Nahe am Rekordhoch und trotzdem in einer kniffligen Lage, geht das? Das geht, der Nasdaq 100 befindet sich gerade in dieser Situation. Und Nvidia, dessen Zahlen die Sache zu Gunsten der Bullen lösen sollten, zieht nicht davon. Die Käufer müssen trotzdem ran, denn wenn nicht…
… könnte die Hausse schnell äußerst wacklig werden. Was die Trader am Donnerstag umtrieb, war die Reaktion auf die Quartalsergebnisse des Super-Schwergewichts Nvidia. Die lagen zwar über den Prognosen, aber nicht so weit, dass die Aktie steil davongezogen wäre. Eingangs des Donnerstags-Handels notierte sie sogar ein wenig im Minus, bevor sich der Kurs dann gegen Handlesende moderat in die Gewinnzone schleppte. Das Problem daran war, dass man einen von Nvidia befeuerten Nasdaq 100 dringend benötigte. Zum einen, um die „Goldgräberstimmung“ aufrechtzuerhalten und damit den Weg zu neuen Hochs frei zu halten. Zum anderen, um zu verhindern, dass negative charttechnische Signale auf kurzfristiger Ebene „Beine“ kriegen könnten. Denn gerade jetzt, da die Hausse vor allem auf dem ziemlich instabilen Polster reiner Hoffnungen ruht, könnte so etwas leicht passieren.
Denn so ziemlich allen Akteuren, vor allem aber den großen Adressen, ist klar, dass die kommende US-Wirtschaftspolitik ebenso Vor- wie Nachteile haben wird. Und was da am Ende überwiegt, ist offen, Zweifel sind da in Sachen Wirkung höherer Zölle allemal berechtigt. Wobei hinzu kommt, dass die Trump-Agenda in Sachen Wirtschaft die Inflation schnell zurückbringen kann. Was hieße: Die Zinsen bleiben hoch. Und das ist gerade für viele Unternehmen, die im Nasdaq 100 versammelt sind, problematisch, weil die Quote der Fremdfinanzierung bei Technologieunternehmen tendenziell eben höher ist. Höhere Zinsen = höhere Kosten im Schuldendienst = Druck auf das Gewinnwachstum.
Expertenmeinung: In einem solchen Umfeld ist es wichtig, dass nichts die Kreise der Bullen stört. Und da gilt es, potenzielle Lecks nach dem Motto „wehret den Anfängen“ sofort zu stopfen. Eines stand da bereits im Raum, Nvidia sollte es richten. Nachdem das nicht funktionierte, musste eben „einfach so“ gekauft werden. Aber ob dieser Kitt hält? Der Blick auf die Charts zeigt, worauf es jetzt ankommt:

Im Chart auf Wochenbasis sehen wir, dass der Nasdaq 100 als Reaktion auf die US-Wahl nahe an die obere Begrenzung eines Anfang 2023 entstandenen Aufwärtstrendkanals gelaufen war, dort dann aber in der vergangenen Woche abdrehte. Das war, nicht zuletzt wegen der dadurch entstandenen negativen Divergenz beim RSI-Indikator, der im Gegensatz zum Index selbst kein neues Hoch schaffte, etwas, das „repariert“ werden musste, insbesondere, weil sich der Index auf Tagesbasis noch kniffliger präsentiert.
Der Nasdaq 100 sauste zwar am Tag nach der Wahl über das alte Rekordhoch, aber nach nur einem Tag mit Anschlusskäufen stockte die Rallye bereits. Es folgte ein fünftägiges Wassertreten … und dann kam es zu einer Abwärts-Kurslücke, die zum einen aus dem Ausbruch nach oben ein „Island Reversal“ machte, zum anderen den Index an die kurzfristige August-Aufwärtstrendlinie und wieder unter das vormalige Allzeithoch vom Juli drückte.

Diese August-Trendlinie hält er zwar seit mehreren Tagen. Aber er konnte sich bislang nicht von ihr nach oben lösen. Das sollte Nvidia mit einem Kurssprung als Reaktion auf die Quartalsergebnisse richten. Mit einem Kurssprung, der dummerweise ausblieb. Damit waren die Bullen in der Pflicht, trotzdem zu kaufen, um den Index über dieser Trendlinie zu halten, insbesondere, weil die kurz nach Handelsbeginn zu brechen drohte.
Das gelang zwar. Aber in dieser charttechnischen Konstellation ist das Leck erst dann wieder zu, wenn der Nasdaq 100 das bisherige Verlaufshoch bei 21.182 Punkten klar überwinden konnte. Und das idealerweise höchst zügig, denn nach unten sind aktuell nur zwei Prozent Luft bis zu einem bärischen Signal, das ist nicht genug, um nach dem gestrigen, eher mühsam errungenen und mageren Plus bereits aufatmen zu können.
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
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