Eine erneute Prognose-Senkung sorgte bei der Aktie des Verpackungsmittel-Spezialisten Gerresheimer gestern für ein Minus von 18,21 Prozent. Wobei es denen, die da ausstiegen, vermutlich weniger um die Meldung an sich ging, sondern um die Frequenz der „Bad News“.
Im Juni hatte Gerresheimer seine 2025er-Prognose gesenkt, die Aktie brach ein. Am 24. September wurde bekannt, dass die BaFin untersucht, ob für 2024 Umsätze berechnet wurden, die da nicht hingehören – der Kurs brach erneut ein. Und gestern wurde dann die Prognose erneut gesenkt. Mit voraussehbarer Reaktion beim Aktienkurs.
Zuletzt hatte man ein Umsatzwachstum von 0 bis 2 Prozent angepeilt, jetzt kalkuliert Gerresheimer mit einem Umsatzrückgang zwischen 2 und 4 Prozent. Die Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll, um Sondereffekte bereinigt, zwischen 18,5 und 19 Prozent liegen, der bisherige Ausblick lag bei 20 Prozent. Grund für die erneute Korrektur der Ziele nach unten ist laut Gerresheimer die anhaltende Nachfrageschwäche in den Bereichen Kosmetik und Containment-Lösungen für flüssige Medikamente.
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Das schlug sich auch in den zugleich vorgelegten, vorläufigen Zahlen zu den ersten drei Quartalen nieder. Wenn man die Verzerrung herausrechnet, die sich durch die Übernahme eines Unternehmens ergab, kam der Umsatz um 1,8 und das EBITDA um 7,5 Prozent gegenüber den ersten drei Quartalen 2024 zurück, die Marge sank von 19,9 auf 18,8 Prozent. Nicht gut. Aber war ein Kursrutsch von gut 18 Prozent nicht trotzdem zu viel des Unguten?

Expertenmeinung: Wollte man sich da ausschließlich auf „harte Zahlen“ fokussieren, könnte man das bejahen. Denn da die Aktie zuletzt schneller fiel als die Gewinnerwartungen, ist sie von der Bewertung her nicht teuer. Und die Analysten sind, zumindest noch, eher positiv gestimmt. Zwar werten sie nur 6 von 15 Analysten als Kauf, 8 als Halteposition und einer als verkaufenswert. Aber das durchschnittliche Kursziel liegt dennoch atemberaubend höher, konkret bei 61 Euro – 100 Prozent über dem Donnerstags-Schlusskurs.
Dass genug Marktteilnehmer trotzdem konsequent ihren Hut nahmen und die Aktie dadurch derart deutlich in die Knie ging, liegt aber vermutlich auch weniger an den neuen Prognose-Zielen an sich, sondern an der Frequenz, mit der die negativen Nachrichten hier eintrudeln.
Eine Prognose-Senkung im Juni, dann die Beendigung von Gesprächen über eine mögliche Übernahme des Unternehmens im Juli mit der Begründung, man käme im Alleingang besser zurecht, dann Ende September diese Untersuchungen über mögliche falsche Buchungen. Und jetzt im Oktober die erneute Senkung des Ausblicks, die den Eindruck erweckt, dass man womöglich mit neuen Großinvestoren doch besser gefahren wäre. Es ist weniger die Gewinnerwartung, die hier immer mehr wackelt, sondern das Vertrauen. Und in solchen Situationen sind Aktien bis zum Beweis des Gegenteils durch deutlich bessere Zahlen ein fallendes Messer, in das hineinzugreifen immer ein unkalkulierbares Risiko darstellt.
Quellenangaben: Anpassung der 2025er Prognose, 08.10.2025, 22:09 Uhr:
https://www.gerresheimer.com/investoren/investoren-und-analysten/nachrichten/ad-hoc-mitteilungen
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