Evotec ist seit Jahren unprofitabel und langsam bröckelt auch die Wachstumsfantasie. Umsatzprognose gekappt.
Der schleichende Absturz war absehbar
Schon 2022 hatte ich eindringlich vor der Aktie von Evotec gewarnt – und leider hat sich die damals skizzierte Sorge in vollem Umfang bewahrheitet. Während der Kurs der Aktie am Hochpunkt noch bei 45 Euro notierte, steht er heute bei gerade einmal 6,55 Euro. Ein Verlust von rund 85 % – und ein Beispiel dafür, wie schnell sich Hoffnungen in Enttäuschung verwandeln können.
Evotec ist ohne Frage ein spannendes Unternehmen mit solidem wissenschaftlichem Fundament. Evotec hat sich einen Namen in der Wirkstoffforschung und Medikamentenentwicklung gemacht.
Die Kooperationen mit Branchengrößen wie Bayer, Roche, Sanofi, Boehringer Ingelheim oder AstraZeneca unterstreichen die wissenschaftliche Relevanz und das Netzwerk von Evotec.
Auch die Umsatzentwicklung kann sich auf den ersten Blick sehen lassen. In den letzten zehn Jahren konnte der Umsatz von 128 auf 797 Mio. Euro massiv gesteigert werden.
Evotec ist es jedoch trotz steigender Umsätze nicht gelungen dauerhaft schwarze Zahlen zu schreiben. Zuletzt war man 2021 profitabel.
Warnung aus dem Jahr 2022 – heute traurige Realität
Bereits 2022 hatte ich in einer Analyse („Kurssturz bei Evotec: Gelegenheit oder Beginn einer langen Dürreperiode?“) gewarnt, dass die profitablen Jahre vorbei sein könnten und die Aktie vor einer längeren Schwächephase steht. Damals schrieb ich:
„Daher dürfte das Unternehmen in diesem Jahr auch rote Zahlen schreiben […] Es dürfte etliche Jahre dauern, bis die Profitabilität wieder dieses Niveau erreichen wird. […]
Es droht also eine längere Durststrecke, in der es wenig Neuigkeiten geben könnte, die den Kurs wirklich beflügeln. Denn die Pipeline des Wirkstoffherstellers Evotec dürfte wohl erst 2025-2026 die Resultate bringen, die im Hier und Jetzt durch die Investitionen angestoßen werden.“
Leider ist dieses Szenario eingetreten und leider haben sich die großen Hoffnungsträger in der Pipeline ebenfalls als Fehlzündungen herausgestellt.
Evotec ist weiterhin ein innovatives Unternehmen mit Potenzial, in dieser Branche kann ein einzelner Durchbruch alles verändern. Die Risiken sind jedoch auch erheblich.
Wachstumsfantasie geplatzt
Evotec ist seit Jahren anhaltend unprofitabel – das geht nicht ewig. Entweder muss man Kosten einsparen, Schulden aufnehmen, neue Aktien ausgeben oder wachsen, um profitabel zu werden.
Die letzte Option ist natürlich die mit Abstand attraktivste Variante, doch leider sieht es bei Evotec nicht nach Wachstum aus.
In den letzten drei Jahren ist der Umsatz weitgehend auf der Stelle getreten und nur von 751 auf 797 Mio. Euro gestiegen, das Ergebnis lag in diesen Jahren chronologisch bei -0,99 sowie -0,47 und -1,11 Euro je Aktie.
Da der Umsatz eine leichte Aufwärtstendenz zeigte, bestand zumindest noch die Hoffnung, dass man aus den Problemen rauswachsen könnte.
Die heutigen Neuigkeiten haben diese Hoffnung zunichte gemacht und daher fällt die Kursreaktion auf heftig aus.
Einerseits verweist man zwar auf „margenstarke Technologie-Lizenzeinnahmen“ und deutliche Kostenoptimierung, die die ursprünglichen Ziele übertreffen, aber auf der anderen Seite musste man die Umsatzprognose von 840 – 880 Mio. Euro auf 760 – 800 Mio. Euro massiv senkten.
Eine Prognose gekappt, die andere jedoch nicht
Das bedeutet im Klartext, dass der Umsatz bestenfalls stagnieren wird.
Die Prognose für das bereinigte EBITDA in Höhe von 30 – 50 Mio. Euro wurde jedoch bestätigt.
Jedem halbwegs versierten Anleger ist vollkommen klar, dass zwischen dem bereinigten EBITDA und dem Konzerngewinn ein himmelweiter Unterschied liegt. Evotec dürfte in diesem Jahr wieder unprofitabel sein.
Obwohl die Erwartungen im laufenden Jahr wieder nicht erfüllt wurden, zeigt sich der Vorstand langfristig optimistisch.
Der Ausblick für 2028 geht unverändert von einer angestrebten durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate der Konzernumsatzerlöse zwischen 2024 und 2028 von 8 bis 12 % und einer erwarteten Konzern-EBITDA-Marge von mehr als 20 % bis 2028 aus.
Die Wachstumsprognose als auch die in Aussicht gestellte Marge ist „ambitioniert“.
Wenn man die Sache durchrechnet, wird das schnell offensichtlich. Geht man von einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 10 % aus, also der Mitte der Prognosespanne, entspräche einem Umsatz von 1,21 Mrd. Euro im Jahr 2028.
Um dieses Umsatzziel zu erreichen, müssten die Wachstumsraten von etwa 0 % (kumuliert 2024 und 2025) auf 16 % pro Jahr gesteigert werden. Wie realistisch ist das?
Wie passt das noch zusammen?
Hinzu kommt, dass man die EBITDA-Marge von derzeit etwa 5 % auf über 20 % mehr als vervierfachen will.
Schauen wir uns an, was das bedeutet. Bei einem Umsatz von 1,21 Mrd. Euro entspräche das einem EBITDA von mehr als 260 Mio. Euro.
Ein Umsatzplus von etwa 400 Mio. Euro soll demnach zu einem Anstieg des EBITDA um mehr als 200 Mio. Euro führen.
Entweder muss das bisherige Geschäft exorbitant profitabler werden, oder das neue Geschäft hat eine EBITDA-Marge von über 50 %, also dem Zehnfachen des Altgeschäfts.
Jeder darf für sich selbst entscheiden, wie realistisch dieser Ausblick auf allen Ebenen ist.
Interessanterweise steht der langfristige Ausblick auch in einem scharfen Widerspruch zu den jeweiligen Prognosen in den jährlichen Geschäftsberichten – zumindest in den Jahren, die ich mir nochmal angesehen habe (2020 – 2024). Dort zeigt man sich von seiner konservativen Seite und legt durchweg realistische, fast schon zurückhaltende Prognosen vor.
Im Geschäftsbericht 2024 hat Evotec für 2025 beispielsweise gleichbleibende Umsatzerlöse in Aussicht gestellt.
Zu den hochgesteckten Zielen für 2028 passt das nicht. Wenn sich das Geschäft weiterhin so entwickelt, wird man die langfristige Prognose irgendwann auch einkassieren müssen.

Fällt die Aktie jetzt unter 6,40 Euro, muss mit weiteren Kursverlusten in Richtung 5,00 Euro gerechnet werden. Darunter würde sich das Chartbild weiter eintrüben.
Gelingt hingegen ein Anstieg über 7,50 Euro, wäre eine Erholung in Richtung 8 oder 10 Euro denkbar.
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