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Die Kerzen der letzten drei Handelstage bilden beim MDAX einen sogenannten „Morning Star“. Nach dem kräftigen Abstieg seit Anfang Oktober wirkt das wie eine perfekte Chance, die Bären abzuschütteln. Aber da gibt es einiges, was man im Hinterkopf behalten sollte.
Eine rote Kerze, dann ein sogenannter „Doji“ (bei dem Eröffnungs- und Schlusskurs so nahe beieinander liegen, dass diese Kerze wie ein Kreuz wirkt), danach als Drittes eine grüne Kerze: Diese Kombination nennt man Morgenstern oder Morning Star. Und der MDAX lieferte jetzt eine perfekte Version davon ab: Aufgetreten nach längerer Abwärtsbewegung … und der Doji von der roten und grünen Kerze jeweils mit einer Kurslücke abgetrennt: Was kann da für die Bullen schon noch schiefgehen?
Einiges. Zunächst einmal ist ein Morning Star eine der Formationen in der Candlestick-Lehre, die einer Bestätigung bedürfen. Das heißt, die Formation wäre erst dann gültig und als bullisches Signal anzusehen, wenn ihr idealerweise umgehend am Folgetag, spätestens aber am zweiten Tag, eine weitere grüne Kerze folgt, die den Kurs, hier also den MDAX, noch ein gutes Stück höher trägt.
Darüber hinaus haben solche Formationen normalerweise nur eine Reichweite von vier bis fünf Handelstagen. Dann hätte der Morning Star seine Schuldigkeit getan und andere bullische Signale müssten übernehmen, um den Kurs weiter zu tragen. All das kann gelingen. Aber noch ist es eben nicht passiert. Wie stellen sich diese drei Kerzen im charttechnischen Gesamtkontext dar?

Expertenmeinung: Einen Pluspunkt zugunsten des bullischen Lagers sehen wir im Chart des MDAX auf Monatsbasis: Der Index hat knapp über der derzeit bei 27.688 Punkten verlaufenden 1.000-Tage-Linie nach oben gedreht. Diese Linie hatte zuletzt 2023 und Anfang 2025 als Widerstand gedient, sodass sie noch im Fokus recht vieler Marktteilnehmer steht und diesmal als Support fungieren könnte. Auch kann der Umstand, dass die markttechnischen Indikatoren auf Tagesbasis nach dem vorangegangenen Abstieg eher im überverkauften Bereich rangieren, Rückenwind bieten. Damit wird es dann aber auch schon eng mit den für ein Durchschlagen des Morning Stars hilfreichen Faktoren.
Denn „geliehene“ Argumente wie eine letztlich höchst vage Hoffnung auf einen Erfolg des US-Friedensplans oder eine nicht minder vage Chance darauf, dass die US-Notenbank den Leitzins im Dezember gleich ein drittes Mal nacheinander senkt, tragen selten weit. Und hierzulande bleibt die Perspektive trübe. Die höheren US-Zölle haben nun einmal ihre Auswirkungen. Und der gestern veröffentlichte ifo-Geschäftsklimaindex fiel ein weiteres Mal schwach aus.

Daher sollte man diese Candlestick-Formation besser mit der rein vom Chartbild her auch angebrachten Vorsicht genießen. Sie sehen im MDAX-Chart auf Tagesbasis, dass sich oberhalb des Montags-Schlusskurses ab 28.988 bis hinauf auf 29.668 Punkte (die 200-Tage-Linie) eine ganze Phalanx an Widerstandslinien ballt. Bis dorthin könnte der Morning Star, sofern er durch eine weitere grüne Kerze bestätigt wird, den Index durchaus tragen. Aber für einen charttechnischen Befreiungsschlag reicht sein Prognosehorizont normalerweise nicht, da müssten dann andere Aspekte die Käufer bei Laune halten.
In eine solche Formation hinein einfach auf Verdacht Short zu gehen, wäre zwar äußerst riskant. Aber bereits jetzt das „All-in“ auf der Long-Seite auszurufen, wäre kaum weniger gewagt: Warten wir besser erst einmal ab, was diese Formation in den kommenden Handelstagen zuwege bringt.
Der Inhalt dieses Artikels wurde erstellt am 24.11.2025 um 20:59 Uhr. Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
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