„Das Jahr hat für uns hervorragend begonnen“, schrieb adidas-Chef Gulden im Zuge der am Mittwoch veröffentlichten Quartals- und Halbjahreszahlen. Doch die Aktie fiel drastisch und wurde mit -11,53 Prozent zum Tagesverlierer im DAX. Wo verbarg sich das Haar in der Suppe?
Das schwamm nicht in der Bilanz, sondern in den Erwartungen so mancher Marktteilnehmer, wie es scheint. Denn die Ergebnisse waren durchaus keine böse Überraschung. adidas‘ Umsatz stieg im zweiten Quartal um 12, im ersten Halbjahr um 14 Prozent. Die operative Gewinnmarge verbesserte sich in den ersten sechs Monaten des Jahres deutlich auf 9,6 Prozent, so dass das Betriebsergebnis um beeindruckende 70 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro anstieg. Und das war den Anlegern zu wenig?
Das wirkte umso unlogischer, als die ersten beiden Analysten, die am Mittwochmorgen angesichts des Zahlenwerks ihre Kursziele überprüften, Ziele von 270 und 275 Euro vergaben, beide natürlich mit der Einstufung „Kaufen“ versehen. Aber es war offenbar auch nicht das, was war, was den Akteuren missfiel, sondern der Ausblick. Den hielt adidas nämlich aufrecht, statt ihn anzuheben. Nur stellt sich die Frage, ob das ernsthaft einen derartigen Selloff begründen könnte.
Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur adidas Aktie finden Sie hier.
Expertenmeinung: Diese bestehende und jetzt bestätigte 2025er-Prognose sieht ein Betriebsergebnis von 1,7 bis 1,8 Milliarden Euro vor. Man könnte denken, dass der Sportartikelhersteller dunkle Wolken aufziehen sieht. Schließlich hat man im ersten Halbjahr bereits 1,2 Milliarden verdient, da müsste also doch eigentlich mehr drin sein. Aber die Argumentation, mit der adidas den Ausblick beibehielt, ist absolut nachvollziehbar und entspricht dem, was man überall in Unternehmen sehen sollte, aber in der Tat nicht selten vermisst: der sogenannten „kaufmännischen Vorsicht“.
CEO Gulden schrieb, dass man letzten Endes auch jetzt noch nicht wisse, wie hoch die US-Zölle am Ende ausfallen werden und wie sich das auf das Verbraucherverhalten, nicht nur in den USA, auswirken wird. Vor allem, wenn die höheren Zölle die Inflation zurückbringen sollten. Im zweiten Quartal hatte das Unternehmen bereits negative Auswirkungen durch diesen Zollstreit verbuchen müssen, daher sei man, so Gulden, zwar sehr zuversichtlich, eine Prognoseanhebung wäre indes „nicht sehr umsichtig“. Und ja, das ist richtig so. Dass das einige am Markt anders sahen, sieht man im Chartbild, aber:

Die Aktie, die am Jahreshoch noch teuer bewertet war, ist jetzt eher fair bis sogar günstig bewertet, denn der Kurs fiel, die Gewinne steigen. Dadurch kommt man jetzt für die durchschnittliche 2025er-Schätzung der Analysten auf ein Kurs-/Gewinn-Verhältnis um die 25. Das passt … und ein wenig höher könnte es allemal noch laufen, bevor die Aktie „teuer“ wäre.
Natürlich ist das Chartbild jetzt bärisch, der Abwärtstrend intakt. Aber dieser Selloff hat den Kurs in den markttechnisch überverkauften Bereich gedrückt, zugleich sitzt er auf dem April-Tief auf. Und die nächste markante Supportlinie bei 160,20 Euro, die auf das erste Quartal 2024 zurückgeht, wäre nicht mehr fern. Das als Argument zu nehmen, um hier jetzt spekulativ einzusteigen, ist eine Frage der persönlichen Risikobereitschaft. Aber jetzt noch aussteigen oder gar auf der Short-Seite aktiv werden, das wirkt im Licht dieser Halbjahreszahlen nicht gerade erfolgversprechend.
Quellenangaben: Ergebnis 2. Quartal, 30.07.2025:
https://res.cloudinary.com/confirmed-web/image/upload/v1753852841/adidas-group/investors/financial-publications/2025/Q2/adidasAG_Q2_2025_Results_DE_Final_s37dmc.pdf
Mit einem Margin Konto können Sie zum Beispiel mit Hebel handeln und Ihre Trading-Strategien durch Leerverkäufe oder den Einsatz von Optionen und Futures diversifizieren.
Entdecken Sie jetzt die umfangreichen Handelsmöglichkeiten, die Ihnen dieser Kontotyp bietet: Margin Konto
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen