Kaum ein anderes Unternehmen zeigt so klar, wie es um die US-Konsumenten steht. Die jüngsten Zahlen zeichnen ein überraschendes Bild.
Frühindikator für die US-Konsumlaune
Walmart ist nicht nur der größte Einzelhändler in den USA, das Unternehmen ist ein Indikator für den Zustand der gesamten US-Wirtschaft.
Kein anderer Händler ist so tief verwurzelt, wird von allen Einkommensgruppen genutzt und kann daher Nachfrageveränderungen früher erkennen.
Die jüngsten Quartalszahlen und Aussagen des Vorstands liefern daher Informationen, die weit über das Geschäft von Walmart selbst hinausreichen.
Demnach zeigten sich die US-Konsumenten weiterhin ausgabebereit. Besonders im Lebensmittelgeschäft gewann Walmart Marktanteile, und zwar nicht nur im Kerngeschäft mit preisbewussten Haushalten, sondern zunehmend auch bei Kunden mit höheren Einkommen.
Mittlere Einkommen blieben stabil, wohingegen einkommensschwächere Haushalte spürbar stärker unter Druck gerieten. („US customers still spending, middle-income is stable, but lower-income is under additional pressure“).
Niedrige Einkommen unter Druck
Diese Belastung spiegelte sich im Quartalsverlauf deutlich wider und wurde zusätzlich durch die zeitweise Pause der SNAP-Leistungen verstärkt. Während der Wochen ohne Auszahlung verzeichnete Walmart einen klaren Rückgang in den entsprechenden Warenkörben, der sich jedoch normalisierte, sobald die Zahlungen wieder aufgenommen wurden.
Die Schere zwischen den Einkommensschichten nahm weiter zu, ohne dass die grundsätzliche Konsumneigung insgesamt einbrach („there was a greater disparity between higher-income and lower-income shoppers“).
Gleichzeitig blieb der Einfluss der Zölle spürbar. Laut Walmart besteht ein realer Kostendruck, auch wenn das Unternehmen Wege fand, einen Teil der Belastung abzufedern, um Preissprünge für Kunden zu begrenzen.
(„When it comes to higher tariff costs, the pressure is real. Yet, Walmart’s team has been able to reduce the impact on customers by finding ways to absorb some costs“)
Erstaunlich
Der scheidende CEO hat mehrfach auf die starke Entwicklung im Online-Geschäft verwiesen. Walmart gewinnt demnach Marktanteile. Die Liefergeschwindigkeit wurde weiter verbessert.
Damit stärkt Walmart eine strategische Säule, die sich zunehmend als Differenzierungsmerkmal gegenüber klassischen Wettbewerbern erweist.
Darüber hinaus handelt es sich um den größten Wachstumstreiber im Konzern. Der Umsatz im Online-Geschäft konnte im letzten Quartal um 27 % gesteigert werden.
Fazit:
Die US-Konsumlaune ist erstaunlich stabil, die niedrigen Einkommen stehen jedoch spürbar unter Druck. Darauf deuten auch etliche Datenpunkte abseits von Walmart hin.
Dass die niedrigen Einkommen durch Zölle und die jüngsten Änderungen der US-Gesetzgebung am härtesten getroffen werden, lag von vornherein nahe.
Prognose erhöht, aber reicht das?
Walmart scheint das jedoch nicht zu schaden. Der Gewinn lag in Q3 mit 0,62 USD je Aktie knapp über den Erwartungen von 0,61 USD. Mit einem Umsatz von 179,5 Mrd. USD wurden die Analystenschätzungen von 177,2 Mrd. USD ebenfalls übertroffen. Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 5,8 % und einem Anstieg des Gewinns von 6,9 %.
Darüber hinaus hat Walmart die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr von 3,75 – 4,75 % auf 4,80 – 5,10 % erhöht und die Gewinnerwartungen von 2,52 – 2,62 auf 2,58 – 2,63 USD je Aktie.
Bei Walmart herrscht business as usual, das Geschäft läuft gut, das lässt sich nicht in Abrede stellen. Daher ist die positive Kursreaktion auf die Quartalszahlen und die Erhöhung der Prognose im ersten Moment auch nachvollziehbar.
Das Problem ist allerdings, dass Walmart aktuell mit einer forward P/E von 41 bewertet wird. Selbst wenn der Gewinn im kommenden Jahr wie erwartet um 12 % steigen wird, läge die P/E Ende 2026 noch bei 36,3.
Aus meiner Sicht ist die Aktie deutlich überbewertet. In den letzten fünf Jahren lag die P/E durchschnittlich bei 24.
Als die P/E von Walmart das letzte Mal bei über 40 lag, also um die Jahrtausendwende, dauerte es anschließend über zehn Jahre, um die Überbewertung abzubauen. Für Anleger war es ein verschenktes Jahrzehnt. Das muss nicht wieder geschehen, es wäre jedoch möglich.

Kurzfristig ist eine Fortsetzung der laufenden Bewegung immer wahrscheinlicher. Für langfristige Investoren ist das Chance-Risiko-Verhältnis auf dem aktuellen Niveau jedoch fragwürdig.
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