Zwischen Anfang 2022 und Frühjahr 2024 stieg die Beiersdorf-Aktie wie auf Schienen. Und man konnte sich kopfschüttelnd fragen: Warum? Jetzt fällt sie genauso stur, wie sie zuvor stieg … und nach Vorlage der aktuellen Halbjahresdaten stellt sich erneut die Frage: Warum?
Ende Juni hatten mehrere Analysten ihre Kursziele für Beiersdorf gesenkt. Die Aktie wurde sofort zu „Bärenfutter“, obwohl das durchschnittliche Kursziel deutlich über dem Kurs lag. Am 23. Juni hatte ich das an dieser Stelle kommentiert. Mein Fazit gilt heute wie damals, ich schrieb zu der Frage, ob man diese Kurse zum Einstieg nutzen könnte:
„Ein Kaufsignal? Vielleicht. Bislang wäre das nur eine Möglichkeit. Darauf zu setzen, wäre verwegen, da ist es deutlich ratsamer, abzuwarten, ob es wirklich so kommt. Sollte Beiersdorf die gerade unterbotene Unterstützungszone mit Schlusskursen über 118 Euro klar zurückerobern, wäre die Chance, dass der bärische Dauer-Spuk ein Ende hat, greifbar. Bis dahin sollte man sich, eingedenk des alten Spruchs, dass das, was billig scheint, leicht noch billiger werden kann, aufs Beobachten verlegen.“

Nicht umgehend ins fallende Messer zu greifen, hat sich jetzt als richtig erwiesen, denn die Aktie notierte per 23.6. um 106,50 Euro, ist jetzt also noch einmal ein gutes Stück „billiger“. Die Überlegung, dass sich hier eine für mittel- und langfristige Anleger hochinteressante Gelegenheit anbahnt, ist aber weiterhin gültig, auch und gerade nach den gestern vorgelegten Halbjahreszahlen, die diesen jüngsten Abstieg der Aktie auslösten. Denn „schlecht“ ist anders:
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Expertenmeinung: Beiersdorf wächst. Langsam nur und ja, langsamer als im Vorfeld vermutet. Aber insgesamt stieg der Umsatz eben doch, nominal um 0,2 Prozent, organisch um 2,1 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2024. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) kam zwar wegen einer um 0,1 Prozent auf 16,1 Prozent gefallenen EBIT-Gewinnmarge leicht zurück, netto fiel der Gewinn im Vergleich zu 2024 in den ersten sechs Monaten sogar einen Tick deutlicher, sodass das Ergebnis pro Aktie um 3,9 Prozent auf 2,47 Euro nachgab.
Aber der Konzern erwartet weiterhin ein stärkeres zweites Halbjahr und korrigierte daher seine Gesamtjahresprognose nur geringfügig. Den Umsatzanstieg sieht man jetzt bei drei statt zuvor bei vier bis sechs Prozent bei einer – das blieb unverändert – EBIT-Gewinnmarge, die leicht über den 13,9 Prozent des Vorjahres liegt. Und selbst wenn es doch nichts wird mit dem Umsatzanstieg und die EBIT-Marge nicht zulegt: Selbst dann wäre die Aktie im Vergleich zu den Jahren, in denen man am Markt so tat, als könne man Beiersdorf immer kaufen, günstig:
Das Kurs-/Gewinn-Verhältnis liegt momentan auf Basis der durchschnittlichen Gewinnprognose der Analysten, die noch mit einem steigenden und dann auf Rekordlevel liegenden Gewinn pro Aktie rechnen, bei 21,3. Wird es nichts mit einem Gewinnanstieg, wären es aktuell 22,6. In den Vorjahren rangierte dieses KGV zwischen 25 und 40. Das war teuer. Aber jetzt?
Bemerkenswert ist, dass einige Analysten angesichts der leicht gesenkten Prognose zwar ihre negativen Kursziele beibehielten oder sogar neu vergaben. So kamen gestern Kursziele von 112, 107 und sogar 98 Euro auf den Tisch. Aber selbst unter dieses letzte Kursziel, das niedrigste aller bestehenden Ziele, ist die Aktie ja jetzt gefallen. Und zugleich sahen wir gestern bestätigte Kursziele anderer Analysten von 140, 159, 160 und sogar 180 Euro. Die aber nicht wahrgenommen wurden. Weil?
Wenn eine Aktie erst einmal abwärts läuft, bemerken die Anleger all die Haare in der Suppe, die sie in einem dynamischen Aufwärtstrend gezielt ignoriert hatten. Und so wirkt ein KGV von unter 23 auf einmal teuer, eines von 40 hatte niemanden gestört, einfach, weil der Trend da noch passte – und jetzt eben nicht mehr. Und genau deswegen bleibt auch meine Einschätzung dieselbe: interessant, aber nicht ins fallende Messer greifen.
Beiersdorf bleibt auf diesem Kursniveau ein Titel, den man im Auge behalten sollte. Wenn wir hier eine Aufwärtswende sehen, wäre die Aktie eine, die ich in einer Kaufliste sehen würde. Und sollten es die Bären hier auf die Spitze treiben und die Unterstützungszone 77,62/81,86 Euro testen, die aus den Jahren 2019 bis 2022 stammt, könnte man sogar, mit einem Stopp um die zehn Prozent, doch darüber nachdenken, ins fallende Messer zu greifen … sofern das Unternehmen den Ausblick nicht noch stärker senkt. Denn dann wäre die Bewertung so niedrig, dass man ein solches Wagnis auch mal eingehen könnte.
Quellen:
Ergebnis 1. Halbjahr 2025, 06.08.2025: https://www.beiersdorf.de/presse/presse-informationen/alle-pressemitteilungen/2025/08/06-beiersdorf-mit-solidem-ergebnis-im-ersten-halbjahr-2025
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