Die Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran sorgte am Aktienmarkt für große Erleichterung, auch, weil der Ölpreis massiv zurückkam. Die Kurse stiegen, Verlierer gab es wenige. Doch die Aktie der deutschen Reederei Hapag Lloyd war einer davon – mit satten -6,23 Prozent. Wieso?

Unser Chart auf Wochenbasis zeigt, dass die „goldene Zeit“ für Hapag Lloyd nicht erst seit Kurzem vorüber ist. Im Zuge der Lieferketten-Probleme hatte die Schifffahrt-Aktie zwischen Herbst 2020 und Frühjahr 2022 eine gigantische Hausse aufs Parkett gelegt. Doch dann sanken die Frachtraten wieder, die Auslastung ging zurück … und Kapazitäten, die zuvor knapp und heiß begehrt waren, lagen brach. 2022 gelang in diesem Boom ein Gewinn von fast 100 Euro pro Aktie. Für 2025 schätzen die Analysten nur noch 4,10 bis 4,50 Euro pro Aktie. Und für 2026 erwarten die Experten momentan, dass es erst noch schlimmer wird, bevor sich in den Folgejahren eine Besserung ergibt.
Zwar beurteilte Hapag Lloyd das erste Quartal als ein gutes, was Mitte Mai zum bislang letzten Aufbäumen der Aktie führte. Aber dass die Käufe dann im oberen Bereich der seit Ende 2023 geltenden Handelsspanne abgewiesen wurden und die Aktie am Dienstag tiefer schloss als vor Bekanntgabe der Quartalsergebnisse, macht schon deutlich:
Die Zahl der Marktteilnehmer, die hier an eine schnelle Wende glauben, ist überschaubar. Auch, weil die meisten Analysten ebenso pessimistisch sind. Die Spanne der Kursziele, die nach den Zahlen vergeben oder bestätigt wurden, bewegt sich zwischen 75 und 170 Euro. Und der Schnitt, inklusive etwas älterer Ziele, liegt bei knapp 110 Euro. Auffällig ist hier auch:
Kein einziger Analyst rät aktuell zum Kauf; „Halten“ ist da das höchste der Gefühle, und selbst diese Einstufung ist unterrepräsentiert. Aber diese Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Iran hätte die Sache ändern können.
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Expertenmeinung: Wäre es tatsächlich zu einer ernsthaften Behinderung des Schiffsverkehrs in der wichtigen Passage der Straße von Hormus gekommen, wären die Frachtraten deutlich gestiegen, sei es aufgrund des höheren Risikos für die Reedereien, sei es, weil der Transport durch große Umwege teurer würde, weil das eben länger dauert und dadurch mehr Kapazitäten bindet. Aber das ist jetzt eben vom Tisch. Und so fiel diese Aktie am Dienstag kräftig, während der Gesamtmarkt stieg.
Aber jetzt kommt wieder das untere Ende dieser zwischen 103,40 und 190,50 Euro liegenden Handelsspanne in Sicht. Wäre das nicht eine Gelegenheit, die Aktie „billig“ abzugreifen?
Falls die Aktie in diese untere Supportzone zwischen 103,40 und 112,60 Euro rutscht und sie dann deutlich wieder nach oben verlässt, wäre das für spekulative Trader mit kurzem Zeithorizont und guten Nerven zumindest einen Gedanken wert. Aber für ein echtes, mittel- oder langfristiges Engagement wartet ja noch ein weiteres Problem, das die Aktie ausbremst:
Die Zölle. Erst wenn auch hier eine Lösung auf dem Tisch liegt, die erwarten lässt, dass der weltweite Frachtverkehr nicht durch zu hohe Zölle unter Druck gerät und bleibt, wäre die Perspektive da, um sich Reederei-Aktien wie die der Hapag Lloyd wieder genauer anzusehen. Bis dahin bleibt sie ein heißes Eisen mit weiterem Risiko auf der Unterseite.
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