Die US-Arbeitsmarktdaten an sich waren nicht unbedingt dramatisch, aber die Revision der Zahl der neu geschaffenen Stellen im Mai und Juni sehr wohl. Sie verändert das Bild, das viele Anleger von der US-Wirtschaft hatten, zum Negativen. Kann das den S&P 500 kippen?
Laut US-Arbeitsministerium wurden im Juli 73.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Weniger als im Schnitt von den Volkswirten prognostiziert. Und auch, wenn die Arbeitslosenquote mit 4,2 Prozent nur um einen Zehntelpunkt und damit wie erwartet stieg: Auch der im Jahresvergleich bei 3,9 Prozent liegende Anstieg des Durchschnittslohns war keine unbedingt gute Nachricht, weil dies das Inflationsrisiko hochhält. Ein nur noch leicht zulegender Arbeitsmarkt, bei dem dennoch Lohndruck herrscht, ideal ist das nicht. Die Schlagzeile des Tages war indes eine andere. Konkret ging es um die Korrektur der Zahl der neuen Jobs in den beiden Vormonaten.
Denn die fiel dramatisch aus. Insgesamt wurde dieser Wert um sagenhafte 258.000 Arbeitsplätze nach unten revidiert. Statt den für den Mai gemeldeten 144.000 neuen Jobs standen da auf einmal nur noch 19.000 zu Buche, für Juni statt 147.000 nur noch 14.000. Dass das den US-Präsidenten auf Touren brachte, war klar. Der machte die Leiterin der Statistikabteilung verantwortlich und warf ihr Manipulation vor. Aber tatsächlich können solche extremen Fehleinschätzungen vorkommen, einfach, weil die Datenerhebung so ungenau ist, dass sie eine gewaltige, potenzielle Fehlerquote beinhaltet. Und das kann später, wenn mehr und genauere Daten auf den Tisch kommen, zu solchen Korrekturen führen. Doch das Problem ist weniger, dass das, was man für bare Münze nahm, in Wahrheit falsche Daten waren. Das Problem ist, dass dieses neue Bild zeigt, dass die US-Wirtschaft in eine Zwickmühle gerät.
Expertenmeinung: Denn auf der einen Seite zeigt sich, dass der Arbeitsmarkt wackelt. Was man auch schon anhand des am Donnerstag veröffentlichten Challenger-Index hätte sehen können, der die Zahlen zum Stellenabbau in den USA abbildet. Denn die Zahl der abgebauten US-Jobs hatte im Juli bereits das Niveau des ganzen Jahres 2024 erreicht … wobei Trumps Kahlschlag bei der öffentlichen Hand allein für etwa 290.000 Arbeitslose verantwortlich ist.
Auf der anderen Seite wächst die ernüchternde Erkenntnis, dass das Vorgehen der US-Regierung in Bezug auf die Zölle die Wahrscheinlichkeit deutlich steigender Inflationsraten erhöht, sobald erst einmal die hohen Lagerbestände, die man im ersten Quartal als Vorsorgemaßnahme gegen steigende Einfuhrkosten aufgebaut hatte, abverkauft sind.
Das Inflationsrisiko würde die US-Notenbank dazu zwingen, die Zinsen hoch zu lassen. Die Entwicklung am US-Arbeitsmarkt schreit hingegen nach zügigen Zinssenkungen. Eine Zwickmühle, die auch für den Aktienmarkt schwierigeres Terrain bedeutet, zumal die Aktivitäten des US-Präsidenten in beiden Bereichen ein wenig wie die Axt im Walde wirken.
Jetzt muss sich zeigen, ob das bullische Lager das wegstecken kann. Trotz schwacher Reaktion auf die US-Notenbanksitzung am Mittwoch war der S&P 500 mit dem Rückenwind tadelloser Quartalsergebnisse von Meta und Microsoft am Donnerstag mit einem neuen Rekordhoch in den Handel gegangen. Am Ende des Tages stand indes ein „bearish engulfing pattern“ und damit ein Abwärts-Turnaround. Weniger grandiose Ergebnisse von Amazon und Apple am Donnerstagabend und die unerfreulichen Arbeitsmarktdaten führten am Freitag zu Anschlussverkäufen, die das negative Signal des „bearish engulfing pattern“ bestätigten.
Aber noch ist nichts angebrannt. Noch könnten die Bullen erneut in die Bresche springen und den Rücksetzer zum Sprungbrett für die nächsten Rekorde machen … sofern sie es sofort und erfolgreich tun. Der Chart zeigt: Die Chance ist da, der Spielraum aber nicht gerade üppig.

Wir sehen im Chart auf Tagesbasis, dass der S&P 500 auf der unteren von drei Durchschnittslinien aufgesetzt hat, die in Trendphasen oft die Leitstrahlen stellen. Allerdings wird die äußerste Linie in intakten Trends selten getestet, da ist also schon Handlungsbedarf gegeben. Aber es gibt noch eine Art „Sprungtuch“: Selbst, wenn diese drei Linien unterboten würden, wäre da noch die recht robuste Unterstützungszone 6.100/6.147 Punkte, an der sich die Käufer sammeln und zurückschlagen könnten.
Doch auch, wenn das bullische Lager sich das ausnahmslos wünschen dürfte und zahlenmäßig den Bären sicherlich überlegen ist: Es müssten auch genug Akteure aktiv frisches Geld in den Ring werfen, um einen Aufwärtsschwenk vom Wunsch zum Faktum zu befördern. Gelingt das nicht, wäre ein Test der 200-Tage-Linie bei momentan 5.900 Zählern als unmittelbare Konsequenz keine Überraschung.

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