Die meisten im Sommer vergebenen Kursziele der Analysten für den S&P 500-Index sind längst überboten. Einige haben die Ziele daraufhin einfach angehoben, andere nicht … aber die Käufer scheint das nicht zu stören. Aber könnte ein anderer Aspekt die Kaufwelle stoppen?
Der marktbreite US-Index S&P 500 hat alles weggesteckt. Die geopolitischen Spannungen. Die Zollproblematik mit all ihren Risiken. Die länger als erwartet hoch gebliebenen und womöglich auch noch recht lange eher hoch bleibenden Leitzinsen. Und die damit einhergehenden, teuren Kredite und Hypotheken. Nichts hat die Anleger abgehalten, immer weiter zu kaufen. Und wenn bislang nichts imstande war, den Schalter auf „Angst“ umzulegen und zu größeren Abgaben zu führen, die den Aufwärtstrend hätten brechen können … was, so fragen sich viele, könnte da schon noch kommen, was eine Abwärtswende oder auch nur eine Korrektur auslösen könnte?
Das ist insofern eine durchaus nachvollziehbare Denkweise, weil die Frage, in welche Richtung der Trend weist, nicht von den Fakten abhängt, sondern davon, wie die Marktteilnehmer mit ihnen umgehen. Gerade weil bislang nichts den Aufwärtsdrang hat stoppen können, fühlen sich viele ermutigt, negative Aspekte auch weiterhin zu ignorieren. Und wenn viele kaufen, aber kaum jemand glaubt, verkaufen zu müssen, steigen die Kurse eben einfach weiter. Was zumindest den Teil der Analysten, der das momentan tut, motiviert, die eigenen Kursziele einfach anzuheben, wenn sie überboten wurden. Warum Skepsis zeigen … das ist nicht gut fürs Geschäft und scheinbar ja auch unnötig. Doch einen Aspekt könnte man dabei übersehen:
Expertenmeinung: Beileibe nicht alle Marktteilnehmer haben ein eher zu geringes Fachwissen, wenig Erfahrung und wissen nichts von chart- oder markttechnischer Analyse. Die erfahrenen Trader sind vielleicht zahlenmäßig unterlegen, aber nicht in Bezug auf den Kapitaleinsatz und ihre Flexibilität. Und diese Klientel dürfte nicht übersehen, was der S&P 500 im langfristigen Chartbild soeben erreicht hat:

Die obere Begrenzung des 2020er-Aufwärtstrendkanals. Dessen untere Begrenzung, die zusammen mit der 1.000-Tage-Linie und dem 2022er-Hoch einen Kreuzsupport bildet, hatte gerade erst im April gehalten. Die untere Linie „funktioniert“ als Unterstützung … warum sollte die obere dann nicht als Widerstand fungieren und Gewinnmitnahmen nahelegen? Zumal die Bewertung des Index sehr hoch, die Markttechnik überkauft und der Leichtsinn am Gesamtmarkt besorgniserregend ist. Könnte das Touchieren dieses Widerstands erreichen, was negative Nachrichten nicht vermochten?
Möglich ist es, aber das kann man nie sicher im Voraus wissen. Und darauf zu setzen wäre trotz dieses langsam explosiven Gesamtbildes hoch riskant. Denn wie gesagt: Risiken und Ausstiegsargumente müssen nicht nur da sein. Sie müssen auch wahrgenommen und in Verkäufe umgesetzt werden, sonst läuft der S&P 500 auch weiterhin einfach durch.

Aber man sollte die Sache jetzt noch engmaschiger beobachten. Ein erstes, ernstzunehmendes Schwächesignal wäre, wenn der Index die im Tageschart gezeigten, kurzfristigen gleitenden Durchschnitte und mit ihnen die Hochs vom August unterbieten sollte. Das wäre bei Schlusskursen (intraday zählt nicht) unter 6.470 Punkten der Fall. Das wäre dann zwar immer noch keine Basis, um direkt ins Bärenlager überzulaufen. Aber doch zumindest eine, um sofort über den Ausstieg aus aggressiveren Long-Positionen nachzudenken.
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