Der Kurs fällt und fällt. Aber warum eigentlich und ist das gerechtfertigt? Könnte Ströer ein Rekordergebnis einfahren?
Dominanter Marktführer
Ströer gehört zu den führenden europäischen Anbietern für Außen- und Online-Werbung. Bei Außenwerbung nimmt das Unternehmen mit einem Marktanteil von etwa 60 % eine dominierende Stellung ein.
Das Unternehmen positioniert sich selbst als digitales Multi-Channel-Medienhaus, das seinen Kunden umfassende, integrierte Marketinglösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Kommunikation und Vertrieb anbietet. Mit diesem Anspruch hat Ströer ein Geschäftsmodell etabliert, das klassische Plakatwerbung, digitale Außenwerbung sowie Online- und Dialogmarketing miteinander verbindet.
Das Kerngeschäft von Ströer ist die Außenwerbung (Out of Home, OOH), auf die rund die Hälfte der Umsätze und ein noch größerer Anteil des Gewinns entfällt.
Ströer vermarktet in Europa rund 300.000 Werbeflächen und verfügt in Deutschland über einen Marktanteil von rund 60 Prozent. Diese Dominanz basiert auf strukturellen Markteintrittsbarrieren: Genehmigungsverfahren, kommunale Auflagen und ein eng reguliertes Umfeld verhindern die schnelle Ausweitung von Werbeflächen.
In vielen Städten verfügt Ströer über ein Quasi-Monopol oder ist Teil eines stabilen Duopols mit JCDecaux. Diese Konstellation ermöglicht es dem Unternehmen, langfristig stabile Margen zu erwirtschaften und sich durch Größe und Effizienz als kostengünstigster Anbieter durchzusetzen.
Digitalisierung als Wachstumstreiber
Besonders dynamisch entwickelt sich der Bereich der digitalen Außenwerbung (DOOH). Während in Ländern wie Großbritannien bereits mehr als die Hälfte der Außenwerbeumsätze digital erzielt wird, liegt der Anteil in Deutschland bei weniger als einem Viertel.
In Zukunft dürfte sich der Trend in diese Richtung konsequent fortsetzen.
Ströer verfolgt in diesem Bereich eine ausgeklügelte Strategie. Digitale Screens werden gezielt dort installiert, wo sich durch mobile Bewegungsdaten eng definierte Zielgruppen erreichen lassen.
So können nicht nur nationale Werbekampagnen, sondern auch lokale Werbestrategien gezielt umgesetzt werden, die auch für kleine und mittelständische Unternehmen attraktiv sind.
Digitale Werbeträger steigern die Erträge pro Standort erheblich und eröffnen zusätzliche Ertragsquellen durch die Integration von Content. In diesem Bereich schlummert für Ströer noch erhebliches Potenzial.
Die zweite zentrale Säule des Konzerns ist die Division Digital & Dialog Media (DDM), die rund 40 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet. Herzstück ist das Nachrichten- und Serviceportal t-online, das Ströer 2015 von der Deutschen Telekom übernommen hat. Es gehört zu den reichweitenstärksten Online-Portalen Deutschlands und dient als Content-Plattform und selbstverständlich auch als Werbeplatz.
Daneben betreibt Ströer ein umfassendes Dialogmarketing-Geschäft, das Callcenter- und Direktvertriebsaktivitäten umfasst. Diese wurden in den vergangenen Jahren durch Zukäufe zum deutschen Marktführer ausgebaut und stärken die Bindung zu großen Werbekunden.
Der Rest des Geschäfts entfällt auf die dritte, deutlich kleinere Division DaaS & E-Commerce. Dazu zählt unter anderem Statista, ein führender Anbieter von Daten- und Informationsdiensten.
Beeindruckende Erfolgsbilanz
Damit ist Ströer gut aufgestellt und konnte den Umsatz in den letzten zehn Jahren massiv steigern – in Summe von 824 Mio. auf 2,05 Mrd. Euro.
Gleichzeitig hat sich die operative Marge von etwa 9 auf 14 % verbessert. Der Gewinn ist in dieser Zeit von 1,16 auf 2,34 Euro je Aktie gestiegen.
Die Entwicklung war jedoch unstetig und das Ergebnis war immer wieder größeren Schwankungen unterworfen.
Beispielsweise kam es 2018, 2020 und 2023 zu einem größeren Einbruch. Aus Sicht der Bullen kann man jedoch argumentieren, dass das Ergebnis im Anschluss daran jedes Mal wieder schnell gestiegen ist.
Die logische Reaktion darauf wäre, dass der Markt in Schwächephasen nicht sofort mit einem Abverkauf der Aktie reagiert – aber die Börse ist im kurzfristigen Bereich eben alles andere als logisch.
Der aktuelle Abverkauf ist aber nicht nur aus diesem Grund erstaunlich, sondern vor allem, weil es bei Ströer derzeit nicht wirklich schlecht läuft.
Im Gegensatz zu den Gewinneinbrüchen in den Jahren 2018, 2020 und 2023 ist das Geschäft von Ströer derzeit weitgehend stabil.
Im ersten Halbjahr konnte der Umsatz von 965 auf 980 Mio. Euro und das Konzernergebnis von 62,3 auf 64,3 Mio. Euro leicht gesteigert werden.
Für das gesamte Geschäftsjahr stellt das Unternehmen einen Umsatz und ein EBITDA auf dem Vorjahresniveau in Aussicht.
Erhebliche Unterschiede
Das steht in einem scharfen Gegensatz zur Kursentwicklung. Die Aktie befindet sich in einem regelrechten Sturzflug und hat mehr als die Hälfte an Wert verloren.
Bisher zeigen sich noch keine Zeichen einer Bodenbildung, doch langsam drängt sich die Frage auf, ob der Abverkauf nicht schon zu weit geführt hat.
Ströer erwartet schließlich keinen Gewinneinbruch und hat auch keine grundlegenden Probleme – der Gewinn dürfte dieses Jahr nur auf der Stelle treten. Der Großteil der Prognostiker erwartet sogar ein steigendes Ergebnis je Aktie.
Gehen wir jedoch konservativerweise davon aus, dass der Gewinn wie auch im Vorjahr bei 2,34 Euro je Aktie liegen wird. In diesem Szenario kommt Ströer lediglich auf ein KGVe von 15,8.
Damit ist Ströer derzeit so niedrig bewertet wie selten vor. Zuletzt lag das KGV am Tief von 2022 auf einem ähnlichen Niveau.
Dazu könnte auch der Ausstieg einer Vielzahl von Dividenden-Investoren nach der Ausschüttung im Juni beigetragen haben – einigen Anlegern dürfte die Wartezeit bis zum nächsten Jahr zu lange sein.
Für geduldige Anleger könnte sich das als Gelegenheit erweisen. Sollte Ströer im kommenden Jahr wieder 2,30 Euro je Aktie ausschütten, entspräche das einer Dividendenrendite von 6,21 %.

Gelingt jetzt eine Bodenbildung nahe der Unterstützungszone bei 34,50 – 36,50 Euro, könnte das eine Erholung in Richtung 40 Euro einleiten.
Über 41,50 Euro käme es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 44 – 45 Euro und 49 – 50 Euro.
Fällt die Aktie hingegen unter 34,50 Euro, haben die Bullen ihre Chance vorerst vertan.
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