XAGUSD Prognose Silber: Hier spielt die Musik. Aber steht jetzt „Dur“ oder „Moll“ an?

News: Aktuelle Silber Analyse des London Silber Spot

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen des London Silber Spot

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Anfang September ging Silber durch die 40-US-Dollar-Marke. Seither hat der Kurs in gut sechs Wochen 35 Prozent zugelegt. Performance seit Jahresbeginn: 86 Prozent. Der RSI kocht, steht auf Tagesbasis bei 82, auf Monatsbasis bei 84. Werte wie ein Sportwagen, aber …

… können bzw. wollen alle mit einem solchen Performance-Boliden umgehen? Je schneller es aufwärts geht, desto rutschiger wird die Piste. Da kann es einen ruckzuck aus der Kurve tragen, wenn man nicht weiß, worauf man sich hier einlässt. Wer jetzt kauft, kauft in eine sogenannte „Fahnenstange“ hinein. Und die bricht. Immer.

Zwar kann man nie abschätzen, wann das passiert. Aber wenn man sich mal ansieht, wie die letzte Super-Hausse im Jahr 2011 ausging, sollte man gewarnt sein. Hier sollte man von Bord sein, bevor die derzeit jedes Maß verlierenden Zocker in die Leitplanke krachen.

Silberpreis: Tageschart vom 16.10.2025, Kurs 54,08 US-Dollar, Kürzel: XAGUSD | Online Broker LYNX
Silberpreis: Tageschart vom 16.10.2025, Kurs 54,08 US-Dollar, Kürzel: XAGUSD | Quelle: TWS

Ein starkes Signal ist natürlich, dass Silber die alten Hochs der Jahre 1980 und 2011 bei 48,70 bzw. 49,82 US-Dollar überboten hat. Hochs, die wiederzusehen noch vor ein paar Monaten wohl kaum jemand erwartet hätte. Jetzt sind wir locker darüber hinaus, sogar über das kurze Verlaufshoch des Silber-Futures, das im Januar 1980 bei 52,50 US-Dollar lag. Rein von der Sache her ist das bullisch.

Aber es geht eben riskant schnell nach oben. Und einen Wert beim RSI-Indikator von 84 auf Monatsbasis (die überkaufte Zone beginnt bei 70) gab es zuletzt 2011 (was der Monatschart leider nicht zeigt, weil diese Datenbank nur Kurse ab Ende 2010 hat und der Indikator auf Basis von 14 Monaten daher erst nach dem 2011er-Hoch die ersten Werte zeigt).

Silberpreis: Monatschart vom 16.10.2025, Kurs 54,08 US-Dollar, Kürzel: XAGUSD | Online Broker LYNX
Silberpreis: Monatschart vom 16.10.2025, Kurs 54,08 US-Dollar, Kürzel: XAGUSD | Quelle: TWS

Und das Risiko, dass jederzeit ein „Sudden Death“ für diese Hausse eintreten könnte, basiert nicht auf dem Kursniveau und der Markttechnik allein, immerhin kann Silber rein rational gesehen nie „zu“ teuer sein. Drei andere Aspekte spielen jetzt mit hinein.

Expertenmeinung: Zum einen das Problem, dass Lieferprobleme entstehen. Das war Anfang 1980 genauso. Damals musste man extrem reagieren: Es wurde an der Terminbörse nur noch erlaubt, Silber zu verkaufen, Long wurde „gesperrt“. Dass das erneut passiert, ist nicht unbedingt wahrscheinlich. Aber da die ersten Lieferprobleme bereits ruchbar wurden, ist es nichts, das man absolut ausschließen könnte.

Der zweite Faktor ist die Klientel, die sich hier jetzt tummelt. Starke Trendimpulse ziehen Trader an, die hoch spekulativ mit hoch gehebelten Derivaten agieren. Diese Akteure intensivieren die Bewegungen in einem ansonsten viel ruhiger laufenden Asset, agieren aber problemlos auch auf der Short-Seite und dort dann genauso trendverstärkend. Anleger, die derart rasante Impulse nicht gewohnt sind, können da leicht an ihre Grenzen kommen und entweder zu hektisch agieren oder sich von der Zockerei anstecken lassen und ihre normalen Silber-Investments in Derivate tauschen, die man besser erfahrenen Tradern überlässt.

Und dann wäre da noch das Risiko ganz normaler Investoren, die schon lange dabei sind und jetzt sehen, dass ihr „sicherer Hafen“ zu einem Sportwagen wurde. Denen könnte, zu Recht, die Frage in den Sinn kommen, warum man hier, wo man eigentlich einen Teil seines Geldes als Absicherung für spekulativere Aktienpositionen investiert hat, jetzt, wo einem unverhofft grandiose Gewinne in den Schoß geflattert sind, nicht reagieren und verkaufen sollte.

Wenn diesen Gedanken nur ein paar zu viele hegen und ihn zeitgleich umsetzen, kann so etwas bei einer „Fahnenstange“ wie dieser schon reichen, um auf einmal einen drastischen Abriss zu produzieren. Ohne Absicht, ohne äußeren Anlass. Also Vorsicht: Der Trend ist intakt, nach oben wäre grundsätzlich keine Grenze mehr da. Aber hier ist gerade nichts berechenbar, daher: Stop-Loss Long wären jetzt zwingend, idealerweise entlang ganz kurzfristiger, gleitender Durchschnitte und da dann gestaffelt positioniert.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Vor fast 46 Jahren wurde mit 52,50 US-Dollar der höchste Silberpreis aller Zeiten erreicht. Und das nur im Future, nur an einer Börse und nur für einen kurzen Moment. Am Freitag erreichte Silber 51,30 US-Dollar. Sollte man die Party verlassen, solange es am schönsten ist?

Rein theoretisch gibt es an der Börse nach unten nur das Limit „null“ und nach oben gar keines. Daher ist es theoretisch möglich, dass der Preis für eine Feinunze Silber in völlig abwegige Höhen steigt, mit denen niemand gerechnet hat. Schließlich hätte wohl auch niemand zu Jahresbeginn, als die Feinunze noch für knapp 30 US-Dollar zu haben war, mit dem Erreichen der Hochs der Jahre 1980 und 2011 gerechnet. Passiert ist es dennoch. Die Frage ist nur: Wie wahrscheinlich ist es, dass jetzt keine größeren Verkäufe aufkommen? Ist das überhaupt berechenbar?

Nein, ist es nicht. Denn jetzt bewegen wir uns in einer Phase, in der sich alles auf emotionaler Ebene abspielt. Gier bei den Bullen, Panik bei den Bären. Da hilft es daher auch nicht weiter, wenn man in aller Ruhe nachdenkt. Davon abgesehen, dass es für Silber keinen „fairen“, korrekten Preis gäbe – das ist bei Gold nicht anders. Es ist genau das wert, was in diesem Moment jemand dafür bezahlt. Das kann man nie eingrenzen … oder doch?

Expertenmeinung: Man kann zumindest nach Anhaltspunkten suchen, die bestimmte Handlungsmöglichkeiten als sinnvoller erscheinen lassen als andere. Zwei würden mir dazu hier einfallen:

Silber: Chart vom 10.10.2025, Kurs 50,07 US-Dollar, Kürzel: XAGUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Silber: Chart auf Wochenbasis vom 10.10.2025, Kurs 50,07 US-Dollar, Kürzel: XAGUSD | Quelle: TWS

Erstens haben wir hier gerade das Gegenteil eines Crashs im Kursbild: eine „Fahnenstange“. D. h. die Kurse steigen immer schneller, was das Risiko eines „blow off“ erhöht, sprich eines abrupten Abwärtsrucks, der mindestens die gleiche Dynamik entwickelt wie die Kaufwelle zuvor, oft aber noch extremer abläuft. Wobei man nie sicher sein kann, wann diese Fahnenstange bricht. Stellt man sich die Sache aber im geistigen Auge auf den Kopf und würde sich vorstellen, eine Aktie, ein Index oder auch Silber selbst würden mit dieser Dynamik auf den tiefsten Stand aller Zeiten fallen: Wäre es da wirklich überraschend, wenn viele sich entschließen, zuzugreifen und damit die Baisse zu beenden?

Genauso könnten hier jederzeit Gewinnmitnahmen erfolgen, die so umfassend ausfallen, dass das die Rallye beendet. Hier also mal bei bestehenden Positionen einen Teil zu derart grandiosen Kursen zu verkaufen, kann vermutlich nicht schaden. Hier jetzt erst, angesteckt von diesem irren Momentum, neu auf der Long-Seite einzusteigen, das wäre hingegen halsbrecherisch riskant. Aber wenn man Teilgewinne mitnimmt – was tut man mit der restlichen Long-Position?

Hierzu fällt als Zweites auf, dass der Aufwärtstrend gleitende Durchschnitte als „Leitstrahl“ hat, wobei das Zeitraster der jeweils entscheidenden Linie mit steigender Dynamik der Rallye kürzer wird. Während der Silberpreis im Mai noch die im Chart auf Tagesbasis schwarz eingezeichnete 100-Tage-Linie als „Stütze“ hatte, wurde es ab Juni die 50-Tage-Linie (blau). Und zuletzt war es die 20-Tage-Linie (violett), die der Kurs Mitte September erfolgreich testete und von dort aus den laufenden Rekordimpuls startete.

Bei einem Teil bestehender Long-Trades den Gewinn ins Trockene zu bringen und für den Rest einen Stop-Loss anzusetzen, den man mit einem „Rangierabstand“ von ein bis zwei Prozent unter der 20-Tage-Linie ansiedelt (und mit deren Anstieg sukzessiv nachzieht), erscheint aktuell die sinnvollste Lösung zu sein. Nicht sinnvoll: Long neu einsteigen oder zukaufen. Noch viel weniger sinnvoll: Short-Positionen!

Silber: Chart auf Monatsbasis vom 10.10.2025, Kurs 50,07 US-Dollar, Kürzel: XAGUSD | Quelle: TWS
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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Erst vor einer Woche hatte ich an dieser Stelle einen Blick auf einen dynamisch steigenden Silberpreis geworfen. Seither ist er um weitere drei Prozent gestiegen und nähert sich den historischen Rekorden. Wäre ein Kurs um 50 US-Dollar für eine Feinunze wirklich möglich?

Man sollte das Pferd vielleicht von der anderen Seite her aufzäumen und fragen: Warum sollte das denn nicht möglich sein? Natürlich können die „alten“ Hochs der Jahre 1979/1980 und 2010/2011 zwischen 48,70 und 49,82 (bzw., wenn man das Intraday-Hoch 1980 nimmt, 52,50) US-Dollar psychologische Hürden sein. Aber es sind eben sehr weit zurückliegende Kursmarken – ob die eine bullische Stampede bremsen, ist offen. Und als faktische Widerstandsmarken in der Form, dass diejenigen, die damals an den Hochs gekauft hatten und jetzt bei Erreichen ihres Einstiegskurses verkaufen, taugen diese Hochs nichts. Das ist definitiv zu lange her, als dass dieser Aspekt eine Bremswirkung entfalten könnte.

Hinzu kommt, dass Gold und Silber zum einen den Nimbus eines „sicheren Hafens“ haben und zum anderen kein „fairer“ Wert zu ermitteln ist. Silber ist immer genau das wert, was der letzte Käufer gerade am Markt dafür bezahlt hat. Und damit kann es auch nicht „zu teuer“ oder „zu billig“ auf Basis irgendwelcher Rechenmodelle werden. Und das mit dem „sicheren Hafen“ ist nicht nur der Faktor, der den Kurs momentan so zügig höher treibt … es kann auch ein Faktor sein, der nicht nur mittelfristig vorhält, sondern sich noch intensiviert.

Expertenmeinung: US-Notenbankchef Powell erklärte gestern, dass man zwar den inflationstreibenden Effekt der Zölle als „Einmaleffekt“ einordne, der aber durchaus bis Ende 2026 wirken könnte. Und die „Fed“ sei entschlossen sicherzustellen, dass diese zeitliche Einordnung nicht nach hinten korrigiert werden muss. Was übersetzt hieße: Schnelle und weitreichende Zinssenkungen wären mit ihm nicht zu machen.

Donald Trump wirkte gestern in seiner Rede vor der UN und bei einem Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten ungewohnt kämpferisch, man könnte das als „Säbelrasseln“ ansehen. Dass die Chance, dass er mit dem russischen Präsidenten noch zu einem guten Einvernehmen oder gar einem Erfolg kommt, massiv gegen null tendiert, wurde damit bestätigt. Der Eindruck zunehmender geopolitischer und wirtschaftlicher Risiken wird dadurch eher noch intensiver. Und das schlägt sich eben im Silberpreis nieder.

Silber: Tages-Chart vom 23.09.2025, Kurs 44,03 US-Dollar, Kürzel: XAGUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Silber: Tages-Chart vom 23.09.2025, Kurs 44,03 US-Dollar, Kürzel: XAGUSD | Quelle: TWS

Der im April etablierte Aufwärtstrendkanal wurde zu Wochenbeginn nach oben durchbrochen, das scheint die Käufer also nicht zu bremsen. Silber ist auf Tages-, Wochen- und Monatsbasis überkauft, auch das scheint zumindest bis jetzt keinen größeren Abgabedruck auszulösen.

Silber: Monats-Chart vom 23.09.2025, Kurs 44,03 US-Dollar, Kürzel: XAGUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Silber: Monats-Chart vom 23.09.2025, Kurs 44,03 US-Dollar, Kürzel: XAGUSD | Quelle: TWS

Und von einer zeitnahen Aufhellung der Lage dahingehend, dass den Käufern bei Silber auf einmal die Argumente abhandenkämen, ist bis jetzt nichts zu sehen. Und es wäre, realistisch betrachtet, auch eine Überraschung. Das Umfeld passt, das Momentum der Hausse passt und ein „zu teuer“ gibt es nicht, daher:

Silber ist hochvolatil, da ist grundsätzlich mal rein gar nichts unmöglich. Korrekturen, auch scharfe, können somit jederzeit einsetzen. Aber sie müssen es eben nicht. Daher wäre nicht nur ein Anlauf in die immer näherkommende Region um 50 US-Dollar pro Feinunze möglich, sondern, im Prinzip, auch darüber hinaus. Vor allem, wenn es an den Aktienmärkten zu stärkerem Druck kommen sollte und das dort freiwerdende Kapital nach Alternativen sucht.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Bis Juni war Silber weit weniger dynamisch nach oben unterwegs als Gold. Doch seither hat sich das erheblich geändert, mittlerweile liegt Silber in der bisherigen 2025er-Performance vorne. Und das muss noch nicht alles sein, Silber ist sehr volatil. Aber Vorsicht, denn …

… Volatilität bedeutet dynamische Impulse in beide Richtungen, d.h. bei starken Aufwärtstrends ist bei Silber nichts unmöglich. Alleine weil es marktenger ist als Gold, können auch Korrekturen und, möglicherweise, ein abruptes Ende der Hausse entsprechend schnell und weitreichend ablaufen. Wobei das im Hier und Jetzt nur eine Art „Warnhinweis“ ist, denn aktuell passt in Sachen Aufwärtsdynamik bei Silber alles:

Silber: Monatschart vom 16.09.2025, Kurs 42,56 US-Dollar, Kürzel: XAGUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Silber: Monatschart vom 16.09.2025, Kurs 42,56 US-Dollar, Kürzel: XAGUSD | Quelle: TWS

Wir sehen im langfristigen Chart auf Monatsbasis, dass das Edelmetall jetzt die Widerstandszone 35,39 zu 37,49 US-Dollar im zweiten Anlauf mit großem Schwung überwunden hat, nachdem ein Ausbruchsversuch im Juli noch gescheitert war. Aus rein charttechnischer Sicht wäre der Weg damit an die nächste Widerstandszone frei, die sich aus den Hochs des Jahres 2011 bei 48,58 und 49,82 US-Dollar zusammensetzt.

Super-Haussen gab es hier 1979 ebenso wie 2010/2011. 1979 sauste der Kurs pro Feinunze bis auf 48,70 US-Dollar (intraday am 18. Januar 1980 sogar bei 52,50 US-Dollar) nach oben, 2011 erreichte er 49,82 US-Dollar. Angesichts des bei Silber oft zu beobachtenden Phänomens besonders extremer Trenddynamik wäre ein erneuter Anlauf an diese alten Bestmarken also durchaus möglich. Und sie könnten, müssen den Kurs aber nicht im Zuge seiner Hausse, die gerade neue Dynamik erlangt hat, stoppen. Aber:

Expertenmeinung: Der Chart auf Monatsbasis macht sehr deutlich, dass diese Sache mit der hohen Dynamik für beide Richtungen gilt. 2011 ging es mit Silber auf einmal in mehreren hochvolatilen Impulsen drastisch abwärts, 1980 war die Sache genauso abgelaufen. Von gemütlichen, monatelangen Toppbildungen, in denen sich besonnene Anleger auf eine Wende einstellen können, war da keine Spur. Und man sollte nicht damit rechnen, dass es diesmal anders käme.

Nicht nur, weil Silber ein eher enger Markt ist, so dass unerwartet starke Ungleichgewichte bei Angebot oder Nachfrage starke Bewegungen nach sich ziehen. Silber ist zudem, ebenso wie Gold und die Edelmetalle an sich, ein sehr emotional behaftetes Asset. Dass Gold und Silber derzeit kräftig zulegen, während man am Aktienmarkt weiterhin verbissen versucht, das Lied der ewigen Hausse zu singen, ist zwar momentan eher ein Argument für weiter steigende Kurse. Denn sollten die großen Aktienindizes nicht nur wie aktuell an Schwung verlieren oder stagnieren, sondern tatsächlich kippen, würde ein starker Trend in einem für viele als „sicherer Hafen“ angesehenen Asset wie Silber allerhand freiwerdendes Kapital anziehen – dann wäre auf der Oberseite nichts unmöglich. Doch steigende Trenddynamik erhöht eben auch das Risiko eines abrupten Abrisses der Rallye, denn:

Gerade weil wir hier von einem emotionalen Basiswert sprechen, der zugleich hochvolatil ist, ist Silber eigentlich nur für erfahrene Trader geeignet, die mit absoluter Konsequenz vorgehen und Trends emotionslos in beide Richtungen umsetzen. Kommt es indes zu einer Kaufwelle mit unerfahrenen Käufern, ist das Risiko, dass kleine Irritationen Korrekturen auslösen und die – weil unerwartet – dann große Verkaufswellen nach sich ziehen, nicht zu unterschätzen. So spannend Silber auch wirkt:

Silber: Tageschart vom 16.09.2025, Kurs 42,56 US-Dollar, Kürzel: XAGUSD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Silber: Tageschart vom 16.09.2025, Kurs 42,56 US-Dollar, Kürzel: XAGUSD | Quelle: TWS

Man sollte kein Einsteiger sein, wenn man hier mitmischen will. Stoppkurse, idealerweise als Stop Loss-Verkaufsorders gestaltet, sind hier Pflicht, egal, ob in einer Auf- oder Abwärtsbewegung. Aktuell wäre ein Stop Loss etwa ein bis anderthalb Prozent unter der momentan die Hausse offenbar führenden, im Chart auf Tagesbasis blau eingezeichneten 50-Tage-Linie zu überlegen. Eine Linie, die momentan zwar erst bei 39 US-Dollar angekommen ist, aber dem Kurs zügig hinterher läuft.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.