Haben die Bullen beim S&P 500 jetzt gute Karten oder haben sie nicht? Das solide Plus am Tag 1 nach Amtsantritt von Donald Trump scheint eine klar bullische Wegweisung zu sein. Aber wohin der Weg wirklich führt, dürfte sich erst in den kommenden Tagen abzeichnen.
Mit einem Plus von 0,88 Prozent gegenüber dem Vorwochenschluss (am Montag wurde in den USA nicht gehandelt) war der Anstieg am Tag 1 nach Donald Trumps Vereidigung gut, aber nicht überschwänglich. Der S&P 500 lag damit wie üblich in der Mitte zwischen dem stärker gelaufenen Dow Jones (+1,24 Prozent) und dem eher mäßig gestiegenen Nasdaq 100 (+0,58 Prozent). Ist der Anstieg an sich denn aussagekräftig, sprich ist das ein Signal dafür, dass man an den US-Aktienmärkten davon ausgeht, dass Donald Trumps Wirtschaftsagenda Wachstum und Aktienkurse noch mehr in Schwung bringt, als das 2024 ohnehin schon der Fall war?
Das ist eben die Frage. Interessant war, dass die Meldung am Montagnachmittag unserer Zeit, dass der US-Präsident die Zölle erst einmal doch nicht anheben werde, für einen Satz nach oben sorgte. Doch während bei seiner Antrittsrede tatsächlich nicht von Einfuhrzöllen die Rede war und er auch kein entsprechendes Dekret im Zuge der Flut an unmittelbaren Anordnungen direkt nach der Vereidigung unterzeichnete, erklärte er am Abend Washingtoner Zeit auf einmal, dass er vorhabe, 25 Prozent Einfuhrzölle auf Waren aus Kanada und Mexiko ab 1. Februar zu erheben. Das wiederum führte dazu, dass der Future auf den S&P 500 gegen 01:45 Uhr unserer Zeit schlagartig um ein Prozent wegsackte. Aber dann wurde es interessant:
Trumps Aussage steht weiter im Raum, das Minus im S&P 500 aber wurde nicht nur aufgeholt, der Index lief im Verlauf des gestrigen Handels sogar über den Level hinaus, der vor dieser Aussage galt und schloss weniger als ein Prozent unter dem bisherigen Verlaufsrekord bei 6.099,97 Punkten, der am 6. Dezember erreicht wurde. Rein charttechnisch betrachtet ist es dadurch ziemlich wahrscheinlich, dass dieses bisherige Hoch angelaufen wird. Immerhin wäre die „Vorgeschichte“ dafür perfekt:
Expertenmeinung: Sie sehen im Chart auf Tagesbasis, dass der S&P 500 zuvor das „Trump Gap“, diese am Tag nach der US-Wahl entstandene Aufwärts-Kurslücke, Anfang letzter Woche präzise schloss und das umgehend Käufe auf den Plan rief. Die Bullen sind also nicht nur Willens, hier weiter zu dominieren, sie sind auch dazu imstande. Und dass die Erkenntnis, dass das Thema Zölle sehr wohl weiter ganz oben auf Donald Trumps Liste steht, scheinbar problemlos weggesteckt wurde, lässt viele zweifellos von neuen Rekorden träumen. Die auch kommen könnten … aber nicht müssen.

Denn ja, bis zum oberen Ende des aktuell wichtigsten Aufwärtstrendkanals, dessen Ursprung das Tief des Corona-Crashs 2020 war (siehe der Chart auf Monatsbasis) wären noch ein wenig Luft, diese Linie wartet im laufenden Monat bei etwa 6.325 Punkten. Aber das „ein wenig“ muss man unterstreichen, denn da reden wir eben, ausgehend vom bisherigen Hoch bei 6.100, von 3,7 Prozent.
Hinzu kommt, dass der S&P 500 auf Monatsbasis bereits überkauft und mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis auf Basis der berichteten Gewinne der letzten vier Quartale von 25,6 ungewöhnlich teuer ist (vor einem Jahr lag diese Bewertung um 22,3).

Und dass der unmittelbare Abverkauf als Reaktion auf die plötzlich doch wieder im Raum stehenden, höheren Einfuhrzölle aufgekauft wurde, heißt zwar, dass die Bullen erfolgreich eine negative Reaktion „weggekauft“ haben. Aber dass diese negative Reaktion überhaupt auftrat macht klar, dass nicht alle davon überzeugt sind, dass Trumps Wirtschaftspläne für den US-Aktienmarkt positiv sind. Was sich auch darin zeigt, dass der US-Aktienmarkt seit Dezember keine neuen Rekorde markiert hatte. Viele sind vorsichtiger geworden. Und das, was sich aus Amtsantrittsrede, den ersten Entscheidungen und dem Thema Zölle jetzt ergeben hat, birgt nichts, dass skeptische Trader umstimmen würde.
Daher wäre es sehr gut möglich, dass dieser Tag 1 mit seinen Kursgewinnen noch in keiner Weise wegweisend war, sondern sich erst entscheidet, wo es auf Sicht der kommenden Wochen langgeht, wenn dieses Rekordhoch bei knapp 6,100 Punkten erreicht und/oder leicht überboten wurde. Erst, wenn dann Anschlusskäufe kommen statt Gewinnmitnahmen oder letztere aufgekauft werden, ohne dass der S&P 500 wieder in oder gar unter das „Trump Gap“ bei 5.783 zu 5.865 Punkten rutscht, ließe sich unterstellen, dass die Optimisten das Rennen gewonnen haben und der Weg bis an die obere Begrenzung des 2020er-Trendkanals bei 6.325 Zählern angegangen wird. Das bisherige Hoch wird die Weggabelung sein, was gestern war, deutet nur an, dass man diese Entscheidung sehr bald, womöglich bereits heute, in Angriff nehmen wird.
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
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