Mitte Juli hatte Gerresheimer gemeldet, dass man Gespräche mit Übernahmeinteressenten beendet habe, weil dies keine Option sei, die im Interesse von Unternehmen und Aktionären ist. Gestern Abend teilte man mit, was man stattdessen tut – und die Aktie stieg nachbörslich.
Ältere Investoren kennen Gerresheimer noch als ein Unternehmen, das einfach Glasflaschen herstellte. Aber seit den Neunzigerjahren hat sich viel verändert, so dass der alte Unternehmensname „Gerresheimer Glas“ nicht mehr richtig passen wollte. Die Glasprodukte wurden spezialisierter, bewegten sich immer mehr in den Medizin- und Healthcare-Bereich, aber auch in Sektoren wie Lebensmittel und Kosmetik. Zudem werden jetzt auch Produkte aus Kunststoff gefertigt. Im Zuge des über Jahrzehnte laufenden, stetigen Wandels wurden immer wieder Unternehmensteile abgespalten oder verkauft. Und genau das will man jetzt erneut tun.
Gerresheimer will sich von der sogenannten Formglas-Sparte (Moduled Glass) trennen, dem Bereich also, bei dem man bereits seit dem Vorjahr überlegt hatte, ob und wie er weiter zum Gesamt-Unternehmenskonzept passt, das gezielt in Richtung eines System- und Lösungsanbieters insbesondere für die Pharma- und Biotech-Branche gehen soll. Das Ergebnis: Man plant, den Bereich zunächst abzuspalten und dann zu verkaufen. Gute Sache?
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Expertenmeinung: Wenn ein Unternehmen sich entschließt, gezielt Hand an die Strukturen anzulegen, ist das grundsätzlich positiv, denn es soll gestrafft, fokussiert und rationalisiert werden. Aber wie effektiv solche Maßnahmen mittel- und langfristig sein werden, weiß man nie. Vor allem wäre in diesem Fall die Frage, wann und zu welchem Preis man diese Formglas-Sparte verkaufen kann.
Dass die Gerresheimer-Aktie im gestrigen, nachbörslichen Handel deutlich zulegte und nahe an 45 Euro herankam, zeigt, dass die Trader diese Meldung gutheißen. Und ja, es dürfte sich lohnen, die Sache jetzt engmaschig zu beobachten. Immerhin ist die Aktie nach der Senkung der Gesamtjahres-Prognose Anfang Juni drastisch eingebrochen und kam seither nicht mehr auf die Beine. Zuletzt wurde der niedrigste Kurs seit 2014 erreicht. Im Vergleich zu den letzten zehn Jahren ist die Bewertung über das Kurs-/Gewinn-Verhältnis mit 18 eher niedrig.

Falls es gelingt, verschlankt zu neuer Wachstumsdynamik zu finden, wäre auch eine Rückkehr in die Region über 100 Euro möglich, wo der aktuelle, seit knapp einem Jahr laufende, mittelfristige Abwärtstrend seinen Ursprung hatte. Aber noch ist da nur eine Tür einen Spalt breit aufgegangen. Was dahinter wartet, ob Abspaltung und Verkauf schnell vonstattengehen, ein guter Preis erzielt wird und das dann verbleibende Kerngeschäft Fahrt aufnimmt, ist durch die Bank offen. Wenn die Aktie jetzt anzieht, wird sie von Hoffnung getrieben. Was alleine aber dünnes Eis ist, da sollten zumindest saubere, bullische Signale in der Charttechnik unterstützen. Die wo entstehen würden?
Für ein kurzfristig bullisches Signal müsste der Kurs die Widerstandszone 49,50/50,50 Euro klar und auf Schlusskursbasis überwinden. Dann wäre aus charttechnischer Sicht Spielraum bis an den Bereich 62,40 bis 66,50 Euro, wo zahlreiche mittelfristig relevante Widerstände warten. Ersteres, ein kurzfristig bullisches Signal, wäre zumindest denkbar. Aber um über den Bereich 62,40/66,50 Euro hinauszukommen, würde es aus aktueller Sicht mehr bedürfen als neu erwachte Hoffnungen.
Quellenangaben: adhoc-Meldung zur beabsichtigten Abspaltung von „Moduled Glass“, 04.08.2025: https://www.gerresheimer.com/unternehmen/investor-relations/corporate-news/ad-hoc-mitteilungen
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