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Inhalt
Wie funktionieren Faktor-Zertifikate?
Mit Faktor-Zertifikaten können Anleger auf steigende und auf fallende Märkte setzen. Faktor-Long-Zertifikate profitieren von steigenden Kursen des Basiswerts, wohingegen Faktor-Short-Zertifikate eine negative prozentuale Wertentwicklung des Basiswerts in eine überproportional positive Performance verwandeln und bei steigenden Notierungen an Wert verlieren. Faktor-Zertifikate haben eine unbegrenzte Laufzeit und beziehen sich auf einen eigens von der Emittentin errechneten Strategieindex. Dieser Strategieindex gibt auf täglicher Basis die prozentuale Veränderung des Basiswerts mit einem konstanten Faktor wieder. Die Höhe des Faktors gibt an, mit welchem Hebel der Strategieindex diese tägliche Kursveränderung nachvollzieht. Steigt z. B. der Basiswert um 1 % gegenüber den Vortagesschlusskurs, wird sich ein entsprechendes Faktor-Long-Zertifikat mit dem Faktor 3 um 3 % erhöhen. Der dreifache Faktor wirkt aber auch in die entgegengesetzte Richtung. Verliert der Basiswert z. B. 1 %, dann wird ein Faktor-Long-Zertifikat mit dem Faktor 3 um 3 % sinken. Ein Faktor-Short-Zertifikat verhält sich entsprechend umgekehrt.
Doch was passiert mit einem Faktor-Zertifikat, wenn sich das Produkt aus Sicht des Anlegers sehr stark in die „falsche“ Richtung bewegt? Beispielsweise würde bei einem Faktor-Long-Zertifikat mit Faktor 3 ein Tagesverlust des Referenzwerts um -33,3 % einen Wertverlust des Faktor-Zertifikats von 100%, also einen Totalverlust, bedeuten. Um diesen Fall zu verhindern, sind Faktor-Zertifikate mit einer sog. Anpassungsschwelle ausgestattet. Die Anpassungsschwelle bei Long-Indizes liegt unterhalb, bei Short-Indizes oberhalb des jeweiligen Schlusskurses des Basiswerts. Bei einem Faktor-Long-Zertifikat mit dem Faktor 3 liegt die Anpassungsschwelle gewöhnlich bei 30 % unterhalb des Schlusskurses des Basiswerts. Wenn die Anpassungsschwelle von 30 % ausgelöst wird, wenn der Basiswert an einem Handelstag 30 % oder mehr an Wert verliert, kommt es zu einer untertägigen Anpassung. Untertägige Anpassung bedeutet, dass so getan wird, als wäre der Handelstag bereits beendet und es würde sofort ein neuer beginnen. Somit würde der Anleger eines Faktor-Zertifikats mit einer Anpassungsschwelle bei 30 % Verlust keinen Totalverlust, sondern „nur“ einen Verlust von ca. 90 % erleiden. Der starke Kursrückgang des Basiswerts führt zwar nicht zu einem Totalverlust, jedoch erleidet der Anleger trotzdem eine erhebliche Minderung seines Kapitals.
Das nachfolgende Beispiel soll die Funktionsweise von Faktor-Zertifikaten, besser erläutern.
Anlage in ein Faktor-Long-Zertifikat – ein Beispiel
Ein Anleger rechnet kurzfristig mit einem Kursanstieg der XYZ-Aktie (aktueller Aktienkurs: 100 Euro) und entscheidet sich für den Kauf eines Faktor-Long-Zertifikats mit dem Faktor 3 auf die XYZ-Aktie zum Preis von 100 Euro.
Am zweiten Tag nach dem Kauf steigt die XYZ-Aktie auf 110 Euro, was einer Performance von 10 % entspricht. Das Faktor-Zertifikat steigt hingegen um den Faktor drei der Tagesperformance um 30 % auf 130 Euro.
Am dritten Tag kommt es zu einem Rückgang der XYZ-Aktie um 10 %. Die Aktie notiert bei 99 Euro. Das Faktor-Zertifikat hingegen verliert deutlich 30 % und notiert bei 91 Euro.
An Tag vier steigt die XYZ um 11 % auf 110 Euro. Das Faktor-Zertifikat steigt folglich um 33 % auf 121,33 Euro.
In der untenstehenden Übersicht wird das Beispiel nochmal zusammengefasst:
Performancevergleich Aktie und Faktor-Zertifikat
| Tag | XYZ-Aktie | Performance XYZ-Aktie | Faktor-Zertifikat | Performance Faktor-Zertifikat |
|---|---|---|---|---|
| Tag 1 | 100,00 € | 100,00 € | ||
| Tag 2 | 110,00 € | +10% | 130,00 € | +30% |
| Tag 3 | 99,00 € | -10% | 91,00 € | -30% |
| Tag 4 | 110,00 € | +11% | 121,33 € | +33% |
Auszahlungsprofil Faktor-Zertifikat

Anhand des Beispiels wird deutlich, dass der Hebel bei Faktor-Zertifikaten in beide Richtungen wirkt. Zum einen kann der Anleger im Vergleich zu einem Direktinvestment in den Basiswert seine Gewinne, aber auch seine Verluste überproportional vergrößern.
Ebenfalls zeigt das Beispiel, dass das Faktor-Zertifikat selbst in volatilen Seitwärtsphasen an Wert verlieren kann, obwohl der Basiswert am Ende der Seitwärtsphase wieder sein ursprüngliches Kursniveau erreicht hat. So notiert der Kurs der XYZ-Aktie an den Tagen 2 und 4 unverändert bei 110 Euro, während der Kurs des Faktor-Zertifikats am Tag 2 bei 130 Euro und am Tag 4 bei 121,33 Euro notiert.
Für wen eignen sich Faktor-Zertifikate?
Faktor-Zertifikate eignen sich für Anleger, die überproportional an kurzfristigen Kurstrends mit einem konstanten Hebel partizipieren möchten und bereit sind, dafür ein entsprechendes Risiko einzugehen. Diese Produkte werden überwiegend von sehr erfahrenen und risikobewussten Day-Tradern mit mathematischem Grundverständnis genutzt.
Faktor-Zertifikate – Chancen und Risiken
Vorteile und Chancen:
Faktor-Zertifikate spielen ihre Vorteile in kurzfristigen Trendphasen, also bei eindeutigen Marktbewegungen, aus. In sowohl steigenden als auch fallenden Märkten sind durch den täglich konstanten Hebel überproportionale Gewinne möglich. Somit können Anleger entsprechend ihrer Strategie und ihrer eigenen persönlichen Risikoneigung zwischen verschiedenen Hebeln wählen. Ein Vorteil von Faktor-Zertifikaten ist, dass sie theoretisch nie wertlos werden können, da die konstant gehebelte Tagesperformance des Basiswerts auf den Kursstand des Vortags angewendet wird und durch eine untertätige Indexanpassung bei extremen Marktbewegungen verhindert wird. Außerdem haben Faktor-Zertifikate eine unbegrenzte Laufzeit.
Im Vergleich zu Optionsscheinen spielt die implizite Volatilität für Faktor-Zertifikate keine signifikante Rolle. Somit lässt sich die Preisentwicklung von Faktor-Zertifikaten für Anleger leichter nachvollziehen.
Nachteile und Risiken:
Eine Investition in Faktor-Zertifikate birgt auch einige Risiken. Mit der Wahl des Faktors (Hebels) wird die Höhe des Risikos bestimmt. Je höher der Hebel, desto höhere Verluste drohen bei gegenläufiger Kursentwicklung. Verliert ein Basiswert beispielsweise an zwei aufeinanderfolgenden Tagen je -10 % an Wert, so würde ein Long-Faktorzertifikat mit Hebel 5 unterm Strich einen Wertverlust von -75 % erleiden. Und selbst wenn die Aktie am darauffolgenden Tag dann die beiden Vortagesverluste wieder wettmacht (+23,5 %), würde das Faktorzertifikat nur etwas mehr als die Hälfte des Ausgangswerts (54,3 %) erreichen. In diesem Fall wirkt sich der konstante Hebel negativ auf das eingesetzte Kapital aus. Es gilt: Je höher der Wertverlust des Faktor-Zertifikats, desto schwerer ist es das entstandene Minus wieder aufzuholen – selbst bei vorteilhafter Kursentwicklung des Basiswerts.
Und auch im Tagesverlauf sind trotz des integrierten Intraday-Anpassungsmechanismus hohe Verluste möglich, die – je nach Hebel – im Extremfall einen großen Teil des eingesetzten Kapitals betreffen können.
Faktor-Zertifikate eignen sich nicht für eine langfristige Anlage, da Schwankungen des Basiswertes sich aufgrund der Konstruktion des Strategieindex nachteilig auswirken können.
Ein weiteres Risiko für Anleger von Faktor-Zertifikaten stellt das Emittentenrisiko dar. Da Faktor-Zertifikate rechtlich gesehen nichts anderes als Inhaberschuldverschreibungen gegenüber dem Emittenten darstellen, unterliegen sie keinem extra gesicherten Einlagensicherungsfonds. Daher sind Anleger dem Risiko ausgesetzt, dass die Emittentin ihre Verpflichtungen nicht erfüllen kann, z. B. im Falle einer Insolvenz oder einer behördlichen Anordnung ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals möglich ist.
