Die Analysen von Achim Mautz basieren überwiegend auf der Technischen Analyse. Dabei nutzt der Autor, gestützt auf seine langjährige Handelserfahrung, bewährte Methoden der Chartanalyse. Er untersucht Wertpapiere unter anderem anhand von Chartmustern, Trendsignalen Unterstützungen, Widerständen und gleitenden Durchschnitten.
Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Der US-amerikanische Halbleiterzulieferer legte in der vergangenen Woche seine Zahlen zum abgelaufenen Quartal vor – und auf den ersten Blick wirkte alles durchaus solide. Der Gewinn konnte im Vergleich zum Vorjahr um 17 % gesteigert werden und übertraf damit sogar die Erwartungen der Analysten. Auch der Umsatz lag mit 7,30 Milliarden USD um 7,7 % über dem Vorjahreswert und ebenfalls über den Konsensschätzungen.
Trotzdem kam es anschließend zu einem deutlichen Kursrückgang der Applied-Materials-Aktie. Der Grund hierfür lag weniger in den zurückliegenden Ergebnissen als vielmehr im Ausblick: Für das laufende Quartal rechnet das Unternehmen sowohl beim Gewinn als auch beim Umsatz mit leicht rückläufigen Zahlen – nach einer so starken Rallye der letzten Monate war dies für Anleger offenbar ein entscheidender Belastungsfaktor.
Expertenmeinung: Durch das zweite tiefere Tief in Folge ist der Trend inzwischen in eine bärische Phase übergegangen. Technisch betrachtet hat die Aktie damit erste Schwächesignale gezeigt – was nach der zuvor starken Aufwärtsbewegung nicht überraschend kommt. Entscheidend wird nun sein, ob es den Bullen gelingt, die jüngsten Rückschläge abzufedern und neue Kaufdynamik zu erzeugen. Sollte das Vertrauen in den langfristigen Wachstumszyklus der Halbleiterindustrie weiterhin bestehen, könnte sich der Rücksetzer auch als gesunde Korrektur im übergeordneten Aufwärtstrend entpuppen. Bleibt jedoch die Zurückhaltung hinsichtlich der weiteren Aussichten bestehen, könnten weitere Anleger ihre Gewinne realisieren und damit zusätzlichen Verkaufsdruck erzeugen. Vorerst senke ich meine Einschätzung auf „bärisch“.
Aussicht: BÄRISCH
Applied Materials Aktie: Chart vom 18.08.2025, Kurs: 163.53 USD, Kürzel: AMAT | Quelle: TWS
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
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Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Außerdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.
Vorherige Analysen der Applied Materials Aktie
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
In turbulenten Börsenzeiten verlieren viele Anleger die langfristige Sichtweise aus den Augen. Wird Applied Materials vollkommen falsch wahrgenommen?
Oligopol+
Applied Materials ist einer der weltweit führenden Anbieter von Anlagen für die Herstellung von Halbleitern. Mit einem weltweiten Marktanteil von mehr als 20 % steht das Unternehmen an der Spitze der hochattraktiven und wachstumsstarken Semicap-Branche.
Der Semicap-Sektor ist stark konsolidiert, die fünf größten Anbieter (Applied Materials, ASML, Lam Research, Tokyo Electron und KLA) kontrollieren rund 80% des Markts und sind jeweils stark spezialisiert.
Applied Materials liefert beispielsweise Maschinen für zahlreiche Schritte der Halbleiterherstellung, bspw. der Abscheidung von Materialschichten und der Oberflächenbearbeitung. ASML hat sich hingegen auf Lithografie-Systeme spezialisiert. Beide Unternehmen sind im Semicap-Sektor angesiedelt, konkurrieren aber nicht wirklich miteinander.
In einem der letzten Artikel über Applied Materials hatte ich aufgezeigt, dass der Markt die Konjunkturanfälligkeit des Unternehmens überschätzt: Applied Materials: Ist die Panik gerechtfertigt?
Daher ist die Volatilität der Aktie sehr viel höher, als sie rational betrachtet sein sollte. Alle paar Jahre kommt es aufgrund von Konjunktursorgen zu einem Kurssturz.
Die Burggräben von Applied Materials
Heute möchte ich jedoch auf die inhärente Stärke des Unternehmens eingehen, gemeinhin auch als Burggraben bezeichnet.
Diese Burggräben lassen sich anhand der fünf klassischen Kategorien nach Warren Buffett analysieren: niedrige Produktionskosten und effiziente Skalierung, hohe Wechselkosten, Netzwerkeffekte sowie immaterielle Vermögenswerte.
Applied Materials ist der größte Anbieter im Semicap-Sektor und hat durch eine effiziente Skalierung und niedrige Produktionskosten Vorteile. Nehmen wir beispielsweise die Herstellung von Maschinen für die chemisch-mechanische Planarisierung. Dabei handelt es sich um ein Polierverfahren in der Waferbearbeitung, um möglichst dünne und flache Schichten zu erreichen.
In diesem Bereich hat das Unternehmen einen Marktanteil von fast 70%. Durch den hohen Marktanteil kann das Unternehmen die Entwicklungskosten auf eine große Produktionsbasis verteilen. Applied Materials kann es sich leisten, in diesem Bereich mehr in Forschung & Entwicklung zu stecken als der gesamte Rest der Branche. Dadurch baut man den technologischen Vorsprung immer weiter aus und kann obendrein günstiger produzieren.
Darüber hinaus ermöglicht die enge Zusammenarbeit mit Kunden, die auf jahrelang abgestimmten Roadmaps basiert, maßgeschneiderte Lösungen effizient zu entwickeln und zu liefern, was die Kostenstruktur zusätzlich optimiert.
Hohe Wechselkosten
An dieser Stelle wären wir bereits beim dritten Burggraben, den hohen Wechselkosten. Die Halbleiterindustrie ist durch extrem hohe Wechselkosten gekennzeichnet. Kunden wie Foundries (z. B. TSMC, Samsung) oder integrierte Hersteller (z. B. Intel, Micron), investieren Milliarden in ihre Fabriken, und die Maschinen von Applied Materials sind tief in deren Produktionsprozesse integriert.
Ein Wechsel zu einem anderen Anbieter würde nicht nur enorme Kosten verursachen, sondern auch erhebliche technische Risiken bergen, da die Maschinen von Applied Materials speziell auf die Anforderungen der Kunden abgestimmt sind.
Positive Netzwerkeffekte, Know-how und Patente
Die große installierte Basis führt wiederum zu positiven Netzwerkeffekten. Je mehr Maschinen ein Kunde von AMAT nutzt, desto vertrauter wird er mit den Systemen, Prozessen und Dienstleistungen des Unternehmens. Und selbstverständlich erleichtert das auch die Wartung, ein zentraler Kostenpunkt in der Halbleiterbranche.
Gleichzeitig erhält Applied Materials dadurch mehr Daten als die Konkurrenz und kann dadurch die Nutzung und Wartung von Zehntausenden Maschinen effizienter ermöglichen. Darüber hinaus tragen diese Daten zu einer kontinuierlichen Verbesserung zukünftiger Maschinen bei. Ein Vorteil, der für potenzielle Wettbewerber kaum zu überwinden ist.
Damit wären wir beim fünften und letzten Burggraben angekommen, den sogenannten immateriellen Vermögenswerten. Hinter diesem etwas sperrigen Begriff verstecken sich das technische Know-how, Patente und die langjährige Erfahrung von Applied Materials.
Ausblick und Bewertung
All diese Faktoren halten die Konkurrenz auf Abstand und haben dazu beigetragen, dass der Umsatz in den zurückliegenden fünf Jahren von 17,2 auf 27,2 Mrd. USD massiv gesteigert werden konnte.
Gleichzeitig wurde die Zahl der ausstehenden Aktien von 916 auf 827 Millionen Stück stark reduziert und der Gewinn kletterte von 4,17 auf 8,65 USD je Aktie.
Es gab kein einziges Jahr, in dem der Umsatz und Gewinn nicht gesteigert wurden, dennoch ist es immer wieder zu massiven Kursstürzen gekommen. Der Markt überschätzt scheinbar die konjunkturelle Anfälligkeit von Applied Materials und unterschätzt den Burggraben.
Im zweiten Quartal lag der Gewinn mit 2,39 USD je Aktie über den Erwartungen von 2,30 USD. Mit einem Umsatz von 7,10 Mrd. USD hat man die Analystenschätzungen erfüllt. Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 7% und einem Gewinnsprung um 14%.
Erstaunlicherweise ist das gelungen, obwohl das China-Geschäft aufgrund von Handelsbeschränkungen regelrecht eingebrochen ist. Auf Jahressicht ist der Umsatz von 2,83 auf 1,77 Mrd. USD und der Anteil am Gesamtgeschäft von 43 % auf 25 % gesunken.
Insider schlägt zu
Den Konsensschätzungen zufolge soll das Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr um 10% auf 9,51 USD je Aktie steigen. Applied Materials kommt demnach auf eine forward P/E von 17,3. Das entspricht in etwa der durchschnittlichen Bewertung der letzten fünf Jahre.
Da der Gewinn im ersten Quartal um 12 % und im zweiten Quartal um 14 % gestiegen ist, liegt die Vermutung nahe, dass die Konsensschätzungen zu niedrig sind.
Vorstandschef Dickerson scheint jedenfalls zu dem Entschluss gekommen zu sein, dass es sich um eine Gelegenheit handelt, und hat am 3. April zu einem Preis von 137,30 USD für 6,87 Mio. USD Aktien gekauft. Dickerson hält derzeit 1,7 Millionen Aktien und scheint ein gutes Händchen für Timing zu haben. Er hat sowohl 2024 als auch 2022 nahezu am Hoch Aktien abgestoßen.
Applied Materials Aktie: Chart vom 06.06.2025, Kurs: 164 USD – Kürzel: AMAT | Quelle: TWS
Gelingt eine nachhaltige Rückkehr über 159 USD, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit einem möglichen Kursziel bei 175 USD. Darüber wäre der Weg in Richtung 193 und 200 USD frei.
Fällt die Aktie jedoch unter 159 USD, muss mit erneuten Verlusten bis 154 und 142 USD gerechnet werden.
Über den Autor
Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.
Analysemethode
Die Aktienanalysen von TobiasKrieg basieren auf einer Kombination aus Charttechnik und Fundamentalanalyse. Dabei liegt der Fokus auf der Bewertung von Unternehmen anhand ihrer finanziellen Kennzahlen, wie z. B. KGV, Cashflow oder Eigenkapitalrendite, sowie auf der Identifikation von überdurchschnittlichen Wachstumspotenzialen zu einem attraktiven Einstiegskurs.
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
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Applied Materials leidet massiv unter den Exportrestriktionen gegen China. Aber wie wichtig ist das überhaupt? Wie lief das letzte Quartal und wie sieht der Ausblick aus?
Marktführer in Schlüsseltechnologien
Applied Materials ist einer der weltweit führenden Anbieter von Anlagen für die Herstellung von Halbleitern.
Eine ausführliche Analyse zum Unternehmen und warum Applied Materials nicht so konjunkturanfällig ist, wie man es erwarten würde, können Sie hier nachlesen: Applied Materials: Ist die Panik gerechtfertigt?
Nach der Analyse ist der Kurs von 144 auf 174 USD gestiegen. Nachdem gestern Quartalszahlen veröffentlicht wurden, notiert die Aktie jedoch nachbörslich 6,19 % im Minus bei 163,93 USD.
Der Titel des heutigen Artikels könnte demnach derselbe sein wie zuvor: Ist die Panik gerechtfertigt?
Warum das China-Risiko überschätzt wird
Der Gewinn lag in Q2 mit 2,39 USD je Aktie über den Erwartungen von 2,30 USD. Mit einem Umsatz von 7,10 Mrd. USD hat man die Analystenschätzungen von 7,12 Mrd. USD jedoch leicht verfehlt. Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 7 % und einem Gewinnsprung um 14 %. Der operative Cashflow konnte um 13 % auf 1,57 Mrd. USD gesteigert werden.
All das war möglich, obwohl man massiv von den neuen Exportrestriktionen nach China betroffen ist. Dadurch ist der Umsatz in China auf Jahressicht von 2,83 auf 1,77 Mrd. USD regelrecht kollabiert, der Anteil am Gesamtgeschäft ist von 43 auf 25 % gesunken.
Außerhalb Chinas wächst das Unternehmen weiterhin schneller als die Konkurrenz und gewinnt Marktanteile. Besonders hoch ist das Wachstum im Bereich Arbeitsspeicher, da die Investitionen in DDR5 und High Bandwidth Memory (HBM) zunehmen. Daher geht man von einem Wachstum von über 40 % aus.
Dem Vorstand zufolge zeigen NAND-Investitionen erste Anzeichen einer Erholung. Über zwei Drittel der Serviceumsätze stammen aus Abonnements und umfassenden Verträgen, die als margenstark und wiederkehrend gelten und weiter ausgebaut werden sollen.
Erwartungen übertroffen, Aktie fällt
Das Unternehmen ist bei technologischen Umbrüchen wie Gate-All-Around, Backside Power Delivery, 3D DRAM, Advanced Packaging und Siliziumphotonik stark positioniert, was langfristige Wachstumschancen schafft. Die neue SIM³ Magnum Etch Plattform erzielte seit ihrem Marktstart im Februar 2024 über 1,2 Mrd. USD Umsatz. Die e-beam-Technologie für Prozesskontrolle verzeichnete Rekorderlöse.
Für das dritte Quartal stellt man einen Umsatz von 6,7 – 7,7 Mrd. USD und ein Ergebnis von 2,15 – 2,55 USD je Aktie in Aussicht. Applied Materials liefert in der Regel Ergebnisse am oberen Ende der eigenen Prognosen. Bisher lagen die Konsensschätzungen bei einem Umsatz von 7,20 Mrd. USD und einem Gewinn von 2,32 USD je Aktie.
Im laufenden Geschäftsjahr soll der Gewinn um 9 % auf 9,44 USD je Aktie steigen. Nachdem man in den ersten beiden Quartalen ein Plus von 12 und 14 % erreicht hat, ist das plausibel bis konservativ. Applied Materials notiert vorbörslich bei 163,93 USD und kommt demnach auf eine forward P/E von 17,4.
Applied Materials Aktie: Chart vom 16.05.2025, Kurs: 163,93 USD – Kürzel: AMAT | Quelle: TWS
Aus charttechnischer Sicht ist die bisherige Kursreaktion auf die Zahlen von untergeordneter Bedeutung. Fällt die Aktie jedoch unter 159 USD, kommt es zu einem Verkaufssignal mit möglichen Kurszielen bei 153 und 142 USD.
Über den Autor
Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.
Analysemethode
Die Aktienanalysen von TobiasKrieg basieren auf einer Kombination aus Charttechnik und Fundamentalanalyse. Dabei liegt der Fokus auf der Bewertung von Unternehmen anhand ihrer finanziellen Kennzahlen, wie z. B. KGV, Cashflow oder Eigenkapitalrendite, sowie auf der Identifikation von überdurchschnittlichen Wachstumspotenzialen zu einem attraktiven Einstiegskurs.
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
Applied Materials ist wie der gesamte Halbleitersektor massiv unter die Räder gekommen. Zu Unrecht? Jetzt könnte sich ein zweiter Blick lohnen.
Applied Materials ist nicht wie die anderen
Applied Materials ist einer der weltweit führenden Anbieter von Anlagen für die Herstellung von Halbleitern. Die Branche ist konjunkturanfällig und daher leidet ein großer Teil der Unternehmen unter den aktuellen Rahmenbedingungen.
Bei Applied Materials sieht das anders aus. Das Geschäft des Anlagenbauers ist weit entfernt vom Endkunden und unterliegt daher ganz anderen Zyklen.
Der Bau von Chipfabriken ist ein mehrjähriger Prozess, und die Halbleiter-Produzenten ordern auch während Krisen weitere Anlagen, um dann im nächsten oder übernächsten Aufschwung ausreichende Kapazitäten zu haben. Das Geschäft von Applied Materials ist daher sehr viel weniger konjunkturanfällig als bei den meisten Unternehmen im Sektor.
Die Aktie wird jedoch mit dem ganzen Sektor in einen Topf geworfen und bei Konjunktursorgen reflexartig abverkauft. So ist es auch jetzt wieder geschehen.
Irrt sich die Börse wieder?
Die Aktie ist in den letzten Wochen regelrecht kollabiert und hat die Hälfte an Wert verloren. Konjunktursorgen sind ein berechtigter Grund für fallende Kurse. Ich habe selbst immer wieder darauf hingewiesen, dass eine Rezession in den USA nicht unrealistisch ist.
Es ist jedoch fraglich, ob das eine Kurshalbierung rechtfertigt. Es wäre gut möglich, dass es sich um eine Überreaktion handelt, ähnlich wie im Jahr 2022. Das gilt vor allem, wenn wir eine Überraschung erleben und die US-Wirtschaft nicht in eine Rezession abgleitet.
Darüber hinaus findet seit mehreren Jahren eine Verlagerung der Halbleiterproduktion aus China in Länder wie die USA, Europa, Japan oder Indien („friendshoring“ und „onshoring“) statt.
Neue Fabs benötigen nicht nur Ausrüstung wie Abscheidungs-, Ätz- und Inspektionssysteme, sondern auch fortlaufende Wartung, Upgrades und Optimierung.
Gewinner im Handelsstreit?
Als US-Unternehmen könnte Applied Materials von protektionistischen Maßnahmen profitieren, die lokale Anbieter bevorzugen. Zölle, Exportkontrollen oder Sanktionen gegen chinesische Ausrüster könnten die Nachfrage zusätzlich befeuern. Zudem erleichtert die Präsenz in den USA die Zusammenarbeit mit Kunden wie Intel, Micron oder TSMC, die in den USA investieren.
Auf der anderen Seite bringt der Handelsstreit auch große Probleme mit sich, denn bisher entfiel rund ein Drittel der Umsätze auf China. Derzeit ist vollkommen unklar, wie groß die Auswirkungen sein werden. Die Aussagen der US-Regierung sind wechselhaft und widersprüchlich. Ob China Produktionsanlagen für Halbleiter von den Zöllen ausnimmt, ist derzeit ebenfalls nicht sicher. Es wäre jedenfalls im eigenen Interesse. Aber was bedeutet das in der heutigen Zeit noch, in der scheinbar jegliche Logik verloren gegangen ist.
Durch den Abverkauf von Applied Materials wurden viele potenzielle Probleme eingepreist. Die blended P/E liegt derzeit bei 16,1 und die forward P/E für das bis Ende Oktober laufende Geschäftsjahr bei 15,5. In den letzten fünf Jahren lag die P/E durchschnittlich bei 17,1 – der Wert wird jedoch durch die lange Korrekturphase 2022 nach unten gedrückt.
Applied Materials Aktie: Chart vom 15.04.2025, Kurs: 144 USD – Kürzel: AMAT | Quelle: TWS
Mit dem Anstieg über 142 USD hat sich die Lage vorerst entspannt. Aus Sicht der Bullen sollte die Aktie jedoch nicht mehr unter diese Unterstützung fallen, sonst droht ein erneuter Rückfall in Richtung 134 oder 125 USD.
Gelingt ein nachhaltiger Anstieg über 145 USD, könnte es zu einer Erholung in Richtung 160 USD kommen.
Über den Autor
Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.
Analysemethode
Die Aktienanalysen von TobiasKrieg basieren auf einer Kombination aus Charttechnik und Fundamentalanalyse. Dabei liegt der Fokus auf der Bewertung von Unternehmen anhand ihrer finanziellen Kennzahlen, wie z. B. KGV, Cashflow oder Eigenkapitalrendite, sowie auf der Identifikation von überdurchschnittlichen Wachstumspotenzialen zu einem attraktiven Einstiegskurs.