Eine riskante Übernahme, enttäuschende Quartalszahlen und der Kurs im freien Fall. Bei TeamViewer brennt die Hütte. Doch plötzlich schlagen etliche Insider zu.
Mit Ansage
In der letzten Analyse von TeamViewer haben wir die damalige Situation und die Zukunftsaussichten im Detail beleuchtet, vor allem die damalige Übernahme 1E:
TeamViewer auf riskantem Kurs: 720-Millionen-Übernahme
Ich hatte die Übernahme damals kritisch betrachtet. Meiner Einschätzung nach war der Deal angesichts des hohen Kaufpreises und der vergleichsweise geringen Umsatzsteigerung sehr riskant.
TeamViewer nimmt dafür eine erhebliche Verschuldung in Kauf, die das Unternehmen auf Jahre belasten dürfte.
Zwar betont der Vorstand die strategischen Vorteile – etwa die Erweiterung des Portfolios im Bereich Digital Workplace Management und den Zugang zu neuen Märkten –, doch ich sehe vor allem die finanziellen Risiken.
Die hohen Zinskosten und die ungewisse Integration von 1E dürften das Ergebnis belasten.
Aus meiner Sicht steht daher viel auf dem Spiel, und es bleibt fraglich, ob diese Übernahme langfristig wirklich im Interesse der Aktionäre ist.

Dass diese eher negative Einschätzung der Situation nicht ganz falsch war, zeigt die Kursentwicklung. Seit der damaligen Analyse ist der Kurs von 12,54 auf 6,53 Euro gefallen.
Damit ist der Bodenbildungsversuch der letzten Monate krachend gescheitert. Der Kurs von TeamViewer ist auf ein Allzeittief gefallen.
Aus technischer Sicht befindet sich die Aktie in einer prekären Lage, denn handfeste Unterstützungen gibt es jetzt nicht mehr.
Wo sich ein Boden ausbilden wird, ist kaum abzusehen. Erste positive Signale würden sich erst über 7,67 Euro ergeben.
Doch wie ist es dazu gekommen?
Nachlassende Dynamik
Im Endeffekt steht die Aktie seit Ende April unter Druck. In diesem Zeitraum hat das Unternehmen dreimal Zahlen vorgelegt – schauen wir sie uns also an.
Im ersten Quartal konnte der Umsatz um 7 % auf 190,3 Mio. Euro gesteigert werden. Das wichtige Enterprise-Geschäft verzeichnete sogar ein Plus von 22 %, allerdings entfällt auf diese Sparte auch nur etwa ein Viertel des Konzerngeschäfts.
Der Quartalsbericht zeigt auch, worauf ich in der letzten Analyse bereits hingewiesen hatte: 1E hat im ersten Quartal nur einen Umsatz von 17,8 Mio. Euro erzielt, obendrein war das Wachstum mit 16 % alles andere als astronomisch.
Man muss sich ernsthaft die Frage stellen, ob der Vorstand nicht wesentlich zu viel für diese neue Tochter gezahlt hat.
Das Ergebnis ist auf Jahressicht aber immerhin von 0,22 auf 0,27 Euro je Aktie gestiegen.
Im zweiten Quartal hat die Wachstumsdynamik nachgelassen, der Umsatz konnte lediglich um 6 % auf 191 Mio. Euro gesteigert werden.
Selbst das Enterprise-Geschäft verzeichnete nur noch ein Umsatzplus von 13 %, das einstige Kerngeschäft (SMB) stagnierte mit +1 % weitgehend.
Und die neue Tochter 1E wird zunehmend zur Enttäuschung – der Umsatz konnte in Q2 nur um magere 2 % gesteigert werden, währungsbereinigt um 7 %.
Das ist bedenklich
Das Ergebnis konnte auf Jahressicht von 0,24 auf 0,26 Euro gesteigert werden, im Vergleich zum vorherigen Quartal war es jedoch leicht rückläufig.
Ich möchte an dieser Stelle auch noch einen Dank an das IR-Team von TeamViewer aussprechen, das nicht dazu in der Lage ist, die Vorjahresergebnisse in den Quartalsmitteilungen unterzubringen.
Im dritten Quartal hat sich der Abwärtstrend fortgesetzt. Der Umsatz konnte nur noch um 4 % auf 192 Mio. Euro gesteigert werden. Der Umsatz lag somit in etwa auf dem Niveau des vorangegangenen Quartals – das Wachstum ist somit faktisch zum Erliegen gekommen.
Besonders enttäuschend entwickelt sich 1E: Der Umsatz der neuen Tochter war von 18,1 auf 15,4 Mio. Euro rückläufig.
Wenn man bedenkt, dass TeamViewer für 1E über 700 Millionen Euro auf den Tisch gelegt hat, ist das geradezu erschreckend.
Auf Seite 10 der Quartalsmitteilung lässt sich dann tatsächlich auch das Ergebnis finden – TeamViewer beziffert es mit 0,32 Euro je Aktie.
Dazu sei gesagt, dass es sich um einen „bereinigten Gewinn“ handelt, ebenso wie bei den vorherigen Daten.
Das Ergebnis aus dem Vorjahr lässt sich auf Seite 2 der Quartalsmitteilung aus dem Vorjahr finden. Es lag bei 0,29 Euro je Aktie.
Prognosen gekappt – Vertrauen verloren
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Einschätzung der Übernahme von 1E mit jedem Quartalsbericht weiter verschlechtert hat.
Es wäre gut möglich, dass der Vorstand nach dem Fiasko mit dem Manchester-Werbedeal mit 1E das nächste Millionengrab geschaufelt hat – allerdings kann man aus der Übernahme, ganz im Gegensatz zu dem Werbedeal, nicht wieder aussteigen.
Da die Wachstumsdynamik spürbar nachgelassen hat, hat sich TeamViewer dazu gezwungen gesehen, die Umsatzprognose (ARR, Annual Recurring Revenue) für das laufende Geschäftsjahr von 815–840 auf 780–800 Mio. Euro zu senken.
Im gleichen Zug wurde auch noch die Prognose für 2026 kassiert. TeamViewer stellt nur noch ein Umsatzplus von 2–6 % in Aussicht und kappt die Umsatzerwartung demnach von 850–870 auf 790–825 Mio. Euro.
Das Unternehmen scheint ernstzunehmende Probleme mit dem Wachstum zu haben – ganz offensichtlich gräbt die Konkurrenz TeamViewer das Wasser ab.
Der Vorstand setzt ein Zeichen
Nachdem die Bären in diesem Artikel bisher ihre Freude hatten, dürfte sich das jetzt schlagartig ändern, denn trotz all der Probleme haben die Bullen ebenfalls gute Argumente.
Trotz der nachlassenden Wachstumsdynamik ist es Teamviewer gelungen, die Profitabilität hochzuhalten und den Gewinn zu steigern. Die EBITDA-Marge ist grundsolide und dürfte in diesem Jahr bei etwa 44 % liegen.
Das Ergebnis dürfte im laufenden Geschäftsjahr von 0,77 auf 0,80 Euro je Aktie steigen.
Teamviewer kommt demnach auf ein KGVe von 8,2. Das ist nach allen Maßstäben wenig – vor allem für ein gut skalierbares Geschäftsmodell. Es fehlt eben nur das Wachstum.
Der Vorstand hat sich nach dem Kurssturz entschlossen, ein Zeichen zu setzen. CEO Steil hat zu einem Kurs von 6,47 Euro 50.000 Aktien gekauft.
CFO Wilkens hat 10.000 Aktien zu einem Preis von 6,45 Euro eingesammelt. Aufsichtsratsmitglied Peled hat sich 30.000 Aktien zu einem Preis von 7,62 USD gesichert, und Aufsichtsratsmitglied Dieter hat sich 20.000 Aktien für 6,65 Euro gesichert.
CRO Banfield hat ebenfalls zugeschlagen und 15.000 Aktien zu 6,73 Euro gekauft. Und zuletzt hat auch noch CPTO Dent bei einem Kurs von 6,70 Euro zugeschlagen und 10.000 Aktien gekauft.
Damit dürften die Insider vermutlich gut fahren. Selbst wenn man eine weitgehende Stagnation unterstellt, ist ein KGV von 10 sicherlich nicht zu hoch gegriffen und entspräche einem Kursziel von 8 Euro.
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