Der S&P 500 hatte vergangene Woche über einer mittel- und langfristig immens wichtigen Kreuzunterstützung mit hoher Dynamik gedreht. Doch ob die Käufer es schaffen, die für eine Aufwärtswende entscheidenden Marken zu überbieten, steht auf einem anderen Blatt.
Hoffnung kann einen Aktienmarkt erstaunlich stark und zugleich lange nach oben ziehen. Was nicht wundert, immerhin sind fast alle Marktteilnehmer auf die Long-Seite fixiert: Rauf ist gut, runter ist schlecht. Daher greift man nur zu gerne nach jedem Strohhalm, der einem im Abwärtstrend in Reichweite gelangt. Das zumindest in Ansätzen sichtbare Zurückrudern der zuvor geradezu grotesken Zölle, die für Einfuhren verhängt wurden, war genau das: ein Strohhalm.
Das führte dazu, dass der marktbreite S&P 500 am vergangenen Montag mit 4.835 Zählern fast punktgenau auf Höhe des 2022er-Jahreshochs (4.819 Punkte) nach oben drehte, dann zwar wieder zurückfiel, aber mit dem kurz darauf verkündeten 90-Tage-Aufschub für viele Zölle einen zweiten Anlauf unternahm. Dadurch gelang es, die Kreuzunterstützung aus der unteren Begrenzung des im März 2009 etablierten, übergeordneten Aufwärtstrendkanals und der 1.000-Tage-Linie im Bereich von 4.680 Punkten erst einmal auf Distanz zu halten. Klar ist damit schon einmal der Ankerpunkt auf der Unterseite:

Fällt dieses 2022er-Hoch und wird dadurch ein neues Jahrestief markiert, ist der Index sofort wieder klar bärisch. Und bricht diese langfristig bedeutsame Kreuzunterstützung durch Closings klar unter 4.680 Zähler, brennt die Luft. Für den Moment ist das erst einmal abgewendet. Das Problem der Bullen ist aber:
Expertenmeinung: Die Käufe der vergangenen Tage haben nur erreicht, dass der S&P 500 kurzfristig neutral einzuordnen ist. Bullisch ist er jedoch noch nicht. Dazu müsste der Widerstandsbereich aus 20-Tage-Linie, März-Verlaufstief und Februar-Abwärtstrendlinie bezwungen werden. Der liegt derzeit zwischen 5.470 und 5.560 Punkten. Dran war man Anfang der Woche schon. Aber am Mittwoch gab es einen Rückschlag, der klar macht: Wenn die Käufer jetzt nachlassen, kann diese Sache mit dem Befreiungsschlag schiefgehen.
Auslöser des derzeit nur einen Tag ausmachenden, erneuten Abwärtsschwenks waren Aspekte, die man sich eigentlich hätte denken können. Zum einen, dass die Chiphersteller mit den neuen Ausfuhr-Regularien schon wieder Probleme bekommen würden. Zum anderen, dass, wie US-Notenbankchef Powell am gestrigen Abend betonte, diese Zölle das Inflationsrisiko spürbar erhöhen und man derzeit nicht unmittelbar über Zinssenkungen reden könne. Wenn Faktoren, die die Käufer in einem Umfeld begleiten und daher nicht abschrecken sollten, genau das aber doch bewirken, dürfte das viele darüber nachdenken lassen, wie stabil dieser Strohhalm und der Griff, mit dem er umklammert wird, wohl sein mögen.
Damit werden kommende Nachrichten womöglich zum Zünglein an der Waage. Sollten sie imstande sein, die Hoffnung, dass das alles ohne nachhaltigen und großen Schaden an der US-Wirtschaft vorbeigeht, zu bestärken, kann der S&P 500 jederzeit einen erneuten Anlauf nach oben unternehmen und diese Schlüsselzonen auf der Unterseite so auf Distanz halten. Aber erst, wenn dieses „Widerstandsnest“ 5.470 zu 5.560 Punkte wirklich klar und auf Schlusskursbasis bezwungen wurde, würden diese Hoffnungen mit charttechnisch positiven Fakten unterfüttert. Bis dahin bleibt die Sache extrem fragil und der Trend abwärtsgerichtet.

Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
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