Volkswagen Vz. Aktie Prognose Volkswagen: Dieser Boden muss halten

News: Aktuelle Analyse der Volkswagen Vz. Aktie

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Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Außerdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.

Vorherige Analysen der Volkswagen Vz. Aktie

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

„Wie gewonnen, so zerronnen“ ist ein Spruch, der bullischen Tradern meist unruhige Nächte bereitet. Eine Rallye, die komplett in sich zusammenfällt, unterstreicht, dass das bullische Lager schwach ist, so etwas lockt die Bären an. So geschehen bei der VW-Vorzugsaktie.

Erst große Hoffnungen, dann große Ernüchterung. Die VW-Vorzugsaktie war Ende Juli in die Spitze einer Dreiecksformation hineingelaufen, eine Richtungsentscheidung war fällig. Und die führte den Kurs nach oben. Basis dessen war zunächst die Rallye bei allen Autobauern als Reaktion darauf, dass es Japan gelang, im Zuge seines „Deals“ mit den USA auch die Automobilbranche mit unter den Hut eines 15-Prozent-Einheitszolls zu bekommen. Das ist eine Vorlage für die EU, sagte man sich … und 15 Prozent sind viel weniger problematisch als die bis dahin im Raum stehenden 25 Prozent.

Die Aktie stieg zwei Tage später noch deutlich weiter, als VW zwar gruselige Zahlen zum zweiten Quartal vorlegen musste, zugleich aber in der Analystenkonferenz durchblicken ließ, dass man anstrebe, ggf. einen direkten, eigenen „Deal“ mit den USA zu machen und womöglich auch ein Audi-Werk in den USA zu bauen, um Trump & Co. entgegenzukommen.

Das Hoch der Rallye erreichte die Aktie am Montagmorgen vergangener Woche, nachdem die Aktienmärkte insgesamt positiv auf die gelungene Einigung der EU mit den USA im Zuge der Gespräche in Schottland reagiert hatten. Doch noch am selben Tag, diesem Montag, den 28. Juli, kippte die Sache. Und sie kippte heftig.

Volkswagen Vz.: Chart vom 04.08.2025, Kurs 88,68 Euro, Kürzel: VOW3 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Der Kurs fiel binnen nunmehr sechs Handelstagen um in der Spitze über 14 Prozent, rutschte damit in die Dreiecksformation zurück und unterbot die 20-Tage- und die 200-Tage-Linie, bei der sich gerade ein bullischer Crossover angebahnt hatte, der dadurch zunächst vom Tisch ist. Zwar „hängt“ die VW-Aktie noch an der steileren der beiden unteren Dreiecks-Linien. Aber kann sie von dort aus wirklich mit einem zweiten Anlauf nach oben alles klar machen?

Expertenmeinung: Man muss es immer wieder betonen: Unmöglich ist an der Börse schlicht gar nichts. Aber knifflig bis unwahrscheinlich wäre die unmittelbare und vor allem nachhaltig erfolgreiche Rückkehr der Bullen schon, denn:

Die Bilanz liegt jetzt auf dem Tisch. Und die verheißungsvoll wirkenden Pläne des Vorstands sind von ihrer Kurswirkung her verpufft. Dafür hat die Automobilindustrie selbst den Bären ein Argument geliefert, indem sie die jetzt angepeilten 15 Prozent US-Einfuhrzoll als trotzdem viel zu hoch beklagt hat. Zumal man jetzt am Markt realisiert hat, dass das Zoll-Thema EU/USA wohl noch eine Zeit lang weiter köcheln wird. Denn die Rufe nach Nachverhandlungen seitens einiger Eurozone-Politiker und das stete Betonen, dass die zugesagten Energie-Käufe und US-Investitionen ja nur unverbindliche Absichtserklärungen seien, dürften dazu führen, dass das Weiße Haus in Brüssel noch mal durchklingeln wird.

Noch finden sich zudem keine Argumente, dass potenzielle Neuwagenkäufer ab sofort wieder aktiver werden, weder in der EU noch in China oder den USA. Die Preise sind jetzt weit höher als vor fünf Jahren, dafür ist die wirtschaftliche Perspektive unsicherer. Eine schnelle und deutliche Verbesserung von Absatzzahlen, Marge und Gewinn erscheint da nicht wahrscheinlich. Warum also sollte das bullische Lager nach dieser sich immer noch ausweitenden Niederlage versuchen, massiv dagegenzuhalten, um zu erreichen, was zuvor trotz Rückenwind durch neue Hoffnungen scheiterte?

Und genau das dürften sich auch Trader denken, die darüber nachdenken, ihre Short-Trades auszuweiten oder sogar erst neu auf der Short-Seite aktiv zu werden. Sie könnten, sollte es gelingen, die aktuell angelaufene April-Aufwärtstrendlinie zu brechen, einen schnellen Test der nächsten Linie, im November etabliert und aktuell bei 84,50 Euro, erzwingen. Und je nachdem, wie sich die Nachrichtenlage dann darstellt, muss diese Linie nicht halten. Die VW-Aktie ist nach diesem gescheiterten Ausbruchsversuch nach oben für die Bullen brandgefährliches Terrain, man müsste schon viel Spielerblut in den Adern haben, um hier gegen den kurzfristigen Trend à la Hausse zu traden.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

VW hat schon seit mehreren Jahren mit einer ganzen Reihe von Problemen zu kämpfen. Der Absatz läuft schleppend, die Konkurrenz drückt auf die Margen, die Kosten für die Umstellung auf Elektro sind enorm.

VW kämpft an allen Fronten

Der Anteil der Personalkosten an den Gesamtkosten ist bei VW in etwa anderthalbmal so hoch wie bei BMW oder Mercedes.
Das mündete im vergangenen Jahr in Verhandlungen über Werksschließungen, ein Ende jahrzehntelanger Betriebsvereinbarungen und Stellenabbau – etwa bis zu 5.000 Stellen in Deutschland durch Frühverrentung und Einstellungsstopps.

Am Ende einigte man sich mit den Gewerkschaften. Doch in Wirklichkeit ist der Konflikt damit nur aufgeschoben und die zugrundeliegenden Probleme nicht gelöst. Dem hätte man bereits vor Jahren durch weniger Einstellungen und eine stärkere Automatisierung begegnen sollen.
Die direkten Wettbewerber haben diese strategischen Fehler nicht oder nicht in diesem Umfang begangen.

Doch auch abseits vom operativen Geschäft wurden Fehler gemacht. Die Pleite von Northvolt könnte VW mehr als eine Milliarde Euro kosten. Die genaue Schadenshöhe hängt vom Ausgang des Insolvenzverfahrens und einer möglichen Rückzahlung ab.

Geringe Ambitionen

Aber auch ohne sich tiefgehend mit VW zu beschäftigen, ist es offensichtlich, dass das Unternehmen mit Herausforderungen zu kämpfen hat.

Im letzten Geschäftsjahr ist die Zahl der verkauften Fahrzeuge um 3,5 % auf 9,0 Millionen Stück gesunken. Das operative Ergebnis ist von 22,5 auf 19,1 Mrd. Euro und der gemeldete Gewinn um 33 % auf 21,36 Euro je Aktie eingebrochen.

Der gemeldete Gewinn ist aber ohnehin Makulatur. Der Netto-Cashflow im Automobilgeschäft hat sich von 10,7 auf 5,0 Mrd. Euro mehr als halbiert.

Für 2025 hatte man ein Umsatzplus von 5 % und eine operative Umsatzrendite von 5,5 – 6,5 % in Aussicht gestellt. Ambitionierte Ziele sehen anders aus, denn selbst im Krisenjahr 2024 lag die operative Umsatzrendite noch bei 5,9 %.

Die jüngsten Halbjahreszahlen sprechen jedoch dafür, dass selbst das noch zu hoch gegriffen war.

Prognose gekappt

Vergangenen Freitag hat der Volkswagen-Konzern die Halbjahresergebnisse vorgelegt. Der Umsatz ist auf Jahressicht um 0,3 % auf 158 Mrd. Euro marginal gesunken.
Das operative Ergebnis ist jedoch um 33 % auf 6,7 Mrd. Euro eingebrochen.

Daher musste man die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr von +5 % auf 0 senken. Bei der operativen Rendite hat VW von 5,5 – 6,5 % auf 4 – 5 % zurückgerudert.
Der Netto-Cashflow im Automobilgeschäft soll statt auf 2 – 5 auf 1 – 3 Mrd. Euro sinken.

VW dürfte in diesem Jahr kaum noch Geld verdienen, was zunehmend die Frage nach der Dividende aufwirft. Die Aktionäre freuen sich zwar über üppige Dividenden, wenn sie jedoch auf Kosten der Substanz gezahlt werden, hilft das langfristig niemandem.

Bei Audi läuft es besonders schlecht

Am Montag hat Audi nachgelegt. In der ersten Hälfte des Jahres hat die Premiummarke einen dramatischen Gewinneinbruch erlebt. Das operative Ergebnis ist von 3,40 auf 1,10 Milliarden Euro gesunken. Selbst im Premiumsegment knirscht es im Getriebe.

2022 hatte das Unternehmen aus Ingolstadt noch ein operatives Ergebnis von 4,9 Milliarden Euro erzielt, was den aktuellen Einbruch umso bemerkenswerter macht. Damals lag die operative Rendite noch bei 16,5 %, heute sind es nur noch 3,3 %. Mit Audi geht es das dritte Jahr infolge bergab.

Die Rückschläge sind auf eine Kombination aus externen und internen Faktoren zurückzuführen, darunter Zölle, hohe Kosten für den Konzernumbau und ein schwächelndes Geschäft in China.

Die von Trump eingeführten Zölle haben die Exportkosten für Audi in die USA erheblich erhöht. Anders als der Konkurrent BMW, der über ein Werk in den Vereinigten Staaten verfügt, produziert Audi nicht vor Ort.

Wie geht es jetzt weiter?

Bisher hat man die Zollkosten nicht an die Kunden weitergegeben, ewig wird das aber nicht möglich sein. Finanzvorstand Jürgen Rittersberger betonte, dass diese Entscheidung kostspielig sei, und deutete an, dass Audi nach einem Kompromiss zwischen Preisgestaltung und Verkaufsvolumen suchen müsse. Preiserhöhungen in den USA seien nicht ausgeschlossen, doch die endgültige Strategie stehe noch nicht fest.

Wir werden sehen, wie VW, Audi und Co. mit den nun vereinbarten Zöllen in Höhe von 15 % zurechtkommen werden. Aus meiner Sicht ist der Deal nachteilig für die EU und ich frage mich ernsthaft, wie man dem zustimmen konnte.
Nach aktuellem Kenntnisstand werden EU-Exporte in die USA zukünftig mit einem Zoll von 15 % belegt, umgekehrt ist das aber nicht der Fall.

Den aktuellen Schätzungen zufolge soll der gemeldete Konzerngewinn von VW in diesem Jahr um 20 % auf 17,19 Euro je Aktie sinken.
Der Netto-Cashflow aus dem Automobilgeschäft soll jedoch von 5 auf 1 – 3 Mrd. Euro sinken, was etwa 2 – 6 Euro je Aktie entspricht. Eigentlich kann man sich die für 2025 erwartete Dividende in Höhe von 5,56 Euro je Aktie kaum leisten.

Volskwagen Vz. Aktie: Chart vom 28.07.2025, Kurs: 98,38 EUR - Kürzel: VOW3 | Online Broker LYNX
Volskwagen Vz. Aktie: Chart vom 28.07.2025, Kurs: 98,38 EUR – Kürzel: VOW3 | Quelle: TWS

Aus technischer Sicht ist die Lage in Anbetracht dieser Nachrichtenlage erstaunlich entspannt. Gelingt ein nachhaltiger Anstieg über 100 Euro, würde es sogar zu einem Kaufsignal mit einem möglichen Kursziel bei 110 Euro kommen.

Solange der Ausbruch jedoch nicht gelingt, kann es jederzeit wieder zu einem Kursverlauf in Richtung 90 – 93 und 80 Euro kommen.

Über den Autor

Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.

Analysemethode

Die Aktienanalysen von Tobias Krieg basieren auf einer Kombination aus Charttechnik und Fundamentalanalyse. Dabei liegt der Fokus auf der Bewertung von Unternehmen anhand ihrer finanziellen Kennzahlen, wie z. B. KGV, Cashflow oder Eigenkapitalrendite, sowie auf der Identifikation von überdurchschnittlichen Wachstumspotenzialen zu einem attraktiven Einstiegskurs.

Chart-Betrachtungszeitraum: 6 Monate
Charttrend: Neutral
Gültigkeit der Analyse: 2 Wochen
Erwartung: Long / Buy
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Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Das deutsche Automobilunternehmen startete an der Börse gut ins neue Jahr und profitierte spürbar von der positiven Marktstimmung in Deutschland. Dennoch führte die jüngste Korrektur zu empfindlichen Verlusten.

Die Volkswagen-Aktie büßte bis Anfang April nahezu 30 % ein – damit wurden mehrere Monate an Kursgewinnen binnen weniger Wochen wieder zunichtegemacht. Inzwischen haben jedoch die Bullen wieder an Stärke gewonnen und die Aktie in eine neutrale Kaufphase zurückgeführt. Ende der vorigen Woche erfolgte der Ausbruch aus der im Chart eingezeichneten Bullenflagge.

Expertenmeinung: Besonders die Rückeroberung der 20- sowie der 50-Tage-Linie in den letzten Handelstagen war ein technischer Fortschritt. Die aktuelle Aufwärtsbewegung wirkt stabil. Eine Rückkehr in Richtung des Hochs von Anfang März bei 114 EUR scheint aus aktueller Sicht erreichbar.

Sollte das derzeitige Tempo anhalten, könnte dieses Ziel möglicherweise noch im Laufe des Mai getestet werden. Entscheidend bleibt, dass sich die Kurse über den genannten gleitenden Durchschnitten halten. Vorerst bleibt mein Ausblick für die Aktie positiv.

Aussicht: BULLISCH

Volkswagen Aktie: Chart vom 13.05.2025, Kurs: 105.10 EUR Kürzel: VOW3 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Volkswagen Aktie: Chart vom 13.05.2025, Kurs: 105.10 EUR Kürzel: VOW3 | Quelle: TWS
Über den Autor

Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Außerdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.

Analysemethode

Die Analysen von Achim Mautz basieren überwiegend auf der Technischen Analyse. Dabei nutzt der Autor, gestützt auf seine langjährige Handelserfahrung, bewährte Methoden der Chartanalyse. Er untersucht Wertpapiere unter anderem anhand von Chartmustern, Trendsignalen Unterstützungen, Widerständen und gleitenden Durchschnitten.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
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Als Volkswagen letzte Woche Vorab-Ergebnisse zum 1. Quartal ablieferte, fiel die Reaktion ernüchternd aus. Wie beim Gesamtmarkt folgten einer starken Eröffnung Verkäufe: Die Zahlen waren zu blass, um der Aktie ein Eigenleben zu verleihen.

Mit diesen vorläufigen Zahlen, die am Abend des 9. April gekommen waren, ließ sich eben kein Staat machen. Zwar wirkte es beachtlich, dass der VW-Konzern den Umsatz um drei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum hatte steigern können. Aber der operative Gewinn ging dennoch in die Knie – und das drastisch. Die Analysten hatten im Vorfeld im Schnitt einen Rückgang des operativen Gewinns von 4,6 auf 4,0 Milliarden vermutet, es wurden aber nur 2,8 Milliarden. Zwar führte Volkswagen Sondereffekte in Höhe von 1,1 Milliarden Euro an, die das Ergebnis belastet und die Marge zugleich von 6,0 auf 3,6 Prozent gedrückt haben. Aber irgendwelche Faktoren, die auf den Gewinn drücken, gibt es ja fast immer, das konnte die Anleger nicht fröhlicher stimmen. Das Ergebnis:

Die Aktie startete am 10. April, als man erstmals im regulären Handel hatte reagieren können, zwar mit bis zu 9,6 Prozent Kursanstieg, beendete den Tag dann aber nur noch 1,6 Prozent höher, das war sogar weniger als das, was beim DAX an diesem Tag an Gewinn übrig geblieben war. Zwar orientiert sich der Kurs der im DAX notierten Vorzugsaktie aktuell wieder nach oben. Aber die die Käufer motivierenden Argumente wirken dünn … und seitens der Charttechnik gäbe es noch einige Steine aus dem Weg zu räumen, bevor die Aktie wieder das Prädikat „bullisch“ erhalten könnte.

Expertenmeinung: Dünn ist zum Beispiel das Argument, dass der Druck hoher Einfuhrzölle für US-Exporte jetzt vorbei sein könnte. Zwar erklärte der US-Präsident am Montagabend, er erwäge, die Zölle für Autos und Autoteile eine Zeitlang auszusetzen, damit die Unternehmen Zeit hätten, ihre Lieferketten neu zu strukturieren. Aber davon abgesehen, dass Erwägungen noch keine Fakten sind wäre es eine ziemliche Überraschung, wenn VW nennenswert davon profitieren würde. Denn Trump geht es natürlich in erster Linie darum zu verhindern, dass die US-Autobauer durch drastisch verteuerte Zulieferteile aus dem Ausland die Preise massiv anheben. Das könnte zwar auch dem US-Werk des VW-Konzerns helfen, aber dieses Werk in Chattanooga bildet nur einen sehr kleinen Teil der Modellpalette ab. Entsprechend überschaubar war der Jubel nach dieser x-ten Wende in Bezug auf diese Zollpolitik:

Die Vorzugsaktie schaffte am Dienstag ein Plus von +2,22 Prozent, nicht wesentlich mehr als der DAX. Und die kleine rote Tageskerze unterstreicht, dass da im Handelsverlauf nicht viel los war, Anschlusskäufe nach der initialen Aufwärts-Reaktion: Fehlanzeige.

Volkswagen Vz.: Chart vom 15.04.2025, Kurs 89,30 Euro, Kürzel: VOW3 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Volkswagen Vz.: Chart vom 15.04.2025, Kurs 89,30 Euro, Kürzel: VOW3 | Quelle: TWS

Zwar stellt das, was die Aktie im Chart momentan zeigt, dennoch eine Bodenbildung dar. Aber noch ist die eben nicht durch mittelfristig relevante Kaufsignale vollendet und zu einer Aufwärtswende geworden. Und bis auf die Rückeroberung des September-Tiefs hatten die Käufer dabei auch noch keine Charthürden zu überwinden. Die Widerstände, an denen sich bärische Trader zurückmelden würden, kommen erst noch:

Es gälte, die 20-Tage- und die 200-Tage-Linie zu überbieten, die gerade im Bereich 94,40/94,70 Euro einen bärischen Crossover gezeigt haben, was die Relevanz dieser Linien als Widerstand noch erhöht. Und es gälte, die Widerstandslinien bei 95,80, 98,12 und 98,70 Euro zu bezwingen. Erst dann hätte die Aktie aus charttechnischer Sicht wirklich wieder deutlicheren Spielraum nach oben.

Dass das gelingt ist, wie alles an der Börse, nicht unmöglich. Aber die Perspektiven für die Automobilbranche sind momentan derart grau in grau und mit Unwägbarkeiten behaftet, dass man einer solchen, tatsächlichen Aufwärtswende besser nicht vorgreifen sollte.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Chart-Betrachtungszeitraum: 6 Monate
Charttrend: Neutral
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Bereits Ende März habe ich meine Aussichten auf das deutsche Automobilunternehmen von „bullisch“ auf „neutral“ abgestuft. Die große rote Kerze vom 20. März deutete bereits auf erhöhten Verkaufsdruck hin und die 20-Tage-Linie wurde erstmals seit Wochen deutlich in Richtung Süden durchbrochen. Mittlerweile scheinen sich die Bären in vollen Zügen auszutoben. Mit dem Bruch der psychologisch wichtigen Marke bei 100 EUR sind in der Volkswagen-Aktie wichtige Unterstützungen gefallen. Aktuell befindet sich das Wertpapier in einem starken Abwärtstrend. Der Trend ist von einer bullischen in eine neutrale Korrekturphase übergegangen.

Expertenmeinung: Während die Aufwärtsbewegung schrittweise erfolgte, geht es nun in hohem Tempo in die entgegengesetzte Richtung. Selbst das Pivot-Tief von Anfang Februar konnte der Aktie keinen Halt bieten. Es fehlt nicht mehr viel, um die gesamten Gewinne des aktuellen Kalenderjahres wieder abzugeben. Der nächste Support befindet sich bei rund 85 EUR, gefolgt vom Tief im Dezember bei 78.56 EUR. Dies könnten nun die nächsten potenziellen Kursziele der Bären sein. Derzeit ist hier erhöhte Vorsicht geboten.

Aussicht: BÄRISCH

Volkswagen Aktie: Chart vom 03.04.2025, Kurs: 90.00 EUR, Kürzel: VOW3 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
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Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Außerdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.

Analysemethode

Die Analysen von Achim Mautz basieren überwiegend auf der Technischen Analyse. Dabei nutzt der Autor, gestützt auf seine langjährige Handelserfahrung, bewährte Methoden der Chartanalyse. Er untersucht Wertpapiere unter anderem anhand von Chartmustern, Trendsignalen Unterstützungen, Widerständen und gleitenden Durchschnitten.