Nach einem rasanten Kursanstieg ist die Aktie wieder zurückgekommen. Könnte das die letzte Gelegenheit zum Einstieg sein, bevor der Gewinn um mehr als 80 % steigt?
Nach der Veröffentlichung des letzten Artikels zu Vusiongroup ist die Aktie wie von der Tarantel gestochen in die Höhe geschossen – binnen weniger Wochen kletterte der Kurs von 191 auf 278 Euro.
Doch wie so oft folgt auf Ebbe Flut und umgekehrt. Egal wie gut die Geschäftszahlen sind, irgendwann kommt es zu einer Korrektur. Für Investoren, die nach dem ersten Artikel nicht zugeschlagen haben, könnte der Rücksetzer auf 216 Euro eine Einstiegsgelegenheit sein.
Denn fundamental hat sich zwischenzeitlich nichts verschlechtert, das Geschäft von Vusiongroup brummt.
Vom Preisschild zum Milliardenmarkt
Die Geschichte der VusionGroup liest sich wie eine moderne Version der alten Börsenweisheit: „Oft steckt hinter dem Offensichtlichen viel mehr, als man zunächst glaubt.“
Die Erfolgsgeschichte von Vusiongroup begann mit elektronischen Regaletiketten (Electronic Shelf Labels, ESL). Was zunächst nach einem belanglosen Nischenprodukt aussieht, hat sich als Eintrittskarte in einen gigantischen Wachstumsmarkt entpuppt.
Denn moderne Handelsketten kämpfen mit steigenden Kosten, einem harten Preiswettbewerb, wachsenden Kundenanforderungen und dem Druck, nachhaltiger zu werden. Genau hier setzt VusionGroup an und ermöglicht Preisanpassungen in Echtzeit: statt mühsam Tausende von Papieretiketten zu wechseln.
Das führt zu weniger Personaleinsatz, weniger Fehlern, mehr Flexibilität und geringeren Kosten.
VusionCloud & Captana
Doch die elektronischen Preisschilder waren nur der Anfang. Heute versteht sich VusionGroup als Plattformanbieter für den vernetzten Einzelhandel. Mit VusionCloud und Captana wurde das Angebot um KI-gestützte Echtzeitdatenanalyse, Computer Vision und automatisierte Bestandsüberwachung erweitert.
Das ist das Alleinstellungsmerkmal von VusionGroup. VusionCloud dient als zentrales Betriebssystem für Smart Stores. Sie verknüpft Datenströme aus Filialen, Geräten und Backend-Systemen in Echtzeit und schafft so eine ganzheitliche Sicht auf den Point of Sale.
Ergänzt wird das durch Captana, eine KI-gestützte Lösung für Computer Vision, die Out-of-Stock-Situationen in Echtzeit erkennt und automatisch Handlungsempfehlungen ausgibt. Durch solche Funktionen hebt sich VusionGroup nicht nur technologisch, sondern auch hinsichtlich operativer Effizienz und Kundenbindung klar vom Wettbewerb ab.
Bei den Kunden kommt das an
Die Systeme von Vusion sind inzwischen so stark in die Betriebsabläufe von Supermärkten integriert, dass darüber sogar die Nachbestellung von Ware abgewickelt wird.
Dank digitaler Regaletiketten und KI-gestützter Regalüberwachung erhalten Einzelhändler Informationen darüber, wenn Bestände zur Neige gehen. Dadurch können Hinweise für Nachbestellungen generiert oder direkt an die Zentrale geschickt werden, wo dann für Nachschub gesorgt wird.
Bei den Kunden kommt das alles gut an. In den letzten fünf Geschäftsjahren hat sich der Umsatz von 290 auf 955 Mio. Euro vervielfacht.
Die Expansion wurde nahezu vollständig aus dem laufenden Cashflow finanziert. Die Zahl der Aktien ist in dieser Zeit nicht gestiegen und die Schulden bewegen sich auf einem niedrigen Niveau.
Im Geschäftsjahr 2021 ist der Sprung in die Profitabilität gelungen. Seitdem ist das Ergebnis dynamisch von 0,13 auf 3,00 Euro je Aktie gestiegen.
Im laufenden Geschäftsjahr setzt sich dieser Trend konsequent fort.
Wachstumsdynamik geht durch die Decke
Wie bereits in der letzten Analyse aufgezeigt, konnte der Umsatz in Q1 um 25,2 % auf 215,2 Mio. Euro gesteigert werden.
Den Gewinn meldet das Unternehmen in den Updates nicht.
Gleichzeitig läuft eine zunehmende Umstellung auf wiederkehrende Umsätze, also eine Verbesserung der Umsatzqualität.
Die wiederkehrenden Umsätze im Bereich VAS (Software, Services and Solutions) kletterten auf Jahressicht um 35 %.
Im zweiten Quartal hat die Dynamik weiter zugenommen. Im ersten Halbjahr kletterte der Umsatz um 50 % auf 612,9 Mio. Euro.
Das Auftragsaufkommen verbesserte sich um 22 % auf 873 Mio. Euro und liegt somit deutlich über dem Umsatz. Daher ist eine Fortsetzung des dynamischen Wachstums wahrscheinlich.
Der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr wurde bestätigt. Vusiongroup stellt für 2025 ein Umsatzwachstum von 40 % und eine „verbesserte Profitabilität“ in Aussicht. Das VAS-Geschäft soll um 80 % wachsen.
Im Klartext heißt das, dass Vusion einen gewaltigen Gewinnsprung erwartet.
Ausblick, Bewertung und der Grund für den Kurssturz
Zum Zeitpunkt der letzten Analyse lagen die Konsensschätzungen für das Ergebnis in diesem Jahr je nach Quelle bei 5 bis 7 Euro.
Inzwischen sehen die zurückhaltendsten Schätzungen einen Gewinnsprung um 83 % auf 5,50 Euro je Aktie vor.
Je nachdem kommt Vusiongroup auf ein KGVe zwischen 30,7 und 39,0. Das ist nicht gerade wenig, aber in Anbetracht der enormen Wachstumsraten, der ungebrochenen Nachfrage der Kundenseite und dem größer werdenden Teil an wiederkehrenden Umsätzen vertretbar.
In den kommenden beiden Geschäftsjahren werden ebenfalls Gewinnsprünge um 40 % und mehr erwartet (p. a.).
Vielleicht fragen sie sich noch immer, warum die Aktie bei dieser Nachrichtenlage wieder zurückgekommen ist. Die Antwort darauf ist einfach. Am 30. Juli gab Walmart an, seine Beteiligung an Vusion reduzieren und 650.000 Aktien des Unternehmens verkaufen zu wollen.
Nach dem Verkauf hält Walmart über Bezugsrechte noch etwa 6,5 % der Anteile an Vusiongroup.
Der US-Einzelhandelskonzern war im Zuge einer strategischen Kooperation im Jahr 2023 bei Vusion eingestiegen.

Die Nachricht vom Verkauf ereilte die Aktie direkt am Allzeithoch und hat den Kurs unmittelbar unter Druck gesetzt. Durch den laufenden Rücksetzer ist Vusiongroup wieder zum Ausbruchsniveau bei 206 – 215 Euro zurückgekommen.
Gelingt auf diesem Niveau eine Trendwende, könnte das die nächste Rallyephase einleiten.
Fällt die Aktie hingegen unter 206 Euro, muss mit weiteren Kursverlusten in Richtung 181 – 188 Euro gerechnet werden.
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