S&P 500 Prognose S&P 500: Touché

News: Aktuelle Analyse des S&P 500 Index

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen des S&P 500 Index

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Der S&P 500 bewegt sich derzeit noch etwa ein Prozent unter der oberen Begrenzung des markanten 2020er-Aufwärtstrendkanals und ist teuer bewertet. Die US-Notenbank zeigte gestern auf, dass man sich auf schwierigen Pfaden befinde. Aber der Index blieb stabil. Warum?

Wenn man es sich einfach machen und darauf verweisen würde, dass morgen die große Abrechnung der Futures und Optionen am Aktienmarkt ansteht, in der Regel in Aufwärtstrends versucht wird, die Abrechnung so hoch wie möglich zu erreichen und die US-Notenbankentscheidung dazu nur als „Vehikel“ diente … könnte man richtig liegen.

Denn das, was die US-Notenbank getan, geschrieben und in Gestalt ihres Vorsitzenden in der Pressekonferenz gesagt hatte, barg keine Argumente, um mit fliegenden Fahnen weiter zu kaufen. Im Gegenteil, das hätte Anleger eher zum Ausstieg treiben können bzw. müssen.

Die Maßnahme, den Leitzins, zuvor in der Spanne 4,25–4,50 Prozent, um ein Viertelprozent auf 4,00–4,25 Prozent zu senken, war weder Fisch noch Fleisch. Genug, um handlungsbereit zu wirken, zu wenig, um klare Kante zu zeigen. Der Grund liegt darin, dass man sich ungewöhnlich uneins in der Frage ist, wie man die momentane Entwicklung beurteilen muss und wie es weitergeht. Das an dieser Stelle schon einige Male dargelegte Problem wurde dabei von Jerome Powell klar auf den Punkt gebracht:

Auf der einen Seite hat man Abwärtsrisiken am Arbeitsmarkt, auf der anderen Seite aber Aufwärtsrisiken bei der Inflation. In einer solchen Situation gibt es, so Powell, keinen risikolosen Pfad, den man einschlagen könnte. Und dass man momentan nicht imstande sein kann, klar vorherzusagen, wie sich Wachstum, Inflation, Arbeitslosigkeit und letztlich auch die Leitzinsen in der Zukunft darstellen werden, manifestierte sich auch in eher kleinen, unbedeutenden Anpassungen der Wachstums- und Inflationsprognose. Die wirkten wie ein Versuch, irgendwo in der Mitte zu landen. Und es zeigte sich vor allem in untypisch stark auseinanderlaufenden Ansichten über die kommende Geldpolitik.

Von den 19 Mitgliedern im Federal Open Market Committee (FOMC), das über den Leitzins entscheidet, sehen neun Mitglieder zwei weitere Zinssenkungen noch in diesem Jahr, sechs aber keine mehr, zwei wären für noch einen Zinsschritt in 2025. Damit ist völlig offen, wie es da weitergeht. Und eine unentschlossene, sich in sich nicht wirklich einige Notenbank wäre normalerweise Gift für eine Aktienmarkt-Hausse. Aber gerade jetzt ist die Situation eben nicht normal, weil dieser Notenbank-Entscheidung ein „dreifacher Hexentanz“, sprich eine große, die Futures einschließende Abrechnung an der Terminbörse, auf dem Fuße folgt. Bei der es immer um viel, um sehr viel Geld geht.

Expertenmeinung: Genug Geld, um nötigenfalls mit hohem Kapitaleinsatz zu verhindern, dass ein Index wie der S&P 500, am US-Derivatemarkt von den Umsätzen her der Basiswert Nummer 1, so kurz vor der Abrechnung aus dem Ruder läuft und die großen Akteure am Terminmarkt dann weit mehr Gewinn kostet oder Verlust beschert, als man einsetzen müsste, um ihn in der Spur zu halten.

Daher überraschte es alte Hasen vermutlich wenig, dass der Index, der mit Beginn der Pressekonferenz von „Fed“-Chef Powell um 20:30 Uhr kräftig abrutschte, auf einmal kurz vor Beginn der letzten Handelsstunde wieder rasant aufholte (ohne, dass Powell etwas gesagt hätte, das dies hätte unterfüttern können) und dann wie festgenagelt in einer engen Spanne um die runde Marke von 6.600 Punkten ins Handelsende ging. Er wirkte nicht nur festgenagelt, er war es auch.

S&P 500 Index: Tageschart vom 17.09.2025, Kurs 6.600,35 Punkte, Kürzel: SPX | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Tageschart vom 17.09.2025, Kurs 6.600,35 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

So etwas lässt sich beispielsweise bewerkstelligen, indem man immens große Verkaufsorders knapp über diesen Level und genauso große Kauforders knapp darunter im Future platziert. Das sehen die Trader, wissen, was es geschlagen hat, und geben es auf, eine der Barrieren durchbrechen zu wollen. So kann man als (sehr) große Adresse einen Level in einem Index zumindest kurze Zeit über halten, ohne dabei immense Summen wirklich aktiv einsetzen zu müssen. Das ist nicht neu, so etwas hatte ich schon vor dem Platzen der Subprime-Blase 2007 beobachtet und nannte es damals wie heute „Futures-Riegel“. Warum die Erwähnung dieser geplatzten Blase?

Weil wir uns heute in einer Situation wiederfinden, die der damaligen nicht unähnlich ist. Damals wie heute war die Gesamtsituation längst problematisch geworden. Die großen Adressen am Aktienmarkt setzten aber weiter auf Hausse, nicht zuletzt, weil der Kapitalzufluss der meist unerfahrenen Sparer in den Aktienmarkt, die die Risiken nicht sehen konnten oder wollten, immer weiterging. Man versuchte, diesen Trend so lange wie irgend möglich aufrechtzuerhalten. Dazu gehörten auch mit der gestrigen vergleichbare Situationen, in denen eine eigentlich enttäuschende Nachricht mit der Brechstange ins Positive verkehrt wurde, um zu verhindern, dass sich bei den Anlegern Zweifel bilden.

Das ging damals verblüffend lange gut, heute nicht minder. Daher ist es zwar wichtig, um die daraus entstehenden Risiken auf der Unterseite zu wissen. Aber es wäre riskant, auf eine Abwärtswende zu setzen, bevor sich dafür klare Indizien zeigen. Und der Chart zeigt: Ja, der S&P 500 ist heiß gelaufen. Aber bislang halten die wichtigen, kurzfristigen gleitenden Durchschnitte, bislang werden kurze Abwärtsbewegungen erfolgreich aufgekauft. Erst, wenn sich das ändert, würde eine Situation entstehen, in der man mit Short-Trades wirklich gute Karten hätte.

S&P 500 Index: Monatschart vom 17.09.2025, Kurs 6.600,35 Punkte, Kürzel: SPX | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Monatschart vom 17.09.2025, Kurs 6.600,35 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS
Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Ein Widerstand „funktioniert“ nur, wenn genug Marktteilnehmer ein bestimmtes Kurslevel auch als solches wahrnehmen und zudem wirklich darauf reagieren. Beim US-Index S&P 500 wäre eine solche Hürde jetzt nahe. Aber das muss ihn nicht zwingend ausbremsen.

Es ist eine ebenso spannende wie ungewöhnliche Konstellation, die wir beim marktbreiten S&P 500 sehen. Auf der einen Seite ist der Index untypisch teuer bewertet. Je nach Berechnungsmethode bewegen wir uns da beim KGV, ermittelt aus dem Schnitt der KGVs der Einzelwerte, zwischen 25,15 und 30,15. Außerhalb von das KGV zeitweise nach oben verzerrenden Rezessionsphasen ist das sehr ungewöhnlich.

Hinzu kommt, dass die Zölle ein in seiner Schärfe unberechenbares Damoklesschwert darstellen. Und eines, das man eigentlich nicht negieren kann, nachdem zahlreiche große Konzerne wie Caterpillar oder Walmart ihren Kostendruck genau darauf zurückführen. Und schon jetzt zeigen sich die US-Verbraucher vorsichtig, wie die mageren Werte beim Verbrauchervertrauen widerspiegeln, zuletzt so gesehen bei den August-Endwerten der Erhebung durch die Uni Michigan. Und der Arbeitsmarkt zeigt zumindest Indizien von Schwäche. Das ist eigentlich kein Umfeld für eine stabile Hausse, erst recht nicht bei derart hohen Bewertungen. Eigentlich.

Aber auf der anderen Seite haben viele Anleger noch nie selbst erlebt, dass das Eingehen von Risiken zu einer Bauchlandung führt. Seit Corona hat man alles weggesteckt. Und das immer schneller, weil umso mehr Anleger sofort zugreifen, wenn es einmal stark abwärts geht, je öfter dieses „buy the dip“ zuvor funktioniert hat. Daher dürften sehr viele davon überzeugt sein, dass die aktuellen Gefahrenmomente diese Hausse genauso wenig beenden können wie die, die man in den vergangenen Jahren erfolgreich „weggekauft“ hat.

Expertenmeinung: Sie könnten sich irren. Aber versehen mit einem „könnte“ lässt sich das immer so formulieren. Und man weiß nie, wie viele Investoren längst innerlich ausgestiegen sind und nur noch auf ein Signal dafür warten, dass da nun doch wirklich etwas anbrennt. Es könnten viele sein … oder auch nicht. Aber zwei Aspekte stehen da derzeit im Raum, die dafür sprechen, dass es in der Tat langsam instabil werden könnte mit dieser Hausse.

Zum einen fällt auf, dass die großen Investmenthäuser zwar ihre Kursziele, die sie nach dem Zoll-Crash eilig gesenkt hatten, wieder angehoben haben. Aber mit 6.400 bei HSBC, 6.300 bei der Bank of America oder 6.600 bei Goldman Sachs bewegt man sich in einer Region, die der Index bereits erreicht hat.

Und nicht nur die Ziele der Marktstrategen hat er erreicht, sondern auch den großen „Deckel“ in Form der oberen Begrenzung des beim Corona-Crash 2020 etablierten Aufwärtstrendkanals. Für September liegt diese Linie um 6.635 Punkte. Zwei Prozent über dem bisherigen Verlaufshoch also … nicht die Welt an Restpotenzial, wenn die Trader diesen Deckel a) wahrnehmen und b) auch ernst nehmen. Worauf sollte man ein Auge haben?

S&P 500: Tages-Chart vom 29.08.2025, Kurs 6.461,82 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tages-Chart vom 29.08.2025, Kurs 6.461,82 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Es fällt auf, dass der S&P 500 weiter den von Tradern gerne genutzten, im Chart auf Tagesbasis eingeblendeten gleitenden Durchschnittslinien folgt. Anfang August und zuletzt vorvergangene Woche wurden diese als Support dienenden Linien getestet und beide Mal verteidigt. Allerdings sehen wir, dass der Schwung abnimmt.

Und wer bereit ist, an der Börse mit vermeintlichen Gewissheiten wie der Unverwundbarkeit der Hausse zu agieren, könnte auch in Sachen „Saisonalität“ scheinbaren Gesetzen Glauben schenken. „Gesetzen“ wie denen, dass September und Oktober hochvolatile und daher riskante Monate sind. Dies in Kombination mit anstehenden US-Daten zu Einkaufsmanager-Stimmung, Arbeitsmarkt und Verbraucherpreisen in der ersten Septemberhälfte kann, inklusive der am 17.9. anstehenden US-Notenbankentscheidung, den Ausschlag geben, ob der Index seinen Deckel sprengt oder aber an ihm scheitert.

Derzeit liegt die ganz kurzfristig relevante Supportzone im Bereich 6.340/6.375Punkte. Nicht gerade weit weg … und langsam steigend. Fällt sie, ist das zwar noch keine klare Entscheidung zugunsten des vermutlich eher kleinen Bären-Lagers, aber hoch wahrscheinlich wäre dies das Startsignal für einen in beide Richtungen heißen Herbst!

S&P 500: Monats-Chart vom 29.08.2025, Kurs 6.461,82 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monats-Chart vom 29.08.2025, Kurs 6.461,82 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS
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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Die US-Arbeitsmarktdaten an sich waren nicht unbedingt dramatisch, aber die Revision der Zahl der neu geschaffenen Stellen im Mai und Juni sehr wohl. Sie verändert das Bild, das viele Anleger von der US-Wirtschaft hatten, zum Negativen. Kann das den S&P 500 kippen?

Laut US-Arbeitsministerium wurden im Juli 73.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Weniger als im Schnitt von den Volkswirten prognostiziert. Und auch, wenn die Arbeitslosenquote mit 4,2 Prozent nur um einen Zehntelpunkt und damit wie erwartet stieg: Auch der im Jahresvergleich bei 3,9 Prozent liegende Anstieg des Durchschnittslohns war keine unbedingt gute Nachricht, weil dies das Inflationsrisiko hochhält. Ein nur noch leicht zulegender Arbeitsmarkt, bei dem dennoch Lohndruck herrscht, ideal ist das nicht. Die Schlagzeile des Tages war indes eine andere. Konkret ging es um die Korrektur der Zahl der neuen Jobs in den beiden Vormonaten.

Denn die fiel dramatisch aus. Insgesamt wurde dieser Wert um sagenhafte 258.000 Arbeitsplätze nach unten revidiert. Statt den für den Mai gemeldeten 144.000 neuen Jobs standen da auf einmal nur noch 19.000 zu Buche, für Juni statt 147.000 nur noch 14.000. Dass das den US-Präsidenten auf Touren brachte, war klar. Der machte die Leiterin der Statistikabteilung verantwortlich und warf ihr Manipulation vor. Aber tatsächlich können solche extremen Fehleinschätzungen vorkommen, einfach, weil die Datenerhebung so ungenau ist, dass sie eine gewaltige, potenzielle Fehlerquote beinhaltet. Und das kann später, wenn mehr und genauere Daten auf den Tisch kommen, zu solchen Korrekturen führen. Doch das Problem ist weniger, dass das, was man für bare Münze nahm, in Wahrheit falsche Daten waren. Das Problem ist, dass dieses neue Bild zeigt, dass die US-Wirtschaft in eine Zwickmühle gerät.

Expertenmeinung: Denn auf der einen Seite zeigt sich, dass der Arbeitsmarkt wackelt. Was man auch schon anhand des am Donnerstag veröffentlichten Challenger-Index hätte sehen können, der die Zahlen zum Stellenabbau in den USA abbildet. Denn die Zahl der abgebauten US-Jobs hatte im Juli bereits das Niveau des ganzen Jahres 2024 erreicht … wobei Trumps Kahlschlag bei der öffentlichen Hand allein für etwa 290.000 Arbeitslose verantwortlich ist.

Auf der anderen Seite wächst die ernüchternde Erkenntnis, dass das Vorgehen der US-Regierung in Bezug auf die Zölle die Wahrscheinlichkeit deutlich steigender Inflationsraten erhöht, sobald erst einmal die hohen Lagerbestände, die man im ersten Quartal als Vorsorgemaßnahme gegen steigende Einfuhrkosten aufgebaut hatte, abverkauft sind.

Das Inflationsrisiko würde die US-Notenbank dazu zwingen, die Zinsen hoch zu lassen. Die Entwicklung am US-Arbeitsmarkt schreit hingegen nach zügigen Zinssenkungen. Eine Zwickmühle, die auch für den Aktienmarkt schwierigeres Terrain bedeutet, zumal die Aktivitäten des US-Präsidenten in beiden Bereichen ein wenig wie die Axt im Walde wirken.

Jetzt muss sich zeigen, ob das bullische Lager das wegstecken kann. Trotz schwacher Reaktion auf die US-Notenbanksitzung am Mittwoch war der S&P 500 mit dem Rückenwind tadelloser Quartalsergebnisse von Meta und Microsoft am Donnerstag mit einem neuen Rekordhoch in den Handel gegangen. Am Ende des Tages stand indes ein „bearish engulfing pattern“ und damit ein Abwärts-Turnaround. Weniger grandiose Ergebnisse von Amazon und Apple am Donnerstagabend und die unerfreulichen Arbeitsmarktdaten führten am Freitag zu Anschlussverkäufen, die das negative Signal des „bearish engulfing pattern“ bestätigten.

Aber noch ist nichts angebrannt. Noch könnten die Bullen erneut in die Bresche springen und den Rücksetzer zum Sprungbrett für die nächsten Rekorde machen … sofern sie es sofort und erfolgreich tun. Der Chart zeigt: Die Chance ist da, der Spielraum aber nicht gerade üppig.

S&P 500: Tages-Chart vom 01.08.2025, Kurs 6.238,01 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tages-Chart vom 01.08.2025, Kurs 6.238,01 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Wir sehen im Chart auf Tagesbasis, dass der S&P 500 auf der unteren von drei Durchschnittslinien aufgesetzt hat, die in Trendphasen oft die Leitstrahlen stellen. Allerdings wird die äußerste Linie in intakten Trends selten getestet, da ist also schon Handlungsbedarf gegeben. Aber es gibt noch eine Art „Sprungtuch“: Selbst, wenn diese drei Linien unterboten würden, wäre da noch die recht robuste Unterstützungszone 6.100/6.147 Punkte, an der sich die Käufer sammeln und zurückschlagen könnten.

Doch auch, wenn das bullische Lager sich das ausnahmslos wünschen dürfte und zahlenmäßig den Bären sicherlich überlegen ist: Es müssten auch genug Akteure aktiv frisches Geld in den Ring werfen, um einen Aufwärtsschwenk vom Wunsch zum Faktum zu befördern. Gelingt das nicht, wäre ein Test der 200-Tage-Linie bei momentan 5.900 Zählern als unmittelbare Konsequenz keine Überraschung.

S&P 500: Wochen-Chart vom 01.08.2025, Kurs 6.238,01 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Wochen-Chart vom 01.08.2025, Kurs 6.238,01 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS
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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Pünktlich zur Juli-Abrechnung an der Terminbörse markierte der US-Index S&P 500 einen neuen Verlaufsrekord. Nach dem Ausbruch über das alte Rekordhoch vom Februar ist der Index eigentlich perfekt bullisch … wäre da nicht so auffallend wenig Schwung in der Sache.

Am 27. Juni überbot der S&P 500 erstmals das alte, bei 6.147 Punkten gelegene Hoch vom Februar. Doch seither ist der Index nur etwas mehr als zwei Prozent weitergelaufen. Wo ist die Dynamik, die eigentlich bei einem Anstieg über alte Bestmarken entstehen sein sollte?

Dass die weit und breit nicht zu sehen ist, könnte man grundsätzlich auch positiv interpretieren, indem man das als vorsichtiges Vorgehen der Investoren auslegt. Mit großem Hurra in eine Überhitzung zu laufen, ist immer riskant. Sich Schritt für Schritt vorzutasten, mindert das Risiko, dass plötzlich zu viele zugleich ihren Gewinn mitnehmen wollen, die Käufer knapp werden und das Ganze als Bullenfalle endet.

Man kann indes auch der Ansicht sein, dass der Index deswegen so schlapp ansteigt, weil ihm langsam, aber sicher die Käufer bzw. den Käufern das freie Kapital ausgehen. Die Bank of America hatte in ihrer jüngsten Umfrage unter Fondsmanagern eine ungewöhnlich niedrige Barreserve von 3,9 Prozent gemessen. Warum sollte das bei privaten Anlegern anders sein?

Und man könnte auch die Vermutung anstellen, dass der S&P 500 zuletzt nur deswegen noch gestiegen ist, weil am Freitag am Optionsmarkt mal wieder abgerechnet wurde. Ein neues Verlaufshoch pünktlich zum Verfallstag, das ist in Aufwärtstrends keine Seltenheit. Dass es danach aber weiter nach oben geht, der Markt dann auch in Richtung des nächsten Abrechnungstermins auf Hausse setzt und diese auch durchsetzt, ist zumindest fraglich. Warum?

Expertenmeinung: Weil es normalerweise gute Argumente bräuchte, um niedrige Cash-Reserven noch niedriger werden zu lassen. Und die hätten die Rahmenbedingungen nicht nur aktuell nicht zu bieten, die Lage könnte sukzessiv kniffliger werden. Denn vielen Marktteilnehmern dürfte durchaus klar sein, dass ein gestiegener Einzelhandelsumsatz und moderate Inflationsraten nicht der Beleg dafür sind, dass Trumps Zollspektakel funktioniert. Sie zeigen vielmehr, dass Unternehmen und Verbraucher sich auf Probleme eingestellt haben, indem sie so viel wie möglich an Waren importiert bzw. vorgekauft haben, in der Befürchtung, dass die Zölle für unschöne Preissteigerungen sorgen. Die US-Konjunkturdaten für Juni zeigen also eher einen Vorzieheffekt und kein dauerhaft solides Wachstum.

S&P 500: Tages-Chart vom 18.07.2025, Kurs 6.296,79 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tages-Chart vom 18.07.2025, Kurs 6.296,79 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Zugleich sind die Aktien im Schnitt teuer. Das Kurs-/Gewinn-Verhältnis des S&P 500 liegt mit 24,7 deutlich über dem langjährigen Schnitt, zugleich bieten überdurchschnittlich hohe Anleiherenditen lukrative Alternativen … zumindest für US-Anleger. Und auf internationale Investoren zu bauen wäre, bei dieser politischen Gesamtsituation und einem US-Dollar im Abwärtstrend, verwegen.

Die Frage, warum man jetzt noch einsteigen oder zukaufen sollte, beantwortet sich also nicht gerade leicht. Bis Freitag war für die großen Adressen unter den Termintradern diese Abrechnung ein Motiv. Aber auch das wäre jetzt erledigt. Was bleibt? Good News aus dem Weißen Haus?

Unmöglich ist ja bekanntlich nichts. Aber darauf verlassen sollte man sich wohl besser nicht. Weiter Long zu sein und damit dem Trend zu folgen, ist derzeit zweifellos weniger spekulativ als die Short-Seite, keine Frage. Aber spätestens, wenn der S&P 500 die jetzt als Unterstützung dienende Zone der Hochs von Dezember bis Februar im Bereich 6.100 bis 6.147 Punkten auf Schlusskursbasis unterbieten sollte, brennt hier etwas an, das man, mit Long-Trades im Gepäck, besser nicht ignorieren sollte.

S&P 500: Monats-Chart vom 18.07.2025, Kurs 6.296,79 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monats-Chart vom 18.07.2025, Kurs 6.296,79 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS
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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Nach dem Nasdaq 100 schaffte jetzt auch der S&P 500 ein neues Rekordhoch. An einem Tag, an dem Donald Trump Richtung Handelsende erklärte, die Zollverhandlungen mit Kanada sofort zu beenden. Die Bullen ließen sich nicht beirren – aber wie dünn ist das Eis jetzt?

In den vergangenen Tagen kamen reichlich ernüchternde US-Konjunkturdaten. Die Daten zum Verbrauchervertrauen blieben gedrückt. Die konsumnahen PCE-Inflationsdaten lagen zu hoch. Das US-Bruttoinlandsprodukt wurde in der dritten Berechnung weiter nach unten korrigiert. Das Handelsbilanzdefizit im Mai lag wieder auf einem Niveau, das auch vor Trumps Zoll-Aktivitäten normal war. Das sind alles keine Argumente, um einen US-Aktienindex über einen Level hinaus zu hieven, der schon teuer war, bevor man am Markt erkannte, dass man die Zoll-Problematik bis dahin zu leicht genommen hatte. Und dann kam, mitten in den ruhig verlaufenden Anstieg über das alte Rekordhoch bei 6.147 Punkten, auch noch diese Meldung:

S&P 500: Tages-Chart vom 27.06.2025, Kurs 6.173,07 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tages-Chart vom 27.06.2025, Kurs 6.173,07 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Donald Trump entschied, die Handelsgespräche mit Kanada sofort zu beenden, weil das Land eine aus seiner Sicht ungeheuerliche Steuer auf digitale Dienstleistungen einführt. Das zeigt, dass das Zoll-Thema nicht nur wieder zurück ist, nachdem die Thematik zwei Wochen lang hinter dem Israel/Iran-Konflikt zurückstand, sondern dass sich an den erratischen, aus dem Bauch heraus gefällten Entscheidungen desjenigen, der alles allein entscheidet, nichts geändert hat.

Zumal ja die Galgenfrist für die am 2. April verhängten Zölle bereits in zehn Tagen endet, ohne dass es bislang über Großbritannien hinaus zu irgendwelchen echten Einigungen gekommen wäre. Mit China ist man sich bislang nur über Wege und Kanäle für Verhandlungen einig, sonst über nichts. Und ob Mr. Trump diese Frist verlängert oder einfach die von ihm schon einmal in den Raum gestellten Briefe an die Regierungen verschickt, in denen er seine Bedingungen diktiert, weiß niemand. Das könnte schlicht von der Laune eines Moments abhängen. Wie kann der S&P 500 da trotzdem mit +0,52 Prozent auf einem neuen Schlussrekord ins Wochenende gehen?

Expertenmeinung: Dafür dürfte es gleich mehrere Gründe gegeben haben. Wobei der Index durchaus auf diese Kanada-Meldung reagierte, er sackte schnell vom vorher erreichten Verlaufsrekord bei 6.188 Punkten bis auf 6.132 Zähler durch und rutschte damit gegenüber dem Vortag ins Minus. Aber genau mit Beginn der letzten Handelsstunde begannen die Rückkäufe, die sich bis zum Handelsende sogar noch intensivierten und so einen Schlusskurs recht nahe am Tageshoch generierten. Gewagt?

Aber ganz sicher. Nur gehen diejenigen, die wieder mal die „neumodische Regel“, dass jeder Rücksetzer ein Kaufsignal ist (übersetzt: die Börse ist also doch seit Neuestem eine Einbahnstraße) umgesetzt haben, nicht davon aus, dass sie damit viel riskieren. Weil?

Erstens baut man darauf, dass man heute ein sehr bullisches Quartal beendet und dass die Kurse durch das Window Dressing der Fonds (das Optimieren der Performance) gestützt werden. Zweitens dürfte man sich erinnern, dass der Handel um patriotische Feiertage herum gerne bullisch ist. Am Freitag ist Independence Day. Und drittens glaubt man ja mittlerweile an die TACO-Regel, übersetzt: „Trump Always Chickens Out“ oder: Wenn es hart auf hart kommt, zieht Trump immer zurück.

Vor allem Letzteres würde ich in die Kategorie Schnapsidee einordnen. Denn richtig ist zwar, dass er immer dann, wenn ihm die Börsen bei seinen Aktionen um die Ohren flogen, etwas entschied, das die Trader beruhigte oder sogar deren Leichtsinn und Gier neu anfachte. Aber Unberechenbarkeit in einer Position, in der eine ruhige Hand und ein klarer Plan gefragt wären, ist eben ein gewaltiges Risiko und nichts, auf dem sich irgendwelche Regeln für eine ewige Hausse aufbauen ließe.

Das Risiko, dass dieser ohnehin bislang nur knappe Ausbruch über die alten Hochs als Bullenfalle endet, ist nicht zu unterschätzen, zumal Sie im Chart sehen, dass der S&P 500 im Januar und Februar auch jeweils nur leicht über das vorherige Rekordhoch lief, die Anschlusskäufe dann aber ausblieben und eine Korrektur einsetzte. Sollte er mit Schlusskursen unter 6.100 Punkten wieder aus der jetzt überbotenen Widerstandszone der vorherigen drei Hochs herausrutschen, wäre das daher bereits eine hochgezogene Augenbraue wert.

S&P 500: Monats-Chart vom 27.06.2025, Kurs 6.173,07 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monats-Chart vom 27.06.2025, Kurs 6.173,07 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS
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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.