Über Monate hinweg wurde die starke Entwicklung von Adobe ignoriert. Doch jetzt springt die Aktie plötzlich an. Ist das der Rallyestart?
Warum Kurse nicht immer die Realität widerspiegeln
Was gerade bei Adobe geschieht, offenbart ein grundlegendes psychologisches Problem der Börse. Schaut man sich die Kursentwicklung an, bekommt man unweigerlich das Gefühl, dass mit dem Unternehmen etwas nicht stimmt.
Wäre alles in Ordnung, würde der Kurs schließlich steigen, nicht wahr?
Doch dabei handelt es sich um einen Trugschluss. Es kommt an der Börse ständig vor, dass Kurse und fundamentale Realität auseinanderdriften. In vielen Fällen wird diese Diskrepanz innerhalb einiger Monate aufgelöst, in anderen Fällen dauert es sehr viel länger.
Doch am Ende geschieht immer dasselbe: Der Kurs folgt den Fundamentaldaten.
Die Realität kann lange ignoriert werden, jedoch nicht auf ewig – und je länger die Phase der Ignoranz dauert, umso impulsiver geht es anschließend aufwärts. Die Zahl der Beispiele, die das belegen, ist schier endlos.
Expedia als Lehrstück
Nehmen wir beispielsweise Expedia. Das Unternehmen hatte bereits 2022 ein neues Rekordergebnis eingefahren und das Jahr 2019 übertroffen. Der Kurs dümpelte dennoch vor sich hin.
Im Jahr 2023 folgte ein Gewinnsprung um 43 % und trotzdem trat die Aktie auf der Stelle.
Wer sich nicht vom Kursgeschehen beirren ließ und darauf vertraut hat, dass die Gravitation auch für Expedia gilt, wurde belohnt. Die Aktie hat sich mehr als verdoppelt.
Bei Adobe könnte sich eine ähnliche Situation anbahnen. Nach Ansicht der Bären ist das Unternehmen ein KI-Verlierer. Dieser Umstand, gepaart mit der schwachen charttechnischen Lage, hat dazu geführt, dass die starke geschäftliche Entwicklung seit Monaten ignoriert wird.
Denn anhand der Zahlen lassen sich keinerlei Probleme.
Adobe liefert Rekorde
Adobe hat im letzten Jahr auf allen Ebenen neue Rekorde geliefert. Der Umsatz ist um 13 % auf 47,87 USD je Aktie gestiegen, der Gewinn um 15 % auf 18,42 USD und der freie Cashflow um 16 % auf 17,51 USD je Aktie.
Seitdem hat sich die positive Entwicklung konsequent fortgesetzt. Im ersten Quartal wurden die Erwartungen durchweg übertroffen und die Gewinnerwartungen für 2025 in Höhe von 20,20 – 20,50 USD je Aktie bestätigt.
Als Reaktion darauf ist der Kurs eingebrochen.
Im zweiten Quartal lag der Gewinn mit 5,06 USD je Aktie weit über den Erwartungen von 4,98 USD. Mit einem Umsatz von 5,87 Mrd. USD wurden die Analystenschätzungen von 5,80 Mrd. USD ebenfalls übertroffen. Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 11 % und einem Gewinnsprung von 13 %.
Daraufhin wurde die Gewinnprognose von 20,20 – 20,50 auf 20,50 – 20,70 USD je Aktie erhöht.
Der Kurs von Adobe hat daraufhin weiter nachgegeben.
Ist der Startschuss gefallen?
Gestern, am 11. September, hat das Unternehmen die Zahlen zum dritten Quartal vorgelegt und tatsächlich hat die Aktie positiv reagiert. Vorbörslich notiert Adobe 4,41 % im Plus bei 366 USD.
In Q3 lag der Gewinn mit 5,31 USD je Aktie wieder über den Erwartungen von 5,16 USD. Mit einem Umsatz von 5,99 Mrd. USD wurden die Analystenschätzungen von 5,90 Mrd. USD ebenfalls übertroffen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 11 % und einem Gewinnsprung von 14 %.
Neben dem organischen Wachstum haben dazu auch die laufenden Aktienrückkäufe beigetragen – im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der ausstehenden Papiere von 448 auf 424 Millionen Stück gesunken.
Der Auftragsbestand (RPO, Remaining Performance Obligations) konnte hingegen von 18,14 auf 20,44 Mrd. USD gesteigert werden.
Die Zeichen stehen demnach weiterhin auf Wachstum.
KI-Verlierer oder KI-Gewinner?
Inzwischen entfällt fast ein Viertel der Umsätze auf Produkte, die auch KI-Funktionen beinhalten. Der annualisierte Umsatz in diesem Bereich liegt inzwischen bei mehr als 5 Mrd. USD.
Daher hat Adobe die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr von 23,5 – 23,6 auf 23,65 – 23,70 Mrd. USD und die Gewinnerwartungen von 20,50 – 20,70 auf 20,80 – 20,85 USD je Aktie erhöht.
Auf Jahressicht entspräche das einem Gewinnsprung von etwa 13 %.
Adobe kommt demnach auf eine forward P/E von 17,6. Damit kommt Adobe derzeit auf eine Bewertung, die normalerweise Unternehmen mit niedrigen einstelligen Wachstumsraten zugestanden wird.
Sollten sich die Disruptionsfantasien der Bären nicht bewahrheiten, ergibt sich daraus ein entsprechendes Kurspotenzial. In den letzten fünf Jahren lag die P/E durchschnittlich bei 38.

Adobe könnte einen Doppelboden ausgebildet haben, der Kurspotenzial bis 382 USD bietet. Darüber käme es zu einem Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 422 und 440 USD.
Kann auch diese Hürde überwunden werden, würde das mittelfristige Kursgewinne bis 500 – 512 USD ermöglichen.
Fällt die Aktie hingegen unter 332 USD, ist die Bodenbildung vorerst gescheitert und die Bullen haben ihre Chance.
Geschäftsmodell
Adobe Inc. ist eines der führenden Technologieunternehmen im Bereich Softwarelösungen für Kreativ- und digitale Medien.
Kern des Geschäftsmodells ist der Verkauf von Software-Abonnements, insbesondere über die cloudbasierte Plattform Adobe Creative Cloud, die eine Vielzahl von Anwendungen für Grafikdesign, Video- und Bildbearbeitung, Webentwicklung und digitales Marketing bündelt.
Zu den bekanntesten Produkten zählen Adobe Photoshop, Illustrator, Premiere Pro und Acrobat, aber auch Marketing- und Analyseplattformen wie Adobe Experience Cloud, die Unternehmen bei der Optimierung digitaler Marketingstrategien unterstützen.
Aus Sicht eines Investors bringt das mehrere Vorteile mit sich. Das Unternehmen profitiert von wiederkehrenden Einnahmen, gleichzeitig stärkt das Abo-Modell die Kundenbindung.
Was von den meisten Anlegern jedoch übersehen wird, ist der Umstand, dass das Datengeschäft eine immer größere Rolle spielt.
Adobe ist in den Köpfen der Anleger noch immer ein Synonym für Photoshop. Mit der Entwicklung der Adobe Experience Cloud hat das Unternehmen aber längst einen großen Schritt in Richtung datengetriebener Geschäftsmodelle gemacht.
Die Plattform ermöglicht es Unternehmen, große Mengen an Kundendaten zu erfassen, zu analysieren und für personalisierte Marketingmaßnahmen zu nutzen.
Zudem verschafft die Verbindung von Kreativsoftware und Datendiensten Adobe einen einzigartigen Wettbewerbsvorteil: Während andere Softwareanbieter entweder Kreativtools oder Marketing-Analytics anbieten, deckt Adobe beide Bereiche ab und ermöglicht so eine ganzheitliche Lösung.
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