Nasdaq 100: Flucht nach vorne – effektiv, aber auch riskant

von Ronald Gehrt
12.12.2024 | 08:14 Uhr

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Wer bremst verliert … vor allem, wenn man versucht, der Realität durch reines Momentum zu entkommen. Die Bewertung des Nasdaq 100 ist untypisch teuer, die Perspektiven nach dem Regierungswechsel unsicher. Da hilft nur die Flucht nach vorne. Was aber einen Haken hat.

Das war eine perfekte Attacke des bullischen Lagers. Nachdem der Nasdaq 100 zwei Tage korrigiert hatte und sich unschön nahe an einer kurzfristigen Schlüssel-Unterstützung befand, die aus den Juli- und November-Hochs, der 20-Tage-Linie und der August-Aufwärtstrendlinie besteht und derzeit zwischen 20.690 und 21.180 Punkten liegt, gelang es, denen, die darüber nachdachten, langsam mal Gewinne mitzunehmen, diese „Flausen“ auszutreiben:

Der Index eröffnete direkt mit dem Start in den regulären Handel, vorbörslich durch steigende Futures-Kurse in die entsprechende Position gebracht, nahezu auf dem Niveau des letzten Freitag markierten Verlaufsrekords. Daraus entstand eine bei alternden Hausse gerne generierte „friss oder stirb“-Situation, die dazu führt, dass viele ihre Verkaufsorders streichen und so mancher sogar umschwenkt und zukauft, statt Positionen zu reduzieren. Der Effekt:

Ein neues Rekordhoch und wieder deutlich mehr Puffer zu der vorgenannten Auffangzone, deren Bruch schon aus rein charttechnischer Sicht für die Bullen problematisch werden könnte. Doch müssten sich die Anleger nicht wundern?

Den aktuellen Kurs und Chart des NASDAQ 100 sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Immerhin gab es gar keinen unmittelbaren Anlass für den Kurssprung, die US-Verbraucherpreise waren vorbörslich präzise auf den Levels auf den Tisch gekommen, die von den Volkswirten im Vorfeld geschätzt worden waren. Und mehr noch:

Die Bewertung des Nasdaq 100 ist mittlerweile bei einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 34 angekommen. Vor einem Jahr lag sie noch bei 28,4. Und „billig“ war schon das nicht mehr. Jetzt ist der Index im Schnitt der Gewinne der in ihm gelisteten Unternehmen noch einmal knapp 20 Prozent teurer bewertet. Und ob Trump da bei den Tech-Unternehmen viel Gewinndynamik entfacht, ist nicht nur fraglich. Es gibt auch keinen Grund, warum diejenigen, die darauf wetten, diese Wette alle auf einmal ausgerechnet gestern intensiviert haben sollten.

Nasdaq 100: Tages-Chart vom 11.12.2024, Kurs 21.763,98 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Tageschart vom 11.12.2024, Kurs 21.763,98 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Aber schon ein Blick auf den Chart auf Tagesbasis zeigt, dass es um die Rahmenbedingungen wenn, dann nur in zweiter Linie geht. Dass die August-Aufwärtstrendlinie immer wieder und getestet und verteidigt wurde, weist auf einen massiven Anteil reinen Tradings hin. Denn würde sich ein Index wie dieser konsequent entlang der mal positiven, mal negativen Nachrichtenlage bewegen, wären derart präzise Trends nicht möglich. Was einerseits bedeutet:

Die gestrige, bullische Attacke hat diesen Aufwärtstrend erneut gefestigt. Aber andererseits wird er damit zur Achillesferse der Bullen. Denn der Blick auf den Chart auf Wochenbasis macht klar: Der Nasdaq 100 ist heißgelaufen, sogar über den 2020er-Aufwärtstrendkanal hinausgelaufen. Ein solches „Overshooting“, zusammen mit einer teuren Bewertung und nahe der überkauften Zone rangierenden markttechnischen Indikatoren, das ist dünnes Eis.

Nasdaq 100: Wochen-Chart vom 11.12.2024, Kurs 21.763,98 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Wochenchart vom 11.12.2024, Kurs 21.763,98 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Und ebenso, wie die Trader stur und ohne Ansehen des „Drumherum“ in einem solchen Trend auf der Long-Seite agieren, nehmen sie auch aus chart- und markttechnischen Gesichtspunkten heraus Gewinne mit oder drehen auf die Short-Seite.

Diese Zone 20.690 zu 21.180 Punkte mag jetzt wieder ein gutes Stück weiter entfernt sein. Aber die wichtigste Linie dieser Zone ist die August-Aufwärtstrendlinie. Und die steigt, verfolgt die Bullen sozusagen. Und wir wissen ja: Wer dauernd und zu lange davonläuft, wird irgendwann schlappmachen. Behalten Sie diese Aufwärtstrendlinie im Auge!

Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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