Der Januar sah zwei kurze Rücksetzer beim DAX, einmal an die 20.000er- und einmal an die 21.000er-Marke, ansonsten war der Monat eine ungestörte Rekordjagd. Damit endet heute einer der stärksten Monate der letzten Jahre. Und die Frage steht im Raum: Was kommt jetzt?
Die Bewertung des DAX über das Kurs-/Gewinn-Verhältnis ist so hoch wie zuletzt Anfang 2015 (ausgenommen die verzerrten Werte im Zuge der Corona-Hochphase). Markttechnisch ist er, wenn man sich Stochastik-Oszillator oder RSI ansieht, auf Tages-, Wochen- und sogar auf Monatsbasis heiß gelaufen. Und nachdem der Index das durchschnittliche Kursziel für das Jahresende 2025 bei knapp 21.200 Punkten (auf Basis der Prognosen von 24 im Dezember dazu befragten Banken) bereits am 22. Januar überboten hat, ist es nur noch ein kurzer Weg zum höchsten aller dieser 24 Kursziele, das bei 22.500 Zählern liegt.

Atemberaubend und extrem riskant. Es sei denn, es gäbe gute Gründe dafür, dass der Index sich derart anders verhält, als die Experten vor wenigen Wochen noch erwartet haben. Gibt es die?
Expertenmeinung: Gerade wurde gemeldet, dass Deutschlands Wirtschaft 2024 das zweite Jahr in Folge geschrumpft ist. Die Wachstumsprognose der Bundesregierung für 2025 wurde jetzt von 1,1 auf 0,3 Prozent heruntergenommen. Die Verbraucher sind vorsichtig, China als erhoffte Wachstumsstütze kommt bislang nicht auf Touren, aus den USA droht Ungemach und, ach ja, in gut drei Wochen steht die Wahl an. Eine Wahl, bei der es eher überraschend wäre, wenn ein Ergebnis erzielt wird, das eine zeitnahe Regierungsbildung ermöglichen würde. Also: Nein, eher ist das Gegenteil der Fall.
Zwar wird gerne argumentiert, dass die im DAX gelisteten Unternehmen in einer anderen Liga spielen und ihre Gewinne auch in diesem Umfeld immer weiter steigern können. Aber das gilt – und das auch nur bislang, ob es so weitergeht, ist nicht vorhersehbar – nur für einige. Und die sind, weil sie die Hausse des Index tragen, großenteils schon untypisch teuer bewertet. Immerhin müssen Dauerläufer wie SAP, Telekom oder Siemens Energy ausgleichen, was die Autobauer oder die Chemie als normalerweise tragende Säulen nicht zum Anstieg des Index beitragen können.
Was offenbar entscheidend zu diesem Lauf des deutschen Leitindex beitrug und wohl auch noch beiträgt ist, dass internationale Fonds laut der jüngsten Umfrage der Bank of America Europa und da in erster Linie offenbar den DAX seit Ende Dezember erheblich übergewichten, zu Lasten der US-Assets. Was dazu führte, dass der DAX den Dow Jones zuletzt deutlich unter sich ließ. Da ist viel Geld unterwegs, das hält einen Trend aufrecht, keine Frage. Aber das wird natürlich nicht für alle Zeit so weitergehen, eine Veränderung der Gewichtung dauert ein paar Wochen, nur selten ein paar Monate. Zumal man sich fragen kann, ob dieses Übergewichten der Eurozone mit Schwerpunkt DAX denn wirklich clever ist.
Zuletzt kam derart viel internationales Fonds-Kapital im Februar 2015 herein. Damals dachten die Entscheider, der DAX werde massiv von einer Ausweitung der Anleihekäufe der EZB profitieren. Man lag falsch, der DAX verlor ab Anfang April 2015 fast den gesamten Kursgewinn der vorherigen Hausse binnen zehn Monaten. Heute wird argumentiert, hier habe man das größte Wachstumspotenzial. Wir hier vor Ort sehen das nicht und auch keine Basis dafür, so gesehen: Diese Fonds könnten mit ihrem Kaufrausch erneut auf Sand bauen.
Was man auch im Auge behalten sollte: Der Januar endet jetzt. Mit einer perfekten, werbewirksamen Performance, die man sich natürlich nicht im letzten Moment durch Gewinnmitnahmen verkleinern will. Aber sollten die großen Adressen mit Blick auf Bilanzen, Ausblicke, die Wahl und ggf. Ungemach aus dem Weißen Haus der Ansicht sein, dass der Februar womöglich nicht mehr viel Luft nach oben hat, wäre es keine Überraschung, wenn die Gewinnmitnahmen relativ bald im neuen Monat einsetzen. Aber!
„Keine Überraschung“ und „damit kann man rechnen“ sind zwei Paar Schuhe. Gegen diesen wenngleich heiß gelaufenen Trend zu traden ist hoch riskant und nur etwas für erfahrene Trader ohne Nerven. Der weniger riskante Weg ist, dem Trend zu folgen, dabei aber das anzulegen, was gefährlich viele nicht nötig zu haben scheinen: einen Fallschirm. Und zwar in Form konsequenter Stop Loss-Verkaufsorders, die man mit jedem neuen Hoch sukzessiv nachführt.
Aktuell wäre das Zwischentief des sofort aufgekauften Rücksetzers vom Montag bei 21.081 Punkten eine Ausgangsbasis für kurzfristige, aggressive Long-Trades. Für weniger kurzfristige Trades wäre das alte, im Dezember 2024 bei 20.523 Punkten erzielte Rekordhoch eine Orientierung. Viel weiter nach unten zu gehen hieße, im Falle eines Falles recht weit mit nach unten geschleppt zu werden, immerhin ist die 200-Tage-Linie, die ja grundsätzlich immer mal wieder getestet wird und für mittelfristige Positionen eine taugliche Orientierung für eine Absicherung ist, jetzt gerade erst an der 19.000-Punkte-Marke vorbeigelaufen!

Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
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