34 Prozent Kursanstieg binnen drei Wochen: Das sind nicht nur Wunschträume bullischer Anleger, das ist bei der ASML Holding tatsächlich passiert. Aber stellt sich da nicht die Frage, ob das womöglich jetzt zu viel des Guten war und man vielleicht besser Kasse macht?
Diese Frage kann und muss man sich stellen. Aber nur, weil diese zu Anfang des Monats gestartete Rallye ungewöhnlich schnell und weit geführt hat, muss die Antwort nicht automatisch lauten, dass die Luft nach oben verbraucht ist und man daher besser aussteigt. Denn auch, wenn die große Abrechnung an der Terminbörse der ASML-Aktie zum Ende der vergangenen Woche noch einen „Extra-Boost“ verpasst haben könnte: Diese Käufe sind nicht einfach eine wilde Zockerei, befeuert von einem immer stärker werdenden Momentum der Aufwärtsbewegung, sondern haben durchaus ein robustes Fundament.
ASML stellt Produktionsanlagen für die Halbleiterindustrie her, sprich: für Computerchips. Dass die Aktie seit Sommer 2024 deutlich fiel, nachdem sie im Juli 2024 mit 1.022 Euro ein Rekordhoch erzielt hatte, basierte auf der Wahrnehmung, dass die weiter flaue Nachfrage in China und ab Jahresbeginn 2025 auch noch die US-Einfuhrzölle nebst Exportbeschränkungen für KI-Chips stärkeren Druck auf die Halbleiterbranche ausüben würden als zuvor vermutet. Und dass das zugleich Probleme für die Zulieferer von Produktionsanlagen und Basismaterialien nach sich ziehen wird. Was auch grundsätzlich zutraf. Nur dauert keine Flaute ewig. Was es dann braucht, ist ein Weckruf, um den zuvor eingeschlafenen Optimismus wiederzubeleben. Und bei ASML kam der Anfang des Monats:
Die ASML Holding beteiligt sich mit etwa elf Prozent an der europäischen KI-Hoffnung Mistral. Ein bemerkenswerter Brückenschlag zwischen einem Unternehmen, das die Basis für die Chipherstellung liefert, und einem, das damit arbeitet, was die Chiphersteller produziert haben. Das suggeriert Rührigkeit, eine breitere, zukunftsorientierte Aufstellung und damit, wenngleich nicht in Euro und Cent ausdrückbare, Wachstumschancen.
Darüber hinaus sehen einige Analysten die Versuche der Halbleiterbranche, insgesamt wieder Fahrt aufzunehmen – nötigenfalls auch ohne die derzeit fehlende Zugkraft Chinas – positiv und leiten daraus auch für die Zulieferer neues Potenzial ab. So bewertete beispielsweise die Bank of America das Zusammenrücken von Intel und Nvidia auch für die Zulieferer wie ASML als belebendes Element. Die Anleger sehen das offenbar auch so und kaufen die Aktie weiter.
Aber irgendwann ist auf der Oberseite ja mal Schluss. Sollte man also nicht zumindest kurzfristig verkaufen und nach einer Korrektur günstiger wieder einsteigen?
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Expertenmeinung: Eine Korrektur könnte angesichts der beeindruckend heiß gelaufenen markttechnischen Indikatoren wie dem hier im Chart gezeigten RSI jederzeit kommen, das ist wahr. Aber wahr ist auch, dass ein Rücksetzer, der einen zeitweiligen Verkauf lohnen könnte, nicht zwingend kommen muss. Denn es ist nicht die Hoffnung auf neuen Schwung alleine, die die Aktie trägt:

Der Chart zeigt, dass der Kurs bereits zu Beginn der vergangenen Woche eine Aufwärts-Trendwendeformation in Form einer umgekehrten Schulter-Kopf-Schulter vollendet hatte, und das mit großer Dynamik. Dadurch hat die Aktie jetzt mehrere recht markante Chartlinien als Unterstützungen unter sich, die einen Rücksetzer auffangen könnten. Das auffällige Zwischenhoch vom Oktober 2024 bei 804 Euro liegt zwar noch zu nahe, um schon jetzt als Basis für Käufe nach einem Rücksetzer dienen zu können. Aber das Hoch des ersten Quartals 2025 bei 753 Euro wäre ein naheliegendes Korrekturziel, was hieße: So wirklich viel Luft nach unten muss hier, sofern nicht auf einmal „Bad News“ auftauchen, nicht sein, ein Pullback an die derzeit knapp unter 700 Euro verlaufende Nackenlinie der Trendwendeformation wäre eher überraschend, zumal:
Weder ist die ASML-Aktie bereits ungewöhnlich teuer – ein Kurs-/Gewinn-Verhältnis von derzeit 33 ist angesichts des grundsätzlich weiterhin hohen Wachstumspotenzials nicht zu viel. Noch werden die Analysten bereits nervös, im Gegenteil läuft die Aktie gerade erst in die Richtung dessen, was die Experten im Schnitt für machbar halten: Fast alle Analysten sehen die Aktie zumindest als haltenswert an, wobei über zwei Drittel mit „Kaufen“ werten, das durchschnittliche Kursziel liegt mit momentan 932 Euro noch ein gutes Stück über dem momentanen Level. Also:
Ausgerechnet jetzt, bei heiß gelaufener Markttechnik, noch neu einzusteigen oder zuzukaufen wäre sicher riskant, da wartet man besser eine Korrektur ab. Und kommt sie nicht, sucht man sich andere Ziele für sein Geld. Aber auszusteigen wäre ebenfalls gewagt, denn ob es dann wirklich gelingt, nennenswert günstiger wieder in die Aktie hineinzukommen, ist unsicher genug, um sich das zweimal zu überlegen.
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