Anlegen mit Hebelprodukten: Das müssen Sie wissen

Hebelprodukte: Knockout-Zertifikate, Faktor-Zertifikate und Optionsscheine
von Ronald Gehrt
04.11.2025
„Einen Hebel ansetzen“, das bedeutet, mit dem gleichen Aufwand durch geschicktes Agieren bzw. durch kluge Überlegung einen größeren Effekt zu erzielen. Und genau das ist es, was die sogenannten Hebelprodukte ausmacht. Mit ihnen kann ein Anleger, wenn er überlegt handelt, deutlich höhere Gewinne mit ein und derselben Kursbewegung erzielen als ohne Einsatz von Hebelprodukten. Und man kann mit Hebelprodukten auch bei fallenden Kursen verdienen. Das klingt nicht nur gut, das ist auch gut. Der einzige Haken dabei ist ein Aspekt, der jedem, der an der Börse aktiv ist, absolut klar sein muss:

Höhere Gewinnchancen gehen mit höheren Verlustrisiken einher. Was bedeutet: Wer Hebelprodukte einsetzt, muss besonders vorsichtig und besonnen agieren, Nachlässigkeit rächt sich hier logischerweise mehr, als würde man ohne Hebel agieren. Und man muss wissen, was man tut, sich mit diesen Hebelprodukten beschäftigen. Denn es gibt mehrere unterschiedliche Gruppen, die alle ihre besonderen Eigenschaften haben. Man könnte auch sagen:

Jede der drei Gruppen, die wir uns in diesem Artikel ansehen, konkret Knockout-Zertifikate, Faktor-Zertifikate und Optionsscheine, hat Vor- und Nachteile. Aber das wäre nicht ganz richtig. Besser wäre es zu sagen: Jede dieser drei Gruppen hat ganz bestimmte Eigenschaften, die für besondere Situationen und die individuellen Ziele eines Anlegers besser geeignet sind.

Inhalt

Exkurs:  Was sind Hebelprodukte?

Bei Hebelprodukten handelt es sich um Finanzprodukte, deren Kursentwicklung von der Preisentwicklung eines anderen Produkts, beispielsweise einer Aktie, abhängig ist. Diese genannten Produkte haben für Privatanleger einen Hebel. Dies bedeutet, man kann mit diesen Produkten deutlich mehr Kapital an den Märkten bewegen, als man an Geld für den Kauf des Hebelprodukts einsetzt. Der Kapitaleinsatz bei Hebelprodukten ist also deutlich geringer als bei einer direkten Investition in die entsprechenden Basiswerte. Gleichzeitig steigt jedoch auch das Risiko exorbitant.

Knockout-Zertifikate: Trendimpulse gezielt umsetzen

Knockout- oder “K.o.”-Zertifikate klingen vom Namen her martialisch und irgendwie nach Totalverlust. Und ja, das kann (bei bestimmten Produkten) passieren, denn der Name ist hier tatsächlich Programm. Aber diese Zertifikate haben auch ihre Vorteile. Wer hier klug agiert und die nötige Vorsicht walten lässt, für den ist das Thema „Knockout“ keines. Um was geht es hier? Das erklärt sich am besten, indem wir uns einfach ein ganz konkretes Beispiel ansehen. Der Vergleichbarkeit und der Einfachheit halber machen wir das für alle drei Gruppen mit einem Hebelprodukt auf den DAX. Und das jeweils für ein Produkt, das bei steigenden, und für eines, das bei fallenden Kursen Gewinn erzielt. Als Grundannahme nehmen wir einen DAX bei 20.000 Punkten an, um eine leichtere Vergleichbarkeit zu gewährleisten.

Ein Knockout-Zertifikat, das auf steigende Kurse beim DAX setzt, wäre beispielsweise ein K.o.-Long-Zertifikat Basispreis 15.000 Punkte, K.o.-Schwelle 16.000 Punkte, Laufzeit bis Dezember 2026. Was passiert da?

Der Hebel-Faktor

Mit einem solchen Zertifikat steigen Sie quasi erst bei 15.000 Punkten ein, alles darunter ist nicht von Interesse, denn der Wert des Zertifikats rechnet erst ab seinem Basispreis, also ab 15.000 Punkten. In der Regel sind hier 100 Punkte 1 Euro, d. h., jeder Punkt ist einen Cent wert. Bei 20.000 Punkten im DAX ist das Zertifikat also 50,00 Euro wert. Steigt der DAX auf 21.000 Punkte, erhöht sich der Wert des Zertifikats um diese 1.000 Punkte = 1.000 Cent = 10 Euro. Somit liegt der Wert des Zertifikats jetzt bei 60,00 Euro. Was bedeutet:

Der DAX hat von 20.000 auf 21.000 Punkte zugelegt, das sind 5,0 Prozent. Ihr Long-Zertifikat jedoch hat von 50 auf 60 Euro und damit um 20 Prozent zugelegt. Das ist der sogenannte Hebel. Und der ist umso höher, je näher der Basispreis am aktuellen Kurs liegt.

Denn auch ein K.o.-Zertifikat mit Basispreis 18.000 Punkte würde diese 1.000 Cent im Wert zulegen, wenn der DAX von 20.000 auf 21.000 Punkte steigt – klar. Nur wäre das dann ein höherer Hebel, denn ein 18.000er-Zertifikat wäre bei einem DAX bei 20.000 Punkten nicht 50, sondern 20 Euro wert und würde mit einem Anstieg um diese 1.000 Punkte oder 1.000 Cent auf 30 Euro zulegen: ein Gewinn von 50 Prozent. Aber:

Dieser Hebel wirkt eben genauso, wenn es in die verkehrte Richtung geht. Fällt der DAX von 20.000 auf 19.000 Punkte, wäre das Zertifikat mit K.o. 18.000 Punkte nur noch 10 Euro wert statt vorher 20. Während man beim DAX selbst nur 5,0 Prozent an Wert verloren hätte, betrüge der Verlust bei einem solchen K.o.-Zertifikat 50 Prozent. Und nicht nur das:

Knockout-Zertifikate mit oder ohne Stop Loss?

In dem Moment, in dem die sogenannte „K.o.-Schwelle“ berührt wird, verfällt das Zertifikat wertlos. Dann haben wir einen Totalverlust … es sei denn, Basispreis und K.o.-Schwelle liegen nicht auf demselben Niveau. Denn es gibt zwei Varianten von K.o.-Zertifikaten.

Varianten von K.o.-Zertifikaten

Sie können K.o.-Zertifikate bekommen, bei denen Basispreis & K.o. auf demselben Niveau liegen. Also z. B. ein Zertifikat mit Basispreis und K.o. bei 15.000 Punkten. Vorteil: Sie haben einen größeren Puffer bis zum Totalverlust. Nachteil: Eben dieser Totalverlust wäre denkbar, was bei der anderen Variante nicht möglich wäre:

Die Alternative sind Zertifikate, bei denen der Basispreis ein gutes Stück unter dem K.o. liegt. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise: Basispreis 15.000 Punkte, K.o.-Schwelle 17.000 Punkte. Das nennt sich dann „Stop Loss“. Nachteil: Das Zertifikat verfällt schon bei einem kleineren Kursrückgang. Vorteil: Sie bekommen dann in jedem Fall die Differenz zwischen Basispreis und K.o.-Schwelle, in diesem Fall 2.000 Punkte oder 20 Euro, zurück.

Short-Zertifikate: Alles gleich, nur eben „andersherum“

Ebenso unkompliziert, wie Sie mit Knock-out-Zertifikaten bei steigenden Kursen verdienen können, geht das bei fallenden Kursen mit den Short-Zertifikaten. Beispiel:

Ein Knockout-Zertifikat, das auf fallende Kurse beim DAX setzt, wäre beispielsweise ein K.o. Short-Zertifikat Basispreis 25.000 Punkte, K.o.-Schwelle 24.000 Punkte, Laufzeit bis Dezember 2026.

Bei einem DAX von 20.000 Punkten wäre dieses Short-Zertifikat 50 Euro wert – die Berechnung ist wie beim Long-Zertifikat die Differenz zwischen dem Basispreis und dem aktuellen Kurs des Basiswerts, also des DAX.

Fällt der DAX von 20.000 auf 19.000 Punkte, verliert also 5,0 Prozent, steigt der Wert des Short-Zertifikats um diese 1.000 Punkte oder zehn Euro von 50 auf 60 Euro. Während der DAX-Index selbst Verlust macht, streicht man hier also 10 Euro oder, vom vorherigen Wert des Short-Zertifikats aus gerechnet, 20 Prozent Gewinn ein!

Hebelprodukte Laufzeit: Mit Laufzeitbegrenzung oder „open end“?

Auch bei der Laufzeit haben Sie zwei Möglichkeiten zur Wahl: Eine auf einen bestimmten Tag begrenzte Laufzeit oder ein sogenanntes „open end“-Produkt, das läuft, bis die K.o.-Schwelle ausgelöst wurde. Was wäre besser?

Bei „open end“-Produkten werden Sie feststellen, dass der Basispreis variabel ist und sich, zwar nur wenig und langsam, aber doch stetig nach oben (bei einem Long-Zertifikat) oder nach unten (bei einem Short-Zertifikat) bewegt. Ganz langsam schrumpft also der Wert des Zertifikats. Vom Prinzip her vergleichbar mit dem Laufzeitverlust der Optionsscheine, wenngleich deutlich geringer. Bei Zertifikaten mit begrenzter Laufzeit sieht man das weniger oder gar nicht. Aber:

Ob man sich für ein Zertifikat mit oder ohne Laufzeitbegrenzung entscheidet, ist vor allem eine Frage des Zeithorizonts. Will man eine strategische, von der Dauer her eher längere Positionierung eingehen oder geht es um die Nutzung einer aktuell entstandenen, akuten Situation am Markt, sodass man das Zertifikat tendenziell nur einige Tage oder Wochen halten will? In ersterem Fall wäre ein Produkt ohne Laufzeitbegrenzung sinnvoll, in letzterem Fall aber ist es fast egal, denn: Die Veränderung des Basispreises beim „open end“-Produkt vollzieht sich ja langsam, sodass dieser Aspekt auf Sicht einiger Tage oder Wochen nicht entscheidend ins Gewicht fallen würde.

Eine sinnvolle Einsatzmöglichkeit: Gezielte, kurzfristige Trades

Für welche Situationen könnte sich ein Einsatz von Knockout-Zertifikaten anbieten? Sie haben eine klar berechenbare Wertentwicklung, man kann daher seinen eigenen Stop-Loss für solche Hebelprodukte gut am Basispreis festmachen. Man kann mit ihnen eine sehr hohe Hebelwirkung erzielen, die sich zudem noch steigert, je tiefer das Zertifikat in die Gewinnzone läuft. Man muss aber immer im Hinterkopf behalten, dass sich der Hebel auch genauso intensiv gegen einen wendet, wenn der Basiswert in die falsche Richtung läuft. Damit wären diese Zertifikate dann eine interessante Wahl, wenn Sie unmittelbar auf laufende Trendimpulse setzen, also für gezieltes, kurzfristiges Trading.

Anlegen mit Hebelprodukten: Steckbrief – Knockout-Zertifikate | Online Broker LYNX
Anlegen mit Hebelprodukten: Steckbrief – Knockout-Zertifikate | Quelle: eigene Darstellung
Exkurs: Die Preisbildung von Hebelprodukten an der Börse

Wenn wir in diesem Beitrag beispielhafte Preise nennen, sind das immer Zahlen, die den rechnerischen Wert eines Hebelprodukts beschreiben. Die tatsächlichen Kurse für An- und Verkauf können davon abweichen. Das basiert auf Faktoren, die, je nach Art des Hebelprodukts, unterschiedlich sind. Die Abweichungen können durch eine ungewöhnlich hohe Volatilität im Basispreis ebenso wie durch eine noch besonders lange oder im Gegenteil nur noch sehr kurze Laufzeit bedingt sein. Es bietet sich daher an, vor einer Kaufentscheidung zu prüfen, ob vergleichbare Hebelprodukte anderer Anbieter womöglich günstiger sind und/oder ob man bereit ist, ein solches sogenanntes „Aufgeld“ hinzunehmen, weil solche Preisaufschläge mit der Zeit sinken und dadurch dann den Gewinn schmälern können.

Faktor-Zertifikate: Mit konstantem Hebel mitschwimmen, solange es beliebt

Faktor-Zertifikate sind eine ganz andere Variante aus der Familie der Hebelprodukte. Denn hier gibt es keinen Basispreis. Hier gibt es nur den Basiswert und den Faktor, der angibt, wie hoch der Hebel ist – und bleibt. Das ist bei den oben vorgestellten Knock-out-Zertifikaten anders, auch, wenn das vielen Anlegern gar nicht bewusst ist. Ein Beispiel:

Sie haben ein K.o.-Long-Zertifikat auf den DAX mit Basispreis 18.000, der DAX steht bei 20.000 Punkten. Legt der DAX 1.000 Punkte auf 21.000 zu, haben Sie bei einem ursprünglichen Wert des Zertifikats von 20 Euro 10 Euro hinzugewonnen, das macht einen Gewinn von 50 Prozent, während der DAX nur 5,0 Prozent gewonnen hat. Damit haben Sie einen Hebel von 50 ./. 5 = 10.

Wenn der DAX nun weitere 1.000 Punkte auf 22.000 Punkte zulegt, sind das für den DAX selbst 1.000 ./. 21.000 = 4,76 Prozent. Und beim Long-Zertifikat? Da haben Sie zwar nominal die gleiche Summe an den weiteren 1.000 Punkten verdient, nämlich 10 Euro. Und ja, vom Kaufpreis von 20 Euro aus gerechnet sind das auch wieder 50 Prozent. Aber rechnen Sie vom „letzten Stand“, dem Moment, als Ihr Zertifikat 30 Euro wert war, entsprechen diese weiteren 10 Euro eben “nur” noch 10 ./. 30 Euro = 33 Prozent. Der Hebel, errechnet aus dem prozentualen Gewinn im Zertifikat dividiert durch den prozentualen Gewinn beim Index selbst, beträgt nur noch 33 ./. 4,76 = 6,93. Das ist bei Faktor-Zertifikaten anders:

Egal was passiert, der Hebel bleibt gleich!

Bei Faktor-Zertifikaten bleibt der Hebel zu jedem Zeitpunkt für Sie gleich stark. Sie können sich diesen vorher aus dem breiten Angebot an Faktor-Zertifikaten aussuchen: Möchten Sie mit einem Hebel von 2, von 5, von 10 arbeiten? Egal, welchen Hebel Sie wählen, er verändert sich nicht. Ein Beispiel:

Angenommen, Sie kaufen ein Faktor-Long-Zertifikat mit Hebel 10 auf den DAX. Der Kurs dieses Zertifikats hängt nicht von irgendwelchen Basispreisen ab, denn das spielt keinerlei Rolle, auch die Höhe des Kurses selbst nicht, weil eben dieser Hebel immer gleich ist. Ob sie nun 100 Stück eines Faktor-Long-Zertifikats mit Hebel 10 auf den DAX zu 10 Euro bekommen oder 10 Stück zu 100 Euro: Der Gewinn und der Verlust, bezogen auf die eingesetzte Summe, ist immer gleich. Konkret heißt das:

Wenn der DAX von 20.000 auf 20.200 Punkte und damit um genau ein Prozent steigt, steigt der Kurs Ihres Faktor-Long-Zertifikats mit Hebel 10 um 10 Prozent. Und das bleibt so. Wenn der DAX bei 24.000 Punkten steht und um 240 Punkte (also auch um ein Prozent) steigt, steigt der Wert Ihres Zertifikats wiederum um zehn Prozent gegenüber dem Kurs, welchen es bei 24.000 DAX-Punkten hatte. Auch wenn der DAX eine Zeit lang später auf niedrigerem Kursniveau ein Prozent zulegt, macht das beim Kurs des Faktor-Zertifikats dann zehn Prozent Anstieg gegenüber dem Vortag aus. Genauso fällt der Wert des Zertifikats um den Faktor zehn, wenn es abwärts geht, während das Faktor-Long-Zertifikat in Ihrem Depot liegt.

K.o.? Laufzeitende? Gibt es nicht

Ein Vorteil solcher Faktor-Zertifikate ist: Sie können aufgrund ihrer Konstruktion nie völlig wertlos werden und haben auch keine K.o.-Schwellen.

Hinzu kommt, dass man sich um Zeitwertverluste keine Sorgen machen muss, was vor allem bei Optionsscheinen zu bedenken ist. Faktor-Zertifikate sind grundsätzlich „open end“-Produkte.

Das klingt grandios und ist es auch, wenn man zwei Aspekte im Hinterkopf hat, die man durchaus als „Haken“ ansehen kann

Zwei Nachteile von Faktor-Zertifikaten

Ausverkauft: Faktor-Zertifikate haben oft eine begrenzte Auflage, sodass sie auch mal ausverkauft sein können. Man kann sie zwar jederzeit wieder verkaufen. Aber bei Zukäufen muss man dann ggf. auf ein anderes Zertifikat zurückgreifen.

Ein deutlich wichtigerer Nachteil ist die Prozent-Falle: Der konstante Hebel ist zwar für die Berechnung des eigenen Gewinns oder Verlusts praktisch, er birgt aber auch eine kleine „Falle“, über die man sich im Klaren sein muss. Rechnen wir dazu mal ein konkretes Beispiel:

Wir haben ein Faktor-Zertifikat Long mit einem Faktor (also Hebel) von zehn im Depot, das am Ende des Vortages 10 Euro kostete. Der DAX fällt plötzlich an einem Tag um fünf Prozent, sagen wir, von 20.000 auf 19.000 Punkte. Das Faktor-Zertifikat Long mit Hebel 10 fällt dadurch um 50 Prozent auf 5 Euro, weil der Hebel in richtige genauso wie aus Sicht eines Halters eines Faktor-Zertifikats Long falsche Richtung genau gleich stark wirkt.

Am nächsten Tag saust der DAX wieder nach oben, holt seinen gesamten Verlust wieder auf und schließt wieder bei 20.000 Punkten. Das wäre ein Plus von 5,26 Prozent, um von 19.000 wieder auf 20.000 Punkte zu kommen. Man könnte denken, dass das beim Faktor-Zertifikat auch so sein müsste, sprich, dass es wieder dort notiert, wo es vor dem kurzen Kursrutsch notiert wurde, aber nein:

Steigt der DAX um 5,26 Prozent, steigt zwar das Faktor-Zertifikat mit Faktor 10 um 52,6 Prozent. Aber dieser Anstieg, diese Hebelwirkung, geht vom vorherigen Kurs aus. Der lag ja bei 5 Euro – sodass der DAX zwar sein Minus wieder aufgeholt hat, das Zertifikat aber nur auf 7,63 Euro steigt! 52,6 Prozent dieser 5,00 Euro, von denen aus der Faktor 10 dann gerechnet wird, sind eben nur 2,63 Euro. Das muss man bedenken, wenn man auf einen jederzeit konstanten Hebel setzt.

Faktor-Zertifikate bekommen Sie auf nahezu alles. Aber nicht für alles sind sie auch wirklich gut geeignet. Für gezielte, schnelle Trades sind Knock-out-Zertifikate besser geeignet, für ganz langfristige Spekulationen die gleich folgenden Optionsscheine. Bei den Faktor-Zertifikaten, wäre man an der richtigen Adresse, wenn man einen eher ruhigen Markt mit nicht allzu heftigen Sprüngen, die einen in die vorgenannte Prozent-Falle tappen ließen, wählt und da mit einem moderaten Faktor einen übergeordneten Trend begleitet.

Anlegen mit Hebelprodukten: Steckbrief – Faktor-Zertifikate | Online Broker LYNX
Anlegen mit Hebelprodukten: Steckbrief – Faktor-Zertifikate | Quelle: eigene Darstellung

Optionsscheine: Wer auf der Lauer liegt, liegt hier richtig

„Ich weiß nicht, wann es passiert. Und wer weiß, wie weit es vorher noch aufwärts/abwärts geht, aber irgendwann knallt es und dann wird es blitzschnell gehen.“ Wer solche Gedanken hegt, ist mit einem richtig ausgewählten Optionsschein gut bedient.

Optionsscheine haben gegenüber den Knock-out-Zertifikaten den großen Vorteil, dass sie vor dem Laufzeitende nicht „ausgeknockt“ werden, also wertlos verfallen können. Man kann dadurch mit diesem Hebelprodukt auf ein Ereignis setzen, von dem sich nicht absehen lässt, wann es dazu kommt, von dessen Eintreten der Anleger aber fest überzeugt ist. Z. B. von einer Trendwende nach oben nach einer langen Baisse oder vielleicht von einem Kurseinbruch oder gar Crash nach einer Hausse, die ihm/ihr überzogen scheint.

Einsatzmöglichkeiten: Positionierung auf eine erwartete, starke Kursbewegung oder die Absicherung des Depots

Auch die Absicherung eines Depots oder das Erhöhen des Depotgewinns durch das Begleiten eines Trends mit moderatem Hebel sind mit Optionsscheinen gut machbar, vorausgesetzt, man wählt einen vernünftigen Basispreis und eine ausreichende Laufzeit. Denn nur dann greift ihr großer Nachteil nur geringfügig: der sogenannte Zeitwertverlust.

Der kann es in sich haben, daher ist es wichtig, sich mit den Optionsscheinen genau zu beschäftigen und dann die richtige Wahl zu treffen.

Da wir all diese in Bezug auf Optionsscheine wichtigen Fakten inklusive einer detaillierteren Beschreibung, was genau diese Scheine sind und wie sie funktionieren, in einem anderen Artikel ausführlich dargelegt haben, schlagen wir vor, dass Sie sich diesen einmal genauer ansehen, um abzuwägen, ob Optionsscheine für Sie eine gute Lösung wären und wenn ja, mit welchem Ziel Sie diese einsetzen möchten. Bitte klicken Sie einfach hier: „Optionsscheine richtig einsetzen“.

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Anlegen mit Hebelprodukten: Steckbrief – Optionsscheine | Quelle: eigene Darstellung

Hebelprodukte sind hervorragende Werkzeuge, wenn man auch die Risiken berücksichtigt

Hebelprodukte können sehr hilfreiche Werkzeuge für Anleger sein, wenn man Chancen und Risiken kennt und berücksichtigt. Eine höhere Chance geht immer mit einem zugleich höheren Risiko einher. Daher ist es entscheidend, sich für den Einsatz von Zertifikaten oder Optionsscheinen in aller Ruhe mit diesen auseinanderzusetzen, bevor man durch diese „Tools“ im eigenen Depot den Hebel ansetzt!

Artikelserie: Die Technische Analyse – Lassen Sie Charts für sich arbeiten!

 


Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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