Die Vorgabe für den Start ins Jahr 2025 ist nicht gerade ideal. Der DAX beendete 2024 nahe einer Unterstützung, ein gutes Stück vom Hoch entfernt. Und die US-Indizes wackelten zum Jahresende auffällig. Die Bullen müssten jetzt Zeichen setzen. Aber sind sie dafür stark genug?
Man sollte diese Frage vermutlich etwas anders formulieren: Ist die Summe des Kapitals derjenigen, die weder Bullen noch Bären, sondern einfach nur Sparer sind, die passiv immer auf steigende Kurse setzen und dafür monatlich einen bestimmten Betrag direkt oder über Sparpläne in Fonds oder ETFs investieren, groß genug? Größer als das, was erfahrene Investoren, aber womöglich auch die ersten Hedgefonds, an Druck durch Verkäufe ausüben, wenn ein Jahr beginnt, das eines ablöst, über das viele sagen dürften: So ein Glück haben wir nicht noch einmal?
Die Vorgaben sehen dergestalt aus, dass nicht gerade wenige den Gedanken im Kopf haben dürften: „take the money and run!“ Oder, sinngemäß: Nimm den Gewinn mit, solange er noch da ist. Immerhin sind die Vorlagen auf allen Ebenen zugleich problematisch:
Expertenmeinung: Der Blick an die wackelnden US-Börsen ist eine hochgezogene Augenbraue wert. Die konjunkturellen Perspektiven für Deutschland sind irgendetwas zwischen mager und finster. Die US-Wirtschaftspolitik kann in Kürze für die deutschen Exporteure zum Problem werden. China springt als erhoffter Wachstumsmotor weiterhin noch nicht an. Die Bewertung des DAX insgesamt ist zu hoch. Und die Marktbreite der in der zweiten Dezemberhälfte erst einmal unterbrochenen Rekordjagd zu schwach.
Das Gros der Unerfahrenen wird sich dieser Aspekte teilweise oder sogar vollständig nicht bewusst sein. Hier orientiert man sich an der Performance des eigenen Depots: Solange die steigt, denkt man nicht daran, die regelmäßigen Käufe zu stoppen oder Geld aufs Konto zurück zu überweisen. Zumal sich der Gedanke, dass Buchgewinne im Depot real und in Stein gemeißelt sind, immer weiter ausbreitet, je länger die Reihe von Monaten ist, die im Plus endeten. Und so wacklig der Dezember war, im Saldo brachte auch er dem DAX ein Plus.
Die Frage ist daher weniger, ob das Lager der bullischen Trader imstande wäre, den Zufluss dieses automatisch kommenden Geldes der passiven Sparer so zu verstärken, dass der DAX die Verkäufe derer, die zusehen, dass sie in einem Umfeld wie diesem aus dem Markt kommen, kompensiert. Es ist die Frage, ob die Bullen das wollen, falls das Verkaufsvolumen in den ersten zwei Handelswochen stark sein sollte.
Dass die US-Indizes, aber letztlich auch der DAX, nach einem starken Jahr ausgerechnet kurz vor dem Jahresende schwächer werden, ist eher ungewöhnlich. Schließlich ist die Jahresperformance ein Werbeargument für die institutionellen Investoren. Ein starkes Jahr animiert dazu, zuzukaufen oder erst neu einzusteigen. Dass man mehr oder weniger (eher mehr) tatenlos zusah, dass die Kurse ein gutes Stück unter die Hochs rutschten, ist daher kein gutes Omen, denn:
Wenn man schon vor diesem Stichtag Silvester so viel Abgabedruck sieht, was, könnten sich viele über Silvester gefragt haben, muss da erst nach dem Ultimo kommen? In dieser Situation liegt der Ball daher bei den Verkäufern. Wird der Druck größer als gedacht, werden die Bullen den Gedanken, die regelmäßigen Zuflüsse der Sparer zu verstärken, verwerfen und geplante Käufe zurückziehen. Ob er größer wird als gedacht, werden wir jetzt sehen. Letztlich redet das Chartbild ein gewichtiges Wort mit, ob er zu groß wird, um das Ruder herumzureißen. Denn eine Zone muss halten, sonst wird es kritisch:

Der DAX hatte am Tag der Terminbörsen-Abrechnung am 20. Dezember ein Zwischentief bei 19.650 Punkten ausgebildet. Dieses Zwischentief lag in der wichtigen Supportzone 19.492 zu 19.675 Punkte, die auf den Herbst zurückgeht. Diese Zone muss halten, ansonsten wäre der Weg direkt an die im November getestete und damals gehaltene Unterstützungszone 18.780 zu 19.045 Punkte frei, die, da die 200-Tage-Linie knapp darunter verläuft, wie ein Magnet wirken könnte. Achten Sie auf den Bereich 19.492 zu 19.675 Punkte: Wenn der fällt, sollte man äußerst vorsichtig werden.
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
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