Novo Nordisk erlebt einen dramatischen Kursverfall, während Eli Lilly trotz starker Zahlen unter Druck steht. Anleger stehen vor schwierigen Fragen.
Zwei ungleiche Platzhirsche
Novo Nordisk befindet sich bereits seit einiger Zeit im freien Fall und hat fast zwei Drittel an Wert verloren. Die Aktie ist ein mahnendes Beispiel dafür, dass man Aktien nicht hinterherlaufen sollte.
Eli Lilly hat sich im Vergleich dazu gut gehalten, doch jetzt bröckeln auch hier die Kurse.
Obwohl die beiden Unternehmen direkte Konkurrenten sind, ist die aktuelle Lage an der Börse und auch geschäftlich grob unterschiedlich.
Wie ist die aktuelle Lage einzuschätzen? Handelt es sich um Kaufgelegenheiten, oder fangen die Probleme gerade erst an?
Eli Lilly und Novo Nordisk sind die beiden weltweiten Marktführer für Diabetes- und Adipositas-Medikamente.
Das hat bei beiden Unternehmen zu einem massiven Wachstum geführt.
Der Gewinn von Eli Lilly ist in den letzten fünf Geschäftsjahren von 7,93 auf 12,99 USD je Aktie gestiegen. Das Ergebnis von Novo Nordisk ist im selben Zeitraum sogar von 9,01 auf 22,63 DKK je Aktie geklettert.
Wachstumsdynamik lässt nach
Novo Nordisk konnte den Markt für GLP-1-Antagonisten anfangs dominieren, inzwischen hat jedoch Eli Lilly die führende Rolle übernommen.
Aus diesem und anderen Gründen hat sich das Wachstum bei Novo Nordisk spürbar verringert, was zu einem regelrechten Kollaps der Aktie geführt hat.
Inzwischen dürfte die Sache zu weit geführt haben. Das Unternehmen wurde in einer Art abgestraft, die nur Sinn ergeben würde, wenn die Wachstumsraten auf Konzernebene dauerhaft auf ein niedriges einstelliges Niveau sinken würden.
Doch das stellt Novo Nordisk nicht in Aussicht. Das Unternehmen hat die Prognose zwar gekappt, erwartete im laufenden Geschäftsjahr aber ein Umsatzwachstum um 8 – 14 % und einen Anstieg des operativen Gewinns um 10 – 16 %.
Die Erwartungen waren kürzlich noch höher, aber ein Gewinnsprung um 10 % oder mehr ist sicherlich kein Weltuntergang. Die Aktie wurde aber abverkauft, als wäre das der Fall.
Novo bald wieder an der Spitze?
Dabei könnte eine in der Entwicklung befindliche Abnehmpille die Wettbewerbsdynamiken vollkommen umkrempeln. Viele mögliche Patienten dürften davon abgeschreckt sein, dass bei den bisher verfügbaren Präparaten eine Injektion notwendig ist.
Mit der Abnehmpille, die auf denselben Wirkmechanismen beruht und bereits 2026 auf den Markt kommen soll, könnte der potenzielle Markt exponentiell größer werden.
In diesem Bereich scheint Novo Nordisk derzeit die Nase vorn zu haben. In den jüngsten Studien hat die Formulierung von Novo einen Gewichtsverlust von 13,6 % erzielt, während es bei Eli Lilly nur 11,2 % waren.
Aktuell kommt Novo Nordisk auf eine forward P/E von 13,0. Derartige Bewertungen werden im Pharma-Sektor in der Regel für Unternehmen aufgerufen, deren Gewinnsteigerungen im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegen.
Selbst in Zeiten, in denen es Ozempic & Co. noch nicht gab, lag die P/E von Novo Nordisk langjährig bei etwa 20. Man könnte daher argumentieren, dass das Altgeschäft abseits der GLP-1-Antagonisten den absoluten Großteil des heutigen Börsenwerts rechtfertigen würde.
Denn man sollte nicht vergessen: Adipositas und Diabetes sind auch abseits von Ozempic & Co. ein gigantischer Markt (leider).
Das komplette Gegenteil
Während Novo Nordisk also mit einer nachlassenden Wachstumsdynamik zu kämpfen hat, aber womöglich zu stark abgestraft wurde, ist die Situation bei Eli Lilly eine vollkommen andere.
Die US-Amerikaner wachsen mit Volldampf und der Kurs fällt trotzdem.
Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres konnte der Umsatz um 45 % auf 12,73 Mrd. USD und der Gewinn um 29 % auf 3,34 USD je Aktie gesteigert werden. Nach den Quartalszahlen kam es im Mai zu einem Abverkauf von über 900 USD auf 709 USD.
Anschließend tendierte der Kurs seitwärts, bis vergangenen Donnerstag das nächste Update erfolgt ist. Danach sackte der Kurs von 750 auf 625 USD ab. Schaut man sich die Quartalszahlen an, fragt man sich jedoch, warum.
Der Gewinn lag in Q2 mit 6,31 USD je Aktie weit über den Erwartungen von 5,62 USD. Mit einem Umsatz von 15,6 Mrd. USD wurden die Analystenschätzungen von 14,8 Mrd. USD ebenfalls übertroffen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 38 % und einem Gewinnsprung um 61 %.
Kaufgelegenheit oder Anfang einer Baisse?
Das Wachstum hat sich über alle drei zugelassenen Medikamente erstreckt. Mounjaro verzeichnete ein Umsatzplus um 68 % auf 5,20 Mrd. USD, Zepbound legte um 172 % auf 3,38 Mrd. USD zu und Verzenio um 12 % auf 1,49 Mrd. USD.
Die hohe Konzentration ist einerseits ein Vorteil, da sich steigende Umsätze in den einzelnen Medikamenten umgehend auf das Konzernergebnis niederschlagen. Auf der anderen Seite ist eine große Abhängigkeit von drei Medikamenten natürlich auch ein Nachteil. Dieses Problem ist jedoch nicht akut – denn die wichtigsten Patente für Mounjaro laufen erst 2036 aus, bei Zepbound ist das 2039 der Fall und bei Verzenio 2031.
Darüber hinaus hat Eli Lilly die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr von 58 – 61 auf 60 – 62 Mrd. USD erhöht.
Der Gewinn soll auf 21,75 – 23,00 USD je Aktie, statt 20,78 – 22,28 USD je Aktie, steigen.
Eli Lilly kommt demnach auf eine forward P/E von 28,0. Im Vergleich zum Gesamtmarkt ist das relativ hoch, im Gegenzug sind die Wachstumsraten des Unternehmens sehr hoch.
Im kommenden Jahr soll das Ergebnis um 30 % auf 30,00 USD je Aktie steigen. Sollte der Kurs nicht wieder anziehen, würde die P/E dadurch auf 20,9 sinken.

Eli Lilly ist in die Unterstützungszone bei 614 – 645 USD eingetaucht. Auf diesem Niveau verläuft auch der obere Aufwärtstrend.
Fällt die Aktie unter 614 USD, kommt es zu einem Verkaufssignal mit möglichen Kurszielen bei 600 sowie 568 und 532 USD.
Gelingt hingegen ein Anstieg über 645 USD, könnte das eine Erholung in Richtung 690 – 700 oder 720 – 725 USD einleiten. Über 725 USD würde sich das Chartbild nachhaltig aufhellen.
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