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Auf dünnem Eis tanzt es sich gefährlich. Aber beim Euro Stoxx 50 gelingt den Eistänzern gerade eine perfekte Figur: rein charttechnisch tadellos. Was bleibt, ist das Risiko seitens der Rahmenbedingungen. Das umso größer wäre, wenn zu viele sich dessen nicht bewusst sind.
Genauso muss ein Ausbruch nach oben aussehen. Der Euro Stoxx 50 überwand das alte Rekordhoch vom März bei 5.568 Punkten, setzte dann aber unter dem Eindruck der am 10. Oktober verkündeten 100-Prozent-Zolldrohung Trumps gegen China zurück und rutschte dadurch unter das März-Hoch. Die Bullen waren gefordert – und sie lieferten:

Der Schlüsseltag war der vergangene Dienstag. Zunächst war der europäische Leitindex weiter abgerutscht. Aber dann wurden die Bullen aktiv, grenzten die Verluste erheblich ein und erreichten so im Candlestick-Chart einen „Dragonfly Doji“. Ein nicht ganz so starkes Signal, wie es ein „Hammer“ gewesen wäre, aber es reichte. Es reichte, weil es dadurch zugleich gelang, die unter dem März-Hoch gelegene Supportzone aus den Zwischenhochs der Monate Mai bis August bei 5.467/5.511 Punkten zu verteidigen und über der am Tagestief schon verloren geglaubten 20-Tage-Linie zu schließen.
Alleine für sich genommen wäre das noch nicht genug gewesen, um das Risiko eines erneuten Abwärtsschubs zu bannen, aber die nötigen Anschlusskäufe kamen ja. Am Freitag wurde die 20-Tage-Linie erneut getestet und gehalten – und zum Wochenstart lief der Euro Stoxx 50 dann über das vorherige, am 2. Oktober bei 5.674,55 Punkten markierte Verlaufshoch hinaus. Allerdings bisher noch nicht signifikant. Könnte das ein Problem werden?
Expertenmeinung: Das könnte es, falls wir heute oder in den kommenden ein, zwei Tagen einen deutlicheren Rücksetzer sehen sollten. Das sollte man einkalkulieren. Damit fest zu rechnen oder gleich aktiv darauf zu wetten, wäre aber sehr riskant. Denn das bullische Lager hat gerade Präsenz gezeigt, hat bewiesen, dass es den Index drehen kann, wenn die Aufwärtstendenz wackelt. Wenn es irgendwie machbar ist, wird man daher wohl nichts anbrennen lassen und einen soliden Abstand zum Hoch vom 2.10. bei 5.674,55 Punkten erzeugen. Aber!
Charttechnische Perfektion alleine kann Kurse bisweilen erstaunlich lange und weit tragen, weil viele Marktteilnehmer davon hinreichend beeindruckt sind, um sich nicht gegen den Trend zu stellen … auch, wenn die Rahmenbedingungen das eigentlich zulassen oder unterstützen würden. Aber wenn man das Gefühl bekommt, mit seiner Skepsis über die Tragfähigkeit des Eises alleine dazustehen, bleibt man tendenziell investiert und folgt dem Trend.
Das geht aber nur gut, wenn nicht plötzlich doch ein Stock zwischen die Kufen fliegt. Die Sache mit den Zöllen? Das ist jederzeit möglich. Allerdings hat die Käuferseite einen möglichen Vorteil: Der Showdown steht erst im Zuge des APEC-Gipfels am 31.10. bzw. 1.11. an. So lange wird es Sprüche geben, die den Markt beruhigen sollen, aber keine Fakten. Bis dahin könnten die bullischen Trader also womöglich ohne Sorge vor irgendeiner Aussage, die die Hausse binnen Sekunden zu Staub zerfallen lässt, weitermachen.
Allerdings stehen jetzt auch die ersten wichtigen Quartalsbilanzen an, die des Index-Schwergewichts SAP stehen unmittelbar bevor. Auch da sollte besser nichts schiefgehen, sonst kann es schnell vorbei sein mit diesem virtuosen Lauf der Bullen. „Kann“ heißt aber nicht „muss“, daher: Unmöglich ist nach oben kurzfristig grundsätzlich nichts. Aber das wäre kein Argument, um hier ohne Stop-Loss-Absicherung unterwegs zu sein!

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