Es war vor allem der MDAX, der am Tag Eins nach der Bundestagswahl durchstartete. Am Ende blieben aber von einem zeitweiligen Plus von 2,8 Prozent nur noch 1,5 Prozent übrig. Wer kaufte, wer verkaufte … und wer setzt sich jetzt durch?

Es war der Gedanke, dass der Sieg der Konservativen zu einer für die Wirtschaft förderlicheren Politik führen werde und dass damit den MDAX-Unternehmen Rückenwind geben wird, der die Käufe zu Handelsbeginn motiviert haben muss. Verteidigung, Immobilien, Maschinenbau, teilweise auch Chemie- und Pharmaaktien starteten am Montagmorgen durch. Mehr noch als beim DAX, zum einen, weil der MDAX ja theoretisch Nachholbedarf hätte, zum anderen, weil man die DAX-Aktien ja zuvor als weniger betroffen von der heimischen Flaute angesehen hatte. Deswegen liefen sie vorher besser, jetzt sollte also der MDAX mit den angeblich mehr binnenorientierten Unternehmen dran sein.
Diese Motivation hat aber so ihre Haken. Und das dürfte diejenigen, die sich vor allem das Chartbild angesehen hatten, dazu gebracht haben, in die anfängliche Rallye hinein zu verkaufen. Denn der MDAX hatte sich gleich mehreren Widerständen angenähert:

Erstens war er schon nahe an das vorherige Rallye-Hoch vom vergangenen Dienstag bei 28.505 Punkten herangelaufen. Dort wartet zweitens die obere Begrenzung des im August etablierten Aufwärtstrendkanals. Und drittens, das sehen wir im Chart auf Monatsbasis, war er an die im Chart blau gehaltene 1.000-Tage-Linie gelaufen, an der er zuletzt 2023 zweimal nach unten abgedreht hatte. Und diejenigen, die da verkauften oder Short-Trades etablierten, dürften sich gefragt haben: Warum sollte er ausgerechnet diesmal nach oben durchlaufen? Stellt man sich die Frage zu Recht, jetzt, nach der Wahl?
Expertenmeinung: Grundsätzlich schon. Ein Haken bei der Motivation der morgendlichen Käufer liegt darin, dass die MDAX-Unternehmen sehr wohl international operierende Unternehmen sind. Das Klischee, dass ein „niedrigerer“ Index automatisch bedeutet, dass man es hier mit „kleinen Klitschen“ zu tun hat, ist Unsinn. Und auch, wenn man tendenziell damit rechnen könnte, dass eine CDU-geführte Regierung dazu neigt, im Zweifel für die Unternehmen zu agieren, ist es doch mehr als fraglich, ob das reicht, um die über Jahrzehnte hausgemachten Probleme zu lösen. Mal von der Flaute in China und der US-Wirtschaftspolitik abgesehen. Dass seit Wochenbeginn ein anderer Wind für die MDAX-Unternehmen weht, ist somit eine starke Behauptung, aber mehr auch nicht. Allerdings …
… wissen wir ja aus Erfahrung, dass starke Behauptungen an der Börse äußerst hartnäckig sein können, vor allem, wenn die Kurse solche Aussagen unterfüttern und es sich hinzieht, bis Beweise dafür kommen, dass man da auf Sand gebaut hat. Was heißt:
Gelingt es, die Skeptiker, die am Montag ausgestiegen sind, vom Platz zu fegen, indem man den MDAX über diese jetzt angesteuerten drei Hürden hinaus bekommt, wird man weiter hören und lesen können, dass die kommende Koalition für die MDAX-Unternehmen besonders günstig ist. Aber genauso wird diese Idee komplett zu Staub zerfallen, wenn die „Wahl-Rallye“ komplett abverkauft würde. Die kommenden Tage werden also den Weg weisen, Prognosen, wer sich da wird durchsetzen können, sind da ebenso bar jeder Substanz wie unnötig:
Wenn der MDAX über den Aufwärtstrendkanal, dessen obere Begrenzung heute bei knapp 28.700 Punkten verlaufen wird, hinauskommt, wäre das vorherige Hoch ebenso überboten wie die momentan bei 28.490 Punkten verlaufende 1.000-Tage-Linie. Dann würden die meisten potenziellen Verkäufer ihre Orders wohl streichen und ggf. sogar ins Bullen-Lager überlaufen.
Fällt aber die bis Ende 2023 zurückreichende Supportzone 27.236/27.642 Punkte, die der Index vergangene Woche hatte halten können, werden die Verkäufe mit deutlich gestiegener Wahrscheinlichkeit weitergehen. Die Käufer haben es in der Hand, das zu verhindern. Aber das Abschmelzen dieser gestern zeitweise deutlich höheren Gewinne dürfte einige nervös gemacht haben, ein Spaziergang wäre ein solcher Ausbruch nach oben also nicht.
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2025? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top Flop – MDAX Top Flop – Euro Stoxx Top Flop – Dow Jones Top Flop – Nasdaq 100 Top Flop
