Morningstar ist mehr als Sterne und Zahlen – es ist eine datengetriebene Plattform, die weltweit Investmententscheidungen beeinflusst.
Morningstar kennt so gut wie jeder Börsianer, erstaunlicherweise fliegt die Aktie trotzdem weitgehend unter dem Radar. Das dürfte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass das Unternehmen trotz eines Börsenwerts von 9,95 Mrd. USD nicht Teil des S&P 500 oder eines anderen Index ist.
Morningstar ist viel mehr
Morningstar gehört zu den bedeutendsten unabhängigen Anbietern von Investmentforschung und Finanzmarktdaten. Das Unternehmen ist vor allem bekannt für seine Fonds-Ratings, die seit Jahrzehnten von Privatanlegern wie von Profis genutzt werden.
Doch diese Wahrnehmung greift zu kurz. Hinter der Marke steht längst ein diversifiziertes Geschäftsmodell, das weit über Sterne-Bewertungen von Fonds hinausgeht und in Bereichen wie Datenanalyse, Technologieplattformen und Nachhaltigkeitsresearch wächst.
Das Kerngeschäft von Morningstar stützt sich heute auf drei Säulen. Den größten Anteil trägt das Lizenzmodell, das stabile und wachsende Einnahmen durch Abonnements generiert. Hierzu zählen Datenservices, die Plattform Morningstar Direct sowie PitchBook und Morningstar Credit, Wealth und Retirement.
Diese Produkte zeichnen sich durch hohe Margen und starke Kundenbindung aus. Daten zu Fonds, Aktien, ETFs, Anleihen, Pensionsfonds oder College-Sparplänen bilden die Grundlage für zahlreiche Investmententscheidungen weltweit. Die Daten werden kontinuierlich erweitert– etwa um ESG-Informationen oder Kreditratings – und dadurch für Kunden immer wertvoller.
Unterschätztes Investment-Juwel?
Besonders hervorzuheben ist PitchBook, ein Unternehmen, das Morningstar 2016 vollständig übernommen hat und das seitdem der stärkste Wachstumstreiber im Konzern ist.
PitchBook ist eine Daten- und Analyseplattform für private Märkte, die umfassende Informationen über Venture-Capital-, Private-Equity- und M&A-Transaktionen liefert.
Ein entscheidender Wettbewerbsvorteil liegt in der Tiefe der Informationen: PitchBook sammelt nicht nur öffentlich verfügbare Daten, sondern enthält proprietäre Angaben direkt von Marktteilnehmern – etwa Kapitalstrukturen, Bewertungen oder Details zu Investoren und Führungskräften.
Diese Daten sind einzigartig und nur schwer nachzubilden, was PitchBook eine zunehmend dominante Stellung im Bereich Private Markets verschafft.
Das „klassische“ Morningstar-Geschäft wird dabei häufig unterschätzt. Zwar stehen Fondsratings und Research-Berichte weiterhin im Vordergrund der öffentlichen Wahrnehmung, doch auch abseits davon verzeichnet das Unternehmen nennenswertes Wachstum.
In den letzten Jahren hat Morningstar sein Angebot an Asset-basierten Lösungen deutlich ausgebaut. Dazu gehören Managed Portfolios, Workplace Solutions für betriebliche Altersvorsorge und eigene Indexprodukte.
Daher legt Morningstar inzwischen auch separate Geschäftszahlen zu den Bereichen Credit, Wealth und Retirement vor.
Morningstar ist damit weit mehr als ein Fondsrating-Anbieter. Das Unternehmen hat sich zu einem breit aufgestellten, globalen Daten- und Analysehaus entwickelt, das im Wettbewerb mit FactSet, MSCI oder S&P Global eine zunehmend eigenständige Position einnimmt.
Beeindruckende Erfolgsbilanz
Die langfristige geschäftliche Entwicklung spiegelt die starke Positionierung im Investment-Umfeld wider.
In der zurückliegenden Dekade konnte der Umsatz von 789 Mio. auf 2,28 Mrd. USD nahezu verdreifacht werden. Bemerkenswert ist, wie konstant das Wachstum ist, denn es gab kein einziges Jahr, in dem der Umsatz nicht gestiegen ist.
Der Gewinn kletterte im selben Zeitraum von 3,00 auf 7,89 USD je Aktie, was einem durchschnittlichen Anstieg von über 16 % p.a. entspricht.
Das Wachstum wurde nahezu vollständig aus dem laufenden Cashflow finanziert. Kapitalerhöhungen wurden nicht geführt und die Nettoschulden belaufen sich lediglich auf knapp über eine Milliarde Dollar.
Aber geht das auch so weiter?
Zuletzt ist die Aktie erheblich unter die Räder gekommen und im Zuge der Recherche war es schwer bis unmöglich, greifbare Gründe dafür zu finden.
Einer der Auslöser dürfte das schwache Geschäft bei FactSet sein. Nach den Quartalszahlen von FactSet am 18. September ist die Aktie von Morningstar ebenfalls erheblich unter die Räder gekommen.
Darüber hinaus scheint die grundlegende Sorge zu herrschen, dass das Geschäft zunehmend von KI disruptiert wird, da dadurch vermeintlicherweise alle Daten per Knopfdruck und obendrein auch noch strukturiert verfügbar sind.
Damit könnte sich der Markt allerdings grundlegend verschätzen, denn im Investment-Umfeld geht es vor allem um Datenqualität und Verlässlichkeit. Die Daten von Morningstar erfüllen diese hohen Standards im Gegensatz zu anderen Quellen, auf die eine KI zugreifen kann.
Hinzu kommt eine händische Prüfung durch Experten und das über viele Jahre aufgebaute Expertenwissen.
Ich bin bekanntermaßen bereits seit Jahren bullisch in Bezug auf das Thema KI und habe mich wortwörtlich unzählige Male positiv zu allen möglichen KI-Gewinnern geäußert.
Aber in einer Welt, in der man geradezu mit Daten bombardiert wird, steigt aus meiner Sicht der Wert von bestätigten und geprüften Informationen – er sinkt nicht.
Umso mehr gilt das für Daten, die nicht öffentlich zugänglich sind, was in gewissen Bereichen auf Morningstar selbst und in größerem Umfang auf Pitchbook zutrifft.
Aktie unter Druck – aber wie gerechtfertigt ist die Skepsis?
Es ist zwar richtig, dass sich das organische Wachstum von Morningstar zuletzt verringert hat, aber wie sicher können wir sein, dass das auf KI zurückzuführen ist, und es dauerhaft so bleiben wird?
Das Wachstum von Morningstar hat Mitte 2023 ebenfalls eine Delle verzeichnet und sich anschließend wieder erholt.
Die großen KI-Systeme wie ChatGPT sind nun bald 3 Jahre öffentlich zugänglich und trotzdem hat sich die Erfolgsgeschichte von Morningstar fortgesetzt. Der Umsatz ist kontinuierlich gestiegen und der Gewinn ebenfalls.
Im laufenden Geschäftsjahr sieht das nicht anders aus. Im ersten Quartal konnte der Umsatz um 7,2 % auf 582 Mio. USD und der Gewinn um 28,9 % auf 2,23 USD je Aktie gesteigert werden.
In Q2 lag der Gewinn mit 2,40 USD je Aktie weit über den Schätzungen von 2,20 USD. Mit einem Umsatz von 605,1 Mio. USD wurden die Erwartungen erfüllt.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 5,8 % und einem Gewinnsprung um 19,4 %.
Die Säulen des Erfolgs
Das Wachstum erstreckt sich über nahezu alle Geschäftsbereiche. Morningstar Direct verzeichnete ein Umsatzplus von 6,2 % auf 209,2 Mio. USD und das operative Ergebnis verbesserte sich um 10,3 % auf 96,3 Mio. USD – die Margen sind außerordentlich hoch.
Sollte die KI-These der Bären stimmen, müsste dieses Segment eigentlich am stärksten leiden.
Pitchbook wurde seinem Ruf als Wachstumstreiber erneut gerecht und erreichte ein Umsatzplus von 9,8 % auf 166,5 Mio. USD und einen Gewinnsprung um 11,6 % auf 52,8 Mio. USD.
Morningstar Credit rangierte mit einem Umsatzplus von 9,5 % auf 85 Mio. USD nur knapp dahinter, das operative Ergebnis verbesserte sich um 9,3 % auf 30,5 Mio. USD. Morningstar Wealth konnte immerhin um 2,7 % auf 64,3 Mio. USD wachsen, wobei das organische Wachstum bei 7,2 % lag.
Das operative Ergebnis verbesserte sich von -2,2 auf +3,0 Mio. USD.
Das einzige Sorgenkind im Konzern ist die kleinste Konzernsparte. Morningstar Retirement verzeichnete ein Umsatzminus von 2,7 % auf 32,4 Mio. USD und einen Rückgang des operativen Ergebnisses um 11 % auf 15,4 Mio. USD.
Trotz der verhältnismäßig niedrigen Wachstumsraten gelingt es Morningstar, den Gewinn in erheblichem Umfang zu steigern.
Das ist vor allem auf die anhaltende Kostendisziplin sowie sinkende Zinskosten zurückzuführen.
Operative Hebel
Während der Umsatz von Morningstar um 5,8 % auf 605,1 Mio. USD gesteigert werden konnte, kletterten die operativen Kosten nur um 3,8 % auf 480,8 Mio. USD. Das führte wiederum dazu, dass das operative Ergebnis um 15,3 % auf 125,1 Mio. USD gesteigert werden konnte.
Ferner waren die Zinskosten von 10,3 auf 7,4 Mio. USD rückläufig.
Nennenswerte geschäftliche Probleme sind nicht erkennbar, auch wenn der Kursverlauf etwas anderes vermuten lässt.
Daher ist Morningstar dazu übergangenen, in nennenswertem Tempo eigene Aktien zurückzukaufen.
Im Jahresverlauf hat das Unternehmen 766.641 Aktien einzogen, wodurch die Zahl der ausstehenden Papiere von 42,9 auf 42,2 Millionen Stück reduziert wurde.
In Summe haben all diese Faktoren dazu geführt, dass das Ergebnis (non-GAAP) um 19,4 % gesteigert werden konnte, nach GAAP wurde sogar ein Anstieg um 30,6 % erreicht.
Den derzeitigen Konsensschätzungen zufolge soll das Ergebnis in diesem Jahr um 15 % auf 9,10 USD je Aktie steigen.
Morningstar kommt demnach auf eine forward P/E von 25,9. Im Verhältnis zu den vorliegenden Wachstumsraten und den Charakteristiken des Geschäftsmodells ist das angebracht. Im langjährigen Durchschnitt liegt die P/E bei 39,9 und fast durchweg bei Werten von über 30.

Aus technischer Sicht ist die Aktie in einen interessanten Bereich zurückgekommen. Bei 232, 222 und 212 USD liegen drei zentrale Unterstützungen. Darüber hinaus bieten hier mehrere langfristige Aufwärtstrends zusätzlichen Support.
Es wäre durchaus möglich, dass die Aktie in diesem Bereich das finale Tief ausbildet. Gelingt ein Anstieg über 251 USD, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 270 und 282 – 290 USD.
Aus Sicht der Bullen sollte die Aktie nicht unter 212 USD fallen.
Mehr als 13.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.
Ihre Ordergebühren sind zu hoch? Mein Broker ist LYNX.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen