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Für erfahrenere Trader waren die neuen Hochs der großen US-Indizes am Freitag absehbar: Dass ein Ausbruch das Ziel zum Wochenschluss war, konnte man bereits am Vortag sehen. Das „Vehikel“, das die Käufe begründen sollte, war zwar eher lahm. Aber ist das ein Problem?
Der Held rettet die holde Maid, die bösen Buben sind am Ende alle hinter Gittern. Helden reiten Schimmel, die Finsterlinge Rappen. Und ein Duell als Showdown, das muss auch sein. Viele Filme liefen jahrzehntelang nach diesem Schema F ab. Und man wusste, bevor die Popcorntüte leer war, wie die Sache ausgehen würde. Trotzdem waren die meisten zufrieden. Weil? Weil sie genau den Verlauf bekamen, der sie zufrieden machte. Damals im Kino. Heute am US-Aktienmarkt.
Ich vermute, dass auch von denen, die bereits am Donnerstagabend wussten, was da am Freitag ablaufen sollte, nur wenige die Stirn gerunzelt hatten, einfach, weil das, was passieren sollte, in ihrem Sinne war. Ein Ausbruch nach oben bekommt eben automatisch den größeren Applaus, weil die erdrückende Mehrheit der Anleger ausschließlich auf steigende Kurse setzt. Was zudem die Sicherheit erhöht, dass ein solcher „Coup“ auch dann gelingt, wenn der gewählte Auslöser gar nicht so bullisch ist, wie er es für kräftige Käufe eigentlich sein müsste.
Das „Vehikel“, der Auslöser? Die US-Verbraucherpreisdaten des Septembers. Verspätet, aber trotz Shutdown geliefert, weil Behörden die Daten brauchen, um Inflationsanpassungen bei der Sozialversicherung vorzunehmen. Dazu braucht es die Inflationsdaten von Juli, August und September. Und die Anpassung muss bis zum 31. Oktober errechnet sein. Wäre das nicht so, hätten wir diese Zahlen auch nicht bekommen. Die auf den ersten Blick bullisch waren, auf den zweiten aber nicht unbedingt. Weil?
Expertenmeinung: Die US-Inflationsrate lag im September bei 3,0 Prozent, in der Kernrate (bei der Nahrungsmittel- und Energiepreise herausgerechnet werden) ebenso wie in der Gesamtrate. Das war, genauso wie bei der Monatsveränderung, ein Zehntelprozent unter der Prognose. Nicht viel also, zumal der Inflationslevel, den die US-Notenbank erreichen will, nicht 3,0, sondern 2,0 Prozent ist. Das war also kein entscheidender Durchbruch. Und es war auch keine Rate, bei der man sagen könnte: Jetzt ist die Sache für die „Fed“ klar, jetzt werden die Leitzinsen nicht nur noch einmal am Mittwoch um 0,25 Prozent gesenkt, ab jetzt geht es schnell zurück in die „Wohlfühlzone“ für die Anleger, die man bei zwei Prozent verorten könnte. Zumal man nicht weiß, was sich gerade am Arbeitsmarkt tut, dem Shutdown sei Undank.
Aber die Bullen haben ja noch ein Argument in Reserve, eine Karte, die man spielen kann, wenn zu vielen diese so geringfügig besser als gedacht ausgefallenen Inflationsdaten zu mager wären: Das Treffen zwischen Trump und Xi Jinping, das – Stand letzten Freitag – am Donnerstag dieser Woche stattfinden soll. Bis zum Beweis des Gegenteils kann man in einem derart bullisch dominierten Markt immer „verkaufen“, dass das den Durchbruch bringen wird und die Kurse danach erst recht durch die Decke gehen.
Diejenigen, die den Nasdaq 100 am Vorabend der Inflationsdaten nah an sein bisheriges Hoch gezogen haben, um dann mit einer Aufwärts-Kurslücke einen Ausbruch zu erzwingen, der die Trader vor diese typische Wahl stellen sollte, entweder mitzuziehen oder in der Angst leben zu müssen, nicht mehr in die Rallye des Jahres hineinzukommen, riskierten also nicht viel. Und haben gewonnen. Von Abgabedruck war den ganzen Freitag über nichts zu sehen.

Ein Coup mit Ansage, bei dem niemand „kontra“ sagt? Offenbar. Aber denken könnten es einige. Zum Beispiel die Autoren des Drehbuchs selbst. Diejenigen also, die die Kurse im Vorfeld höher gezogen hatten und jetzt gemütlich im Gewinn sind. Und damit im Gegensatz zu Tradern, die jetzt erst kurz vor diesem Treffen Trump/Xi einstiegen, kein Problem damit hätten, einen Gutteil ihrer „Anschub-Position“ mit Gewinn glattzustellen und so ihr Risiko nahe null zu senken. Für den Fall, dass da – wie man nüchtern betrachtet befürchten müsste – außer großen Sprüchen auch nach diesem Treffen nichts geboten ist.

Der Nasdaq 100 ist untypisch teuer bewertet, zu wenige Aktien ziehen ihn höher, die 200-Tage-Linie ist sehr weit weg und beim RSI sehen wir auf Tagesbasis eine negative Divergenz. Und statt eher ein wenig den Kopf einzuziehen, wie es in einem „normalen“ Marktumfeld zu erwarten wäre, geht man mit „all in“ in dieses Treffen USA/China. Hinzu kommt, dass der Index selbst auf kurzfristiger Ebene erst dann ein negatives Signal generieren würde, wenn er unter 23.969 Punkte fällt. Das ist unschön weit weg.
Ich meine, es wäre einen Gedanken wert, gerade diesen Umstand, dass so viele mit fliegenden Fahnen und ohne Deckung auf Hausse setzen, Grund genug ist, eigene Long-Trades auf dem Level neuer Rekorde ein wenig zu reduzieren und so einen Teil des Geldes dorthin zu verfrachten, wo ihm ein böses Erwachen nichts mehr anhaben kann: auf das Konto.
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