgen, was der Nachrichtenticker in Bezug auf die Perspektive von rüstungsnahen Unternehmen auswirft, wäre man einem unberechenbaren Auf und Ab unterworfen und käme, je nachdem, wann eine solche Nachricht von welcher Agentur zuerst gemeldet wird, auch noch andauernd zu spät. So gesehen: Einfach dem „Ticker“ zu folgen würde vermutlich mehr Verdruss als Gewinn bringen.

Warum also nicht so agieren, wie man es bei anderen Aktien auch tun würde? Die „Story“ an sich mag den Trader begleiten; ohne sie würde man sich für die Aktie ja nicht interessieren. Aber die Entscheidungen, ob man hier am Ball bleibt, zukauft, neu einsteigt oder verkauft, wäre besser anhand der Fakten zu treffen, die die Kurse selbst liefern. Denn sie sind ja letztlich die Summe aus den Entscheidungen der anderen Marktteilnehmer und liefern dadurch Tendenzen, Einstiegs-, Ausstiegs- und Warnsignale. Und dieses Kursbild zeigt aktuell:

Hensoldt Aktie: Chart vom 29.08.2025, Kurs 88,65 Euro, Kürzel: HAG | Online Broker LYNX
Hensoldt Aktie: Chart vom 29.08.2025, Kurs 88,65 Euro, Kürzel: HAG | Quelle: TWS

Ja, die enttäuschte Hoffnung auf ein Treffen Putin/Selenskyj mag die Aktie in den vergangenen Handelstagen unterstützt haben, aber ein bullisches Signal hat sich dadurch noch nicht ergeben. Die Hensoldt-Aktie müsste an der Widerstandslinie bei 89,64 Euro vorbei, was im August mehrfach nicht gelang. Die „Grundlage“ durch die Verteidigung mehrerer Supportlinien in den vergangenen Wochen hätte sie. Aber erst, wenn diese Hürde wirklich überboten wäre, würde das aus charttechnischer Sicht den Weg in Richtung der bisherigen Höchstkurse freimachen. Indes:

Die Nachrichtenlage bleibt hier ein unberechenbarer Faktor. Wer hier nicht schon lange dabei ist und daher auf nervenschonend hohen Gewinnen sitzt, sollte die damit einhergehende, besondere Volatilität, die jedes noch so klar wirkende Chartbild sprengen könnte, besser nicht unterschätzen.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.