Nemetschek Aktie Prognose Nemetschek: Wo bleiben die Bullen?

News: Aktuelle Analyse der Nemetschek Aktie

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen der Nemetschek Aktie

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Ein Minus von 11,09 Prozent … und das ohne jegliche Nachrichten vom oder zum Unternehmen? Dieser Sell-off, den die Nemetschek-Aktie gestern sah, ist ungewöhnlich – aber nun einmal passiert. Die Frage ist, ob das am Ende in eine Einstiegschance mündet oder nicht.

Nemetschek Aktie: Chart vom 12.08.2025, Kurs 121,80 Euro, Kürzel: NEM | Online Broker LYNX
Nemetschek Aktie: Chart vom 12.08.2025, Kurs 121,80 Euro, Kürzel: NEM | Quelle: TWS

Die Aktie des Bau- und Architektursoftware-Entwicklers Nemetschek war 2021 schon einmal eine „Mode-Aktie“, von der viele dachten, dass man die zu jedem Preis kaufen könne. Am Ende war sie derart drastisch überbewertet, dass dieser Hype in eine Toppbildung und in einen Abwärtstrend mündete, der die Aktie auf einen tieferen Level schickte als den, auf dem die Hausse begann. Läuft es womöglich gerade genauso … oder war das nur eine Art „Missgeschick“, das diese Aktie am Dienstag zum Tagesverlierer in MDAX und TecDAX machte?

Der Weg zu einer tauglichen Antwort ist deswegen knifflig, weil die vordergründige Begründung der Verkäufe meiner Ansicht nach nicht viel hermacht. Es hieß, man habe die Aktie zuletzt deswegen so massiv eingesammelt, weil sie zum Kandidatenkreis für den DAX-Aufstieg beim nächsten Verkettungstermin im September gehöre. Deswegen eine Aktie auf Rekordhoch noch weiter zu kaufen, bewegt sich außerhalb jeder Vernunft, aber: Es ist trotzdem keine Seltenheit. Doch wenn der Kurs gestern auf einmal wegbrach, dann müsste das bedeuten, dass diese Sache mit dem Aufstieg vom Tisch ist. Und da wird die Sache dann noch abstruser, denn:

Wer in einen anderen Index aufsteigt oder absteigt, hängt von der Marktkapitalisierung im Streubesitz ab. Wenn die hoch genug ist, macht derjenige in einem Kopf-an-Kopf-Rennen, das sich Nemetschek derzeit am ehesten mit der Lufthansa-Aktie liefern würde, die entscheidenden Punkte, wer stärker steigt als der „Konkurrent“. Und da die Entscheidung erst Anfang September fallen würde, kann hier noch gar keine Vorentscheidung gefallen sein, die dazu führen würde, dass all diejenigen, die nur wegen des Aufstiegs-Effekts (der indes nicht selten zum Bumerang wird) eingestiegen sind, jetzt auf einmal alle zugleich das Handtuch werfen. Aber wenn es das nicht war, was dann?

Expertenmeinung: Aus meiner Sicht wäre eine Kombination aus großen Adressen, die ihre Exposition in dieser Aktie zurückfahren wollten, und aus dadurch ausgelösten Stop-Loss-Verkaufsorders eine wahrscheinlichere Antwort auf die Frage nach dem Warum. Denn um hier Kasse zu machen, gäbe es nun wirklich genug Argumente.

Nemetschek hatte Ende Juli zwar gute Ergebnisse vorgestellt und die Gesamtjahresprognose für den Umsatz auf 20 bis 22 Prozent angehoben, den Ausblick für die Gewinnmarge aber unverändert gelassen. Diese Anpassung des Ausblicks zeitigte am 24. Juli nur wenig Reaktionen. Und das Gesamtpaket der Halbjahres-Ergebnisse am 31. Juli führte zwar zu einem neuen Rekordhoch, aber schon da traten Gewinnmitnahmen auf, bevor es in den folgenden Tagen dann doch noch weiter aufwärts ging – bis gestern.

Das Problem ist, dass diese Aktie, wie schon 2021, sehr teuer bewertet ist. Für das laufende Jahr hatten wir hier auf Basis der durchschnittlichen Analysten-Gewinnschätzung ein Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 72 am Rekordhoch der Aktie. Das ist viel zu viel für ein derzeit erwartetes Plus von 23 bis 25 Prozent beim Gewinn pro Aktie, das sich in dieser Größenordnung auch im kommenden Jahr zeigen soll. Das Doppelte des prozentualen Gewinnanstiegs, das ist die Faustregel für ein taugliches KGV – das wäre hier also der Bereich 45 bis 50 und nicht über 70. Was heißt: Die Aktie ist zu teuer … und das deutlich, denn um bei der derzeitigen Schätzung eines Gewinns von 1,88 Euro pro Aktie für das laufende Jahr auf ein KGV von 50 zu kommen, müsste der Kurs auf 94 Euro zurücksetzen.

Und die Analysten sind da keineswegs anderer Meinung. Zwar gibt es momentan ein einziges Kursziel, das mit 161 Euro noch deutlich über dem am Montag bei 138,50 Euro erzielten Verkaufsrekord der Aktie läge. Aber eben nur eines. Das zweithöchste bei 140 Euro wurde schon fast erreicht … und der Schnitt liegt bei 122 Euro. Da ist die Aktie jetzt gelandet. Und, das sollte man nicht übersehen: Das KGV, am Montag noch bei 72, ist dadurch auf 65 gefallen. Aber das wäre eben immer noch zu teuer.

Anders sähe die Sache aus, wenn Nemetschek jetzt weiter fallen würde. Denn im Bereich 109,50/113,10 Euro wartet eine solide wirkende Unterstützungszone aus dem Juni-Tief, dem markanten Zwischenhoch vom vergangenen November und der 200-Tage-Linie. Würde diese Zone getestet und verteidigt, wäre das durchaus eine Basis, um in eine nur noch „ein bisschen“ zu teure Aktie hinein zu kommen. Aber wird diese Zone überhaupt erreicht … oder dreht Nemetschek gleich heute wieder nach oben?

Da die Dimension des Abverkaufs durch ausgelöste Stop-Loss-Verkäufe unterhalb der beiden im Tagesverlauf gebrochenen Supportzonen um 126 und 131 Euro intensiviert worden sein dürfte, ist es zwar durchaus möglich, dass der Kurs auf dem Absatz kehrt macht. Aber dann sofort einzusteigen, wäre eben riskant, denn aktuell ist die Bewertung immer noch hoch genug, um andere Marktteilnehmer auf den Gedanken kommen zu lassen, in eine Erholung hinein dann selbst auch noch auszusteigen.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Anfang des Monats brach die Nemetschek-Aktie über die Hochs vom Februar und Mai auf ein neues Rekordhoch aus. Doch statt Anschlusskäufen kamen zuerst Gewinnmitnahmen und jetzt steigender Abgabedruck. Das könnte problematisch werden.

Die Aktie des Bau- und Architektur-Software-Entwicklers Nemetschek gehörte im Boomjahr 2021 zu denen, die „man“ unbedingt haben musste, zumindest nach Lesart so mancher Foren. Doch dann brach sie unter dem Gewicht einer zu teuren Bewertung zusammen. Hohe Bewertungen sind meist so lange kein Problem, wie das Momentum des Aufwärtstrends hält. Doch jetzt wurde ein Ausbruch nach oben zur Bullenfalle. Und genau so etwas befördert das Wissen darum, dass eine Aktie „teuer“ ist, aus dem Hinterkopf ins aktive Bewusstsein. So scheint es momentan auch bei Nemetschek zu sein.

Das Risiko auf der Unterseite liegt hier darin, dass zwar Umsatz und Gewinn des Unternehmens in den letzten Jahren sehr konstant zulegten, die Aktie aber schneller stieg als der Gewinn pro Aktie. Das Ergebnis ist ein Kurs-/Gewinn-Verhältnis (KGV) von derzeit um die 67 für die durchschnittliche 2025er-Gewinnschätzung der Analysten. Angesichts der Prognose, dass Nemetscheks Unternehmensgewinn in den kommenden Jahren im Schnitt um die 20 Prozent pro Jahr zulegen könnte, ist das zu viel: Ein KGV um die 40 bis 50 wäre da angemessener. Was rechnerisch bedeutet:

Expertenmeinung: Ein Kurs zwischen 72 und 90 Euro würde einer normalen Bewertung entsprechen. Ein weiter Weg nach unten … und daher aus aktueller Sicht eher eine Art Worst Case-Szenario. Wobei sich jetzt recht kurzfristig zeigen dürfte, ob es bei einer eher kleinen Korrektur bleibt oder sich diese Aktie tatsächlich auf den Weg zurück zu einer „normaleren“ Bewertung macht.

Es gibt ein früheres Rekordhoch aus dem Herbst 2021 bei 116,15 Euro, das jetzt als Support funktionieren könnte. Aber erstens ist das eine ziemliche Zeit her, so dass es keineswegs viele im Blick haben müssen. Zweitens ist die Aktie jetzt direkt dran an diesem Level, die Käufer müssten also sofort zugreifen. Und das hätten sie ja, eigentlich, dann auch schon gestern tun können bzw. müssen. So gesehen sollte man sich auch nicht darauf verlassen, dass das Mai-Verlaufstief bei 115,40 Euro hält.

Nemetschek Aktie: Chart vom 19.06.2025, Kurs 116,10 Euro, Kürzel: NEM | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nemetschek Aktie: Chart vom 19.06.2025, Kurs 116,10 Euro, Kürzel: NEM | Quelle: TWS

Eine Fortsetzung der Korrektur mit erstem Kursziel 106,75/109,50 Euro (200-Tage-Linie und November-Hoch) wäre daher derzeit das wahrscheinlichere Szenario. Bullisch würde die Nemetschek-Aktie in der aktuellen Konstellation erst wieder, wenn sie die Widerstandszone 125,50/126,00 Euro erneut überwindet und diesmal Anschlusskäufe statt Abgaben folgen. Aber dann wäre die Aktie eben auch wieder riskant teuer bewertet …

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Der digitale Wandel in der Baubranche hat einen Namen: Nemetschek. Mit starken Marken und einer smarten Strategie dominiert das Unternehmen weltweit.

Auf dieses Unternehmen kann Deutschland stolz sein

Die Nemetschek Group ist einer der weltweit führenden Softwareanbieter für die digitale Transformation der AEC/O- und Medienbranche. Die intelligenten Softwarelösungen decken den gesamten Lebenszyklus von Bau- und Infrastrukturprojekten ab und ermöglichen Kreativen, ihre Arbeitsabläufe zu optimieren.

Kunden können Bauprojekte effizienter und nachhaltiger planen, bauen und verwalten sowie digitale Inhalte wie Visualisierungen, Filme und Computerspiele kreativ entwickeln.

Heute umfasst die Nemetschek Group 13 starke Marken, darunter Allplan, Graphisoft, Bluebeam und Maxon, die jeweils spezialisierte Softwarelösungen für unterschiedliche Phasen des Bauprozesses und kreative Anwendungen anbieten.

Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als Innovationstreiber von Open BIM und 5D. Die digitalen 3D-Planungsmodelle, ergänzt durch die Dimensionen Zeit (4D) und Kosten (5D), decken somit die gesamte Wertschöpfungskette ab.

Mit über sieben Millionen Nutzern in 142 Ländern und einem globalen Netzwerk von mehr als 80 Standorten ist Nemetschek ein echter Global Player. Rund zwei Drittel des Umsatzes werden im Ausland erzielt, wobei die USA mit etwa einem Drittel des Umsatzes der wichtigste Markt sind.

Zahlen, die für sich sprechen

Das Unternehmen kann neben schönen Worten aber auch mit den entsprechenden Zahlen überzeugen. In den zurückliegenden zehn Jahren legte der Umsatz von 285 auf 996 Mio. Euro zu.

Gleichzeitig hat sich die operative Marge von etwa 18 auf 24 % deutlich verbessert. Der Gewinn kletterte von 0,49 auf 2,02 Euro je Aktie. Die Dividende wurde von 0,13 auf 0,48 Euro je Aktie erhöht.

Das kann sich wirklich sehen lassen. Darüber hinaus ist das Geschäft nicht kapitalintensiv und generiert einen hohen freien Cashflow. Das Servicegeschäft rundet das Portfolio ab und führt zu planbaren und stetigen Einnahmen.

Nemetschek vereint also gleich eine ganze Reihe an Eigenschaften, die man sich als Investor wünscht.
Daher ist es auch kein Wunder, dass die Aktie ein langfristiger Outperformer ist.

Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres hat Nemetschek wieder beeindruckend abgeliefert.

Der Wandel zum Abo-Modell zahlt sich aus

Der Umsatz konnte um 26 % auf 282,8 Mio. Euro gesteigert werden, das organische Wachstum lag bei 19 %.
Das Geschäft mit Software-Lizenzen war weiter rückläufig und wird wie geplant durch wiederkehrende Umsätze ersetzt. Der Umsatz in diesem Segment konnte um 40 % auf 259,6 Mio. Euro gesteigert werden.
Im Bereich Subskription und SaaS, was Teil der wiederkehrenden Umsätze ist, lag das Plus sogar bei 84 % auf 195,1 Mio. Euro.

Das EBIT konnte jedoch nur um 14 % auf 62,2 Mio. Euro gesteigert werden, da die Profitabilität durch die Insolvenz eines Kunden (Service- und Zahlungsdienstleister) belastet wurde.
Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich um 11 % auf 0,46 Euro je Aktie.

Neben dem enormen Anstieg der wiederkehrenden Umsätze ist die Entwicklung beim Cashflow bemerkenswert.
Der operative Cashflow konnte um 65 % auf 139,5 Mio. Euro und der freie Cashflow um 79 % auf 138,9 Mio. Euro gesteigert werden.

Cashflow ist King

Die liquiden Mittel stiegen von 205,7 auf 264,0 Mio. Euro und im Gegenzug sank die Nettoverschuldung von 294,6 auf 185,7 Mio. Euro.

Der einzige Haken könnte die hohe Bewertung sein. Nemetschek wird auf Basis der 2024er-Zahlen mit einem P/FCF von 46 bewertet.
Sollte der FCF jedoch in den kommenden Quartalen ebenso stark zulegen wie zuletzt, würde der P/FCF plötzlich auf 27 sinken.

Das zeigt, in welchem Spannungsfeld sich die Aktie bewegt.

Es ist fragwürdig, ob der FCF in diesem Ausmaß steigen wird, man kann jedoch davon ausgehen, dass der Umsatz, Gewinn und Cashflow von Nemetschek erheblich steigen werden.
Die bisherigen Konsensschätzungen dürften hinfällig sein.

Bisher ist man beispielsweise davon ausgegangen, dass der FCF in diesem Jahr um 19 % auf 2,39 Euro je Aktie steigen wird.
Im ersten Quartal hat man bereits einen FCF von 1,20 Euro je Aktie erzielt.

Nemetschek Aktie: Chart vom 02.05.2025, Kurs: 121 EUR - Kürzel: NEM | Online Broker LYNX
Nemetschek Aktie: Chart vom 02.05.2025, Kurs: 121 EUR – Kürzel: NEM | Quelle: TWS

Nemetschek ist auf dem besten Weg in Richtung Allzeithoch. Gelingt ein Ausbruch über 124 Euro, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit extrapolierten Kurszielen bei 138 – 140 und 148 – 150 Euro.

Über den Autor

Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.

Analysemethode

Die Aktienanalysen von Tobias Krieg basieren auf einer Kombination aus Charttechnik und Fundamentalanalyse. Dabei liegt der Fokus auf der Bewertung von Unternehmen anhand ihrer finanziellen Kennzahlen, wie z. B. KGV, Cashflow oder Eigenkapitalrendite, sowie auf der Identifikation von überdurchschnittlichen Wachstumspotenzialen zu einem attraktiven Einstiegskurs.

Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Im November 2021 markierte die Nemetschek-Aktie bei 116,15 Euro ein Rekordhoch, das jahrelang Bestand haben sollte. Doch jetzt ist der Anstieg über diese letzte Hürde gelungen. Damals war die Aktie absurd überbewertet und heiß gelaufen … wie sieht es damit heute aus?

Die Aktie des Entwicklers von Bau- und Architektursoftware war im Jahr 2021 eine von den Aktien, von denen es hieß, die müsse man unbedingt haben. Der Gewinnanstieg pro Aktie wurde mit dem Lineal in die Zukunft projiziert, ein „zu teuer“ gab es nicht. Ein wenig so wie heute beim DAX, daher stellt sich natürlich die Frage: Geht es bei Nemetschek jetzt schon wieder los, übertreiben es die Käufer erneut – und wird die Aktie somit genauso enden wie 2022, als der vorherige Dauerläufer monatelang in Grund und Boden verkauft wurde?

Diese Sorge könnte alleine deswegen aufkommen, weil die Aktie auf Wochenbasis schon wieder markttechnisch heiß gelaufen und in den vergangenen Wochen schnell und weit gestiegen ist. So etwas kann zwar lange vorhalten, wird aber dann zu einer handfesten Gefahr, wenn die Rahmenbedingungen nicht passen, sprich die Aktie viel zu teuer ist und die Wachstumsperspektive nicht zur Bewertung passt. Damals, Ende 2021, war das so. Heute weniger. Aber „weniger“ heißt nicht „gar nicht“.

Expertenmeinung: Ende 2021 lag das Kurs-/Gewinn-Verhältnis (KGV) der Nemetschek-Aktie um die 100. Eine absurd hohe Bewertung, die man damit zu rechtfertigen versuchte, dass es dem Software-Hersteller in den Vorjahren gelungen war, quasi in Schüben auch mal Jahre mit Gewinnanstiegen zwischen 30 und 60 Prozent aufs Parkett zu legen. Nähme man die schwächeren Jahre einfach aus, indem man unterstellt, dass ab jetzt nur noch Jahre mit vergleichbar starken Gewinnanstiegen folgen, wäre ein KGV von 100 in Ordnung. Nur kam es natürlich nicht so. Aber es kam auch nicht zu einem Gewinneinbruch: Der Unternehmensgewinn stieg, nur eben langsamer als in den Träumen der Bullen. Was bedeutet:

Nemetschek Aktie: Chart vom 06.02.2025, Kurs 120,00 Euro, Kürzel: NEM | Online Broker LYNX
Nemetschek Aktie: Chart vom 06.02.2025, Kurs 120,00 Euro, Kürzel: NEM | Quelle: TWS

Jetzt sehen wir zwar leicht über dem alten Hoch liegende Kurse, aber deutlich über 2021 liegende Gewinne. Während der Gewinn pro Aktie 2021 bei 1,17 Euro lag, rechnen die Analysten für 2024 auf Basis der im Januar vorgelegten Vorab-Rumpfdaten im Schnitt mit 1,53 Euro. Und momentan spricht noch nichts dagegen, dass das Gewinnwachstum sich in diesem und im kommenden Jahr in der Größenordnung von etwa 20 Prozent per annum fortsetzen könnte. Kommt es genau so, läge das KGV Ende 2026, vorausgesetzt, dass nicht nur die Gewinnprognosen eintreffen und die Aktie auf dem heutigen Kurs bleibt, bei 50. Das wäre nicht billig, aber noch hinnehmbar. Aber Sie merken schon:

Das nicht billige, aber noch hinnehmbare KGV wäre eben in knapp zwei Jahren nur dann bei 50, wenn die Aktie ab jetzt nicht weiter steigt! Auf Basis dieser 1,53 Euro Gewinn pro Aktie, die man für das Jahr 2024 erwartet, liegt es beim aktuellen Stand des Kurses bei gut 80. Weniger als die absurd teuren 100. Aber bei einem KGV von 80 kann man nur das Wörtchen „absurd“ weglassen, nicht das Wort „teuer“.

Fazit: Nemetschek ist an sich gut unterwegs, was Umsatz und Gewinn angeht, das Problem ist nur, dass die Aktie schon wieder schneller steigt als der Gewinn. Ende 2022, nach diesem Baisse-Jahr der Aktie, war das KGV knapp unter 40 gefallen. Jetzt ist Nemetschek doppelt so teuer, daher: Ja, der Ausbruch über das alte hoch war bullisch, aber in Sachen Geleitschutz der Fundamentals darf, ja muss man schon wieder skeptisch sein.

Hier dabei zu bleiben, wäre sicherlich machbar, neu einzusteigen aber riskanter, als ein flüchtiger Blick es vorgaukeln könnte. Und da die Aktie zudem gerade das obere Ende des 2023er-Aufwärtstrendkanals erreicht hat, wäre es sicherlich kein Fehler, hier mit einem Stop Loss zu arbeiten, den man knapp unter das 2024er-Hoch von 109,50 Euro ansiedeln könnte.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Nemetschek lieferte am Montagnachmittag Vorab-Eckdaten zum Geschäftsjahr 2024. Der Anstieg der Aktie um satte 10,38 Prozent macht klar: Die Ergebnisse vermochten zu überzeugen. Und das wiederum bedeutet für das bullische Lager einen Matchball.

Nemetschek, ein Entwickler von Bau- und Architektursoftware, der im MDAX ebenso wie im TecDAX notiert ist, meldete am Montag gemäß vorläufiger, noch nicht geprüfter Zahlen einen Umsatzanstieg von 14 Prozent im Jahr 2024. Ein erfreuliches Ergebnis angesichts der vom Unternehmen selbst vorgegebenen Zielzone von zehn bis elf Prozent. Darüber hinaus wird man bei der operativen Gewinnmarge, d. h. von Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA-Marge), geringfügig über der avisierten Zone von 30 bis 31 Prozent liegen.

Nemetschek Aktie: Chart vom 20.01.2025, Kurs 108,50 Euro, Kürzel: NEM | Online Broker LYNX
Nemetschek Aktie: Chart vom 20.01.2025, Kurs 108,50 Euro, Kürzel: NEM | Quelle: TWS

Die Aktie reagierte stark, legte über zehn Prozent zu und überwand dadurch die bereits im Dezember überbotene, dann aber doch wieder unterschrittene Widerstandszone 94,78 zu 98,20 Euro. Eine ideale Ausgangslage für die Bullen, denn im Vorfeld hatte die Nemetschek-Aktie die mittelfristige, im Herbst 2023 entstandene Aufwärtstrendlinie, die momentan mit der 200-Tage-Linie eine Kreuzunterstützung bildet, getestet und verteidigt. Hier geht es also nach einem erfolgreichen Abstecher ins bullische Sprungtuch nach oben, das bringt umgehend das im Herbst 2021 erzielte Rekordhoch bei 116,16 Euro ins Spiel, aber:

Expertenmeinung: Man sollte sich in jedem Fall die Frage stellen, ob diese beeindruckende Reaktion der Aktie zu der Größenordnung der positiven Überraschung passt, sprich, ob noch genug Rückenwind durch diese Vorab-Ergebnisse vorhanden ist, um dieses Rekordhoch nicht nur zu erreichen, sondern auch nachhaltig zu überbieten. Denn nur dann würde man die Frage, ob sich der Einstieg jetzt noch lohnt, mit „Ja“ beantworten und ggf. zukaufen, statt diesen Kurssprung für Gewinnmitnahmen zu nutzen.

Und da fällt auf, dass das Umsatzplus ebenso eher wenig über dem avisierten Ziel liegt wie die operative Marge. Der Gewinn dürfte dadurch prozentual weniger über den bisherigen Prognosen liegen, als die Aktie am Montag stieg. Das macht nichts, wenn man nach positiven Überraschungen eine zuvor eher defensive Bewertung ausgleicht. Aber weder ist die Aktie im Vorfeld abgerutscht, noch ist die Bewertung über das Kurs-/Gewinn-Verhältnis niedrig.

Auf Basis dieser Zahlen und nach dem gestrigen Kursanstieg ließe sich das 2024er-Kurs-/Gewinn-Verhältnis im Bereich zwischen 65 und 68 ansiedeln. Das ist sehr teuer angesichts der Erwartungen der Analysten, die im Schnitt für die kommenden zwei Jahre einen Anstieg des Gewinns pro Aktie von um die 20 Prozent jährlich sehen. Und diese Entwicklung müsste sich ja erst einmal auch so einstellen. Hinzu kommt: Würde die Aktie jetzt weiter zulegen, würde die Bewertung ja mitsteigen.

Zwar ist Nemetschek traditionell eher teuer bewertet, die Kurs-/Gewinn-Verhältnisse lagen in den letzten Jahren zwischen 35 und 55. Aber nur, wenn die Akteure wieder in die Denkweise mit dem Lineal in die Zukunft verlängerter Gewinnanstiege verfallen, die 2021 zu einem Rekordhoch mit einer völlig überzogenen Bewertung von fast 100 führte, könnte man in dieser Konstellation hoffen, dass das 2021er-Hoch nicht nur erreicht, sondern für längere Zeit überboten würde. Das bullische Chartbild kann helfen, diesen Weg erst einmal zu gehen. Aber wer da mitmarschieren will, sollte sich darüber im Klaren sein, dass der Weg eine steile Böschung hat, sprich der Kurs jederzeit abrutschen könnte. Machbar, wenn man konsequent mit sukzessiv nachgezogenen Stop-Loss agiert – aber hoch riskant, wenn man Absicherungen für unnötig hält.

Quellen:
Vorläufige Eckdaten zum Geschäftsjahr 2024, 20.01.2025: https://ir.nemetschek.com/websites/nemetschek/German/2110/news.html?newsID=c185be10-2718-429b-a9fa-ad1fcf1af5a7

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.