Hermès steht weiter deutlich besser da als andere Aktien aus der Luxusgüter-Branche. Sogar ein mittel- bis langfristiger Aufwärtstrend ist noch intakt. Aber das bedeutet nicht, dass die Aktie bullisch wäre. Den Startschuss dafür hatte man sich zwar gestern erhofft, aber: zu früh gefreut.
Zeitweise hatte der Luxusgüter-Branchenprimus Hermès am Donnerstag 2,9 Prozent zugelegt, zum Handelsende waren davon aber gerade einmal 0,2 Prozent übriggeblieben. Am Morgen hatte man rasant gestiegene US-Index-Futures und stark angezogene Indizes in Asien gesehen. Man hatte die Meldung registriert, ein US-Bundesgericht habe Trumps Zoll-Zirkus gestoppt. Und zog die Schlussfolgerung, dass die Gefahr, dass drastische US-Einfuhrzölle den Absatz von Hermès‘ Waren in den USA massiv unter Druck setzen, vorüber ist.
Aber da hatte man sich eben zu früh gefreut. Denn Experten wiesen schnell darauf hin, dass sich die US-Regierung davon wohl kaum stoppen lassen werde. Berufung wurde sofort eingelegt. Zudem erfolgt heute der Gang zum obersten Bundesgericht, um die richterliche Anordnung, die Zölle sofort auszusetzen und nicht mehr zu aktivieren, zu stoppen. Und man wies auch darauf hin, dass die Gesetzeslage Donald Trump auch noch andere Wege als den bislang gewählten (Verhängung des „nationalen Notstands“) offenlässt, um mit dieser Zoll-Manie weiterzumachen und dabei die Kongresskammern zu umgehen. Kurz: Das Damoklesschwert schwebt weiter über der Weltwirtschaft … und über Hermès.
Doch könnte sich die Aktie nicht auch ohne ein Ende dieses Zollstreits nach oben lösen? Immerhin machte der Umsatz im gesamten amerikanischen Kontinent im ersten Quartal nur 17 Prozent des Gesamtumsatzes aus und hatte zum Vorjahreszeitraum sogar zugelegt. Und da sind alle anderen Länder Nord-, Mittel- und Südamerikas mit eingerechnet. Zudem ist Hermès das derzeit stärkste der großen Luxusgüterunternehmen, hier steigt der Umsatz, wo er bei den anderen sinkt. Reicht das den Bullen nicht?
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Expertenmeinung: Das würde es vermutlich, wenn man all das nicht bereits eingepreist hätte. Der Chart zeigt zwar, dass die Hermès-Aktie zuletzt deutlich unterhalb des im Februar erreichten Rekordhochs nach unten gedreht hat und damit in einem Abwärtstrend läuft. Aber in der nächsthöheren Zeitebene, dem mittel- und langfristigen Zeitraster, finden wir noch einen seit 2022 laufenden, intakten Aufwärtstrend vor. Nur die Schweizer Richemont kann so etwas auch noch vorweisen, aber dort fällt der Steigungswinkel des Aufwärtstrends deutlich flacher aus als bei Hermès.

Die alte Regel, dass man, wenn man sich als Anleger in eine Branche „einkauft“, am besten die Aktie des ertragsstärksten Unternehmens wählen sollte, hat ihre Berechtigung. Bei den Luxusgütern haben das aber derart viele getan, dass die Aktie zwar besser dasteht als andere in der Branche, zugleich aber drastisch überbewertet ist.
Ein Kurs-/Gewinn-Verhältnis von sagenhaften 53 auf Basis der 2025er-Gewinnschätzungen ist äußerst hoch … und würde sich auch in den kommenden fünf Jahren nur auf etwa 30 verringern, sofern die Prognosen der Analysten in Bezug auf die kommenden Gewinnsteigerungen eintreten sollten. Aber auch das nur, wenn die Gewinne steigen, die Aktie aber nicht. Sprich: Wenn der Kurs jetzt bleibt, wo er ist und der Unternehmensgewinn kontinuierlich zulegt, wäre Hermès in fünf Jahren einigermaßen günstig bewertet. Diese Rechnung machen zwar nicht alle auf. Aber wer das tut, dürfte in die Käufe anderer eher verkaufen.
Die Aktie müsste zumindest über das letzte Zwischenhoch bei 2.606 Euro hinaus und dieser Ausbruch müsste von positiven Fakten begleitet sein, dann könnte man sich die Aktie zumindest als reine Trading-Position überlegen, aber vorerst dürfte der Deckel, der durch dieses hohe Kurs-/Gewinn-Verhältnis auf Hermès lastet, zu schwer für einen echten, nachhaltigen Aufwärtsimpuls sein.
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